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kakoOWD

Tauchen und Bergwandern

Hi Tauchexperten,
ich beschäftige mich gerade mit einer persönlichen Risikoabschätzung bezüglich eines Tauch- und Bergwanderurlaubes. Konkret soll es im Frühjahr nach El Hierro gehen und wir möchten den Urlaub nicht in eine Woche Wandern und eine Woche Tauchen teilen. Die Abwechslung macht schließlich die Würze, und Lust und Laune sollen auch zu ihrem Recht kommen.
Das Erreichen der Wanderstartpunkte erfordert dort meist zumindest vorübergehend einen motorisierten Aufstieg auf 1000 m bis 1200 m und in dieser Höhe liegen auch einige attraktive Wanderwege.

Ich habe hier schon ein wenig rumgestöbert und von Tips wie "Bergseemodus beim Tauchen" gelesen. Am gleichen Tag werden wir sicher nicht Tauchen und Wandern, eine Nacht wird dazwischen liegen. Wenn wir die Flugverbotszeit einhalten, die uns unsere Cobras anzeigen, sollte es wohl auch unkritisch sein, da wir nur zur halben Druckhöhe eines Flugzeuges aufsteigen. Allerdings sind wir Anfänger und werden eher die flacheren Tauchgebiete aufsuchen. Dadurch ergeben sich längere Tauchzeiten mit Preßluft (Nitrox steht nicht zur Verfügung), wodurch besonders die langsamen Gewebe auf die Dauer aufgesättigt werden. Diese entsättigen dann natürlich auch entsprechend langsam.

Hier stand auch mal was von bühlmannschen Passfahrtentabellen aus den 80er Jahren, die scheinen mir aber längst nicht mehr den aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft wiederzugeben.

Gibt es aktuellere Untersuchungen in dieser Richtung? Ist hier jemand medizinisch bewandert und hat sich mit dem Thema befaßt? Hat sich schon jemand zum Selbstversuchssubjekt gemacht?

Dank und Gruß
Karsten
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henrii.a.c. Masterinstructor, CMAS TL**
02.10.2007 11:55
Viele der heutigen Tabellen und Computer arbeiten im Grunde mit Algorithmen, die auf den Bühlmann-Tabellen beruhen. In so fern kann man nicht davon ausgehen, daß die Tabellen ihre Aktualität in einem Maße eingebüßt haben, die sie unbrauchbar oder unrelevant machen.

Wenn Du nach dem Tauchen Bergwandern machen willst, dann mußt Du vollständig entsättigt sein. das ist nicht gleichzusetzen mit der Flugverbotszeit. Zum Ende der Flugverbotszeit kann man noch eine unkritische Menge Stickstoff gespeichert haben. Schau mal in Deine Bedienungsanleitung, die Suuntos geben Dir auch die vollständige Entsättigungszeit. (Den Time-Knopf muß man drücken, glaube ich).

Warum reicht nicht die Flugverbotszeit. Hier wird nur bis zu einer bei Kabinendruck unkritischen Restsättigung entsättigt. Das heißt aber nicht, daß das auch unter erschwerten Bedingungen wie körperlicher Betätigung unkritisch ist. Hinzu kommen noch Faktoren, wie das Risiko erhöhen und den individuellen Nutzer von den rechnerischen Profilen abweichen lassen (Flüssigkeitsaufnahme, Anstrengungen etc.)

Vollständige Entsättigung heißt nach Urlaubstauchen mindestens 24 Stunden Pause. Innerhalb dieser Zeit soll man sich nicht mehr als 300 Höhenmeter über die Höhe des Tauchganges begeben.

Ich war mal auf dem Mount Sinai (2200 m). Da habe ich einen vollständigen Entsättigungstag eingelegt. Mir war den Tag stinklangweilig, daher würde ich Tauchen und Bergwandern nicht mehr mischen, sondern die Bergtouren an den Anfang oder das Ende des Urlaubs legen.



