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Tauchen mit ausgefallenem Gleichgewichtsorgan?

Hallo zusammen,

bislang zähle ich mich ja zur Schnorchlergemeinde, dank mehrfacher Ägyptenurlaube reizt mich aber das Tauchen um so mehr. Keine Frage ohne Problemstellung: ich habe einen einseitigen Labyrinthausfall (Ausfall des rechten Gleichgewichtsorgans), der auch an Land zu Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Orientierungsproblemen im Raum -insbesondere bei Bewegung- führt und wo ich in der 2-dimensionalen Überwasserwelt des häufigeren "Orientierungspunkte des Festhaltens" benötige um nicht eine Fallneigung zu entwickeln. Schnorcheln kann ich prima, wenngleich der Seegang auch manchmal länger anhält.

Aufgrund der tollen Unterwasserwelt im roten Meer würde ich auch gerne tauchen, habe aber mehrfach gelesen, dass das Tauchen beim einseitigen Labyrinthausfall sehr risikoreich ist.

Gibt es hier jemanden der Erfahrungen mit dem Tauchen beim einseitigen Labyrinthausfall (=Ausfall des Gleichgewichtsorgans) hat und der entsprechende Tipps geben kann oder vielleicht sogar einen taucherfahrenen HNO-Arzt, der Tipps und/oder Risiken näher benennen kann? Könnte sich ggf. etwas verschlimmern, wenn ich trotz des Labyrinthausfalls in die Tiefe ginge? Wo sind die Risiken?

Ach so, mein behandelnder HNO-Arzt ist kein Taucher, weshalb er mir "rein medizinisch" vom tauchen abraten muss, sein dickes ABER stand zwar weit im Raum, vermutlich muss aber auch er sich absichern.

Wär schön, wenn es hir jemand mit Erfahrungsberichten zur Problematik gäbe und ob Tauchgänge (wenn: wie tief?) überhaupt möglich sind.

Zunächst geht es ja ohnehin um einen "Schnuppertauchgang im offenen Wasser" die Prüfung zum OWD würde ich ohnehin nur anstreben, wenn der Körper mitspielt.

Vielen Dank für eure Rückmeldungen,
es grüßt
newbie49
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boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
19.12.2010 00:58
Schau mal hier ...

http://www.gtuem.org/62/Taucherärzte.html

nach einem entspr. Arzt in Deiner Nähe ...

Dieser wird Dir nach einer entspr. und sicherlich ausführlichen Untersuchung dann wirklich genaues zu Deinen Absichten sagen können ...

19.12.2010 07:24
MOIN !
ich habe Keine Ahnung mit solchen Problemen aber es gibt extra Tauchverbände die sich um Taucher mit körperlichen Problemen kümmern !
Baltic Dive Center in Kiel ist eine Möglichkeit Infos zu bekommen !
Gut Luft
19.12.2010 09:15
Hallo,

bei permaneten Schwindel (s.o.deine Ausführungen) bzw. bei Nystagmen unter Provokation besteht laut GTÜM eine absolute Kontraindikation (Checkliste Seite 220).
Grüße
19.12.2010 10:52
Hallo newbie49,

eigentlich ist mit dem Posting von boesewicht schon alles gesagt, wobei ich denke, dass die Antwort die Du bei den Ärzten bekommst der von Uwe-Re entspricht.

"Gleichgewichtsstörungen, Schwindel, Orientierungsproblemen im Raum -insbesondere bei Bewegung"
Damit hast Du Deine Frage eigentlich auch selbst beantwortet, alles drei bedeutet eigentlich, dass Du weißt dass DU nicht tauchen solltest.

Gut Luft,

Andreas
kwmIntro to Cave Diver (TDI),
DTSA-Gold (VDST),
Taucher *** (CMAS),
19.12.2010 14:20
Grundsätzlich ist wohl in Deinem Fall davon auszugehen, das Du nicht Tauchtauglich bist.

Das bedeutet aber nicht, das es unter bestimmten Bedingungen mit einem entsprechenden Aufwand nicht doch möglich ist mal in die Unterwasserwelt einzutauchen.

Maximal 5 Meter Tiefe, zwei betreuende Taucher an Deiner Seite (wenn man so will an jeder Hand einen) und klares Wasser mit guten Sichtbedingungen, damit es ausreichend optische Bezugspunkte gibt. Keine Strömung und einfacher Ein- bzw. Ausstiegspunkt ins Gewässer.

