Alles was nicht direkt zu den obigen Foren passt, findet hier Platz. Also Fragen zu den Verbänden, Vereinen, oder einfach allem was generell tauchspezifisch ist oder sonst einen Bezug zum Taucher.Net hat.

Trocki Restluft Notfall

Geändert von Chellix67,

Hallo,

ich habe eine für euch Profis bestimmt ziemlich dämlich klingende Frage:

Mir wurde neulich von einem Buddy erzählt, dass man im Fall, dass das Auslassventil im Trocki nicht mehr funktioniert oder klemmt, einfach oben aus der Halsmanschette die Luft rauslassen soll, bevor man zu schnell aufsteigt. Also auf den ersten Blick klingt das ja gar nicht so blöd, aber ist das wirlklich eine echte Lösung, wenn man die Luft aus dem Trocki nicht rausbekommt und zu schnell aufsteigt? Nass werden, wäre mir ja egal, nur Hauptsache nicht hoch wie ein Korken.

Gibt's da eventuell bessere Lösungen?

Für mich als noch recht unerfahrenem Trockentaucher ist das mit dem Regulieren der Restluft im Trocki wirklich eine potenziell gefährliche Sache. Bisher vermeide ich einfach tiefere TG (max. 12 m mit Trocki) einfach weil ich null Erfahrung damit habe, was man wirklich tun kann/soll, wenn's mal klemmt. Da übe ich lieber im Flachen.

Danke schon mal für die Antworten. Und bitte nicht zu sehr auslachen.

VG Axel

AntwortAbonnieren
12.06.2024 01:01Geändert von kwolf1406,
12.06.2024 01:02
Es gibt verschiedene Notfallverfahren speziell für das Tauchen im Trocki. Das von dir beschriebene gehört unbedingt dazu. Alternative wäre, die Lufl aus einer Armmanschette abzulassen ( mit erhobenem Arm), falls man ohne Trockenhandschuhsystem taucht.
Eine andere Übung ist eine Rolle vorwärts, um zuviel Luft aus den Beinen zu bekommen, die dich sonst in einen Kopfstand zwingen würde.
Solche Dinge und auch etwas nötige Theorie lernst du entweder in einem Trockentauchkurs oder ein erfahrener Taucher zeigt sie dir. Es gibt auch Infos im Netz dazu.
12.06.2024 07:17
Die bessere Lösung, man hat auch etwas Luft im Wing. Dann zuerst wieder neutrale Tarierung herstellen mit dem Wing, danach das Trockiventil prüfen, mit drücken und ganz aufschrauben wird es zu 99% wieder funktionieren. Ansonsten ist die Halsmanschette durchaus eine Option.
struppirennfahrerPADI Instructor
12.06.2024 07:42
ich hab mir in meinen Trocki ein zweites Auslassventil einbauen lassen
12.06.2024 08:01
hm...

es macht schon grunz-sätzlich sinn, die luft im notfall bei der größten öffnung auszulassen - und das ist nun mal die halsmanschette.
ich finde halt, daß es am meisten sinn macht, nur so viel luft im trocki zu haben, daß es angenehm warm und die bewegung problemlos möglich ist. da klappt es auch mit dem entlüften gut. den trocki als haupttarriermittel zu verwenden seh ich eher kritisch...
SolosigiPADI DM, RAB/VDST/CMAS CCR Tec, Poseidon SE7EN CCR
12.06.2024 10:23
Natürlich kann es vorkommen, dass das Auslaßventil klemmt.
Das kommt aber äußerst selten vor! Bei mir in ca. 3500 Trockentauchgängen nie...
Ich kenne in meiner gesamten Umgebung nur ein einziges "Gerücht" (wird halt so untereinander abgesprichen), dass sowas passiert sein soll (Nach Dekokammer soll aber auch da alles wieder in Lot gewesen sein...).

Was ber bei mir vorgekommen ist: das Einlassventil klemmt und bleibt offen! Ist aber auch kein Problem, einfach den Inflator abstecken (und den Tauchgang mit langsamen Auftauchen beednen)...

PS: Und im Gegensatz zu den hier verbreiteten Meinungen tariere ich ausschlie0lich über den Trocki.