02.10.2007 13:01
Nach einer Woche Tauchurlaub, vertraue ich keinem Rechner für die anschliessende Bergwoche. Der wirkliche Reststickstoff und die Mikroblasen können nicht berechnet werden, sondern die Angaben auf dem Comuputer basieren auf Annahmen.Je nach Tauchprofil müsste man über 2 tauchfreie Tage nachdenken. (Aber dass überlasse ich jedem Einzelnen, wie es es für sich verantworten kann).

Wenn du keine unbekannte Restsättigung vom Tauchurlaub mit auf die Bergtour nehmen willst, beginn einfach mit der Bergtour. Und du kannst dich länger auf den Tauchurlaub freuen. Es gibt nicht wenige, die bei vielen Tauchgängen ermüden und nach einer Woche "volles Programm", dann auch in "Faulenzerstimmung" geraten.
kakoOWD
02.10.2007 13:03
@henri
Ich wollte den Herrn Bühlmann ja gar nicht schlecht machen.
Im Forum hat jemand bei einer ähnlichen Fragestellung Bilder von Bühlmann-Tabellen für Passfahrten angehängt. Die stammten aus den 80er Jahren und besagten, daß schon nach 2 Stunden ein Aufstieg auf 2500 Meter möglich wäre. Dies meinte ich mit veraltet, da ja heute über die Dopplerutraschallmessung wesentlich mehr über die Mikrobläschen bekannt ist.

Die Cobra arbeitet bei der Flugverbotszeit mit 2400 Metern und wir würden beim Wandern die 1200 Meter nicht überschreiten. Meinst Du der Sicherheitsfaktor wäre bei Anstrengung nicht ausreichend? Die Entsättigungsanzeigezeit der Cobra habe ich auch als Maßstab in Betracht gezogen, allerdings ist die Entsättigung ja von der treibenden Druckdifferenz abhänging und damit wie bei Halbwertszeiten exponentiell.

Die 300 Meter für 24 Stunden nicht zu überschreiten, erscheint mir etwas übertrieben. Dann müßten Taucher in bergigen Gegenden ja dauernd im Hotel am See übernachten.

Ich denke, bei uns ergäbe sich von einem Tag zum anderen etwa eine Zeit von 13-14 Stunden zum Entsättigen, was vielleicht auch schon über der ausgerechneten Zeit der Cobra liegen könnte, oder? Da ich die Cobra noch recht neu habe und noch nicht soviele Tauchgänge dicht hintereinander machte, fehlt mir da noch die Erfahrung, welche Zeiten errechnet werden.

Ich dachte daran eventuell nach einem Tauchtag eine Wanderung in geringer Höhe durchzuführen, wobei aber mit dem Auto wahrscheinlich auf 1000 Meter gefahren werden müßte, um eine andere Gegend der Insel zu erreichen. Eine Wanderung in einer Höhe von 1200 Meter würde ich dann auch erst am Folgetag machen.

Karsten
henrii.a.c. Masterinstructor, CMAS TL**
02.10.2007 14:21
"...allerdings ist die Entsättigung ja von der treibenden Druckdifferenz abhänging und damit wie bei Halbwertszeiten exponentiell..."

Tauchcomputer rechnen auch mit diesen Exponentialfunktionen. Die Fehlersumme in der Berechnung nimmt über Tauchgänge an mehreren Tagen zu ( wie Mönchsrobbe ja auch schon schrieb).

"... Die 300 Meter für 24 Stunden nicht zu überschreiten, erscheint mir etwas übertrieben. Dann müßten Taucher in bergigen Gegenden ja dauernd im Hotel am See übernachten. ..."

So ist es. Die Grenze ist durchaus nicht übertrieben. Fälle von teilweise schweren DCS sind mir bekannt, sowohl vom Bergseetauchen als auch von Passüberquerungen nach Tauchurlauben in Spanien.

