Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.

Süßwasser: Welse

Zur Zeit stehen in der Schweiz (Bodensee, Altrhein) die Welse auf der Anglerkarte.

Grosse Welse (+/- 2m) werden rausgeangelt und angeblich verspeist (kann ich wirklich nicht glauben bei einem derartigen Grundfisch).

Und die Zeitungen freuen sich: sind ja gefährlich, spektakulär...
Angeblich fressen sie Hunde, Enten und beisssen SchwimmerInnen.
Die ersten beiden kann ich noch glauben- Letzteres ist aus meine eigenen Erfahrung im Kontakt mit Welsen unglaubwürdig.

Wer kennt sich aus? Ggf. könnte ich eine Gegendarstellung lancieren.
Gruss, Eps
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11.09.2008 22:04
Servus,

also zunächst mal vorab: Auch ein 2m großer Wels kann durchaus noch schmackhaft sein - es empfiehlt sich jedoch dringend die Filets vom (tranig schmeckenden) Fett zu befreien. Danach ist der Wels in Lake eingelegt und geräuchert eine Delikatesse, egal wie groß!
Ein ausgesprochener Grundfisch ist der Wels auch nicht unbedingt... Sicher suchen v.a. die juvenilen Exemplare den Hauptanteil ihrer Nahrung in Grundnähe, jedoch sind insbesondere die größeren Exemplare zumeist ausgesprochene Räuber. Und wie Maulstellung und Augenplazierung schon vermuten lassen, raubt dieser tendenziell "nach oben", sprich in Oberflächennähe - was man mitunter auch sehr gut beobachten kann. Angler fischen daher gerade auf Wels sehr häufig oberflächennah.

Dabei passiert es durchaus öfter, dass auch Wasservögel ins Beuteschema der Welse passen.
Einen menschen wird der Wels jedoch ziemlich sicher nicht gleich attackieren - einzig wenn er seinen Nachwuchs in Gefahr sieht! Den Welse betreiben ausgesprochen intensive Brutpflege und rempeln dabei auch schonmal Taucher an, die zu aufdringlich die Brut fotografieren...

Ein gezieltes "Beissen" macht jedoch überhaupt keinen Sinn, da der Wels weder über entsprechende Fangwerkzeuge (Reisszähne o.ä.) noch über eine entsprechende Fraßtechnik verfügt: Welse haben ganze Platten mit winzigen, nach innen gebogenen Zähnchen (sog. Hechelzähne) im Maul und saugen ihre Beute ein - die Hechelzähne dienen dann lediglich noch zum festhalten, wenn die Beute nicht gleich ganz im Schlund verschwindet. Ein "Beute-schnappen" wie Beispielsweise beim Hecht findet nicht statt!
phxCMAS*** (VDST Gold)
12.09.2008 10:15
Warum sollte ein so großes Tier in Bedrängnis oder auf Futtersuche im Zweifelsfall keinen Menschen beißen?

http://www.nachrichten.at/regional/innviertel/723740?PHPSESSID=0dff67f64bced57bd41fa4d2d0fee38a
nightclubberstreß & rescue 90 tg
12.09.2008 11:18
welse sind nachtaktiv, also sollten ihnen bei der futtersuche eher weniger schwimmer begegnen.

das so ein tier in bedrängnis auch mal zuschnappt kann allerdings immer mal vorkommen, ist aber wirklich eher wie nen 6er im lotto zu sehen denke ich.
12.09.2008 20:46
Hi foolishfarmer,
vielen Dank für Deine detaillierte und sachkundige Antwort.
Gruss, Eps
12.09.2008 21:07
Hey Eps.Der FoolishFarmer hat 100% korrekt und vor allen Dingen,was ich leider sehr oft hier vermisse,sachlich und kompetent geantwortet.Hinzu kommt,daß der Wels schlecht sieht und fast immer vermeintliche Beute mit seinen Barteln kurz abtastet und dann sehr stark einsaugt, um seine Beute dann entweder in einem Zug "durchzusaugen" bis in den Magensack oder je nach Größe festhält und möglichst breiig matscht.Der Wels ist auch tagaktiv,jedoch dann meistens nur im trüben Wasser.Enten,Küken,Ratten etc. und auch kleine schwimmende Hunde u.a. sind ebenso seine Beute wie ins Wasser gefallene Dosen,Kameras und Kinderpuppen,eben ALLES,was durchs Wasser taumelt und eventuell als Beute von ihm betrachtet werden kann.Der Wels ist nun mal ein riesiger Staubsauger im Wasser.Für mich aber auch ein sehr uriger,geheimnisvoller und enorm starker Fisch. Gruß vom DIVE RABBIT Heinz.
forellenudoPadi AOWD 422
13.09.2008 12:38
Ich Tauche jede Woche im Adolfosee wegen den Welsen und habe sie manchmal schon fast streicheln können,einmal war ich unwissentlich in sein Revier eingedrungen er kam mir zwar bedrohlich nahe hat aber dann wieder abgedreht und der war immerhin 1.80m lang,die Videos könnt ihr euch unter "Adolfosee"anschauen.

