Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.

Tauchen mit (Uro)Stoma

Geändert von otfried,

Seit 08.2024 habe ich infolge einer Krebserkrankung ein Urostoma.

Ich bin Taucher seit 1991, SSI Masterdiver, 758 Tauchgänge, körperlich fit - Skifahren, Golf, Tennis und Fitnesstraining laufen wieder. Mein Arzt, der bei mir seit vielen Jahren die Tauchtauglichkeit prüft und attestiert, zögert im Moment, da er keine Erkenntnisse über Tauchen mit Urostoma besitzt. Die GTÜM (Gesellschaft für Überdruck und Tauchmedizin) habe ich angeschrieben - die reagiert nicht

Hat jemand Erfahrung mit TTU bei Stoma? Gibt es medizinische Fachartikel, die meinem Arzt weiterhelfen könnten?

AntwortAbonnieren
23.04.2025 00:59
Hast Du schon mal hier geschaut unter dem Suchbegriff "tauchen" oder selbst ein Thema erstellen ...

www.stoma-forum.de
23.04.2025 07:21
Hallo Otfried

gemäß den Büchern "Moderne Tauchmedizin" und "Checkliste Tauchtauglichkeit" (beide Genter Verlag) bist du mit einem Stoma tauchtauglich.

Gruß Udo
mario-diverRD,EAN<40,Deep, SRD, UW/Schiffsarchäologie I (VDST),
24.04.2025 06:50
Als Nichtwissender dazu eine Frage:
Was ist mit dem Auffangbeutel? Unter Neopren wohl nicht möglich, also Trocki🤔?
Müsste der gesondert druckdicht geschützt werden?
Oder kann man den während des Tauchgangs weglassen? Ausgang abklemmen?


Dominik_Emind is like parachute
26.04.2025 11:20

Ich finde es wichtig, sich auch nach schwerer Erkrankung so viel aktives Leben wie möglich zu erschliessen.

Ich habe keine eigene Erfahrung mit Stoma bzw. Urostoma und tauchen, und bin auch nicht vom Fach. Kann also nichts definitives sagen. Aber vielleicht einen Hinweis geben. Im deutschen Sprachraum gibt es relativ zur ganzen Welt gesehen wenig Erfahrung mit tauchen unter nicht so super häufigen medizinischen Randbedingungen. Das führt dann -- psychologisch absolut verständlich -- manchmal dazu, dass ohne Betrachtung des Einzelfalls abgeraten wird, weil es "keine ausreichende Erfahrung" gibt. Nun ist ja Vorsicht wenn man es nicht genau sagen kann definitiv nicht verkehrt. Aber man kann ja der Vorsicht mit Information begegnen. Die beiden oben genannten Bücher sind ein guter Startpunkt!

Ein weiteres Beispiel, einfach um zu zeigen, dass Menschen sehr wohl mit Urostoma erfolgreich tauchen:

https://scubaboard.com/community/threads/urostomy-help.622776/

Da antwortet direkt ein Mitarbeiter der Tauchmedizin Durham -- eine der weltweit angesehensten Adressen in dem Feld. Ohne grundsätzliche Bedenken, so lange ausgeheilt und Auslassventil zu.

Was ich auch mal versuchen würde: AquaMed oder DAN anrufen, und deren grundsätzliche Sicht erfragen.

28.04.2025 00:45

@mario.diver: Also einer der in der Medizin Arbeitet erklär ich dir gerne mal die Frage. (Bin kein Arzt, nur Medizinisches Fachpersonal)

Ein Uro stoma ist ein Künstlicher Blasen ausgang an der Bauchdecke, dieser wird Opreativ dahin gelegt und ist dauerhaft offen (abklemmen geht also nicht). Da dieser Flüssigkeit fördert, wenn diese vorhanden ist, wird auf die Haut ein beutel mit einem Loch geklebt (schau dir gern mal bilder bei google an) diese ist dafür da, dass der Urin gesammelt wird. Es gibt Verschiedene Varinaten des beutels (Durchsichtig, nicht durchsichtig, mit öffnung unten oder eben geschlossen) die meisten Patienten die ich hatte, hatten die Variante das man den Beutel unten öffnen konnte um die Flüssigkeit abzulassen. somit musste man nicht jedesmal den beutel füllen wenn dieser voll war.

