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HarryCMAS*** usw.

Tauchen kontra Sauna ?

super sicht aber: wasser kalt/luft kalt/taucher kalt...wer kennt das nicht ?
was gibt es da schöneres als nach einem sau-kalten winterTG in der sauna so richtig schön aufzutauen ?!
ABER: bestehen kontras bezüglich tauchen wegen bläschen etc.
heißes thema, oder vernachlässigbar ?
harry
ps: wir hatten das thema schon vor über einem jahr, aber so richtig klug wurde wohl niemand
pps: schon klar, auch in einer 90°C sauna steigt die körperkerntemperatur nur wenig an !
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27.12.2001 21:56
Servus Harry!

So angenehm ein Saunagang nach dem Tauchen auch sein mag, man sollte besser darauf verzichten und erst mal gescheit entsättigen. Das liegt an der Tatsache, dass warmes Gewebe weniger Gas aufnehmen kann, als kaltes. Wenn man seinen abgekühlten und aufgesättigten Körper also nach einem TG in der Sauna erwärmt, geht ein Teil des gespeicherten Stickstoffes aus der Lösung und kann eine DCS verursachen.
Begründet ist das ganze im Henry-Gesetz:

Menge gelöstes Gas = a x Druck

Bei a handelt es sich um den "Bunsen-Löslichkeitskoeffizienten", der wiederum vom gelösten Gas, vom Lösungsmittel und von der Temperatur abhängig ist.
a beträgt für Stickstoff im Wasser bei 25°C 14,3ml/l/bar bei 37°C jedoch nur 12,1ml/l/bar. Das bedeutet, dass beim Aufwärmen von stickstoff-aufgesättigtem Wasser von 25° auf 37°C pro Liter 2,2 ml Stickstoff freigestzt wird (bei konstantem Druck).
Es ist übrigens ein Trugschluss, dass in der Sauna die Körpertemperatur nicht ansteigt. Die KörperKERNtemperatur bleibt zwar fast konstant, aber die KörperSCHALENtemperatur, die teilweise unter 30° beträgt (bei Unterkühlung teilw. noch deutlich weniger), steigt heftig an.

Viele Grüße und ein stickstoffbläschenfreies neues Jahr!

Andi

P.S.: ich hoffe, das war mal verständlich, sonst gib bescheid.
28.12.2001 14:59
Ich würde aus den gleichen Gruenden, die Andreas beschreibt nach einem Tauchgang mit Saunagaengen vorsichtig sein. Jedoch beschreibt Andreas Formel lediglich die geloeste Gasmenge im gesaettigten Zustand. Dieser bezeichnet den Zustand, wenn genauso viele Teilchen in Loesung gehen als auch die Loesung verlassen. Das ist erst nach fruehestens 3 biologischen Halbwertszeiten der Fall. Das sind bei den schnellsten Geweben 12 Minuten (ZNS, Rueckenmark) und bei den Muskeln schon 300 Minuten. Die absolut geloeste Menge im Gleichgewicht haengt, wie von Andreas beschrieben vom Umgebungsdruck ab. Bei einem TG bis 10 Meter sind dies zwei bar bzw. maximal 24 ml/l nach 12 Minuten. Interressant für eine Blaeschenbildung ist jedoch nicht die geloeste Gasmenge an sich, sondern der tolerable Überdruck, der nach dem Tauchgang im Gewebe vorhanden ist. Untersuchungen haben ergeben, das sich dieser Überdruck bei Flachwassertauchgaengen (kleiner gleich 10 Meter) erst nach sehr langer Zeit zu einer kritischen Groesse entwickelt (ca. 3 Stunden). Wenn man im Winter z.B. im fünf Meter Bereich eine Stunde lang taucht, duerfte das DCS Risiko auch bei einem anschliessenden Saunagang gering sein. Bei Tieftauchgaengen allerding sollte auf das Saunen und heiß Duschen auf jeden Fall verzeichtet werden.

Gruss Stefan
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