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Tauchen mit Zahnplomben?

Halli Hallo,

ich stell mich mal ganz kurz vor, da ich ganz neu hier bin.

Ich bin 29 Jahre jung und komme aus Ulm.

Da mir das Schnuppertauchen auf Mallorca riesen Spaß gemacht hat, und ich schon immer ein Unterwasser beobachter war, ob im Aquarium oder beim Schnorcheln, stehe ich kurz vor der Anmeldung zu einem OWD-Kurs.

Heute hatte ich auch meine TTU und bin uneingeschränkt Tauchtauglich.
Soweit so gut, nun aber meine eigentliche Frage.
Der Taucharzt fragte mich ob ich meinem Zahnarzt gesagt habe das ich Tauchen gehen möchte. Er meinte das es durch den Druckunterschied es sein kann das Plomben sich lösen wenn eine etwas locker sitzt. Ist das denn wirklich so oder ist der Taucherarzt da übervorsichtig?


Immer Gut Luft

Der Wasser Kater



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23.08.2010 19:43
Hallo Wasserkater,

ja, da hat Dein Taucherarzt schon recht. Prinzipiell kann ein Barotrauma immer dort entstehen, wo es einen blockierten luftgefüllten Hohlraum gibt. Hat man ein großes Loch im Zahn, wäre dies daher erst einmal (für das Tauchen) nicht so schlimm, da die Luft darin ein- und ausströmen kann. Das Problem entsteht, wenn dieses Loch mit irgend etwas blockiert wird. In diesem Fall kann es zu einem Zahnbarotrauma kommen. (Für mehr Info
http://www.tauchtheorie.nowotaucher.de/tauchmedizin/krankheiten-verletzungen/barotrauma/barotrauma-zahn)

Wenn Du also gerade ältere Füllungen oder aktuell Beschwerden hast, lass das auf jeden Fall mal vom Zahnarzt checken. Ich sage beim Zahnarztbesuch jedes Mal, dass er wegen des Tauchens besonders gründlich sein soll.

Gut Luft,

Andreas
23.08.2010 19:44
klares: Ja es kann sein.

IMHO aber nur wenn der Zahnarzt unsauber arbeitet UND es dummläuft.
Es kann durch den erhöhten Druck bei nem Riss in der Plombe Luft dahinterkommen. Wenn sich dieser Riss beim Aufsteigen dann (warum auch immer) wieder verschließt kommt`s zum Reverse Blocking, wo Druck von innen nach außen wirkend ergibt.

Durch den Überdruck hinter der Plombe, kann es dann ggf. sein das sich die Plombe löst.

Aber wie gesagt nur kann sein - gibt keine extra Taucherplombe oder so. nen normaler ZA sollte schon so sauber arbeiten
martinpiCMAS **
23.08.2010 19:57
Ich mach`s umgekehrt: Ich gehe unter Wasser um meine Plomben zu checken. 5m (Hallenbad) genügen. Da kann es sein dass man es spürt, der Zahnarzt aber nichts feststellen kann, auch nicht im Röntgen.
Steffen76 TDI Adv.Nx/DecoPro, SDI Solo,
TDI Ext.Rg. / Trimix
23.08.2010 21:45
Ich habe bisher trotz vieler Plomben auch keine Probleme gehabt beim Tauchen...

Lass Dir vom zahnarzt bloss keine teureren Ersatzfüllungen andrehen, die Du dann selber bezahlen musst. reagiere diesbezüglich erst, falls es beim OWD - Kurs zu Problemen kommt. Viel spass dabei
23.08.2010 22:45
Hallo,

Blomben, Kronen, Inlays ...
alles was nicht mehr 100%ig gasdicht aufsitzt
kann sich beim Tauchen weiter loesen.

I.A. spuert man das aber vorher schon durch ein
"Druckgefuehl" wenn da was faul ist.

Beim Tauchen direkt ist mir das noch nicht passiert,
aber waehrend eines Tauchurlaubs bereits deutlich
"spuerbare" Kronen und Inlays durch genussvolles
Kauen eines festen Kaubonbons zu "ziehen" hab
ich schon geschafft ;)

Kommt selten vor, aber es kommt mal vor. Ist nicht
weiters wild, zuhause dann die naechsten Tage zum
Doc und wieder einkleben bzw. neu machen lassen.