Das zu Erklärung was das Stoma Angeht.

Der beutel sitzt zwar ziemlich gut an der Haut, aber dennoch stelle ich mir das ziemlich schwierig vor diesen unter einen Neo zu bekommen geschweige denn Trocki.

Das Nächste problem was ich beim Uro Stoma sehe, wird die luft sein, die ggf. in den Beutel eindringt (beim wechsel, beim ablassen etc.) diesen wird man eigentlich nicht Luft leer bekommen, was zur Folge hätte, dass diese sich ausdehnen könnte unterwasser, wodruch dieser auf dauer Platzen würde und man ein großes Risiko einer Infektion eingeht...

m.m.N wird es denke ich Schwierig sein als Tauchtauglich geschrieben zu werden aufgrund der oben angegeben gründe.

Meine frage an den Thread Ersteller: ist es in angedacht das Stoma in geraumer Zeit zurück zu verlegen ?

ich hoffe das konnte ein wenig weiterhelfen.

28.04.2025 09:05
"....diesen wird man eigentlich nicht Luft leer bekommen, was zur Folge hätte, dass diese sich ausdehnen könnte unterwasser, wodruch dieser auf dauer Platzen würde ..." wer kennt das nicht, das große Problem sich ausdehnender Luft bei zunehmendem Druckkopfpatsch
SeraphinCMAS**, Sidemount
28.04.2025 12:12
Hier bin ich kürzlich auf einen Blogeintrag zu Tauchen mit Stoma (Darm) gestossen:
https://www.tauchen-mit-handicap.de/tauchen-mit-stoma/

Ich denke, dass sich somit auch das Erkundigen bei auf Handicap Tauchen spezialisierten Stellen lohnen könnte?
28.04.2025 19:46
KevSchneid, Luft dehnt sich erst wieder aus wenn der Druck wieder AB-nimmt...

Luft lässt sich unter Druck komprimieren, dehnt sich bei Druckabnahme wieder auf die Originalgrösse bzw Volumen zurück

Hatten wir mal bei einem "Spass"-TG in einer Druckkammer erlebt

Quasi auf Meereshöhe, also auf 0, Luftballons aufgepumpt, die mit unter Druck 50 Meter Tauchtiefe gebracht, wurden da natürlich auf ein kümmerliches Etwas zusammengedrückt und nach "Wieder auftauchen" hatten die Dinger wieder ihren Originalzustand zurück

Da ist nix geplatzt

Ok, so eine miese Rinde wie ich hat natürlich unter Druck so ein Würstchen aufgeknüpft und auf dem Tiefendruck normal aufgeblasen, wieder zugebunden und unbemerkt unter die Bank abgelegt

Klaro is das Ding während des "Auftauchen", also bei Druckabnahme geplatzt

Da hatten erstmal alle in der Kammer sowie Techniker und Arzt außerhalb leicht erschreckt dreingeschaut

Also Probleme wegen Platzen dann wohl ehr die warend des TG vom Körper in den Beutel abgesonderte Flüssigkeit, welche sich natürlich nicht verdichten lässt und damit den freien Raum der Luft einnimmt

Von der medizinischen Problematik der wieder in den Bauchraum zurück gedrückten bzw aufgestauten Flüssigkeit erstmal abgesehen
29.04.2025 08:00
Oh jeh, ok medizinisch habe ich tatsächlich keine Ahnung, was hier aber physikalisch zum Besten gegegben wird ist schon großartig.
Da dehnt sich Luft unter zunehmendem Umgebungsdruck aus oder wird beim Auftauchen plötzlich mehr als vorher da war. Da nimmt Flüssigkeit den "freien Raum der Luft" ein. Sagt mal, was konsumiert ihr so, lasst das Zeug aus dem Körper, das bekommt Euch nicht. Und wenn ihr das Ernst meint, lasst das Tauchen sein, ihr habt extrem wichtige Grundlagen nicht verstanden.
Natürlich kann man Flüssigkeiten entsprechend ableiten, macht man heute mit Pinkelventil, früher hat man den Urinbeutel im Anzug getragen, nicht schön, aber hat auch funktioniert und von allein ist da weder etwas geplatzt noch ist es in den Verursacher zurück gespült worden.
SeraphinCMAS**, Sidemount
29.04.2025 11:02Geändert von Seraphin,
29.04.2025 11:41
KevSchneid, wenn du von Physiologie keine Ahnung hast, stänker nicht rum, sondern frag nach.

