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Tauchen mit implantiertem Pacemaker

Wie steht eigentlich die Meinung nach Tauchen mit einem Herzschrittmacher, wenn die Leistungsfähigkeit dadurch wieder in Ordnung ist? sind dieses Geräte eigentlich zum Tauchen (Druck) vom Hersteller zugelassen. Wie ist es versicherungsrechtlich?
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14.03.2005 15:45
Hi!

Ich glaube, dass lässt sich einfach nicht pauschal beantworten, auch nicht von Leuten, die selbiges `Schicksal` haben wie Du. Befrage dazu Deinen Kardiologen und einen Taucherarzt, der davon Ahnung hat, ich würde Dir auch die Heidelberger Tauchersprechstunde empfehlen, eventuell wirst Du auch dort vorsprechen, bzw. Dich dort vor Ort untersuchen lassen müssen, weil vermutlich keine Ferndiagnose in so einem Fall angebracht ist.

Viel Glück dabei,

Tom
14.03.2005 17:40
HuHu

soweit ich weiß sind die nicht zugelassen, wobei es da sicherlich keine Studien gibt. Ich google mal ein bißchen und HighWire wird vielleicht auch etwas bringen

14.03.2005 18:01
Also:
Hier: http://www.medizin-netz.de/sportmedizin/tauchen.htm schreiben die davon, daß "nicht sicher druckstabile Herzschrittmacher" Ausschlußkriterieum sind. Vielleicht gibt es andere?

Hier läuft dieselbe Frage: http://www.medicdive.de/wbb2/thread.php?threadid=218&sid=2b251c46dbc9504dee1f167585482627

In einem Artikel des Ärzteblattes über Schrittmacher http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=44403 habe ich das hier gefunden: "Gemäß den Leitlinien der Gesellschaft für Tauch- und Überdruckmedizin gilt auch für Patienten ohne strukturelle Herzerkrankung ein Zustand nach Schrittmacherimplantation als relative Kontraindikation zum Tauchen"

Also scheint es zu gehen: relative Kontraindikation ist ja keine absolute.


Einen englischen Artikel habe ich gefunden aus dem british medical journal http://heart.bmjjournals.com/cgi/reprint/80/6/537

"Arrhythmias and pacing: The decision to allow an individual who has cardiac arrhythmias to dive is based on a number of considerations: the frequency and duration of attacks, anticipated degree of incapacity that might occur during an attack underwater,whether circumstances when diving (such as cold) might precipitate an attack, and coincidental structural heart disease.
Pacemaker cans are compressed by the increased hydrostatic pressures underwater. All pacemakers will fail with potentially fatal consequences if taken deep enough. The can mounted sensors of rate responsive pacemakers often fail at shallow depths, so rate response is lost on descent,
but should return on surfacing, unless the pacemaker is taken so deep that permanent can distortion occurs. There are considerable variations in the depths to which individual pacemakers are tested—for example, Vitatron Collection II and Vita pacemakers (Vitatron UK Ltd, Bucks, UK) are tested to a pressure equivalent to 11 m sea water;Medtronic (Minneapolis, Minnesota, USA) recommend
that Thera, Prodigy, and Elite II pacemakers should not be exposed to pressures greater than at 30 m sea water (although during tests function was reversibly affected at shallower depths); and the Intermedic Dash 292–03 (Intermedics, Angleton, USA) has been tested to 60 m
(data supplied by manufacturers). The last pacemaker is acceptable for use in the air diving range (to 50 m) and this leaves a small safety margin if the diver descends a little deeper. Pacemakers that have been tested to shallower
depth should not be implanted in divers (or in individuals who might require hyperbaric oxygen therapy). No pacemaker is safe at the great depths dived by mixed gas commercial divers, who may be working 150 m deep in the northern sector of the North Sea or even deeper in other
countries. Deep commercial diving is not permitted in those with an implanted pacemaker."

Puh, jetzt sind wir ein bißchen schlauer: Es kommt auf die Ursache der Rhythmusstörung an (solltest du wissen), die Häufigkeit, die du deinen Pacer brauchst (kannman dir in der Schrittmacherabfragung sagen) und welches Modell dir die Kasse gezahlt hat (steht im Schrittmacherausweis).

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Input gegeben

CU
24.11.2005 19:57
Tauchen mit einem Herzschrittmacher?

Muss ein Taucher, der einen Herzschrittmacher eingesetzt bekommen hat, deswegen mit dem Tauchsport aufhören?

Nein, wenn er den „richtigen“ Herzschrittmacher eingesetzt bekommen hat.

Ein Bericht aus eigener Erfahrung;

Bedingt durch eine Untersuchung, bei der man feststellte, dass ich einen Herzschrittmacher benötige, war meine erste Frage: „Darf ich mit dem Ding denn noch tauchen?“ und der Arzt sagte: „Natürlich, kein Problem“, was mich als begeisterter Taucher natürlich freute.

Ein Schrittmacher der Marke “Ela“ Typ „Symphony“ (er sollte einer der Besten sein) wurde implantiert und nach 1 Tag durfte ich die Klink verlassen und bekam meinen “Herzschrittmacherpass“ und ein Begleitbuch „Ratgeber Herzschrittmacher“ von Dr. Lampadius mit nach Hause.

Soweit so gut.