Doof ist es, wenn die teuere Krone oder das Inlay
verloren geht.

Wenn`s weh tut oder zu temperaturempfinlich ist:
Kronen/Inlays kann man mit Zahnpasta provisorisch
befestigen, ein gut durchgekauter Kaugummi geht
auch als "Kleber", der auch das Loch/den Stumpf
schuetzen kann, wenn Krone/Plombe/Inlay weg
und der naechste Zahnarzt weit ist.

Zahnarzt meint, sowas kommt im Laufe der Jahre
vor, bei Amalgan Plomben eher selten, das Material
ist plastisch genug um entstehende Hohlraeume
wieder zu schliessen, Cement, Gold oder Keramik
sind da ein wenig anfaelliger.

Seh`s positiv:
Du kriegst so viel frueher mit,
dass da was eh nicht mehr stimmt

Gruss Guenter
23.08.2010 23:04
Hey

vielen danke Leute. Ist ja einiges was ich hier erfahren konnte.
Ich werde es wohl so machen das ich beim OWD-Kurs darauf achte ob sich da was tut.

Beim Schnuppertauchen auf Malle hatte ich in 4,94 Meter tiefe nichts gemerkt. Aber ich war auch abgelenkt von den schönen Qualen,Sepia,Grundel Fischen ect.pp.

Am Sonntag gehts mal wieder zum Schnuppertauchen nach Siegburg, ist zwar Indoor aber diesesmal mit Freundin und Ihrem Bruder, vielleicht machen die ja mit mir dann den OWD und später dann den AOWD.Wenn sie spaß am Tauchen haben ich hab es aufjedenfall, als Kind hatte ich schon immer eine Taucherbrille in der Badewanne an und in meinem Heimatland Italien bin ich bis zu 7 Stunden geschnorchelt obwohl es da kaum was zu sehen gab.
Ich kannte die Fische schon mit Vornamen
B.O.BachterRescue Diver
24.08.2010 07:51
Klugscheißmodus an:

Plomben gibts beim Zoll,
beim Zahnarzt gibt es Füllungen.

Klugscheißmodus aus.

Ist aber in der Tat so, das ordentlich versorgte Zähne keine Probleme machen. Habe auch zwei Wurzelfüllungen und ein paar Inlays, aber nie Probleme damit gehabt.

Grüße von Bob
24.08.2010 12:32
Laut meinem Zahnarzt sind v.a. Kunststoff-Inlays problematisch, einem Taucher seien gleich eine ganze Hand voll rausgefallen, allerdings nicht auf 5 m, sondern "ca. 40". Ich glaube auch daher kaum, daß 5 m "zum Testen" ausreichen.
Alles andere, das zahntechnisch korrekt und dicht sitzt sollte allerdings keine Probleme machen.
Ich bin auch schon 1 Wo mit einer provisorischen Füllung getaucht, ohne Probleme - in solchen Fällen sollte man aber vorher den Zahnarzt darauf hinweisen, daß man einen Tauchurlaub vor sich hat.

IGL C.
martinpiCMAS **
24.08.2010 21:37
Da du schon ohne Probleme auf 5m warst, ist alles OK. Nach meiner Erfahrung reicht das als Test. Siehe Boyle-Mariotte: Die Volumsänderungen sind in geringen Tiefen am größten (darum auch mehr Ohren- und Tarierprobleme bei geringen Tauchtiefen).

Auch wenn man abgelenkt ist: Die Zahnschmerzen spürt man!

Die wahrscheinlich häufigste Ursache für Zahnschmerzen beim Tauchen ist, dass sich durch Karies ein (gasgefüllter) Hohlraum im Zahn bildet. Beim Abtauchen erhöht sich der Druck, und zwar im Wasser und im ganzen Körper, also Lunge, Blut etc. Der Hohlraum im Zahn wird unter Schmerzen mit Blut gefüllt bis auch hier der Druck gleich dem Umgebungsdruck ist. Dann hört der Schmerz auf. Beim Auftauchen passiert das gleiche Spiel noch einmal, nur umgekehrt, tut wieder weh.

Beim Auftauchen kann es passieren dass die Füllung heraus gesprengt wird. Die sollte man natürlich nicht "einatmen". Wenn du cool bist kann es gelingen, das Goldstück zu retten (Regler aus dem Mund, Füllung ausspucken und im Jacket verstauen). Wieder einkleben muss man sie nicht, für die Dauer des Urlaubs kann man den Zahn offen lassen (Zähne extra gut putzen). Damit ist auch das Problem vorerst gelöst.

