Wenig Fälle, unter anderem mit Sicherheit auch weil die Tauch-Community große Fehler im Umgang macht, meiner bescheidenen Meinung nach.
Es wird immer sooo gerne gesagt man wolle "aus Unfällen lernen". Aber was passiert sobald ein Unfall (jedweder Art!) berichtet wird? Jeder, wirklich jeder weiss sofort, was schiefgelaufen ist. Und jedes einzelne Mal hat in der Meinung der Community der/die Verunfallte natürlich irgendeine direkte oder indirekte Schuld. Und muss erstmal zurecht gewiesen werden. Daran ist jede und jeder beteiligt der schonmal schrieb "bei einer gute Ausbildung lernt man aber...", "tauche nie über Deinen Grenzen!", und auch "hast Du denn keine TTU gemacht?". Lernen ginge durch komplett stilles Beobachten bis die die alle Daten / so viele Daten es gibt möglichst sichere Erkenntnisse gewonnen haben, diese Erkenntnisse dann überprüft sind und still(!) mit dem eigenen Tun abgeglichen werden können. Irgendwelche Kommentare mit Ausnahme aufmunternder Worte oder Mitleid mit dem Opfer haben mit diesem Prozess nicht das geringste zu tun. Und man sieht auch niemals Flugunfallermittler noch in den brennenden Trümmern stehen und irgendwas von mangelnder Ausbildung von Piloten faseln. Nie! Das hat sehr gute gründe. Einfach mal z.B. mit dem Unfallforum hier vergleichen...
Und das zieht sich insbesondere bei DCS - Fällen (die übrigens jeder beim Tauchen sofort im Kopf hat, aber die ja nur einen winzigen Teil aller Todesfälle beim Tauchen ausmachen, da sind Herz-Kreislauf-Vorfälle genereller Art und Embolien weit vorne) durch. Entgegen der ausdrücklichen Empfehlung der führenden Wissenschaftler auf dem Feld wird beim ersten Hautfleck gleich gefordert auf ein PFO testen zu lassen. Wird eines gefunden (erwartet bei fast einem Drittel aller Fälle, weil, naja, hat halt fast ein Dritwtel der Menschheit eines) ist das gleich schuld und muss geschlossen werden wenn man weiter tauchen will. Es wurde dann angeblich zu schnell aufgestiegen, zu wenig geschlafen, zu viele TGs in einer Woche gemacht, ist die Taucherin vielleicht 2kg schwerer als der Durchschnitt, und wenn wirklich nichts mehr hilft geht immer noch die Farbe des Urins und die Hydration. Hauptsache man kann sich eine Ursache in den Kopf setzen, und das zieht sich leider manchmal bis zu den behandelnden Ärzten durch.
So läuft sowas aber nicht. Ein guter Teil aller DCS-Fälle sind statistische Fluktuationen, ein Effekt dessen, dass wir mit den Modellen die wir nehmen, weil wir irgendwann auch aus dem Wasser wollen, eine gewisse Quote an Fällen absichtlich in Kauf nehmen. Wenn eine Million Menschen im Monat tauchen gehen, erwarten wir, dass hinterher 100 davon irgendwie kaputt sind. Das ist so geplant. Warum zur Hölle sollen diese 100 sich dann auf PFOs testen lassen, mehr trinken, und sich ganz allgemein diese Litaneien von Ursachen und daraus lernen anhören? Wir haben das so *erwartet*, ob wir es wussten oder nicht!
So, und da kommt das was ich mit diesem rant eigentlich sagen will: bessere Modelle könnten wir (die Community, die die es interessiert) u.a. machen wenn wir mehr wüssten wie oft und unter welchen Bedingungen "es" passiert, und was dann los ist. Nicht um für den einzelnen Taucher oder das Verhalten was zu lernen, sondern für das Verständnis der Dekompression. Allgemein. Das geht aber nur, wenn auch leichte Fälle offen und frei berichtet werden. Und das wiederum geht nur, wenn mit dem Bericht nicht diese elende Stigmatisierung einsetzt. Und nicht die Belehrungen. Das fängt an mit Forenkommentaren, und hört leider auf mit Verbands- und TTU Fragebogen auf denen angekreuzt werden soll ob man "schonmal" DCS hatte. Die Fragen gehören meiner Meinung nach weg. Ich verstehe die gute Intention, und es liefert vielleicht auch manche Infos. Aber der Preis dadurch, das Vorantreiben der Stigmatisierung, ist das nicht wert. Daran kann das Forum nichts ändern, aber daran wie wir auf so Berichte reagieren sehr wohl.
Jill Heinerth versucht da einiges zu bewegen mit vielen Videos und Artikeln, finde ich großartig! Und es gibt die Möglichkeit, Unfälle bei DAN einzureichen auch wenn man nicht dort versichert ist und nichts von denen "will". Einfach zu Forschungszwecken. Sollte ich mal mit Flecken oder Aua aus dem Wasser kommen, mache ich das.