Noch ein Kommentar: Erkenntnisse aus den 80igern sind gar nicht so inaktuell, wenn man berücksichtigt, wie langsam sich wissenschaftlich fundierte Dekompressionsforschung weiterentwickelt. Da gibt es Rechenmodelle, die auf wesentlich älteren Erkenntnissen beruhen bzw. gar keinen wissenschaftlichen sondern rein empirischen Hintergund haben.
02.10.2007 15:30
@kako, die Passfahrten-Tabelle besagt, dass man kurzfristig, d.h. frühestens nach 2h die Höhe von 2500 m erreichen darf, aber danach fährt man mit dem Auto auch wieder runter. Und somit ist man nach ca. 1 h (Alpen) wohl wieder auf der Ausgangshöhe. Soweit zu diesem Thema, was aber für eine Bergtour nach dem Tauchen sicher nicht zutreffen kann.

Bei einer Bergtour bewegt man sich über Stunden sehr aktiv. Durch den erhöhten Puls, die bessere Durchblutung und die Anstrengung kann zu einem weiteren Ausperlen führen.

Etwas entfernteres zu diesem Thema. Wenn jemand in Australien einen Dekounfall erleidet und vollständig genesen ist, hat er ein Flugverbot von 3 Wochen für Interkontinentalflüge. Früher waren es 2 Wochen, doch traten in etwa 10 % der Fälle nach dem 2. Start erneut Symtome auf.

Ich kann mir dies nicht erklären, wer mir dieses Phänomen erklären kann, der trete vor. Würde mich echt interessieren. Danke und allzeit gute Luft.
kakoOWD
02.10.2007 16:54
Ich bin mir schon bewußt, das die Computer nur Modellvorstellungen und empirische Erkenntnisse für idealisierte Taucher und Bedingungen umsetzen. Auf die Ergebnisse möchte ich mich ohne einen entsprechenden Hintergrund nicht verlassen, um wie Eingangs erwähnt, das Restrisiko abschätzen zu können. Daher freue ich mich hier auch auf gut begründete Ansichten zu meiner Frage. Zur Zeit verschlinge ich als Neuling die Tauchtheorie, weil ich sie interessant und spannend finde.

@henri
Da sich Exponentialfunktionen nur langsam der Null nähern, stellt sich die Frage ab wann die Computer von einer Entsättigung ausgehen. Wenn dann noch eine unkritische Sättigung vielleicht schon bei einer Entsättigung von 70 Prozent bezogen auf einen Fall wie ihn beschrieb gegeben wäre, so könnten zwischen beiden Rechnungen etliche Stunden liegen. Allerdings würde ich bei mehreren Tauchtagen hintereinander wegen der Ungenauigkeiten auch wesentlich mehr Sicherheitsreserven einkalkulieren.

@Mönchsrobbe
Ja, mir ist schon klar, daß eine Wanderung durch Belastung nicht einfach mit einer Paßfahrt verglichen werden darf. Von den langen Flugverboten nach einem Dekounfall habe ich auch gelesen, was für mich ganz besonders diese seltsame Paßfahrtentabelle in Frage stellt. Denn auch ein kurzzeitige Druckreduzierung auf dem Paß führt zur Bläschenbildung. Die nachfolgende Rekomprimierung beim Runterfahren unterdrückt vielleicht die Symptome, aber ein Dekounfall mit anschließender Druckkammer scheint ja auch langfristige Folgen zu haben. Sonst gäbe es wohl keine drei Wochen Flugsperre. Die Reaktionen im Blut bauen sich wohl längst nicht so schnell ab wie die Bläschen.

Aber mir geht`s ja eigentlich nicht um Extreme (Ausreizen der Tauchzeiten, Bergwandern in großen Höhen, etc.). Mir schwebte folgendes Verhalten vor:

1) 1 Tauchtag, möglicherweise auch mal 2 Tage
2) 1 Tag Stadtbesichtigung 600 Meter oder Wanderung (dabei muß aber kurzzeitig auf dem Weg auf 1000 Meter gefahren werden)
3) 1 Tag Wanderung in größerer Höhe aber nicht mehr als 1500 Meter (Das wäre der höchste Berg auf der Insel
4) Wieder bei 1) anfangen