Wenn sich Karies unter einer metallischen Füllung bildet, kann es passieren dass sie von der Füllung im Röntgen verdeckt wird. Aber du weißt es eh, welcher Zahn es war der weh getan hat. Kannst dem Zahnarzt gleich sagen wo er bohren soll. Deshalb eignet sich Tauchen gut als "zahnärztliche Kontrolluntersuchung".
24.08.2010 22:20
@Martinpi:
"Der Hohlraum im Zahn wird unter Schmerzen mit Blut gefüllt bis auch hier der Druck gleich dem Umgebungsdruck ist."

Wo soll denn das Blut herkommen?

@Wasser Kater
Ich denke, dass ein Zahnbarotrauma ein ziemlich selten vorkommendes Barotrauma ist. Ich würde mir daher nicht einen allzu großen Kopf darüber machen. Ein bisschen Obacht und normale Zahnpflege und dann sollte das kein Problem sein.

Gut Luft,

Andreas

martinpiCMAS **
25.08.2010 20:24
@Nowotaucher:
Aus dem Blutgefäß das jeden lebenden Zahn versorgt.

Das Einpressen des Blutes verursacht den Schmerz. Es ist "das gleiche Problem wie bei dem Barotrauma der Nasennebenhöhlen", siehe
http://www.tauchersprechstunde.de/erkrankungen Weshalb der Schmerz wieder verschwindet wenn man auf gleicher Tiefe bleibt. Wie gesagt, eigene Erfahrung.

Wenn es so wäre wie in der von dir verlinkten Seite, würde man nichts spüren bis es knallt. Dass so etwas passiert, habe ich noch nie gehört, das scheint tatsächlich sehr selten zu sein.

Der von mir beschriebene Fall ist nicht selten. Aber nicht gefährlich.
25.08.2010 20:49
"Es ist das gleiche Problem wie bei dem Barotrauma der Nasennebenhöhlen ..."

Nein, es ist nicht das gleiche Problem, jedenfalls nicht, was das "Bluteinpressen" angeht.
Durch Karies oder Abnutzung entstandene Hohlräume in Zähnen haben i.d.R. keine Verbindung zu Blutgefäßen.

Wenn es so wäre wie Du sagst, müßte die Luft entweichen und Füllungen würden (von dieser) nicht mehr herausgedrückt werden können.

IGL C.

IGL C.
25.08.2010 20:58
Hallo martinpi,

wenn das Blut eingepresst wird, dann muss es sich um ein ziemlich tiefes Loch handeln, unter Schmelz und Dentin liegen und bis zum Zahnmark durchgehen. Ich bestreite nicht, dass dies nicht passieren kann, aber es muss nicht sein sein und ist in vielen Fällen auch nicht so. Ich hatte eine Umkehrblockade beim Auftauchen mit ziemlichen Druckschmerzen auf den Zähnen. Beim Zahnarztbesuch wurde Karies unterhalb einer Plombe festgestellt, der aber nicht das Zahnmark berührt hatte. Die Umkehrblokade wurde wahrscheinlich durch irgendetwas ausgelöst, was ich vor dem TG gegessen hatte. Deswegen spüle ich jetzt immer vor jedem TG mit Wasser

Viele Grüße,

Andreas
martinpiCMAS **
29.08.2010 12:29
Ich hab`s mit meinem Zahnarzt bemurmelt. Wir reimen es uns so zusammen:

Bei einem großen Loch, das ja mit der Außenwelt in Verbindung steht, ist`s kein Problem. Aber damit sich Karies unter einer Füllung bildet genügt ein Randspalt von wenigen tausendstel mm. Durch diesen kann Luft oder Wasser nur langsam durch. Druck in der Pulpa steigt weil der Druck im ganzen Körper steigt, Hohlraum im Zahn hat aber noch weniger Druck --> Schmerz.

Wenn sich der Druck ausgeglichen hat verschwindet der Schmerz. Beim Auftauchen umgekehrt: es dauert wieder bis Luft oder Wasser durch den Spalt entwichen sind und es gibt eine Umkehrblockierung, bei der die Füllung auch herausfallen kann.

Greetz, Martin
Antwort