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Tauchen mit Tourette

Hallo,

ich habe meinen Tauchschein angefangen aber ich habe das Tourette-Syndrom. Am anfang war es nicht so schlimm, nur augenzwinkern mittlerweile ist es erst richtig ausgebrochen und der Arzt meinte ich kann nur im Schwimmbecken tauchen und erst weitermachen wenn es weg ist (haha, weg nicht mehr weg). Habt ihr Ehrfahrungen damit oder weiß jemand ob man trotzdem tauchen darf? 

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MySig... Hit and Run ...
20.05.2017 15:33
Vielleicht solltest du einen Tauchmediziner fragen. Der wird dir am besten helfen können. Es hängt sicher davon ab welche Ticks (ich hoffe man nennt das so?? Falls nicht entschuldige ich mich gleich im Vorfeld) du hast und wie stark sie sind.
20.05.2017 15:41

Nun, das hängt ganz von Art uns schwere der Ticks ab. Stört es z.B. den Sitz der Maske, des Automaten, die Artmung durch den Automaten? Behindert es deine Motorik zum Handling der Ausrüstung?

Häufig sind psychische Störungen begleitend, wie ADHS, depressiver Formenkreis u.v.m., die schon für sich eine Tauchtauglichkeit ausschließen. Hier ist imho nicht nur der Taucherarzt gefragt, sondern auch ein Fachmann für seelische Gesundheit.

20.05.2017 16:34

Meine Tics sind Kopfschlagen, Fußausschlagen und schnipsen und das ist nur ein Teil der motorischen Tics und dazu kommen noch diverse vokale Tics. Ich habe sonst keine begleitende Störung aber der Taucharzt meinte ich kann erst im see tauchen wenn es aufhört aber es wird ja nicht mehr aufhören @kwolf1406

20.05.2017 17:14

Deine Schilderungen sind so, dass Du von mir keine TT bekommen würdest.

mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
20.05.2017 18:51
Jessica, ist es denn -wie du schreibst- erst während des Kurses richtig ausgebrochen? Könnte da Angst, Streß oder Unsicherheit ein auslösender bzw. verstärkender Faktor sein???Oder gab es keine Zusammenhänge?Bin nicht fachkundig, aber aus dem Bauch heraus schließen sich nicht kontrollierbare Ticks und Tauchsport aus.
20.05.2017 20:33

Also ich hatte als Kind und als Jugendlicher schon Tourette es gab eben gute Phasen da war es fast nicht mehr vorhanden und jetzt ist es wieder eine recht starke Phase wo die Tics sehr stark ausgeprägt sind. 

21.05.2017 08:02
Guten Morgen Jessica,bisher habe ich nur von Menschen mit Tourette-Syndrom gehört, bei denen die Tics unter Konzentration fast vollständig aufhören und in Entspannungsphasen bzw. normalen Situationen wieder auftreten. Es gibt in den USA z.B. einen Chirurgen mit Tourette. Ein ehemaliger Mitstudenten hat auch Tourette und konnte Klausuren ohne Auftreten von Tics schreiben. Vielleicht meint dein Arzt deshalb, dass die Tics beim Tauchen erst aufhören müssen. Im Schwimmbad tauchst du halt unter stark kontrollierten Bedingungen. Dass du in einer Phase, in der die Tics verstärkt auftreten, nicht ins Freiwasser darfst, ist zu deinem eigenen Schutz. Ob du jemals eine "normale" Tauchtauglichkeit oder einen "normalen" Tauchschein bekommen wirst, kann ich nicht beurteilen. Es gibt aber noch die Möglichkeit, es über Tauchschulen zu versuchen, die der Idda (international disabled divers association) angehören. Inzwischen sind z.B. ADHS und Depressionen auch nicht mehr ein absoluter Ausschlussgrund für eine TT. Es kommt auch darauf an, ob Medikamente eingenommen werden und wie das Beschwerdebild aussieht.
21.05.2017 08:36Geändert von gr3yw0lf,
21.05.2017 08:38
hallo jessica
der tip mit der idda ist schon mal sehr gut. ich denke, du solltest eher bei jemandem tauchen lernen bzw. mit jemanden tauchen, der mit unwillkürlichen bewegungen vertraut ist. weiters solltest du auch mit deinem neurologen sprechen, wie er dein vorhaben sieht und was er denkt, mit welchen therapeutischen mitteln dein ziel zu erreichen wäre (stichwort: motorische gegenantwort bzw. reaktionsumkehr). wenn du zu den menschen gehörst, die das auftreten ihrer 'tics' im vorfeld spühren und das 'ausbrechen' auch eine zeit hinauszögern können, sind die chancen sicher nicht so schlecht.