Gruss
Solosigi
12.06.2024 11:47

Ich bin einer von denen, die ausschliesslich über den Trocki tarieren und das Wing als Backup benutzen.
Bei einem Trocki Kurs erläutere ich dann auch imer die Möglichkeiten.
1. Tarieren über Trocki
2. Tarieren über Jacket und nur soviel Luft in den Trocki, dass er nicht zwickt
Meistens landen die Schüler dann aber bei nur Trocki, denn wenn beides benutzt wird, muss man auch beim Auftauchen an Beides denken.
Gehen wir mal davon aus, dass das Einlassventil klemmt, sprich es kommt viel Luft in den Trocki
Massnahme: Einlass abziehen und schauen, dass die viele Luft rauskommt. Meist ist man dann aber schon ein paar Meter höher, also kann die Hals-, Armmanschette oder Auslassventil wegchrauben durchaus nützlich sein. Ich habe keine Armmanschetten mehr, also fällt das bei mir raus. Damit kommt ......
..... mit Trockihandschuhen unter den Warmneck, unter die Kopfhaube in die Halsmanschette und ziehen. Da kommt dann sicher auch Wasser in den Tocki, was nicht schlimm, aber unangenehm ist. Das wäre dann für mich als "Warmduscher" eine Übung im Hallenbad und ohne Untertzieher.
Dass das Auslassventil klemmt habe ich noch nie erlebt, ich stelle mir auc vor, dass man das schnell merkt beim Auftauchen. Es gibt ja dann die Option, wenn automatisch klemmt, drauf zu drücken.

Soclhe Massnahmen für Notfallübungen mache ich immer gerne im Hallen- oder Freibad, nicht im See, aber üben sollte man das, denn Angst hat man meist vor dem Ungewissen.

12.06.2024 11:51
Über die Häufigkeit komplett verstopfter Ventile kann ich nichts sagen, aber es ist natürlich möglich dass bei einem zu schnellen Aufstieg mit zu viel Gas im Anzug das Ventil nicht schnell genug entlüftet und Du immer auftriebiger wirst. Um dann zu bremsen ist die Halsmanschette eine realistische Option, aber sollte man zumindest einmal ausprobiert haben, gehört eigentlich zum Trocki-Kurs. Du kannst natürlich nicht mit den Trockenhandschuhen von oben in den Manschettenrand hineinfummeln wie beim Ausziehen, sondern Du greifst von außen und ziehst. Kann passieren dass der Luftschwall in die Kopfhaube geht und sie mit der Maske verschwindet ...
12.06.2024 14:50Geändert von kwolf1406,
12.06.2024 14:55
Bevor man wieder streitet, ob wer mit dem Trocki tariert, sollte man klären was wir unter tarieren verstehen. Ich verstehe unter tarieren, das Luftvolumen ausgleichen, das sich durch Tiefenänderung ansonsten verändert. Also tariert man den Trocki, weil Luft darin (bzw im Unterzieher) ist. Nicht zu verwechseln mit neutralem Schweben gegen den Abtrieb aufgrund von (Über-)Gewicht der Ausrüstung. Das erfolgt über das Wing.
Idealtypisch hat man immer zumindest zu Beginn des Tauchgangs auch etwas Luft im Wing und man tariert dann also beides.
12.06.2024 15:20
Bei wenig Gas, sprich typ. Monoflasche, kann man natürlich das Gasgewicht auch mit dem Trocki ausgleichen und das Wing komplett leer lassen. Dann habe ich eben keine Reserve zum schnellen ablassen & neutrale Tarierung herstellen wenns mal Auftrieb gibt oder der Trockiablass nicht funktioniert.
Oder ich fülle Gas ins Wing, welches ich wenn nötig ablassen kann, und spare es mir den kalten See über die Halsmanchette in den Trocki zu kippen. Kann jeder machen wie er gern will
12.06.2024 22:12
Ich tariere hauptsächlich mit dem Trocki, allerdings habe ich etwas Luft im Jacket falls es mit dem Auslass zu langsam geht. Das mit der Halsmanschette habe ich im Kurs erklärt bekommen, mit 7mm Handschuh komme ich allerdings nicht in die Latexmanschette rein. Daher das Jacket und ein offenes Ventil.
12.06.2024 22:53
Danke an alle.
Eure Antworten waren sehr hilfreich und auch lustig.
Wenn ich das jetzt richtig verstehe, dann funktioniert die "Notbremse" also wirklich. Im Trocki Specialty wurde uns nichts davon gesagt. Die ganzen Übungen mit Rolle vorwärts etc. haben wir gemacht, aber "See in den Trocki schütten" 😂, wurde nicht erläutert. Kann ich aber auch verstehen. Welche Tauchschule will schon, dass alle Trockis und Unterzieher patschenass sind nach dem Kurs.
Ich werde das aber trotzdem mal im Schwimmbad üben. Da ist auch das Wasser nicht so kalt, wie im Kreidesee.