Auf Seite 38 wurde etwas über Druckkammerbehandlung geschrieben, was mich verwirrte, denn dort steht wörtlich, Zitat: “Druckkammern, wie sie zum Beispiel bei der hyperbaren Sauerstofftherapie angewendet werden, sollten Sie meiden. Aus diesem Grund sollten Sie auch nicht mehr in extreme Tiefen tauchen“. Ende des Zitas.

Das machte mich stutzig und als ich dann auf der Seite 59 etwas über den Tauchsport las, wurde ich doch sehr verblüfft, denn dort stand: Zitat “In der Regel sind diese Geräte nur bis zu einem Absolutdruck von 150 kPa getestet. Deshalb sollten Sie eine Tauchtiefe von 5 m nicht überschreiten“. Ende des Zitas.

Wer Taucher ist weiß, dass das im Grunde das “Aus“ für seine Sportart bedeutet, denn nur noch bis zu einer Tiefe von 5 m tauchen zu können braucht man kein PTG mehr, denn diese Tiefe wird von jedem geübten Taucher auch ohne Gerät nicht nur erreicht sondern auch mit Leichtigkeit überschritten.
(Und ich Trottel hatte mich auf die Aussage des Arztes verlassen)
Man kann sich gut vorstellen, dass ich darüber nicht gerade erfreut war.

Ein paar Tage später, auf einem Tauchlehrer-seminar, lernte ich Herrn Dr. Chr. Ion, Leiter des Druckkammerzentrums in Bielefeld kennen und wir unterhielten uns über das Thema Herzschritt-macher.
Ich fragte ihn, ob er irgendwelche Erfahrungen mit Herzschrittmacher-Patienten habe und in welche Tiefe er sie „fahren“ würde. Die Antwort: “Keine Probleme bis 30 m“, was mich natürlich erneut verwirrte.

Folglich ging ich ins Internet und besorgte mir eine Herstellerliste und schrieb sie an, und bat um eine Stellungnahme hinsichtlich des Tauchens und bekam von ihnen dann auch kurzfristig die angeforderten und sehr aufschlussreichen Daten.

So wurde mir von der Firma Sorin Group Deutschland, deren Herzschrittmacher “Ela“ Typ “Symphony“ mir implantiert wurde, folgendes auszugsweise geschrieben:
“Alle nach 1995 produzierten Herzschrittmacher aus unserem Hause werden in Übereinstimmung mit der europäischen Norm EN 45502-1 gefertigt und somit auch einer Druckprüfung unterzogen.
Die Ergebnisse dieser Überprüfung ergaben, dass die Herzschrittmacher bei einem Absolutdruck von 1,5 kPa in ihrer Funktion nicht beeinflusst werden und entsprechend der Spezifikation arbeiten und damit den Anforderungen der EN 45502-1 genügen.
Deshalb wird davon abgeraten, den geprüften Druck von 1,5 kPa = 5 m Tauchtiefe zu überschreiten. Ende des Zitats.

Die Firma Medtronic Düsseldorf schreibt auszugsweise hinsichtlich der Druckbelastung:
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Medtronic Schrittmacher aller Generationen bis zu einer Tiefe von 60 Fuß (= 20 m)Wassertiefe ohne Einschränkungen funktionieren und erst bei einer Tiefe von etwa 130 Fuß (=43 m) Wassertiefe ernsthafte Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Unter Berücksichtigung des Gesamtsystems sollte allerdings die Druckbeaufschlagung des Schrittmachers 1000 hPa (1bar) nicht überschreiten, deshalb sollten Freizeittaucher mit Herzschrittmachern nicht tiefer als 10 m tauchen. Ende des Zitas.
Hier also schon eine Steigerung um 100 %, also von 5 m auf 10 m Tauchtiefe.

Herr Dr. Hörnig von der Firma “vitatron“ schreibt auszugsweise:
Außergewöhnliche Stöße wie sie bei Kontaktsportarten möglich sind, können sich ebenso wie hoher Umgebungsdruck z.B. beim Sporttauchen auf den Schrittmacher auswirken.
Hinweis: Der zulässige Absolutdruck für den Schrittmacher beträgt 300 kPa. Ende des Zitats.

Was für den Taucher immerhin eine Tauchtiefe von 20 m gefahrlos ermöglicht.

Resümee:
Ich möchte ausdrücklich bemerken, dass dies kein Vergleich unterschiedlicher Schrittmacher verschiedener Hersteller darstellt, sondern nur feststellen, welcher für Sporttaucher der geeignetste ist.

Wenn also ein Taucher nach einer Untersuchung gesagt wird, dass er einen Schrittmacher benötig, sollte sich nicht darauf verlassen, was der Arzt einem gerne einsetzen will, sondern explizit darauf hinweisen, dass man Sporttaucher ist und unbedingt einen Schrittmacher der Firma “vitatron“ haben möchte, sofern man den Tauchsport nicht an den berühmten Nagel hängen will. Aber wer will das schon als begeisterter Taucher.

Nachsatz.
Mein “ Symphony“ Schrittmacher der Firma “ela“ wird demnächst gegen einen Schrittmacher de Firma “vitatron“ ausgetauscht, denn auf das Tauchen kann ich genauso wenig verzichten wie auf das Atmen.

gez.
Henning Nickaes
Vizepräsident DIWA int.
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