Mir scheint, dies wird von Euch eher als riskant eingestuft, oder?
02.10.2007 21:03
hallo kako

ich denke auch, dass min 24 stunden vergehen sollten,
bevor du bergwandern gehen solltest.

kurzfristige Drucksenkungen nehme ich auch nicht so tragisch.
dies verträgt der körper auch eher, da ja immer etwas zeit
vergehen muss zwischen druckänderung und der reaktion des
gewebes gase auszulagern. diese müssen ja auch erst durch
das gewebe diffundieren.
also das mit der passüberquerung per auto ist eher besser.
nur gerade 1000m sind halt doch viel.
ich habe bisher nur erfahrungen mit passüberquerungen
(500m höher als tauchplatz) per auto "kurz" (3h) nach dem
tauchen in bergseen (ca. 1800m.ü.m.).
dies aber auch ohne anstrengung (auto), kurzfristig (passfahrt
dauert nur 30min) und da der tauchgang ja sowiesoo mit
bergseemodus getaucht wurde.

ich habe bisher da nicht von problemen gehört. wir entspannen
danach auch und trinken gut.

ich würde dir sehr empfehlen für deine pläne Nitrox zu nehmen.
Ich weis, dass du sagtest, dass dies nicht zur verfügung steht.
ist dies wegen der tauchbasis oder wegen des brevets?
des geldes wegen sollte es nicht sein, da dies die sicherheit
doch sehr erhöht.
auch wenn möglich tauche doch im bergseemodus (2500m) um die
sicherheitsreserve noch zu vergrössern. denn dann sättigst du
weniger auf und entsättigst auch besser während dem austauchen.

auch gut für deine sicherheit wäre sehr langsam auszutauchen.
wirklich sehr langsam um möglichst wenige mikroblasen entstehen
zu lassen, die dann das weitere entsättigen stören und bei der
bergtour durch den geringeren umgebungsdruck blutadern verstopfen.
mit sehr langsam meine ich weniger als 1-2m/min.

denke bitte daran, dass immer alles möglich ist und dass jeder
mensch anders ist. solltet ihr während des bergwanderns auch nur
geringe symtome feststellen wäre es besser, die wanderung abzubrechen
und dich in ärztliche hilfe begehen.

im allgemeinen bin ich auch der meinung, dass zuerst wandern und danach
tauchen sicher besser ist.

ich wünsche dir dennoch viel spass, tolle tauchgänge, "gut luft",
schöne aussicht auf den bergen und eine unfallfreie zeit.

grüsse mobilejoke

kakoOWD
02.10.2007 21:47
@mobilejoke
Die Mikrobläschenbildung findet doch auch bei der Paßfahrt schlagartig bei Übersättigung statt, da der Umgebungsdruck im ganzen Körper wirkt. Bei langsamen Geweben wie Fett und Knorpel ist doch höchstens die Bildung von größeren Blasen durch Ansammlung von Mikrobläschen verzögert. Oder habe ich das falsch verstanden?

Nitroxbrevet ist vorhanden und ich würde es auch nehmen, wenn die Basis es anböte.

Den Bergseemodus finde ich auch eine gute Idee um die Sicherheiten zu erhöhen. Der Tiefenstop auf halber Maximaltiefe soll ja auch erheblich die Mikrobläschenbildung vermindern.

Na es sind ja noch ein paar Monate hin, viel Zeit über das Thema zu lesen und alternative Pläne zu schmieden. Ich muß mal die Höhenverläufe der Strassen und Wanderwege studieren.