Gruß Udo
17.09.2008 17:48
Hallo Welsfans,

Welse sind nur im klaren Gewässern nachtaktiv. In trüben Seen oder Flüssen sind sie auch tagsüber aktiv auf Nahrungssuche. Große Waller sind aber sehr träge...flinke Schwimmer sind das nicht.

Viele Gerüchte haben sich in letzter Zeit verbreitet wie bereits in den oberen Beiträgen zu lesen ist. Der Wels frisst so ziemlich alles was sich bewegt. "Futter" wird über die zwei Barteln wahrgenommen. Der Wels ("Waller") zieht bei seiner Nahrungssuche meist über den Grund, je nach Jahreszeit jagt er aber auch knapp unter der Oberfläche. Das machen sich die Angler zu nutze, die Welse mit sog. "Wallerhölzern" anlocken. googelt mal falls euch das interessiert.

Fakt ist, das der Waller alles frisst was sich in seiner näheren Umgebung bewegt. Hauptsächlich Fische, aber auch Krebse, Frösche und andere Wassertiere.
Dabei macht er an der Oberfläche auch vor Enten oder Nattern nicht halt. Die Möglickeit das dabei auch mal ein badender Dackel verspeist wird ist nicht unwahrscheinlich. Aber die Wahrscheinlichkeit das ein Dackel genau da badet, wo der Waller steht ist absoluter Zufall. Ich selbst hab schonmal einen Waller beobachtet, der sich Entenküken geschnappt hat, die hintern der Mutterente hinterher geschwommen sind. Das macht aber nicht nur der Waller, auch Hecht oder Zander greifen da schonmal zu. Da der Waller aber nicht wirklich direkt die Beute jagt, gibt es kein definierbares Beuteschema. Nimmt der Waller mittels seiner Barteln Beute in seiner Umgebung wahr, reißt er schlagartig sein Riesenmaul auf. Dadurch entsteht ein Sog, der alles im Umkreis seines Kopfes ins Maul saugt. Der Waller macht das Maul zu, schluckt alles runter und das wars. Ob dabei Fische oder andere Lebewesen verschluckt werden ist unwesentlich. Hauptsache Futter.

Daher ranken sich um den Waller viele Geschichten. Würden manche Mütter wissen, welch kapitale Waller in manchen Seen rumschwimmen, würden sie ihre Kinder nicht mehr baden lassen.(kleiner Witz) Zum Glück weiß kaum jemand wie groß die werden können.

Ist der Waller in Laichlaune paart er sich mit der Wallerdame und er bewacht anschließend das Gelege und die darauf schlüpfende Brut eine Weile. In dieser Zeit darf man sich als Taucher nicht wundern das der Waller aggressiv wird, wenn man in sein Revier eindringt in dem die Brut heranwächst.
Er droht dem Eindringling mit direktem Entgegenschwimmen. Das er dabei bissig wird, habe ich selbst noch nicht beobachten können. Das können die Zander viel besser, die ohne jegliche Scheu auf alles losbeißen, was sich der Brutstätte nähert.... und Zander haben zwei böse Fangzähne im vorderen Bereich des Maules....


Die Angst vorm Waller ist m. E. unbegründet. Großen Respekt habe ich trotzdem vor ihnen.
17.09.2008 21:22
Hey Eps.HIER hast du mal endlich Leute gefunden,die echt gut und sachlich deine Frage beantworten.Auch der Bleiente ein Kompliment,aber mit zwei kleinen Ergänzungen.Die Welsgröße dürfte wohl allgemein bei 3 bis 3,30m erschöpft sein,von sehr seltenen Ausnahmen abgesehen.Der Zander hat auch im Unterkiefer vorne noch zwei,wenn auch etwas kürzere Fangzähne,die mit Sicherheit schön zwicken können.Daher auch der Spitzname "Diva mit den Hundezähnen".Wels und Zander sind für mich Beide sehr schöne und interressante Fische,jeder auf seine Art.
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