Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****

Süßwasser: weiße, rosa und grüne Schicht im See

per PM aus Berlin:

"Wir haben gestern drei super Tauchgänge im Helenesee gemacht. Viel Fisch, viele Pflanzen, super Sicht.
Zwischen den Armleuchteralgenfeldern in ca. 8m Tiefe gab es immer mal wieder Flächen am Boden, wo eine dicke Schicht herumwaberte, meistens weiß, manchmal aber auch rosa oder grünlich(!). Aus was für einem Stoff besteht so eine Schicht? Entsteht sie durch Fäulnis/Sauerstoffmangel? Wie kann das in einem so gesund wirkenden See in so geringer Tiefe, neben prima aussehenden Pflanzen, entstehen?

Ich weiß, mir fehlt noch dein Kurs "Gewässeruntersuchung". Mach ich auch bestimmt noch. Kannst du trotzdem vorab schon was erklären bitte?

Gut Luft und best fishes,..."

AntwortAbonnieren
24.08.2007 12:46
schwefelbakterien möglicherweise. sie liegen häufig in mulden und strömungsfreien zonen wie nebel.
bei us im see sind sie auch in den laderäumen eines wracks. diefische halten sich dort besonders? gerne auf. Evtl. futter oder schutz.

grüße heinz

ps mit den untersch. farben, kann ich auch nicht erklären... ein see hat sogar gelben "nebel"
hketTL CMAS
24.08.2007 13:01
siehe auch hier im Forum:
gelber Schnee oder auch lila Bäche
scheint immer von ähnlicher Struktur zu sein,
die Fische scheint es nicht zu stören
und scheint ein Indikator für O2 Armut zu sein:
Mulden, Strömungsschatten, Zufluss von Tiefenwasser

Helmut
24.08.2007 14:05
Hallo,

das haben wir hier: http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2399

schon mal besprochen. Die Farbe resultiert aus den "Pigmenten" die Zur Energieerzeugung genutzt werden (Photosynthese). Z.B. Rhodospirillum rubrum = lila Rhodobacter spaeroides = braun.

Viele Grüße, Christian
Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
24.08.2007 22:00
Noch etwas zu dem Thema:
http://www.kls-gewaesserschutz.de/Algen_Binnen.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Blutregenalge
25.08.2007 11:23
Wenn es Schwefel sein sollte, dann kann ich Dir den Film der blutende See empfehlen. Wird immer mal wieder in den dritten Programmen wiederholt.
Kannst ja ach mal googln. Im Film handelt es sich um den Alatsee bei Füssen im Allgäu dort ist auf 12-15 Meter ein Schwefelsicht aus Purpur Bakterien. Aber nun zum Spaß dort besteht sein Jahren ein Tauchverbot.
Charly
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
27.08.2007 12:03
Hmm, die Beschreibung ist nicht präzise genug, um eindeutig zu sagen, welche Gruppe von Lebewesen es sich handelt:
Bakterien oder Blaualgen (die aber beide eng miteinander verwandt sind). Ohne Foto bzw. Mikroskop-Untersuchung ist das schwierig.

- Weißer, schichtartiger Nebel, über Grund, oft über schwarzen, anaeroben Faulschlammbereichen, und dickere Schichten sind bei Beleuchtung deulich rosa: das sind "klassische" Schwefelbakterien. Solche haben wir bei unserem letzten Süßwasserbiologie-Kurs in Frankfurt/Oder auch gesehen. Ich glaube, du ebenso!
- daumennagel bis faustgroße wolkenartige Anballungen von purpurartigen "Sabber" am Grund: das sind Purpurbakterien. Im Elatsee, wie charly sagt, in gigantischen Ausmaßen.
Die Farbe kommt hier allerdings nicht nur von den Licht-Pigmenten, sondern in erster Linie von den Schwefeltröpfchen in der Zelle.
- Grünlich: hier ist wohl Photosynthese am Werk, also z.B. Blaualgen. Manche Blaualgen bilden grüne Flocken im Wasser oder kugelförmigen Wabber am Grund. Andere produzieren giftige Stoffwechselprodukte, was zu Badeverboten führt. (Links von Kölle Alaaf)
- Es gibt aber auch anaerobe Grüne Schwefelbakterien! D.h. Photosythese-Organismen ohne Sauerstoff-Produktion.
Eine Population aus den letzteren zwei Organismen-Gruppen hast du wohl ebenfalls gesehen.

Solange all diese Mikroben nicht im Übermaß vorkommen, deuten sie nicht auf eine starke Nährstoffbelastung hin (eng lokal begrenzt allerdings Sauerstoff-Freiheit, wenn es keine Blaualgen sind), und der Helenesee hat ja an den Bade- und Tauchstellen schon einen Wert von guten 3 auf einer Skala von 1 - 5, also mittlere Belastung.

Google mal nach "Schwefelbakterien" und "Blaualgen" für mehr (Stoffwechsel-) Info, makroskopische Bilder aus dem Lebensraum sind dagegen sehr selten finden.
(Hier gibt`s im Tauchernet Bilder vom Helenesee: http://www.taucher.net/photos/tauchplatzfotos_Helenensee_Frankfurt_Oder_718.html)

Mehr Links zum Thema im TN: http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2399
http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2199

Best fishes,

Uli
27.08.2007 12:41
Hallo Bio-Uli,

sorry, aber das kann man so nicht stehen lassen! Blaualgen ist ein unsinniger veralteter Begriff. Das sind Cyanobakterien und diese sind, wie der Name sagt Bakterien und daher nicht nur eng mit diesen Verwand, sondern ein Ast dieses Stammes!
Rote Farbe kann auch nicht durch Schwefeltröpfchen erzeugt werden. Natürlich spielen neben Bakterienchlorophyll auch Carotinoide eine Rolle. Die Erklärung sollte nur nicht unnötig kompliziert werden.
Alge klingt immer so nach Eukaryot und da muss man schon sauber trennen!


Viele Grüße,

Christian
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
27.08.2007 12:48
Joijoijoi. Bist du heut auf Krawall gebürstet? OK: Cyanobakterien. (Wie muss erst das populäre Tintenfisch für dich klingen?)
Das mit der purpurroten Farbe hatte ich schon vor deinem Post in meinem Text nochmals relativiert...
27.08.2007 14:06
Hallo Bio-Uli,

War doch nicht böse gemeint! Als Biologe must du dir für diese Ausage schon einen Spruch drücken lassen
Tintenfisch geht noch, aber Wurm ist auch so ein Hassbegriff. Das kann ja auch alles oder nichts bedeuten
Um Bakterien richtig zu bestimmen muss man eh die 16S sequenzieren. Selbst ein Elektronenmikroskop nützt da wenig.

Viele Grüße,
Christian
Antwort