Toter trieb in 83 Meter Tiefe im Starnberger See
Taucher war seit April vermisst
VON BORIS FORSTNER Berg - Drei Berufstaucher haben im Starnberger See die Leiche eines 39-jährigen Augsburgers entdeckt, der seit über einem Monat als vermisst galt. Er wurde in 83 Metern Tiefe am östlichen Seeufer nahe Berg gefunden - bei der so genannten Seeburg, wo immer wieder Taucher ums Leben kommen. Dass der 39-Jährige nachts allein unterwegs war, wertet die Polizei als "mehr als leichtsinnig". Es ist der erste Tauchtote 2005 im Starnberger See.
Der Arbeitgeber war es, der am 14. April Vermisstenanzeige erstattete. Der 39-Jährige technische Angestellte war nicht erschienen. Die Polizei fand heraus, dass der Augsburger zwei Tage zuvor noch am Abend allein zum Tauchen an den Starnberger See gefahren war. Doch es fand sich nur noch sein Auto, die Tauchausrüstung fehlte. Nachdem Kameraden und Taucher der Wasserwacht bei der Suche ohne Erfolg blieben, suchten noch Tauchexperten der Bereitschaftspolizei drei Mal mit verschiedenen Kameras nach dem Mann - vergebens.
Die Eltern wollten jedoch Gewissheit über das Schicksal ihres Sohnes und engagierten drei Berufstaucher. Das Trio fand den Vermissten tatsächlich, seine Leiche trieb in 83 Metern Tiefe. "Es fällt auf, dass vor allem einzelne Taucher immer so tief tauchen. Dabei weiß jeder, dass man in dieser Tiefe mindestens zu zweit sein muss", sagt Norbert Reller. Für den Leiter der Polizeiinspektion Starnberg, die auch für die Wasserschutzpolizei zuständig ist, "mehr als leichtsinnig". Eine Untersuchung des Tauchbuchs des Augsburgers habe gezeigt, dass der Mann ständig allein bei Dunkelheit in derart tiefe Regionen getaucht ist.
Wie wichtig in solchen Situationen ein oder mehrere Begleiter sind, hat ein Tauchtrio am Starnberger See erst vor 14 Tagen erleben müssen. "Da hatte einer in 60 bis 70 Meter Tiefe Probleme mit seinem Sauerstoffgerät bekommen, und auch die Ersatzflasche funktionierte nicht", berichtet Reller. Nur mit Mühe hätten die beiden Begleiter den Taucher noch an die Oberfläche gebracht. Ansonsten hätte es dieses Jahr schon zwei Tauchopfer im Starnberger See gegeben.
Quelle: Tölzer Kurier 18.05.2005