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Tauchen mit Thrombose und Lungenembolie ?

Geändert von aida_lover,
18.10.2023 10:14

Hi

gerade schwieriges Thema für mich, denn bei mir (männl. , 60 Jahre) wurde vor einer Woche eine Thrombose und beidseitige, periphere Lungenembolie diagnostiziert - obwohl ich bis auf leichte Wadenschmerzen völlig symptomfrei war/bin (normal atme und bis letzte Woche ganz normal 4x Woche Sport getrieben habe - bin austrainiert und super Fit). Bin jetzt nach 5 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Alle Untersuchungen waren ohne Befund (außer Lungen CT = Lungenembolie) und Ultraschall Bein (= tiefe Beinvenenthrombose Unterschenkel bis kurz über Knie), D-Dimer Wert bei 13000 bei Aufnahme. Es wurde keine Ursache gefunden, weshalb man von einer genetischen Disposition ausgeht (mein Vater hatte Thrombose mit 50). Das Ergebnis dsbzgl steht noch aus. Während der Zeit im Krankenhaus bekam ich Heparin und jetzt wurde ich auf ein orales Antikoagulaz umgestellt (Lixiana 60 mg- 1x Tag). Ambulante Reha (3 Wochen) beginnt in 2 Wochen.

So, weswegen ich das hier schreibe und gerne Eure Erfahrungen/Meinungen lesen möchte:

Wir haben für Ende November einen Tauchurlaub auf die Malediven gebucht (Liveaboard 03.-10.12 und Fuvamulah TigerZoo 10-17.12) Leider alles individuell (Flug, Boot, Fuvamulah, Local Islands....) weshalb eine Reiserücktritt eigentlich nicht in Frage kommt.

Soll/Muss ich auf das Tauchen verzichten und meine Frau alleine Tauchen lassen, oder seht Ihr die Möglichkeit das auch ich Tauchen kann? Tauchmedizin sagt 6-12 Monate Tauchverbot - aber ich habe, wie geschrieben, keinerlei Auswirkungen auf meine Gesundheit gerade. Soll mich lt. Ärzten jeden Tag bewegen, während der Reha mache ich 3 Wochen Sport - wo könnte dann das Problem beim Tauchen liegen??

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18.10.2023 10:58
Im schlimmsten Fall löst sich ein Teil von dem noch im Bein befindlichen Thrombus und du bekommst eine erneute, im schlimmsten Fall fulminante Lungenembolie.
Das wäre sicher nicht in deinem Sinne. D - Dimer von 13tsd. ist auch nicht grade wenig.
Bei V.a. genetische Disposition würde ich dir eh vom Tauchen abraten, bis das abgeklärt ist.

Meine Rücktrittsversicherung greift auch, wenn keine Pauschalreise gebucht wurde?!
18.10.2023 11:36Geändert von waterbridge,
18.10.2023 12:54

Man kann sicherlich gut verstehen, dass du in deinem Malediven-Urlaub gerne tauchen wollen würdest. Mit der Diagnose ist aber wirklich nicht an tauchen zu denken. Dabei geht es nicht nur um dich, sondern auch um deine Mit-Tauchenden, welche deinen Leichtsinn emotional ertragen müssten und im schlimmsten Fall den Tauchunfall managen dürften oder gar selber in Probleme kommen könnten.

Das offizielle Tauchverbot von mindestens 6-12 Monaten ist schon sehr sehr freundlich dir gegenüber. Das Tauchverbot kann bzw. sollte selbstverständlich auch erst aufgehoben werden, wenn sich die Embolien nachweislich aufgelöst haben. Darüber hinaus wäre Tauchen eventuell (wenn überhaupt) eigentlich eh langfristig nur mit den Blutverdünnern denkbar. Das kläre alles mit deinen Medizinern und nicht mit uns. Hier spielt auch eine Rolle, ob die ursprüngliche Ursache sicher(er) geklärt werden kann. Du hast ja aber trotzdem nach der Meinung von Medizin-Laien und normalen Tauchern gefragt und meine Meinung hast du hier. Du fühlst dich gerade wahrscheinlich noch halbwegs fit, weil die Embolien ausreichend klein sind und das Blut über shunts an den Embolie-Stellen vorbeikommt. Das kann sich aber schnell ändern. Entweder weil sich die Embolie-Stellen in der Lunge lösen und die Klumpen in kritischere Lungenbereiche wandern oder dass sich neuen Thromben aus anderen Körperteilen erneut in der Lunge sammeln (oder gleich im Gehirn oder Herz). Du hast gerade schlicht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für plötzlichen Leistungseinbruch bzw. für eine Bewusstlosigkeit.

