Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.

Tauchen nach Bandscheibenvorfall BWS

Hallo zusammen,

 

ich hab noch nicht allzu lange meinen OWD ... und jetzt die Diagnose mehrere Bandscheibenvorfälle / -vorwölbungen an der BWS bekommen. Schmerzen hab ich dort schon lange, also weiß der Geier, wie lange die Bandscheiben dort schon mucken.

 

Im Internet hab ich einiges gefunden, das mich hoffen lässt, dass meine Taucherfahrung nun nicht mit dem OWD beendet ist, sondern weitergehen dürfte. Ich hab auch bald einen Termin beim Neurochirurgen, der praktischerweise auch Taucherarzt ist, um das alles zu besprechen. Meine Hausärztin meinte, ich dürfte wohl weiter tauchen, so dass ich da recht zuversichtlich bin.

 

Meine Fragen gehen da jetzt eher in die "praktische" Richtung:

Wie kann ich das Tauchen mit so 'ner Diagnose bandscheibenfreundlich gestalten? Möglichst wenig tragen, ist klar, aber was kann man sonst noch so im täglichen Taucheralltag beachten, um sich da rückenschonend zu verhalten? Das Gewicht, das man da auf dem Rücken und in den Jackets hat, ist ja nicht gerade wenig. Ich habe ja noch nicht mal wirklich praktische Erfahrung, darum wäre ich besonders für Tipps dankbar, was man falsch machen könnte - und wie man es besser macht - bei Boot- und Landtauchgängen und bei allem anderen auch, woran ich jetzt einfach noch nicht denke.

 

Vielen Dank für Eure Tipps.

 

lg AggroShark

AntwortAbonnieren
grogCMAS**
02.11.2016 01:10

Am wenigsten belastend dürften Tauchgänge von festen Booten aus sein, bei denen die Ausrüstung erst im Wasser angelegt wird, und Ein-/Ausstieg "gemütlich" über eine Leiter möglich ist. Mit Alu-Flasche und möglichst wenig Blei.

Eine allgemeine Anmerkung zu "Bandscheibenvorfälle" und "Neurochirurg": Die wenigsten mit bildgebenden Verfahren sichtbar gemachten Bandscheibenvorwölbungen sind eine ausreichende Indikation für chirurgische Interventionen. Falls zu einer Operation geraten wird, empfehle ich dringend wenigstens eine Zweitmeinung von einem Mediziner einzuholen, der nicht Chirurg ist, und Erfahrung bei der konservativen Behandlung von Rückenschmerzen hat.

Vercingétorixold school
02.11.2016 07:43

Guten Morgen,

eine Operation ist wirklich das allerletzte Mittel! Da würde ich auch erst eine wirklich fundierte Zweitmeinung einholen. Zumal, solange du nicht vor Schmerzen aus dem Fenster springst, geht es noch........

Ausserhalb des Tauchen' s hilft Gymnastik, Pilates, Yoga gezieltes geführtes Krafttraining um die Muskulatur zu stabilisieren und aufzubauen. Nutzt nix, von nix kommt nix.

Tauchen, Rentnerleiter, nicht auf dem Wulst beim Schlaubboot sitzen, Gerät nicht über den Kopf anziehen, Bleitaschen statt Gurt, aber sonst nichts außergewöhnliches.

02.11.2016 08:22

Hallo AggroShark,

Du solltest natürlich einen Mediziner Fragen, der sich damit auskennt. Ich habe auch diverse Vorwölbungen und über meinen Tauchsport aus. Halte meinen Rückenfit mit entsprechendem Sport.

Ich kann Dir neben dem normalen Backmounttauchen. Das Sidemount-Tauchen empfehlen. Dies ist sehr Rückenschonend.

Empfehlen kann ich Dir hier www.rebreathertauchen.de falls Du mehr Infos darüber haben möchtest.

Grüße

 

Vercingétorixold school
02.11.2016 08:35

Ja das hört Mann immer wieder das die Flaschen an der Seite rückenschonend sein sollen. Gerne auch von kommerzieller Seite. Wenn ich allerdings sehe, wie die meisten die Pullen zum Ufer tragen, habe ich schon Schmerzen........

Im Wasser ist es völlig egal und der Rucksack bleibt nunmal ein probates Mittel schwere Lasten zu tragen.........

02.11.2016 09:58

Richtig. Neben allen medizinischen und rehabilitativen Erwägungen ist bezüglich des Tauchens dann primär der schonende Transport der Ausrüstung wichtig. Dabei hilft ein kleiner Rollwagen oder klappbarer Sackkarren. Im Wasser ist eine Flasche schon fast oder ganz "schwerelos". Lass dir beim Transport helfen und baue das DTG inclusive integriertem Blei (ein Wing halte ich in dem Fall deshalb für weniger günstig) mit Hilfe deines Partners erst im Wasser zusammen.

Dann das Blei: Es sollte wirklich schnell soweit kommen, dass du nicht überbleit bist. Ggf. musst du dich zwischen einem dünneren Anzug mit weniger Wärmeisolation oder verzichten in kälterem Wasser entscheiden.

EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
02.11.2016 12:22
grog: Alu Flaschen? An Land sind sie schwerer und im Wasser benötigen sie mehr Blei (das auch noch an Land geschleppt werden muss). Keine gute Kombination.
BlubbBlubbBlubbBlubbdies und das...
02.11.2016 12:47

Habe ebenfalls Probleme mit den Bandscheiben. Ich mache es so dass ich das Gerödel an Land zusammenbaue und dann mit der bereits erwähnten klappbaren Sackkarre bis ins Wasser fahre. Ich tauche im Trocki eine schwere 6mm Backplate und ein P-Weight, damit drückt nichts auf die Lendenwirbel.

Alternativ, wenn Buddy vorhanden und willig, lasse ich tragen. ;)
Das geht alles soweit problemlos, nur für Solotauchen mit der D12 habe ich leider noch keine Lösung gefunden... die ist zu schwer um sie aus dem und in das Auto zu hieven. M12 geht wenn ich vorsichtig bin.

EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
02.11.2016 12:49
Ich würde es am besten mit dem Physiotherapeuten absprechen.
Vercingétorixold school
02.11.2016 12:53

Tragen kostet aber jede Menge Bier.........

Vercingétorixold school
02.11.2016 12:57

Das Problem ist, das das Schadensbild individuell ist und man eigentlich nur Ratschläge in Form von Allgeinplätzen geben kann. Fest steht nur, dass die Bandscheibe dauerhaft im Eimer ist. Im Regelfall bringt dich ein guter Orthopäde, ein guter Physio und eine sachkundige Muckibude (also nicht die für 9,99 € den Monat)  nach vorne......

03.11.2016 06:55

Guten Morgen zusammen,

ganz herzlichen Dank für Eure Ratschläge, da war einiges dabei, was für mich nützlich ist und was ich umzusetzen versuchen werde.

Klar, operieren lasse ich nur als allerallerallerletzte Option, und ohne Zweitmeinung sowieso gleich gar nicht.

'ne Frage hätte ich aber an dieser Stelle noch zum Thema "überbleibt" von kwolf ... Wie werde ich denn bleiärmer? Derzeit brauche ich 12 Kilo, beim letzten mal hab ich sogar 14 Kilo gebraucht, weil ich mit 12 Kilo einfach nur an der Oberfläche geschwommen bin ... TL meinte, das wäre, weil ich doch recht nervös war. Hilft mir da dann jetzt einfach Übung und Sicherheit, um weniger Blei zu brauchen?

lg AggroShark

EXIL - VFLerGUE Tech 1 / Cave 1
03.11.2016 07:17
Da hilft Wing / Trocki leer machen, Ausatmen und nicht rum zappeln beim absinken lassen. Wenn du nervös bist und mit deinen Extremitäten ruderst, erzeugst du Auftrieb. Unter Wasser hilft eine horizontale Lage, damit der Flossenschlag Vor- und nicht Auftrieb erzeugt.Wenn man das beherzigt, hat der Bleibedarf aber nichts mit Erfahrung zu tun. Das Blei kompensiert den Auftrieb der Ausrüstung und der wird mit 1000 TG nicht weniger.
Vercingétorixold school
03.11.2016 10:25

Bemühe mal die Suchmaschine, Tauchen ohne Angst, Monika Rahimi, sollte man mal einfach lesen.

Meistens liegt es an extra Luft in der Lunge vor dem Abtauchen, hohes Atemvolumen wegen der Aufregung, fehlerhafte Atmung, Jacke voll, voller Trockie. Hinzu kommt das Gezappel und meistens eine Seepferdchenhaltung unter Wasser. Das versucht man mit Blei zu kompensieren, bzw. dein TL hängt dir Blei an, damit er dich schneller unter runter bekommt. Geht schneller als über grundsätzliche Sachen zu reden.

Die Behauptung der Bleibedarf habe nichts mit Erfahrung zu tun, ist so nicht ganz richtig, bzw. doch stark vereinfacht. Tatsächlich kann man über die Lunge tarieren, seine Atmung ändern und damit einen großen Teil des Blei´s abbauen. Richtig ist, dass dieses um so schwieriger wird, je mehr Ausrüstung man mit sich rumschleppt, weil der Auftrieb der Ausrüstung kompensiert werden muss. Irgendwann braucht man Blei, und zwar nicht zu knapp.........

 

 

04.11.2016 13:06Geändert von kwolf1406,
04.11.2016 13:12

Gute Übung ist auch im Schwimmbad, nur in der Badehose "toter Mann" spielen und tieeeeef ausatmen. Dann muss man sinken, wenn man nicht übertrieben viel Fett auf den Rippen hat (letzteres würde auch den Bandscheiben schaden). 

Man lernt und übt dabei zweierlei: Mit weniger Luft in der Lunge bin ich im Wasser "schwerer" und, ganz wichtig, ich brauche gar nicht soviel Luft in der Lunge, um eine nette Zeit lang auf dem Schwimmbadboden rumzuliegen: Der erste Schritt zum entspannten Tauchen.