Ansonsten fange ich wohl an mit Trocki und Wing zu tarieren (für den Notfall Wing entleeren) und dann mal sehen, wie später Tarieren nur mit Trocki funktioniert.

Danke noch mal!

Safe diving 👌

13.06.2024 09:32
1-2Kg Komfortblei im Trocki sind ja noch o.k. Aber überbleien, nur um noch viel "Notfallluft" im Wing zu haben, ist nicht gut. Und wenn du schießt, bringt dies auch nichts mehr.
Das Ziel, *nur* mit Trocki tarieren, ist nunmal quark, denn primär kommt es darauf an, ob dein Wing aus anderen Gründen leer ist, oder Luft enthält (z.B. auch im Neoprentrocki, wenn es tiefer geht). Nur das entscheidet, womit du tarieren sollst (s.o.)
13.06.2024 10:27
Der korrekt minimal bebleite Monoflaschentaucher verliert ja nur wenig Gasgewicht während des TG, so dass sein Wing auch am Anfang des TG nur wenig Luft enthält (und am Ende gar keine mehr), deshalb kann er auch auf das Wing verzichten ohne seinen Trocki übermäßig aufzublasen. Wenn der viel mit dem Wing macht hätte ich eher den Verdacht dass er überbleit ist.
Bei einem Doppelgerätetaucher mit stages sieht das anders aus, und auch der rebreather Taucher müsste eigentlich bailout mitnehmen und sich dafür ausbleien und entsprechend das Wing nutzen.
blackraiderDM / IANTD Normoxic Plus
13.06.2024 16:22Geändert von blackraider,
13.06.2024 16:24
Diese Diskussion mit dem ewigen Tarieren und dem Trocki hat ja auch schon Bart. wink

Lehrmeinung all meiner Ausbilder bisher war: Tariert wird mit dem Wing!
Das war auch immer schon mein persönlicher Standpunkt.

Heißt das nun, dass man garnicht mit dem Trocki tarieren darf?
Nein natürlich nicht, kleinere Korrekturen kann man natürlich mit dem Trocki machen.
Was heißt das:
Du legst ne Stage ab oder nimmst eine weitere auf und musst nur etwas gegensteuern... Geht klar mit Trocki
Du machst eine leichte Tiefenkorrektur auch hier kein Ding den Trocki zu nehmen. Du arbeitest und musst die Tarierung leicht korrigieren (V-Drill / Maskenwechsel / Boje)... Ich glaube es wird klar.

Was man aber meiner Meinung nach nicht mit dem Trocki macht ist zum Beispiel folgendes: Abstieg im "freien Fall aufs 40 Meter Wrack von der Oberfläche aus... Bremsen überm Wrack: hier kommt klar das Wing zum Einsatz, der Trocki liefert ja garnicht genug Luft um einen Abstieg mit 20 Meter und schneller überhaupt zu stoppen.
Einstieg ins Wasser mit vollen Pullen, auch hier wird das Wing genutzt um nicht abzusaufen.

Einfach gesagt, das Wing trägt die Hauptlast und der Trocki wird erst mal so weit belüftet, dass es nicht zwickt.
Kleine Korrekturen gehen im Trocki für alles andere gibt's das Wing.

Allgemein willst Du eigentlich auch nicht nur mit Trocki tarieren, wenn Du zu viel in dem Anzug hast wabert Dir die mords Luftblase auf den Schultern rum, Dir drückt es wenn Du Dich etwas aufstellst die Luft über die Halsmanschette aus dem Anzug oder Du bekommst nen größeren Schwung davon in die Beine.
Du wirst feststellen, dass das Auslassventil auch viel zu träge ist um das vernünftig zu machen.
Probiers aus, geh in einen flachen Tümpel leg dich auf ne Plattform und lass alles an Luft aus dem Jacket was geht, dann führe den TG fort und nutze mal nur den Trocki...
Im Anschluss machst Du die Grundlast in das Wing und der Trocki bekommt nur das Minimalprogramm.
Zweiteres sollte sich deutlich stabiler anfühlen.

Ach ja, das Auslassventil am Trocki ist dabei natürlich ganz offen bzw. nur minimal geschlossen...