Wenn der Körper Harn oder Stuhlgang ausscheidet, wenn er den Lebensmittelbrei verstoffwechselt, nimmt dies zusätzlichen Platz im Verdauungs-/Harntrakt ein. Auch während des Tauchgangs verstoffwechselt der Körper weiter. germandiver1 hat das in seiner letzten Nachricht, zwar weitschweifend, trotzdem klar dargelegt, worauf er sich bezogen hat.

Dein Verständnis macht dagegen immernoch ein "Gase expandieren unter Druckzunahme" draus, was allerdings nicht seine Argumentation ist.

Dass das Tauchen mit Stoma kein allgemeingültiges Ausschlusskriterium zu sein scheint, das Thema (De-)Kompression mit dem Stomabeutel keine besonderen Probleme bereite, selbst das Nasstauchen unproblematisch beschrieben wird ... solche Erfahrungsberichte wurden hier genannt.

Offen bleibt also, das Thema mit solchen Leuten zu klären, die auch tatsächlich Erfahrung mit der Thematik haben, um allfällige individuelle Faktoren mit zu berücksichtigen ... bzw. zu solchen Personen Zugang zu finden.
29.04.2025 12:33
Seraphin, diese Beutel sind dafür gemacht den Urin aufzunehmen. Da sich Flüssigkeiten, wie der germanische Taucher richtig schreibt, nicht komprimieren lassen und in den Beutel auch nicht auf irgendwelche wundersame Art und weise mehr Luft hinein kommt, als an der Oberfläche eben auch schon darin befindlich ist, passiert bzgl. der jeweiligen Volumina beim Tauchen damit genau nichts anderes als wenn ich eben nicht tauchen bin. Da nimmt auch keine Flüssigkeit den "freien Raum der Luft" ein. Da ist vorher die Menge X an Luft drin und hinterher die exakt gleiche Menge X an Luft und zusätzlich die Menge Y an Urin, also genau das, wofür die Beutel gemacht sind. Da es zu keinem Zeitpunkt eine Druckdifferenz zwischen Beutel und Umgebung gibt, der Druck ist ja an allen Stellen gleich, hat das eben absolut keinen Einfluss auf den Beutel, außer, dass das Volumen der Luft bei Druckzunahme kleiner wird, sich aber nie weiter ausdehnt als zu dem Volumen, welches auch vorher schon drin war. Von daher ist es eben tatsächlich so, dass der Umstand, dass der Körper während des Tauchgang Urin produziert und dieser in einen dafür vorgesehen Beutel abfließt aus physikalischer Sicht keinen anderen Effekt als wenn genau das an der Oberfläche passiert.
SeraphinCMAS**, Sidemount
29.04.2025 12:50Geändert von Seraphin,
29.04.2025 13:14
KevSchneid, schon wieder denkst du nur bis zum Brett vor deinem Kopf.

Woher kommt denn der Harn, den du in deinen Nassi oder durchs Pinkelventil drückst? Über die Niere aus der Blutbahn. Und weil sich Flüssigkeiten nicht komprimieren lassen, füllt allfällig ausgeschiedener Harn ein konstantes Volumen des Harntrakts, inkl. Stomabeutel, und steht damit dem Gas weniger Raum zu Verfügung. Hast du sogar selbst erwähnt.

Da nicht mit prallgefülltem, sondern leerem Stomabeutel abgetaucht werden wird, sollte in der Praxis ausreichend Spielraum sein.