Rahimi lesen ist ein guter Vorschlag. Sie erklärt, wie man mit der richtigen Atempause im ausgeatmeten Zustand, wie wir es beim unbewussten Atmen Land tun, aber nicht im Wasser, ebenfalls Blei spart und entspannter taucht. Das erfordert aber Training und Mühe. Und wie ich schon sagte, Blei spart man letztlich auch durch Verzicht auf Tauchgänge in zu kaltem Wasser mit dicker Isolation. Das ist die ultima ratio bevor man ganz auf die Taucherei verzichtet...

08.01.2017 21:28

Moin moin,

Nachdem mir ein Baum den Oberkörper bis zum Hals einmal komplett neu durchgebügelt hat, gings einfach Backmount nicht mehr.

Bin über Zufall in Ägypten zum Sidemount Tauchen gekommen, und hab das Thema als die einzige Möglichkeit erkannt, weiter schmerzfrei tauchen zu gehen.

Richtig konfiguriert hängt fast das ganze Gewicht an Land auf der Hüfte. Oder mit der Karre ins Wasser und dort in Brusthohem Wasser ans Harness geklippt...

Und unter Wasser machts richtig spass

Informationen auch im sidemount forum.de

08.01.2017 22:27

http://www.diving-concepts.at/diving_concepts/Rueckenprogramm.html

Schau mal, da gibt's eine Menge gute Tipps 

NußPady AOWD
09.01.2017 09:24Geändert von Nuß,
09.01.2017 09:25

Hallo,

als ebenfalls Bandscheiben geplagter, allerdings im LWS Bereich, kann ich Dir ebenfalls Sidemount empfehlen. Unter Wasser ist es ja egal, aber über Wasser kannst Du halt die (leichteren) Flaschen auf 2 mal tragen. Ich habe auf meinem Jacket das Blei in einer Rüchentasche. Da spürt man 8 kg kaum als zusätzliches Gewicht.

Bootstauchgänge sind auch bandscheibenfreundlicher, weil halt das Gerödele nur 3-4 Meter getragen werden muss.

Was Du tunlichst vermeiden solltest sind Ausfahrten mit dem Zodiak. Das gehoppele beim Gumisaurodeo ist Gift für den Rücken, wobei auch hier Sidemount punktet, weil die Flaschen neben Dir liegen und Dir nicht zusätzlich bei jeder Welle ins Kreuz krachen.

Ansonsten ist Tauchen eigendlich optimal für den Rücken. Durch die Schwerelosigkeit unter Wasser wird die Wirbelsäule schön entlastet.

calanquesCMAS **
09.01.2017 10:54

Die Wirbelsäule wird unter Wasser entlastet und das kann auf jeden Fall nur gut sein. Mit einem ordentlichen (Rücken-)Trainig kann man die Wirbel mit Muskelsträngen wieder gut an ihrem ursprünglichen Platz fixieren. Ich hatte zwar noch keinen Bandscheibenvorfall, aber "Rücken", da bei mir die Wirbel nicht ganz plan aufeinandersitzen. Ohne Training zwickt's im Rücken. Bleibe ich dran, habe ich kaum Probleme.

Ansonsten kann ich nur empfehlen, das Gerödel mit einer geeigneten Karre ins Wasser zu slippen, wie man es mit jeder Segeljolle auch tut. Ausrüstung in einem Meter tiefen Wasser anlegen, entlastet den Rücken in jedem Fall. 

mnjhuz76CMAS ***
10.01.2017 07:47Geändert von mnjhuz76,
10.01.2017 07:51

Was auch noch hilft, ist die eigene Tauchlage vom Buddy beurteilen zu lassen. Mancher taucht, wie bei mir der Fall gewesen, unbewusst im Hohlkreuz. Das hat sich mit Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel so nach 10-15 Minuten im Tauchgang bemerkbar gemacht, die dann mit zunehmender Dauer immer schlimmer wurden. Witzigerweise ging's nach dem Tauchgang an Land immer recht schnell wieder besser.

Geholfen hat zum einen natürlich die Erkenntnis, dass ich im Hohlkreuz tauche (wie gesagt: Beobachtung durch einen aufmerksamen Buddy oder lass Dich nach Möglichkeit einmal mit ner Actioncam beim Tauchen filmen) und entsprechendes Gegensteuern, sobald die Schmerzen auftreten.

Auch gerne vernachlässigt - ein korrekter Trim u.a. beeinflusst durch:

  • Auswahl der Flasche (kurze 12er geht bei mir z.B. garnicht)
  • Position der Flasche (ein paar cm im Gurt rauf oder runter machen mehr aus, als man vielleicht denkt)
  • Bleianordnung - z.B. Nutzen evtl. vorhandener Trimbleitaschen, mancher schwört auch auf Fußblei ("Jehova! Er hat Jehova gesagt!" )
  • Im Verein oder bei Freunden leichtere oder schwerere Flossen ausleihen und probieren
  • Das Ganze natürlich bei unterschiedlichen Konfigurationen (Flaschen, Plate, Trocki, nass, unterschiedliche Unterzieher etc.) bei Bedarf anpassen (mir hat geholfen, im Log entsprechende Vermerke nach jedem Tauchgang zu machen. So hat man immer eine Referenz)

Cheers,
Peter

Antwort