Wende Dich am besten mal an eine Tauchschule um in einem Schwimmbad ein Schnuppertauchen mitzumachen. Kläre aber alle Beteiligten ausreichend über Deine Einschränkung vorher auf.

Eine Ausbildung zum Taucher als solches halte ich allerdings für nicht möglich.

Klaus
20.12.2010 21:51
Es gibt Taucher, denen so viel im Ohr herumoperiert wurde, dass vom Labyrinthsinn eigentlich nix mehr da sein dürfte. Die aber trotzdem tauchen, weil sie es mit dem Schwindel geregelt kriegen. Auf der wissenschaftlichen Tagung der GTÜM in Heidelberg (vor ca. 2 Jahren) wurden solche Fälle vorgestellt. Am besten mal bei den Organisatoren fragen (Drs. Klingmann/Plinkert).
21.12.2010 17:07
Hallo,

@MatV

da hast Du vielleicht nicht ganz richtig hingehört. Die Vorraussetzung bei den dort geschilderten Fällen war, daß an Land im täglichen Leben keine gravierenden Symptome auftreten. Dies ist wie o.g. beim TO nicht so.
Soweit ich mich erinnere, wurde von den Autoren dringend vor einer Verallgemeinerung abgeraten.
Deshalb laut GTÜM absolute Kontraindikation. Die man beim Tauchanfänger auch noch strigenter handhabt.
Glückauf
21.12.2010 18:07
Uwe, das stimmt so, ich habe eben den Eindruck, dass der OP das mit einem entsprechenden Arzt ausdiskutieren müsste. WIMRE war der Vortrag von einen Kölner Mediziner(Prof).
Grüße,
Matthias
21.12.2010 19:29
Hallo Matthias,

Du meinst ev. den Beitrag von Frau Vent??
http://www.egms.de/static/de/meetings/hnod2010/10hnod468.shtml
wurde auch später noch veröffentlich.

Glückauf
22.12.2010 01:07
Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Antworten und Links. Habe bereits befürchtet, dass es in die Richtung geht. Werde mich jetzt aber zunächst mich bei einem Arzt der GTÜM vorstellen und vermutlich danach mehr in Sachen behindertengerechtes Tauchen recherchieren. Hab auch kein Problem damit, wenn es nur bis max. 5-7 Meter geht oder auch mehrere Buddies erforderlich werden, Hauptsache durch diese Maßnahmen können potentielle Gefahren u./o. Verschlimmerungen der aktuellen Situationen minimiert werden.

Wenn jemand hierfür (behindertengerechtes Tauchen) Anlaufpunkte am roten Meer, insbes. Marsa Alam hat, wäre ich für Kontaktadressen dankbar.

VG, newbie
boesewichtProTEC PL5, SSI AOWI
22.12.2010 20:42
" Hab auch kein Problem damit, wenn es nur bis max. 5-7 Meter geht oder auch mehrere Buddies erforderlich werden,"

Bei absolutem Sinnesversagen unter Wasser reichen die paar Meter schon lange aus um evtl. zu ertrinken - Du darfst ja auch nicht vergessen, das hier dann evtl. weitere Probleme wie zb. Panik, Regler ausspucken usw. auftreten könnten ...
An Land nicht das Thema, unter Wasser halt nicht ungefährlich ...
Mehr Buddy`s lösen das Problem auch nicht, da max. 1-2 Personen sich um Dich kümmern können, der Rest ist dann eher nur störend und eher nur im Weg ...
Das Prblem sind halt eben die schon an Land auftretenden Störungen - unter Wasser sind diese durchaus lebensbedrohlich, da dürfte auch hinsichtlich Behindertentauchen kaum was zu machen sein ...
Nur weil jemand eine Behinderung hat ist dies dann noch lange kein Freifahrtschein für eine Tauchausbildung bzw. für das Tauchen - auch Leute mit Behinderung müssen gewisse Mindesanforderungen - auch gesundheitlich - erfüllen ...
24.12.2010 01:29
Hi Uwe,
ja! Das war einer der Vorträge, in dem praktisch am Modell die Temperaturverläufe beschrieben wurden. Es gab wimre aber auch einen Vortrag, der weniger als Fallstudie als anekdotisch von Lueten mit dieser OP berichtete, ich glaube von Klingmann oder Plinkert.
Frohe Weihnachten,
Matthias
26.12.2010 09:36
Ja Matthias,

das war so. Soweit ich mich erinnere. Wurde aber vor Verallgemeinerung dringend gewarnt. Diese Patienten (bzw. Taucher) hatten aber nahezu keine! Symptome im täglichen Leben, wie der TO

Glückauf
Antwort