Selber revisionieren lernen - wie und welche Regler sind besonders wartungsfreundlich?
Hallo zusammen,
ich schicke mal vorweg, dass mir bewusst ist, dass ich jetzt die Büchse der Pandora öffne und derartige Diskussionen teils sehr kontrovers diskutiert werden: Das Selbstrevisionieren der eigenen Regler.
Bis vor kurzem hätte ich auch ohne jede Frage sofort zugestimmt, dass man wahnsinnig sein müsste, so etwas selber zu machen. Dann kam für mich so ein kleines Aha-Erlebnis, das wohl jeder anders beurteilt hätte und das man sicher auch mit aller Genüsslichkeit und despektierlicher Häme auseinandernehmen könnte ("jetzt hat er das ein mal gesehen und glaubt..."): Die "Revision" auf einem Safari-Boot im Sudan. Mit Zahnbürste statt Ultraschallbad und "Pi mal Daumen" statt Mitteldruck-Manometer oder "Prüfbank".
Ich weiß, dass dies jetzt zielsicher einigen die Tränen in die Augen treibt und zum Negativbeispiel schlechthin wird. Der Regler war übrigens ein R190/MK25 des ägyptischen Guides, der nach über 1000 Tauchgängen erstmals wegen eines defekten O-Rings geöffnet wurde. Im Übrigen: Er hat danach tatsächlich zur Begeisterung des Guides tadellos funktioniert und sich leichter geatmet als vorher.
Um es direkt vorweg zu schicken: Ich glaube, wir brauchen uns nicht darüber zu unterhalten, dass die "Standards" dieser Reparatur nicht die sind, die ich Zuhause in aller Sorgfalt anstrebe einzuhalten. Aber worum es mir geht, ist etwas anderes: Nachdem ich dem ganzen nun mal beiwohnen durfte und mit eigenen Augen gesehen habe, wie simpel der ganze Automat im Prinzip aufgebaut ist, war mir klar, dass hier kein Studium der Kernphysik notwendig ist, sondern vielmehr A) ein gutes technisches Verständnis, B) Sachverstand angewandt mit Sorgfalt und C) entsprechendes Werkzeug und ein Original-Revisionskit erfoderlich ist.
A) habe ich, C) kann man besorgen, demnach hapert es noch am Fachwissen.
Fragt sich also, wie ich dieses erwerben kann. Ich habe öfter von "Technikseminaren" gehört, aber zumindest in meiner Umgebung im südöstlichen Ruhrgebiet habe ich das noch nicht gefunden. Wie sollte ich also am besten da rangehen?
Jetzt fragt sich der ein oder andere, warum ich es denn unbedingt selber machen will. Kurz gesagt:
- Ich bastele gern. Ich habe in meinem leben zahllose PCs und Laptops repariert und ich behaupte mal, dass die um einiges empfindlicher sind als das Innenleben eines Atemreglers. Und auch hier kann eine Reparatur grundsätzlich gefährliche Konsequenzen haben: Z.B. wenn eine Schraube unterm Mainboard eingeklemmt wird und Kurzschlüsse produziert oder wenn ich ein Kabel schlampig verlege und es den CPU-Lüfter anhält und der Prozessor zu rauchen beginnt.
- Ich weiß vor allem, was ich getan habe. Das ist vielleicht der bedeutendste Punkt. Zu oft habe ich von Revisionen gehört, die auch im "Fachbetrieb" schlicht mies gelaufen sind oder nach denen der Regler schwer zu atmen war. Ich habe es zudem selber in Ägypten gesehen, wie aus einem frisch revisionierten Regler direkt die Luft rausperlte. Das alles sind sicher Ausnahmen, aber im Unterschied zum Selberrevisionieren weiß ich im Endeffekt nicht, was und wie es gemacht wurde.
- Ich stehe, anders als viele professionelle Werkstätten, nicht unter Zeitdruck. Ich kann mir gern ein Wochenende in einem dunklen Wintermonat nehmen, um alles richtig und sorgfältig zu machen.
- Die Kosten für erforderliche Werkzeuge und Ausrüstung dürften sich nach ein paar Jahren auch amotisiert haben.
- Wo wir bei den Kosten sind: Ja, auch diese spielen eine Rolle. Die Anschaffungskosten für Werkzeuge mal außen vor gelassen, ist es schon ein gewaltiger Batzen, was bei einer Standard-Revision 1./2. Stufe & Octopus bei den meisten samt Revisionskit anfällt. Keine Frage, dass gute Arbeit gut bezahlt werden muss. Aber wir reden im Falle eines guten Mittelklasse-Reglers von zumeist jährlichen Kosten, die locker 1/3 des Neupreises übersteigen (Beispiel Aqualung Core/Titan LX: Bekommt man im Set schon ab 349 €. Revision komplettes Set: 80-90 €. Revisionskits insgesamt: 40-50 €)
- Ein bedeutsamer Punkt: Im "Notfall", also eben auf dem Safariboot irgendwo in der Pampa, bin ich nicht komplett aufgeschmissen, wenn irgendwas nicht mit dem Regler stimmt.
- Das Gefühl von Unabhängigkeit. Wenn es nach manchen Meinungen geht, sollte man inzwischen praktisch alles revisionieren oder warten lassen: Automat, Finimeter (?), Jacket, Computer (!). Irgendwo im Taucher.net schrieb sogar mal jemand, dass man einen Schnellablass nicht aufschrauben sollte, wenn man nicht wisse, wie man diesen wieder zusammengeschraubt bekommt. Nachdem ich diesen mal selber auf hatte und die popelige Mechanik bewundern durfte und auch nicht zum ersten mal Batterie von Computer und Sender erfolgreich gewechselt habe, weiß ich, dass ich mich nicht mehr zum unmündigen Kind stempeln lassen will. Hierbei spielt damit also auch die Gewissheit eine Rolle, der Technik nicht einfach ahnungslos ausgeliefert zu sein, sondern selbstbewusst genug zu sein, auch mal selber Hand anzulegen.
Wenn es also sicher erlernbar ist (was es zweifellos sein dürfte, zumal wohl kaum in der Mehrzahl der Tauchshops Ingenieure die Revisionen durführen dürften), dann weiß ich, dass auch ich das sicher lernen und durchführen kann. Die Frage ist nur wie.
Daran anschließend stellt sich die Frage, welche Regler/Hersteller besonders revisionsfreundlich und -günstig sind in Bezug auf
- Bauweise
- Erforderliches Spezial- oder Standardwerkzeug
- Kosten und Beschaffbarkeit von Original-Revisionskits
Im Moment tauche ich übrigens einen Atomic.
Ich wäre Euch für hilfreiche Kommentare sehr dankbar.
.