Gruß, Karsten
02.10.2007 22:32
hallo karsten.

ja, du hast recht. mikroblasen können sich auch bei schnellen höhenveränderungen an land bilden, da du aber 24h auf 600m als "entsättigungsstufe" einplanst gehe ich mal nicht von mikroblasen beim wandern aus.

mir persönlich macht eher sorgen, dass du "kurz" nach dem tauchen für ungewisse (fahr)zeit eine passfahrt von meereshöhe auf 1000m machen willst.
evtl. noch mit besuch des schönen aussichtscafe`s auf gipfelhöhe? dies ist doch ziemlich gefährlich.
wenn du zu deiner sicherheit doch den evtl. vorhandenen "umweg" um den berg herum nehmen kannst um für die ersten 16h oder soo ca. auf meereshöhe bleiben kannst. dies ist eine gute idee mit dem höhenprofil der insel (wenn diese dann vorhanden und korrekt ist). besteht die möglichkeit die tauchbasis zu wechseln um nitrox zur verfügung zu haben?

viele grüsse daniel
03.10.2007 09:07
Die Höhenveränderungen an Land (Passfahrten) sind im Gegensatz zum Flug "planbar". Die Luftdruck auf Flughöhe beträgt ca. 0.75 bar, was einer Höhe von 2500 m üM entspricht. (Flugexperten mögen mich korrigieren). Hingegen kann es - wenn auch äusserst selten, zu einem Druckabfall in der Flugzeugkabine kommen. Somit wird bei der Berechnung des Flugverbotes noch eine Sicherheitsmarge eingerechnet. Man denke an einen vollen Flieger mit Tauchern aus Ägypten bei einem Druckabfall! Bei Passfahrten nicht kennt man den max. Druck. (Höher als zum Pass geht es nicht mit dem Auto).

Die Entsättigung verläuft nicht linear, sondern berechnet sich nach Halbwertzeiten. Nach 6 Perioden gelten die Gewebe als entsättig.D.h. würde es 24 Stunden dauern bis ein Gewebe vollständig entsättigt ist, ist bereits nach 4 Stunden nur noch 50 % der Stickstoffmenge vorhanden.

Das Zauberwort heisst Stickstofftoleranz der Gewebe. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, noch gesättigt aufzutauchen und die Restsättigung symtomfrei abatmen zu können.
Viel Spass beim Tauchen und Wandern
03.10.2007 13:39
Hallo!
Mönchsrobbe hat geht ja schon mal in die richtige Richtung...
mach einfach keine extremeren Tauchgänge (also brav innerhalb der nullzeit, langsam auftauchen...), nimm dir für die Bergfahrt Zeit (also z.B. 1h mit dem Auto rauffahren, nette Fotopausen einlegen = Dekostopp) und dann brauchst du Dir keine Gedanken machen bzw lange Stopps auf Meereshöhe einlegen.
So ist es z.B. nett wenn man auf Sinai vor einer Tour auf den Mosesberg einen Tag mit dem Tauchen aussetzt, das ist jedoch absolut nicht notwendig (auch wenns viele glauben...). Mang geht ja langsam zu Fuß auf den Berg, sprich man hat eine langsame druckänderung was kein Problem darstellt.
Im Gegensatz dazu im Flugzeug kann es zu einer schnellen Druckänderung kommen, was Probleme verursachen kann.

Kurzum: Wichtig ist dass die Druckänderung, also z.B. der aufstieg auf einen Berg langsam erfolgt und nicht wie beim Flugzeug in kürzester Zeit.

Viel Spaß beim Wandern und Tauchen und wieder wandern und tauchen...
kakoOWD
03.10.2007 19:22
So, ich habe mir die Karte mal näher angesehen und so sieht`s aus:
El Hierro ist die kleinste Insel der Kanaren und in 1,5 Stunden Fahrzeit ist man am entferntesten Ende wieder auf Meeresniveau angekommen. Da der Norden die wolkenreiche Wetterseite ist, siedeln sich die Tauchbasen bevorzugt auf der Südseite der Insel an, so auch die von uns gewählte. Es scheint die einzige deutschsprachige Basis dort zu sein und sie wird hochgelobt. Daher schließe ich den Wechsel zu einer anderen Basis aus, da es für mich ein Sicherheitsverlust im Wasser bzw. Unterwasser wäre. Der Ort ist klein vielleicht 400 m im Durchmesser. Küstenstrassen gibt es im Süden nicht, alle Verkehrswege führen über das Landesinnere, daher ist ein Ortswechsel immer mit einem Aufstieg auf etwa 1000 m verbunden.
Ich denke, konservatives Tauchen ggf. im Bergseemodus sollten die flachen Wanderungen und Ortswechsel am Folgetag ermöglichen. Die hohen Wanderungen lege ich vielleicht wirklich an den Urlaubsanfang, bevor es mit dem Tauchen losgeht.