Trotzdem ist germandiver1 physiologisch und physikalisch auf dem richtigen Pfad, während du (absichtlich?) stänkerst.
29.04.2025 13:19
Seraphin, natürlich füllt sich der Beutel weiter, weil ja Urin rein fließt. Genau dafür ist der Beutel aber gemacht, zumindest bis zu einem maximalen Füllgrad. Das hat aber absolut nichts mit dem Druck zu tun unter dem das passiert, sofern wir nicht von Druckdifferenzen zwischen Beutel und Umgebung sprechen.

Sollte es also möglicherweise zu einem "platzen" oder Überlaufen oder was auch immer des Beutesl kommen, liegt das schlicht daran, das man zu viel hinein getan hat. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob man das bei 1, 2 oder 5 Bar Umgebungsdruck tut. Wenn in den Beutel 2l passen, passen da eben 2l rein, wenn es sich dabei um Flüssigkeiten handelt, kann ich den Beutel mit diesen 2 Litern auch auf 100m Wasserteife füllen und anschließend auftauchen, da sind... tata ... immernoch genau 2 Liter mit identischem Volumen drin.
Ok, wenn nun in dem 2 L Beutel schon 0,5l Luft sind, mit dem Volumen von 0,5l an der Öberfläche, welches sich auf 10m Wasserteife auf 0,25l Volumen reduziert hat und ich dann 1,75l Flüssigkeit hinein gebe, dann erhöht sich beim Auftauchen das Volumen natürlich auf 2,25l und damit zu viel für unseren 2l Beutel. Ich traue aber jemandem der damit leben muss durchaus zu, ein ausreichendes Volumen für einen Tauchgang einplanen zu können und nicht auf die letzte Rille zu planen.
Das wäre dann näcmlich ein Planungsfehler und kein physikalisches Problem und bei all dem ging es ja um die Aussgen des jungen Tauchers:

"Das Nächste problem was ich beim Uro Stoma sehe, wird die luft sein, die ggf. in den Beutel eindringt (beim wechsel, beim ablassen etc.) diesen wird man eigentlich nicht Luft leer bekommen, was zur Folge hätte, dass diese sich ausdehnen könnte unterwasser, wodruch dieser auf dauer Platzen würde und man ein großes Risiko einer Infektion eingeht..."

und diese Aussage ist in dieser Form eben völliger Quatsch und zwar voll umfänglich. Denn, selbst wenn der Beutel platzt, dann läuft das Urin, welches über die Ableitung in den Beutel mit dem Träger unmittelbar in Kontakt steht aus und steht anschließend ohne Beutel mit dem Träger in Kontakt. Sprich, im Trocki hätte man sich ordentlich eingepisst. Dass das anschließend hygenisch gereinigt werden muss dieses Missgeschick, das sollte wohl völlig klar sein, im ersten Moment passiert aber nichts, was nicht ohnehin Systemimanent ist, nämlich, am künstlichen Ausgang steht Urin an, tut es so oder so. Oder darf man mit so einem Stomabeutel nur auf dem Bauch liegend und frei nach unten hängendem Beutel schlafen? Frage für einen Freund. Wenn dann noch jemand mit dem Verweis "ich bin medizinisches Fachpersonal" versucht den Eindruck zu verstärken er hätte jetzt irgendwie besonders viel Ahnung und seine Meinung wäre da jetzt irgendwie besonders wertvoll, dann wird es echt ein wenig dünn.
Die einzigen sinnvollen Hinweis kamen hier doch eindeutig von Dominik und Dir, indem per Link an Stellen verwiesen wurde, wo es offensichtlich echte Expertise gibt und nicht so ein Unsinn verbreitet wird.
SeraphinCMAS**, Sidemount
29.04.2025 14:46
Du kannst germandiver1 argumentieren, dass seine Bedenken aus deiner Sicht irrelevant wären, da ja wohl nicht mit aufgeblasenem Stoma getaucht und daher auch ausreichend Platz vorhanden wäre ... dann hast du deinen Punkt, dem ich auch zustimmen kann.

Aber werfe ihm nicht vor, dass er behauptet, Gas würde unter zunehmendem Druck expandieren, denn das hat er nicht. Er hat dieses allfällige Missverständnis bereits aufgeklärt.
Antwort