@ kwolf1406
ich seh weder bei ADHS noch im depressiven formenkreis einen ausschlussgrund - nur in den medikamenten, die verabreicht werden - und die kann man schon verändern. ganz anders siehts da zb. bei der einnahme von beta-blockern aus (absolutes no-go)
Gelbe MaskeMaske hilft!
Abz. "Für gutes Wissen" (Gold)
21.05.2017 12:59
Laienhafte Idee: Nur Tauchtauglichkeit mit Vollgesichtsmaske? (Sofern keine sonstige echte Gründe.)Wird aber oft zu Erklärungsbedarf führen.
21.05.2017 13:13
nicht die schlechteste idee, gm.
21.05.2017 13:21
@gr3yw0lf, alles ist mehr oder weniger relativ. Solche Diagnosen führen erstmal in meinen Augen zum Tauchende. Dann kann ggf. unter Behandlung von Fachärzten, die außerdem noch viel von Tauchmedizin verstehen, das Verbot relativiert werden. Auch wer z.B. unter leichter ß-Blockergabe fit ist, Ausdauersport treibt und 200Watt strampelt, kann damit wohl auch tauchen.
21.05.2017 16:16Geändert von gr3yw0lf,
21.05.2017 16:22
@kwolf1406
beta-blocker sind ein 100%tiger ausschluss-grund, da sie grundsätzlich die leistungsfähigkeit einschränken. (ausnahme beta-blocker zur senkung des augendrucks).
anders siehts bei psychischen erkrankungen aus - da ist immer die medikation entscheidend. es spricht zb. nichts gegen tauchen mit anti-depressiva (wobei ich bei psychomotorisch dämpfenden medis schon probleme sehe), anders jedoch unter einfluss von tranquilizern (meist benzodiazepine) , die ja anxiolytisch (angsthemmend) und sedierend (beruhigend) wirken. selbes sehe ich auch für den bereich der neuroleptika.
auf jeden fall sollte hier dringend rücksprache mit dem behandelnden facharzt gehalten werden bzw. sollten sich fach- und taucharzt miteinander kurzschließen!
allein die diagnose (wie du es schreibst) bereits als ausschluss-grund zu betrachten, wäre in meinen augen grundsätzlich falsch - eine psychische erkrankung ist so normal und natürlich, wie wenn du dich in den finger schneidest.
hunnihundTrimix, CCR
21.05.2017 16:32

@gr3yw0lf

Interessehalber: Bist Du vom Fach? Oder wie kommst Du zu Deiner Einschätzung hinsichtlich ß-Blocker?

21.05.2017 17:25

gr3...

So nicht ganz richtig! Einige psychiatrische Erkrankungen sind per se eine absolute Kontraindikation und nicht nur die Medikationen.

siehe Checkliste TT

21.05.2017 18:01
@hunnihund
vom fach nicht direkt, aber ich nehm selbst beta-blocker (augentropfen zur senkung des augendrucks) und einer meiner mittaucher ist zufällig hyperbarmediziner
@uwe-re
bei "einige" bin ich schon bei dir - ich bin nur gegen grundsätzliche verallgemeinerung und für "genaues hinsehen" im einzelfall. übrigens ist die checkliste tt nur eine "empfehlung".
21.05.2017 18:20

Nur eine Empfehlung, die es aber einfacher macht für den Haftpflichtfall, wenn man sich dran hält.

Nicht mehr und nicht weniger.

Soe stellt auch einen gewissen Konsens dar.

Ich verfahre meist nach dem Grundsatz: Nicht jeder muß Tauchen. Bei Wiederholungstauglichkeiten kann man schon mal etwas "großzügiger" sein. Aber meist findet sich eh einer, der alles durchwinkt 

21.05.2017 18:45Geändert von kwolf1406,
21.05.2017 18:52
Das ist zwar OT, aber dennoch zur Abrundung: https://www.daneurope.org/readarticle?p_p_id=web_content_reading&p_p_lifecycle=0&p_p_mode=view&p_r_p_-1523133153_groupId=10103&p_r_p_-1523133153_articleId=15967&p_r_p_-1523133153_articleVersion=1.0&p_r_p_-1523133153_commaCategories=&p_r_p_-1523133153_commaTags=doctor Dabei ist Propranolol in der Hinsicht noch der am wenigsten geeignete ß-Blocker.
22.05.2017 06:35
spannend - danke
habs grad weitergegeben
hunnihundTrimix, CCR
22.05.2017 08:44

nochmal OT zum Thema ß-Blocker, zum Beispiel:

http://www.tcsoverhagen.de/Tauchmedizin/Downloads/Tauchtauglichkeit_Sportarzt.pdf

Also kein 100%-iger Ausschluss. Entscheidend sind vielmehr die Grunderkrankung, die Ergometrie und die Lungenfunktion.