@Mönchsrobbe
Stimmt, im Flug wird der Kabinendruck auf eine Druckhöhe von etwa 2400 Höhenmetern abgesenkt. Manche Computer rechnen zur Sicherheit bei einem Druckabfall mit einer Druckhöhe von 4200 Metern, die Cobra meines Wissens nicht, daher bezieht sich das Flugverbot wohl auf die 2400 Meter. Da die Flughöhe in der Regel zwischen 9000 und 11000 Meter liegt, sind die angesetzten 4200 Meter auch mit den rausfallenden Sauerstoffmasken nicht unbedingt sicher. Der Sinkflug auf 3000 Meter dauert auch seine Zeit. Die Absenkung und Anhebung des Kabinendruckes bei einem normalen Flug wird innerhalb etwa einer knappen halben Stunde vollzogen (ca. 100 m pro Minute).

Die Cobra rechnet mit 9 Geweben, dabei hat das Langsamste bei der Sättigung eine Halbwertszeit von 8 Stunden. Für die Entsättigung werden die Werte zur Sicherheit noch etwas vergrößert.

Bist Du sicher, daß die Sättigung beim Tauchen überschritten wird und mit einer Stickstofftoleranz gearbeitet wird? Mir scheint ein solches Vorgehen zu dicht an der Grenze um bei verschiedenen Tauchern und Ausgangsbedingungen genug Sicherheitsreserven zu lassen. Kann ich mir kaum vorstellen.

Na ich freue mich jedenfalls schon sehr auf das Tauchen dort, leider ist es ja noch recht lange hin. Aber so währt auch die Freude länger.
04.10.2007 08:42
@ kako, danke für die Hinweis betreffend Kabinendruck.

Ich habe mich wohl etwas ungenau ausgedrückt. Es wird nicht mit einer Stickstofftoleranz gearbeitet, sondern unsere Gewebe haben eine Stickstofftoleranz. Jedes Gewebe eine andere und messen lassen sich diese ja nicht. Sondern der Computer berechnet aufgrund des Tauchprofils diese vorgegebenen Annahmen und hat es 1000 fach funktioniert, geht man davon aus, dass dies so passt. 1 - 2 "Zischenfälle" sind da aber eingerechnet, resp. lassen sich nicht ausschliessen.

Überschreitest du die Stickstofftoleranz, machen die Gewebe "Symtome", d.h. wie Bends oder in schweren Fällen Dekoerkrankungen. Hätten unsere Gewebe keine Stickstofftoleranz, dürften wir nur vollständig entsättigt auftauchen. Die Entsättigung der Gewebe und die tolerierbare Restsättigung, welche problemlos abgeatmet werden kann, wird vom Computer "berechnet". Hat man trotz einem korrekt durchgeführten Tauchgang nach Tabelle oder eben Computer trotzdem Syntome, gibt es viele Ursachen. Häufig es es eine Dehydration, evtl. ein PFO, Übergewicht etc. Ich bin keine Mischgastaucherin. Aber ich habe mal mitbekommen, dass unsere Gewebe keine Heliumtoleranz haben und dieses Gas daher unbedingt vollständig u.W. abgeatmet werden muss!

Nur so nebenbei, wie diese Berechnungen bei Prof. Bühlmann stattgefunden haben. Es wurden Freiwillige in den 70-er Jahren gesucht. Man schickte sie in die Druckkammer und fuhr verschiedene Tauchgänge mit unterschiedlicher Tiefe und unterschiedlichen Austauchstufen. Klagte jemand über Symptome, wusste man, mit diesem Tauchprofil müssen längere Austauchphasen geplant werden. Also nächster Versuch, nächster Freiwilliger und längere Austauchzeit. Stand die Tabelle, wurde dies mit allen Freiwilligen nochmals durchtaucht.

