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Tauchtauglichkeit nach ausgestandenem Ohrdruckverlust?

Hat leider nen Freund von mir erwischt, wer kennt sich da aus?
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01.08.2001 18:20
Hai Chris,

vielleicht habe ich damals ja im HNO-Kurs nicht richtig aufgepasst, aber was ist bitte ein "Ohrdruckverlust"?

Wenn Du die Problematik Deines Freundes mal genauer schildern würdest, könnte man dazu evtl. Stellung nehmen.

Gruß

Andreas
01.08.2001 18:35
Bei einem Ohrdruckverlust fällt der Druck hinter dem Trommelfell (von außen gesehen) plötzlich ab.
Durch den nun enstehenden Unterdruck wird das Trommelfell nach innen gedrückt. gleichzeitig läßt das Hörvermögen nach. Mein Freund hat auf dem betroffenen Ohr nur noch ein Rauschen gehört.
Der Arzt hat dann mit Pressluft wieder einen Druckausgleich hergestellt. Folge: Ein, zum Glück nur, überdehntes Trommelfell. Keine Ahnung ob das Dauerhaft ist. Hörvermögen wieder voll da.
02.08.2001 00:13
Hm ? Davon hab ich noch nie was gehört. Wo soll der Druck hin sein, und war danach die Eustach`sche Röhre zu oder was, dass sich der DA nicht automatisch wiederhergestellt hat ? Dazu muß ich mich nochmal belesen, aber das höre ich echt zum allerersten mal...
02.08.2001 12:13
Hallo Chris!

Hier lag wahrscheinlich eine sogenannte "Tubenventilationsstörung" vor, die durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann.
Üblicherweise öffnet sich die Eustachische Röhre beim Schlucken, Gähnen und bestimmten Kieferbewegungen. Dadurch wird der Druck im Mittelohr ständig dem außen herrschenden Druck angepasst. Im Mittelohr bestehen also isobare Verhältnisse. Wird diese regelmäßige Öffnung verhindert (z.B. beim Tubenkatarrh), kommt es durch die Luftresorption über die Schleimhaut im Mittelohr langsam zum Unterdruck, das Trommelfell wird eingezogen, stark gespannt und es tritt eine Schallleitungs-Schwerhörigkeit auf. Zusätzlich kommt es oft zur Sekretansammlung im Mittelohr.

Ob im Falle Deines Freundes die Tauchtauglichkeit wieder gegeben ist, muss vom behandelnden HNO-Arzt entschieden werden. Das ist aber grundsätzlich erst der Fall, wenn die Tubenöffnung uneingeschränkt funktioniert, so dass ein Druckausgleich wieder möglich ist.

Viele Grüße

Andi
02.08.2001 17:38
Hallo Andi,

das ist interessant - gibts hierzu im Netz Infos zum nachlesen ? Bzw. kannst du erklären wieviel Luft durch die Schleimhäute absorbiert wird (ist das eine reine Diffusion, oder wie meinst du genau absorbieren ?) - oder ab welcher Zeitspanne bei völlig geschlossenen Tuben ein Unterdruck auftritt ?
Danke
04.08.2001 12:34
Hallo Herbert!

Entsprechende Quellen im Internet sind mir nicht bekannt, evtl. findest Du dazu etwas in Medline. Als geeignete Sekundärliteratur in Printform kann ich den "Boenninghaus" (Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Springer-Verlag, ISBN 3-540-56122-6) empfehlen.
Die Resorption der Luft über Schleimhäute des Mittelohres erfolgt über Diffusion, also rein passiv. Treibende Kraft ist das Partialdruckgefälle der einzelnen Gase, d.h. Sauerstoff wird schneller resorbiert als Stickstoff. Die Diffusion erfolgt natürlich maximal bis zum Partialdruckausgleich der Gase, wobei der entstehende Unterdruck im Mittelohr durch den Einstrom von Serum aus der Schleimhaut ausgeglichen wird, die Folge ist ein "Paukenerguss".
Der gleiche Prozess kann übrigens auch nach einem Nitrox-Tauchgang oder Sauerstoffatmung bspw. in der Druckkammer zu Problemen führen, wenn der höherkonzentrierte Sauerstoff rasch in die Schleimhaut diffundiert und die Tubenfunktion durch Schleimhautschwellung gestört sein sollte.

Über die konkrete Geschwindigkeit der Diffusion habe ich nichts gefunden, es wird sich aber nur um wenige Stunden handeln, innerhalb derer die Symptome nach dem Verschluss der Tube auftreten.

Viele Grüße

Andi
04.08.2001 18:37
Hallo Andreas,

die Erklärung reicht völlig. Danke - jetzt ist es klar.
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