Propranolol ist in D kaum gebräuchlich, eher in USA.

@kwolf1406: Danke für den Link. Kannte ich noch nicht.

28.07.2019 13:02
interessantes Thema, gibt es auch positives Auswirkungen des Tauchens auf das Tourettsyndrom? Hat da jemand Erfahrungen? Besonders im Freitauchbereich. Der Körper dürfte sich ja aus Reflexgründen keine Vocaltics leisten dürfen.... Auch die Auswirkungen von Yogaatmungen auf die Tics würd ich gerne näher kennenlernen oder untersuchen.
13.08.2019 14:23
Ich hab mal einen Freitaucher mit Tourette gesehen, er hatte schon alle 10 Sekunden ein Zucken oder so... Fürs Freitauchen mit Aufsicht eigentlich ungefährlich, die Ticks werden ja auch weniger, aber fürs Tauchen kommts halt drauf an wie dein Tourette sich so verhält, gibts da Nebenwirkungen die ich nicht kenne?? Denn ansonsten kannst du ja tauchen wenn du keine gefährlichen Ticks hast, schätze dich selbst ein und Tauche nie alleine
08.10.2019 11:41Geändert von DiverDoc237,
08.10.2019 11:59
Die Sache ist meines Erachtens relativ einfach: Wenn die Ticks den Tauchgang gefährden und das bedeutet, dass man seine Motorik nicht mehr unter Kontrolle hat, was beim Tarieren, Sicherheitsstopp, Auftauchen etc. wirklich fatale Folgen haben kann, dann kann eine Tauchtauglichkeit NICHT attestiert werden. Und genau das scheint hier der Fall zu sein. Was man aber erwägen kann, wären begleitete Tauchgänge wie beim Behindertentauchen (ein einfacher "Buddy" ist da sicherlich NICHT ausreichend), damit im Notfall jemand geschult und gezielt eingreifen kann. Interessantes Thema, nichtmal die Bibel der Tauchtauglichkeit hat hierzu etwas im Inhaltsverzeichnis.
08.10.2019 11:57Geändert von DiverDoc237,
08.10.2019 11:58
@gr3yw0lf: Zwischen sich in den Finger schneiden und einer (neuro)psychi(atr)schen Erkrankung bestehen Welten! Und das Problem HIER ganz konkret ist nicht, sich in den Finger zu schneiden, sondern sich UNTER WASSER "in den Finger zu schneiden" und zwar in einer Arzt und Weise, dass man danach möglicherweise unfähig ist, seine Ausrüstung zu bedienen. Oder diese sogar verliert (Maske und Atemregler bei motorischen Ticks des Kopfes). Das ist - zumindest den in diesem Fall geschilderten Symptomen nach - eher vergleichbar mit Tauchen bei Epilepsie. Tauchen ist weder profan noch gefahrlos und genau deswegen gibt es Tauchtauglichkeitsuntersuchungen, die leider eben auch Menschen - zu deren Schutz und zum Schutz ihrer Buddies - vom Tauchen ausschließen müssen.
Dominik_Emind is like parachute
08.10.2019 12:10
Ich würde eher mal sagen Untersuchungen sollten Menschen über ihr Risiko aufklären. Und Menschen sollten z.B. ihren Buddies Risiken dann sagen. Jemdem der ein extrem erhöhtes Risiko hat wird niemand Bescheinigen, dass er/sie ihn für fit zum Tauchen hält, und das ist auch klar und kann und sollte nicht verlangt werden. Ausschliessen darf man aber einen freien Menschen nicht, auch ein extrem hohes Risiko einzugehen steht jedem zur Einsicht fähigen Menschen zu, so lange alle die eventuell mit betroffen sind damit einverstanden sind. Das mag wie ein Korinthen-Unterschied klingen, ist aber in Wahrheit extrem wichtig.
08.10.2019 12:28

D.E.

grundsätzlich richtig. Aber einige Basen schließen "Risikotaucher" aus um keine Ereignisse zu haben . Nennt sich dann Hausrecht.

Grundsätzlich immer der Einzelfall entscheidend!!

Falsche Kreuze können zu erheblichen Problemen führen. Gerade in den USA. (Einsatzkosten usw.)

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