Ich betrachte die Passfahrten-Tabelle als noch immer aktuell und diese wird in der Schweiz noch oft praktiziert. Nicht jeder Taucher ist ein "Flachlandindianer". Taucher, die in höheren Gebieten wohnen oder die auf dem Weg nach Hause einen Pass überschreiten müssen, müssten ja sonst wohl am Tauchplatz übernachten. Da die Entsättigung mit Halbwertzeiten funktioniert haben wir nach 1/3 der Zeit, bereits 75 % des Gewebes entsättigt. Die Passfahrten-Tabelle ist aber sicher nicht für eine Intensiv-Tauchwoche da, sondern für einen einzelnen Tauchgang.
05.10.2007 09:10
Ich habe mal im Internet gestöbert und eine wunderbare Zusammenstellung der Dekompressiontheorie bei Peter Rachow gefunden. Ich erlaube mir, diese einzufügen, obwohl ich den Autor nicht kenne. (siehe Dekompresionstheorie)
http://www.peter-rachow.de/
Danke Peter
BlubbbRescue
06.10.2007 20:12
Hey,
in El Hierro geht es schon recht hoch. In 1000m ist der Luftdruck 13% reduziert. Das ist weniger kritisch als Fliegen, wo bis zu 27% Druckabfall vorkommen können.

Gemäß der Formel für den tolerierbaren Druck aus dem Bühlmann Modell könntest du ausrechnen, wie hoch du darfst - da du Deine Gewebedrücke aber nicht kennst, ist das ziemlich akademisch.

Die Tauchtabellen für Bergseen sind nicht exakt, da sie davon ausgehen, dass du den Tauchgang in der entsprechenden Höhe ohne Übersättigung beginnst.

Naja - du willst warscheinlich nicht 2 Wochen in Restinga rumhängen. Da ist es nämlich seeeeehr ruhig Dummerweise geht ab Restinga nur eine Passtraße weg, eine Küstenstraße gibt es nicht.

Nach 2 Tauchgängen noch am selben Tag auf 1000m zu wandern ist schon heikel. Beachte, dass körperliche Ansprengung in der Höhe einen Deko Vorfall warscheinlicher machen, als wenn du nur mit dem Auto kurz über den Pass kurvst. Am darauffolgenden Tag, also nach etwa 18h Entsättigung würde ich es für mich riskieren. Nach einem einzigen, konservativen Tauchgang noch am selben Tag hochzufahren hat ein gewisses Risiko und das musst du selber entscheiden. Bedenke, dass es auf El Hierro keine Dekokammer gibt...

... Blubbb
LordExcaliburAOWD + Nitrox
06.10.2007 21:39
Ich plane nächstes Jahr einen Tauchurlaub in Ägypten und möchte dabei auch auf jedem Fall den Berg Sinai besteigen (ca. 2300m). Angedacht ist es eine 5 tägige Safari und anschließend auf den Berg Sinai (ca. 2300m).
Die Frage ist jetzt wieviel Zeit zwischen dem Verlassen des Safariboots und der Bergbesteigung liegen sollte?
Reichen die 24 Stunden Flugverbot die mein Computer angibt?
08.10.2007 10:20
@MadShark Dazu möchte ich Dir ein prakt. Beispiel geben: Angenommen die Safari kommt um 15.00 Uhr von der Tour zurück. Dann solltest du den tauchfreien Tag mal einziehen. Am kommenden Nachmittag um 15.00 sind mal 24 Stunden rum. Da gehen wohl keine Touren los. Ich gehe mal davon aus, dass diese kommenden Morgen, sagen wir mal um 8.00 Uhr, los geht. Dann wären es 41 Stunden bis zum Aufstieg. Das sollte genügend sein.
10.10.2007 02:44
@Mönchsrobbe
Was verstehst du unter Stickstofftoleranz und Heliumtoleranz? Meinst du etwa die Gewebe HWZ?

