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Stromschlag unter Wasser

Hallo Tauchergemeinde, im Forum "Internationale Tauchunfälle" steht der traurige Bericht, dass ein 17jähriger bei einer Forschungsarbeit unter Wasser durch Stromschlag getötet wurde.

Kann man vom Strom sterben, wenn man ganz unter Wasser ist? In der Badewanne schon, weil man da Körperkontakt zum geerdeten Wannenkörper bzw. den geerdeten Wasserrohren hat. Aber im Meer? Sterbe ich auch, wenn ich tauche, ein Gewitter aufzieht und der Blitz im See einschlägt (was nichts ungewöhnliches ist)?

Gibt`s `nen Starkstromelektriker da draußen unter den Taucherlein im WorldWideWater, der uns das genau erklären kann?
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10.08.2006 18:44
Ja, du kannst im Wasser sterben. Denn an der Stelle an der der Blitz einschlägt entsteht ein sogenannte Spannungtrichter. Wenn du dich innerhalb dieses Trichter gefindest und der Spannungsabfall sehr groß über dir ist kann das möglich sein.
Das hängt im Einzelfall von der Situation ab. Das ist auch der Grund warum man bei Gewitter nicht baden sollte. Denn Salzwasser leitet sehr gut und stellt damit einen sehr gute "Erde" dar.


10.08.2006 19:01
Hallo jenne1973, dass man bei Gewitter nicht badet, kenne ich auch. Aber weniger des Stromschlags wegen, sondern eher wegen der bei in den Körper einschlagendem Blitz auftretenden mechanischen Kräfte und Verbrennungen. Strom kann doch nur fließen, wer er zur einen Stelle rein (z.B. Kopf oder Schulter) und zur anderen Stelle wieder raus geht (also Erdung mittels Füßen oder Hände, wenn man sich grad irgendwo fest hält). Deshalb ist man hinüber, wenn man bei Gewitter auf `nem Boot getroffen wird.

Jedoch unter Wasser bin ich sozusagen mittendrin in der "Erdung", weil das Wasser mich insgesamt umschließt. So als wenn man an einer Hochspannunsgleitung sitzt, die Füße jedoch niemals auf dem Boden kommen.
10.08.2006 19:02
Also bei gewitter tauche is auch deshalb dumm, weil der super meger heiße Blitz(nen paar 1000°C)das Wasser schlagartig verdampfen läßt.Durch die extreme Volumenzunahme entsteht eine Schockwelle die durchs Wasser rast...die kann dann z.b. dein Trommelfell zerreisen...oder deine Lunge...halt alles was irgendwie mit Luft gefüllt ist...
MfG
10.08.2006 19:57
Viel spannender zum referenzierten TU finde ich ja die Frage, warum jemand während eines Sturms taucht, der stark genug ist, um eine Stromleitung runterzureissen...
10.08.2006 20:11
Wasser ist kein "faradayscher Käfig" und schirmt den Taucher nicht ab, weil im Unterschied z.B. zum Blitzeinschlag im Auto die Luft-Isolation zwischen Auto und Insasse fehlt, und der nasse menschliche Körper ähnlich gut (im Süßwasser sogar besser) leitet, wie das umgebende Wasser. Vielleicht ist man im gut isolierenden Trocki etwas weniger gefährdet, aber jedenfalls Hals, Gesicht und evt. Hände sind ja naß. Im Süßwasser ist man in Blitzeinschlagsnähe gefährdeter, dafür ist im Salzwasser der Gefahrenbereich räumlich größer.

An die Dampfsäule, die senkrecht ins Meer hineingeht, und dann eine kilometerweite Schockwelle auslöst, glaube ich persönlich nicht. Der Blitz breitet sich (jedenfalls im tiefen Meer) allseitig aus, d.h. die Stromdichte ist direkt am Einschlagspunkt am Größten, also wird allenfalls an der Oberfläche Wasser verdampfen und dann ohne große Druckwelle in die umgebende Luft verschwinden.

