Hier einmal meine persönliche Erfahrung, ein Versuch ohne Polemik: Tauchlehrerausbildung
Hintergrund: In einer Tauchzeitschrift sah ich eine Anzeige, in der die Ausbildung zum Nitroxinstructor von einem grossen und namhaften Tauchcenter in Deutschland angeboten wurde. Ich war zu der Zeit Tauchleiter eines Schweizer Tauchclubs und sah die Möglichkeit, Nitroxkurse im Club anzubieten, als sinnvolle Erweiterung für unseren Verein. Zu diesem Zeitpunkt tauchte ich seit 12 Jahren, hatte ca. 550 TGs in unterschiedlichsten Gewässern absolviert und war CMAS*** und TDI Advanced Nitrox brevetiert.
Bei telefonischer Nachfrage stellte sich heraus, dass Sporttauchlehrer bzw. Open Water Scuba Instructor Voraussetzung wäre, ich könnte die Ausbildung dazu mit der zum mit Nitroxinstructor kombinieren. Bei der Ausbildungsorganisation handelte es sich um eine grosse, weltweit agierdende US-Firma. Voraussetzungen: Seit mindestens 6 Monaten brevetierter Taucher, Divemaster bzw. Äquivalent, 100 Tauchgänge.
Die Ausbildung dauerte eine Woche. Ich war der einzige Aspirant, hatte daher eine intensive Betreuung. Echte Tauchschüler bekam ich nicht zu sehen. Die Anforderungen lagen insgesamt unter denen meiner CMAS***-Ausbildung, die Praxis-TGs entsprachen CMAS*-Niveau.
Das Ganze gliederte sich in Ausbildung (IDC: Instructor Development Course) und Prüfung (Instructor Candidate Evaluation) und beinhaltete Schwimmbad, Theorie und Freiwasser.
Im Hallenbad waren 400m in weniger als 10 Minuten zu schwimmen, 800m in weniger als 17 Minuten zu schnorcheln und das Bergen eines «bewusstlosen» Tauchers mit anschliessendem Transportschwimmen über 100m in weniger als 10 Minuten. Also alles gut machbar.
Der Theorieinput seitens Ausbilder bestand vor allem aus Information über die Organisation des Unternehmens, der Standards und administrativer Abläufe. Meine Aufgabe war es, Theorievorträge vorzubereiten und zu halten.
In der Praxis, Schwimmbadteil, waren die üblichen «Skills», also Maske ausblasen, Wiedereinfangen eines Atmreglers, Gerät an- und ablegen, etc. in «Demostrationsqualität» vorzuführen. Alles kniend auf dem Boden. Als Tauchschüler fungierten ausgebildete Taucher / Divemaster.
Die Praxis im Freiwasser bestand aus einem Trainings-TG mit meinem Ausbilder als Buddy: 10m Wassertiefe, 26 Minuten. Aufgaben: Briefing, «5-Punkte-Abstieg» (Abtauchzeichen, OK-Zeichen, Zeitring Uhr stellen, von Schnorchel auf Automat wechseln, Abtauchen an Referenz). Nach erreichen der Maximaltiefe: Partner Luft spenden und Aufstieg an die Oberfläche, Jacket des Partners oral aufblasen.
Die Prüfung (ICE), durchgeführt von einem anderen TL der Tauchschule, beinhaltete zwei ziemlich simple Prüfungen (für Open Water Instructor und für Nitrox-Instructor) mit mehrheitlich Multiple-Choice Fragen, einem Vortrag zum Thema Tiefenrausch und einem Prüfungs-TG, der identisch mit dem Trainings-TG war, aber auf 20m führte.
Damit waren Ausbildung und Prüfung abgeschlossen und ich war Nitrox-Instructor und Open Water Instructor mit der Berechtigung, bis einschliesslich Assistant Instructor auszubilden. Hinzu kamen die Ausbildungsberechtigungen für die «Specialties» Navigation, Wreck, Deep, Drysuit. Der Qualifikationsnachweis hierfür erfolgte durch Nachweis einer ausreichenden Anzahl entsprechender Tauchgänge in meinen Logbüchern.
Ein Vergleich der publizierten Standards zeigt, dass die Tauchlehrerausbildung (sowie die Taucherausbildung) von CMAS, aber auch von der US-amerikanischen NAUI wesentlich umfangreicher ist als die von mir erlebte und von US-»recreational» Organisationen vorgeschriebene, wobei bei letzteren scheinbar nur SDI seine Standards öffentlich zugänglich macht.
CMAS: https://archives.cmas.org/technique/cmas-international-diver-training-standards-alphabetical-order
NAUI: https://resources.naui.org/media/1580/2024-s-and-p-v10.pdf#page=85
SDI: https://www.tdisdi.com/wp-content/uploads/files/sandp/currentYear/SDI/part 4/pdf/individual/SDI Leadership Standards_07_Instructor_Course.pdf