Du sollst ja Sport machen und wunderst dich, warum Tauchen trotzdem nicht gehen soll: beim normalen Sport spielen Mikroblasen und Sättigung keine Rolle, durch die Position im Wasser ist dein Kreislauf eh "unnatürlich", Wahrscheinlichkeit von Thrombenwanderung ist höher, Dehydrierungsgefahr höher -> auch höhere Thrombengefahr, durch die Lungenembolie ist die Chance höher, dass beim Auftauchen die Luft nicht aus allen Lungenbereichen problemlos entweichen kann (kleine Narben, Schwellungen, Verklebungen im Emboliebereich), plötzliche Schwäche/Bewusstlosigkeit unter Wasser ist viel riskanter als beim Spaziergang im Wald,... . Sport an Land ist trotzdem gut und fördert tatsächlich die Rehabilitation bei dieser Diagnose.

18.10.2023 12:07
1. bis zum 3.12. ist noch Zeit und Du wirst sowieso hinfliegen, also rede doch mit dem Arzt kurz vor der Abreise nochmal anhand der dann aktuellen Werte

2. gerade bei liveaboard und Fernreisen würde ich mir Gedanken machen wie es denn mit der medizinischen Versorgung aussieht wenn doch was passiert. Da landest Du nicht innerhalb 30min in einer top ausgestatteten Unfallklinik.
18.10.2023 12:31
hm...

mit der diagnose würde ich im moment nicht mal an langstreckenflüge denken - an tauchen schon gar nicht. zumindest bis es ein ok vom arzt gibt....
18.10.2023 14:30
Hatte einen ähnlichen Vorfall vor etwas über zwei Jahren, nur dass die Thrombose im rechten Arm war (M, 35 damals). Habe daraufhin schweren Herzens auch meine zweiwöchige Ägypten-Liveaboard-Tour abgesagt, auf die Reiserücktrittsversicherung hatte ich zuvor dummerweise verzichtet..
Eine Ursache dafür wurde übrigens bis heute nicht gefunden, genetische Disposition war nicht feststellbar, je nach Arzt lag es an zuviel Sport, den Coronaimpfungen (moderna) in den Arm, Reise nach und Tauchen auf Galapagos kurz zuvor, einem eigentlich unauffälligen Sturz, oder einfach nur persönlichem Pech.

Nach einem dreivierteljahr war sie Thrombose dann endlich komplett aufgelöst, die TTU habe ich dann anschließend beim Hausarzt problemlos bekommen, und kurz darauf ging es (aufgrund eines Angebots das ich nicht ausschlagen konnte) zum Tigerzoo/DeepSouth Liveaboard. Eigentlich hatte ich mir zum Wiedereinstieg auch etwas entspannteres, weniger abgeschiedenen vorgestellt..

Da die (Nicht-Tigerzoo-) Tauchgänge bei Fuvamulah "extrem" tief sind (45m und mehr) und auch munter in den Dekobereich hinein getaucht wird, würde ich dir gerade davon also auch momentan noch abraten - ganz wohl war mir dabei damals auch fast ein Jahr nach der Diagnose noch nicht.

Bei Langstreckenflügen hab ich mich hingegen in dem Zeitraum aufgrund der Xareltoeinnahme zumindest subjektiv recht sicher gefühlt, interessanterweise gab's bei mir auch keine Reha.
18.10.2023 15:17Geändert von kwolf1406,
18.10.2023 15:19
Zum Medizinischen ist auch imho alles gesagt.
Aber zur Reiserücktrittsversicherung: Wenn das gesundheitliche vor den Buchungen nicht bekannt war, sollte die Rücktrittsversicherung (natürlich auch schon vorher abgeschlossen) auch jede selbst getätigte Einzelbuchung erstatten, sowohl für dich als auch für deinen Partner. Meine hatte das jedenfalls schon mal getan.
05.11.2023 09:40
Ulukai:
Extreme Tieftauchgänge, richtig!

Eigentlich verboten, warum tritt man denen da unten nicht mal in den Arsch, allen voran den "Platzhirschen "
SpaetberufenerMaster Scuba Diver
05.11.2023 10:09Geändert von Spaetberufener,
05.11.2023 10:14

Guppy, es ist auf den Malediven wie in der katholischen Kirche: jeder weiß es, aber wenn alle die Schnauze halten wird es geduldet. Da ist doch vor einigen Monaten ein Tauchlehrer in Fuvamulah umgekommen, hat auch nichts geändert. https://divernet.com/scuba-news/weightbelt-found-in-4-day-search-for-maldives-instructor/

So lange die Unfälle nicht überhand nehmen und (wahrscheinlich) die Devisen in die richtigen Kanäle fließen wird sich nichts ändern.

Zum Thread: man sollte die RRV unverzüglich informieren, wenn die Tauchuntauglichkeit feststeht, denn es ist möglich, dass durch zu späten Reiserücktritt der Schaden steigt. Ich würde übrigens auf ein Flugverbot hoffen, denn sonst könnte die Versicherung argumentieren, man kann den Urlaub auch ohne Tauchen antreten. Und mit diesem Befund zu tauchen das ist wie russisches Roulette!

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