Die Gefahr ist wohl auch nicht riesig, sonst würde man nach Gewittern gerne mal mit einem Korb Fische einsammeln gehen. Ich vermute den Gefahrenradius auf vielleicht 100m, ganz grob geschätzt wegen der fehlenden Fische nach Gewittern; im Salzwasser vielleicht noch weiter. Aber erleben möchte man es besser nicht. Im Zweifel das Wasser verlassen, falls nicht möglich, besser unten statt oben aufhalten.

Übrigens hatte ich auch mal ein ungutes Gefühl in einem Tauchgewässer, über das eine Stromleitung führte. Aber die Wahrscheinlichkeit, einen Verkehrsunfall zu bauen, ist doch höher, als vom Blitz oder von der gerade jetzt herabfallenden Stromleitung erwischt zu werden.

Passender Filmtip: Der Eissturm.
10.08.2006 20:15
Hallo Leute.
Lesen lernen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Da steht mit keinem Wort geschreiben das der Junge bei Gewitter getaucht ist.
Unglaublich viele Antworten auf nie gestellte Fragen.
Gruß,
D3
10.08.2006 21:44
Hallo Telemar-king,

die Antwort von jenne1973 trifft schon des Pudels Kern.
Dort, wo der Blitz einschlägt, herrscht eine hohe Spannung. Je weiter man von der Einschlagstelle weg ist, je niedriger die Spannung. Nimm einmal an, du liegst waagerecht im Wasser. Vor dir schlägt der Blitz ein. Dann hast du vor deiner Nase eine hohe Spannung und an deinen Füssen eine deutlich niedrigere Spannung. Da Strom nun vom hohen Spannungspotential zum niedrigen fließt, wird er deinen Körper als Stromleiter benutzen. Dein Körper mag das aber gar nicht, weil die ganzen Sinnerswahrnehmungen per Strom weitergeleitet werden. Von den Wirkungen auf die Zellen durch den hohen Energiefluß ganz zu schweigen.
Im Prizip ist so ein Szenario auch vorstellbar, wenn du dich unter Wasser einer nicht isolierten Spannungsquelle näherst. (Hat ja jeder schon mal erlebt.)
Wenn (über Wasser) eine Stromleitung auf die Erde fällt und du gehst auf diese Leitung zu, wirst du das auch unangenehm bemerken. In diesem Fall greift der Fachbegriff "Schrittspannung". Das ist die Spannung zwischen dem Fuß, welcher der Spannungsquelle am nächsten ist und dem anderen. Der Strom wird dann den Weg von einem Fuß über den Körper zum anderen Fuß nehmen.

Allles klar?

Ich wünsche noch spannende Tauchgänge

Gruß

Gerhard
10.08.2006 21:48
lieber doppeldreier,
hättest du dir die Mühe gemacht, noch einmal genau nachzulesen, was die Frage war, hättest du Das eben nicht schreiben brauchen...
Es war die Frage, ob starker Strom Jemanden unter Wasser töten kann zB ein Blitz.
Und niemand bestimmtes hat auch nur kommentiert warum der jung getaucht ist bei einem STURM DER EINE STROMLEITUNG ABGERISSEN HAT.
Meiner meinung nach nicht unberechtigt, auch wenn ich bei Sturm als letztes an einen Stomschlag durch eine Leitung denken würde...
also bleib cool
10.08.2006 21:50
huihui, da war ja jemand schneller
10.08.2006 23:10
Was für Vermutungen......

Schrittspannungen im Wasser...ja ne...is klar!
Obwohl...ich sehe immer mehr Taucher im Wasser laufen...Das Singen von: "Das Wandern ist des Tauchers Lust" kann ich dabei aber glücklicherweise nicht hören!