Grüsse
Walter
10.10.2007 12:45
@Walter,02.44 Uhr. Ist wohl spät geworten?
Man kann auch Sättigungstolleranz sagen. In der Antwort vom 4.10.07 habe ich dies zu erklären versucht. Schöner und umfassender hat dies Peter Rachow in seiner Dekompressionstheorie erläutert. (Link habe ich in einer früheren Antwort gesetzt). HWZ? Ist das was zum essen? Sprich bitte in ganzen Sätzen, ohne Fremdwörter und ohne Abkürzungen, das ist einfacher.

Betreffend Theorie Sättigung/Entsättigung gibt es ein tiefgreifendes Theoriebuch von Robert Hefti / Ernst Völlm. Letzterer ist Entwickler der Aladin Computer. Du kannst dies bei cmas.ch bestellen. Es ist ein farbiges Manuael mit ca. 40 Seiten und es gibt eine CD, welche die Sättigungs-/Entsättigungsverläufe darstellt. Dies ist im übrigen Pflichtstoff für **-TL in der Schweiz, an dessen Schiene du ja schon geschnuppert hast. Für den Rest maile ich dich mal persönlich an. Gruss
11.10.2007 01:51
@Mönchsrobbe
Du meintest mit Stickstofftoleranz wohl die max. tolerierte Übersättigung/Überspannung in den verschiedenen Geweben welche je nach Kompartiment verschieden ist. Vielleicht sagt dir M-Values etwas.
M = maximaler erlaubter Inertgaspartialüberdruck eines Kompartimentes. Die theoretischen Werte reichen von 1.5- bis 2.5 fache des inspirierten Inertgaspartialdruckes.

Besten Dank für die Tipps.

Beide Beschreibungen der Dekompressionstheorien kenne ich schon seit einiger Zeit (Jahren). Beide Werke beschreiben sehr umfangreich die Dekompressionstheorien. Der aktuelle Stand der Forschung ist aber zum Beispiel dem CMAS Handbuch ca. 5-10 Jahre voraus und ich befasse mich zurzeit lieber mit den neusten Erkenntnissen (dynamische Modelle, DeepStopps usw.).
Siehe auch unsere Berichte in der DiveInside
Galileo Test-TG`s:
http://www.diveinside.de/download.php?f=2d23

Dekompression/Tauchgangsplanung:
http://www.diveinside.de/download.php?f=4d46

Heutzutage versucht man eher die Mechanismen der Blasenentwicklung zu beschreiben welche zur DCS führen, anstatt wie früher (Bühlmann) auf die Symptome (Dekompressionskrankheit DCS 1+2) als obere Limite bzw. Referenz für ein Modell zu setzen. Gerade wenn in diesem Thread über Bergwanderungen postdive diskutiert wird geht es darum, wie viele Gasblasen (und deren Größe) man vor der Anstrengung „noch“ im Körper hat. Bzw. wie viele von denen durch den Höhenunterschied entsprechend noch wachsen könnten. Wichtiger ist aber ob und wie viele Inertgasblasen in den arteriellen Blutkreislauf gelangen können. Zum Beispiel durch die verschiedenen Shunts (physiologischer pulmonaler Shunt nach JEDEM TG; kardiale Shunts wie ASD und PFO; extrakardiale Shunts wie pulmonale arteriovenöse Missbildungen/arteriovenöse Fisteln und andere abnormale direkte Verbindungen von Arterien und Venen und bei Frauen in den ersten 14 Tagen des Zyklus). Falls Blasen im arteriellen Kreislauf vorhanden sind, bleibt die Frage was für Schäden bzw. Entzündungen die Gasblasen in den Geweben und in den Blutgefässen (Endothelzellen) verursachen und wie der Körper darauf reagiert.

Anbei noch ein paar interessante Diskussionen aus dem TEK Forum:

Gasblasen
http://www.taucher.net/forum/IANTD_Trimix_Ausbildung__tek2883.html

Dekompression:
http://www.taucher.net/forum/Trimix_21_35__tek2857.html

Grüsse
Walter
Antwort