AlpöhyHat ein Herz für Baggersee-fraktionisten.
13.06.2024 18:09
@Blackraider: Du hast es für "mich" gerade perfekt beschrieben. prost
Punkfish Divingbunte Kärtchen, einfarbige Kärtchen, egal - Hauptsache Tauchen :-)
13.06.2024 18:39

Klaus hatte es vorhin doch wirklich gut gesagt: Blackraider, auch du machst beim Abstieg Luft in den Trocki - würdest du das nicht tun, könntest du inwischen im Sopran mitsingen. Du gleichst also das Gasvolumen, das sich im Trocki komprimiert, aus. Das ist ein sehr relevanter Teil dessen, was gemeinhin als "Tarierung" bezeichnet wird.

AlpöhyHat ein Herz für Baggersee-fraktionisten.
13.06.2024 18:47Geändert von Alpöhy,
13.06.2024 19:03

@Punkfish: Blackraider schreibt doch auch: "der Trocki wird erst mal so weit belüftet, dass es nicht zwickt."

Also nichts mit Sopran.lol2

Ich verstehe seine Aussage als: "Hauptlast" der Tarierung macht er mit dem Wing.

Am Ende ist es wohl hauptsächlich Semantik.wink2

SolosigiPADI DM, RAB/VDST/CMAS CCR Tec, Poseidon SE7EN CCR
14.06.2024 09:19
@Bleiente
erst Recht mit dem Kreisel (mit 1 bis 2 Stages) kannst du hervorragend mit dem Trocki tarieren:
- meine 6,7-Liter-Carbon (aber auch 80 cuft Alu) haben voll im Wasser nur leichten Abtrieb und leer leicht Aufrieb (max 1-2kg Differenz).
- Gasverbrauch ist beim Kreisel praktisch vernachlässigbar.
Wenn du also mit den erforderlichen Stages (ich tauche mit maximal 2) leicht Abtrieb hast (max. 1-2kg) kannst du das ganz leicht nur mit Trocki (und Gegenlunge) ausgleichen...

Beim Kreisel müsstest du ja 3-fach aufpasssen:
- Wing
- Trocki
- Gegenlunge

Mit M10-M15/230bar, M10300bar, D7, also bis ca. 3000 Liter Gas (meist Luft) ist sicher das Tarieren nur mit Trocki am besten. Wenn da noch Luft im Wing ist ist der/diejenige ganz sicher überbleit/zu schwer!

Aber auch klar, wenn jemand mit D12 und 4 Stages ins Wasser geht, wird es mit Trocki alleine "etwas schwierig".
Und das gilt natürlich auch mit Kreisel mit 3 oder mehr Stages...

Gruss
Solosigi
Dominik_Emind is like parachute
14.06.2024 10:21
Die einfachste und korrekteste Beschreibung kam wirklich von Klaus!

"Tarieren" ist ALLES was das Kräftegleichgewicht verändert bzw. überhaupt erstmal herstellt. Atmung, Wing, Trocki, alles spielt da mit.

Die Idee die wir in den meisten Ausbildungen vermitteln ist, dass man erstens so atmet wie es eben für die menschliche Physiologie grad gut passt, also weder die Lunge überfüllt um Auftrieb zu bekommen, noch super flach atmet um Abtrieb zu erhalten. Dass man zweitens in den Trocki immer so viel Gas nachfüllt oder herauslässt, dass sein Volumen so bleibt wie es gut passend an der Oberfläche mal war (weil besser als gut passend wird es nicht), und dass man zu Beginn des TGs idealer Weise eine der Masse des Gases das man veratment wird ensprechende Menge Blei dabei hat. Diese zu TG-Beginn "exzessive" Masse muss man dann mit freiem Gas irgendwo kompensieren, und DIESES Gas, sowie alles Gas was man vielleicht noch zusätzlich braucht weil irgendwas nicht so ist wie in meinem idealen Fantasy-Bild grade, DAS kommt in die Blase und nicht in Trocki. Denn das sind Volumina die sich über den TG hinweg sicherlich ändern sollen (anders als z.B. das Atemzugvolumen oder halt das Volumen eines passenden Anzuges). Und Änderungen gehen am einfachsten über den Inflator und Auslass an Jacket oder Wing. Und ausserdem stört dort das exzessive Gas nicht. Anders als in der Lunge, und anders als im dann nichtmehr ideal passenden Anzug.
Antwort