Ach so:
http://www.foerdestadt.de/tauchen_bei_gewitter.pdf
11.08.2006 08:25
http://www.unterwasserwelt.de/html/leserfragen_2.html#blitzschlag

Gruss
didi
11.08.2006 09:43
http://www.vde.com/VDE/Ausschuesse/Blitzschutz/FAQ/Blitzschutz/2005-Oeffentlich/Schwimmer-Taucher.htm
Ich fasse mal alle Links zusammen:
So ganz genau weiß es niemand, aber ganz ungefährlich isses irgendwie bei Gewitter nicht.
11.08.2006 09:59
Hi,
Egal ob Salzwasser oder Süßwasser, für uns Menschen gilt immer: bei Gewitter nichts wie raus. Wasser ist nicht unser Element. Mal abgesehen von dem seltenen Fall direkt vom Blitz getroffen zu werden, fließt der Strom an Land durch das eine Bein rein und zum anderen wieder hinaus. Schrittspannung hin oder her, unser empfindliches Herz liegt dabei abseits und ist relativ gut geschützt. Im Wasser dagegen fließt der Strom durch den kompletten Körper, das Herz bekommt die volle Ladung ab. Kammerflimmern und Stillstand sind die Folge. Selbst wenn wir dann "nur" ohnmächtig werden, kommt eine weitere Tücke des feuchten Elements dazu. Unter Wasser können wir nicht atmen. Was uns an Land lediglich von den Beinen geholt hätte, bringt uns im Wasser um: wir ertrinken. Ob die Spannung unter Wasser von einem Blitz oder einer Stromleitung erzeugt wird, ist dabei egal.
11.08.2006 10:11
@Weltenbummler
Einen kleinen Unterschied zwischen Stromleitung und Blitz gibt es:
Blitz ist nicht völlig verhinderbar (Naturgewalt), Stromleitung aber doch.
Beispielsweise können Stromleitungen auf Schiffen so konzipiert werden, daß ein Stromschlag nicht möglich ist, selbst wenn man eine (1) blanke Leitung berührt; erst ab 2 blanken Leitungen gleichzeitig könnte es gefährlich werden. Und über meinen Swimmingpool würde ich mir das Ziehen von Hochspannungsleitungen verbitten.
11.08.2006 10:29
Vielen Dank an alle, ich freue mich über diese Diskussion mit Euren Antworten.

"Buchen sollst Du suchen, Eichen sollst Du weichen" kennt jeder als Spruch für das Verhalten an Land, jedoch für unter Wasser hat sich in meinem Taucherumfeld noch niemand Gedanken gemacht.

Die drei einzelnen oben eingefügten Querverweise zum Thema "Tauchen bei Gewitter" werde ich archivieren, weil sie alle Vorgänge allgemeinverständlich erklären.

Eure fachmännischen Tipps werde ich als Anregung und Sicherheitsvorschrift "Tauche möglichst nie bei Gewitter" mit in meinen Verein nehmen. Denn es betrifft nicht nur das Tauchen bei mir vor der Haustür (Alpenraum), wo Gewitter oft in Null-Komma-Nix aufziehen und ich trotzdem unter Wasser geblieben bin, sondern auch den Urlaubstaucher, der sicherlich auf oder am Meer schon Gewitter erleben durfte.
11.08.2006 11:59
Das wäre doch mal was für unsere "Pinguine" - bei Gewiiter unter Stromleitung auf Zitterrrochensuche
11.08.2006 12:06
Hi Weltenbumler,

die Gefahr bei Blitzen unter Wasser ist relativ gering. Erklaerung siehe den Link von Digital Dive.

Über Wasser sieht die Sache auf einem ansonsten Flachen See anders aus. Da bist du wirklich der erste Angriffspunkt fuer einen Blitz. Da du aus dem Wasser herrausragst.

Die Regel sollte also lauten wenn ein Gewitter vorraussehbar ist nicht Tauchen!

