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pesiCMAS ***

Tauchverbot bei Port-Kathether?

Könnte ein Tauchmediziner bitte folgende Fragen klären? Ich trage seit 3 Jahren einen Health-Port in der V. cephalica ohne Beschwerden und möchte dazu wissen, ob deswegen Probleme bei Tauchgängen auftreten könnten. War bisher nur beim Schnuppertauchen bis 5 m Tiefe.
Gibt es bei regelmäßiger Einnahme von Tamoxifen Probleme beim Tauchen? Bitte nur fachlich versierte Antworten.
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28.09.2001 10:45
Hallo Martina!
Ohne Ihren speziellen Fall zu kennen, würde ich aus mehreren Gründen grundsätzlich vom Tauchen abraten.
1. Ein Portkatheter kann durch das Heben und Tragen der Ausrüstung in der Vene abgeknickt oder sogar abgeschert werden. Zudem kann der Katheter durch umgebendes Narbengewebe zu einer lokalen Bläschenkrankheit führen.
Abzuklären wäre jedoch diesbezüglich, ob Sie den Port überhaupt noch benötigen bzw. ob der Katheter noch durchgängig ist. Andernfalls könnte er nämlich wieder explantiert werden. (Wurde der Port regelmäßig gespült?)
2. Tamoxifen verursacht zwar nur vergleichsweise geringe Nebenwirkungen, dennoch kann es zur Benommenheit kommen, deren Ausprägung beim Tauchen nicht abschätzbar ist. Das gilt auch für den Fall, dass Sie bisher keine oder kaum NW verspürt haben. Desweiteren kann Tam. die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wodurch im Falle eines Barotraumas möglicherweise schwere Blutungen auftreten.
3. Wenn bei der vorangegangenen Operation der Grunderkrankung Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen wurden, kann es evtl. durch den Tauchanzug oder enges Equipment zu einem Lymphstau des Armes kommen.
4. Die Operation der Grunderkrankung kann – je nach Größe des Operationsfeldes – zur ausgedehnten Narbenbildung im Gewebe führen, wodurch wiederum die Gefahr einer lokalen Bläschenkrankheit besteht.
5. Außerdem können durch die die Grunderkrankung und die evtl. zusätzlich stattgefundene medikamentöse und/oder physikalische Therapie Gründe vorliegen, die die Tauchtauglichkeit einschränken.

Viele Grüße

Andreas
pesiCMAS ***
28.09.2001 19:52
Vielen Dank für die ausführliche Information.
Beim Schnorcheln spielen diese Probleme sicher keine Rolle.
Geht man davon aus, dass vernarbtes Gewebe grundsätzlich anfällig für eine lokale Bläschenkrankheit ist?
Wie könnte man dies verhindern und wie merkt man derartige Probleme?
Viele Grüsse
Martina
29.09.2001 15:34
Hallo Martina,

wahrscheinlich spricht in Ihrem Fall nichts gegen Schnorcheln , aber Sie sollten diesbezüglich mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen.

>Geht man davon aus, dass vernarbtes Gewebe grundsätzlich anfällig für eine lokale Bläschenkrankheit ist?

Narbengewebe zählt zu den "langsamen Geweben" bezüglich der Stickstoffauf- und absättigung und ist grundsätzlich anfällig für eine Bläschenkrankheit (DCS I). Beim Schnorcheln kann es dazu jedoch unter normalen Bedingeungen nicht kommen.
Grundsätzlich macht sich eine Bläschenkrankheit vom Typ I (DCS I) bemerkbar durch Schmerzen in Gelenken und/oder Muskulatur (=Bends), sowie Rötung, Einblutung, Schwellung und Schmerzen oder Juckreiz in der Haut (="Taucherflöhe").
Die beste Prophylaxe besteht in sog. sicheren Tauchgängen, d.h. innerhalb der Nullzeit bei regelrechten Aufstiegsgeschwindigkeiten und Sicherheitsstopp über mind. 3 min auf 3 bis 5 Meter Tiefe. Trotzdem treten etwa die Hälfte aller DCS-Fälle bei unauffälligen Tauchgängen auf, wobei dann oft zu vermuten ist, dass der/die Betreffende vor, zwischen und nach den Tauchgängen zu wenig getrunken hat. Flüssigkeitsmangel dürfte die häufigste Ursache für eine DCS trotz unauffälligem Tauchgangsprofil sein.

Viele Grüße

Andreas
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