Viele Gruesse
Juergen

11.08.2006 22:00
http://www.taucher.net/forum/diversesShow.html?messageNummer=4071

gut Luft
14.08.2006 10:14
hallo,

wer mal eine Bettlektuere braucht: Protokoll runter laden.....

http://pp.physik.uni-erlangen.de/groups/ws0506/ppg7/project3.html

Genau, Carsten
15.08.2006 12:52
Sehr hübsch, Carsten; danke für den Link. Die Theorie habe ich aber (weil ich sie vermutlich sowieso nicht ganz verstünde, oder höchstens mit viel Aufwand) nur überflogen. Leider wurde (wie üblich) die eigentliche Frage nach der "Schockwelle" durch den "Dampftrichter" des Blitzes durch die wissenschaftliche Arbeit nicht klar erkennbar beantwortet, außer mit einem Halbsatz in Klammern:
"Auch die zeitliche Trennung machte es nicht möglich eine Druckwelle zu registrieren (was daran
liegen könnte, dass die Druckwelle doch nicht tödlich genug ist, um ganze Fischschwärme auszulöschen)." Diesen ganz und gar populärwissenschaftliche und daher wohl eingeklammerten Erklärungsversuch habe ich ja auch schon angebracht

Interessant fand ich die Videos, wo man sah, daß der beobachtete Trichter nicht (wie ich vermutet hätte) infolge verdampfenden Wassers entstand, sondern noch lange *vor* dem Blitz durch das elektrische Feld. Ein langsam entstehender Trichter kann natürlich keine Druckwelle (außer beim Zusammenfall vielleicht) entfalten, oder? Wurde denn die durch eine hohe Stromdichte entstehende plötzliche Wasserverdampfung und dadurch evt. entstehende Trichter/Druckwellen überhaupt betrachtet, dieser Effekt entsteht ja evt. vorrangig bei echten Blitzen höherer Energie, während bei echten Blitzen das sich langsam örtlich stabil aufbauende elektrische Feld eher nicht auftritt?

[Neulich sah ich im Fernsehen einen Physiker, der sich mit Papierflugzeugen intensiv befaßte, und sie durch den Hörsaal warf. Irgendwie habe ich bei der Berufswahl was falsch gemacht (sage ich voller Neid); soviel Spaß mit lustigen Versuchen bei gleichzeitiger Bezahlung hätte ich auch gerne. ]
15.08.2006 15:12
Hallo flasche,

wir wollten Anfangs den Druck messen, hatten aber wie geschrieben erhebliche Problme ueberhaupt ein Signal zu messen. Nach der zeitlichen Trennung von Einkopplung des Feldes und der Druckwelle konnten wir immer noch nichts messen und haben deshalb den Versuch modifiziert. Diese Projekte sind als 6-Wochen-Projekte gedacht und zaehlen als Praktikum welches neben den ganzen Vorlesungen laeuft. Teils wegen des Zeitdrucks und Teils wegen der nicht-Messbarkeit der Druckwelle haben wir dann halt was leicht anderes gemacht. Das kollabieren des Trichters gab auch keine messbare Druckwelle. Der Teilchenstrom der da auf die Wasseroberflaeche knallt ist vergleichbar mit dem der entsteht wenn man durch einen Kugelscheiber auf eine Wasseroberflaeche blaest.
Wir sahen uns, und des hab ich eigentlich schon vorher vermutet, damit bestaetigt dass die Schallentstehung vernachlaessigbar ist und wirklich nur der Strom von solch einem Ueberschlag eine Gefahr birgt.
Der Trichter entwickelt sich sehr schnell, wie man eigentlich auf einem der Videos sehen sollte, bei hoher Ueberscchlagsfrequenz. Da sich bei einem "echten" Blitz vorher ein Kanal bildet wuerde ich einen solchen Effekt in der Natur auch vermuten.
Noch ein Grund warum ich nicht an die massive Druckwelle glaube ist die Tatsache dass die Absrobtionslaenge von Schall in Wasser sehr gross ist und damit das "zurueckziehen" der Fische auf eine groessere nicht viel bringt.

[Ja, diese Art von Praktikum kann sehr viel Spass machen, wenn man die richtigen Leute hat Das war hier durchaus der Fall. Wenn man dann seine Leute auch noch fuer was begeistern kann was einen selbst interesiert ist es optimal.... Ich mach hier aber nicht nur solche Sachen, was nicht heissen soll dass der Rest weniger spannend sein muss....]

Carsten
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