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Seepferdchen, blind durch Blitzen?

Können Seepferdchen blind werden von zu viel Kamera Blitzen und künstlichem Licht-Einfluß durch uns Taucher?
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Bio-UliDipl.Biologe, TL****
22.06.2009 17:15
Wie kommst du denn darauf? Hast du etwa ein blindes Seepferchen entdeckt??
Oder sollen wir deine Frage als "theoretische" auf alle anderen Fischarten ausweiten?
22.06.2009 17:29
Jeden Tag gehen an dem gleichem Tauchplatz sich Taucher das Seepferdchen anschauen, viele machen heute Fotos zur Erinnerung. Ständig wird der Blitz auf die Tiere gerichtet oder noch mit extra Leuchten perfekt angestrahlt. Von dem Tier werden dann mehr als eine Aufnahme gemacht und so mit wird es wieder und wieder von dem Blitzlicht bombardiert. Und das ganze bezieht sich auf jegliche Meereslebewesen.
Logischer Rückschluss ist das es uns als Menschen auch nicht gefällt wenn jemand einen Scheinwerfer direkt auf unsere Augen richtet oder ein Foto nach dem nächsten macht mit einem Abstand von ein paar Zentimetern.
HarryCMAS*** usw.
22.06.2009 20:06
Ja, es stimmt. Seepferdchen werden durch intensives Blitzlicht blind

Daher ziehen sie auch nicht mehr wie früher in wilden Seepferdchenherden über die weiten Seegraswiesen, sondern verharren heute apathisch an ihrem Standort, um vom nächsten Fotografen noch blinder geblitzt zu werden.

Buchtipp:
http://www.taucher.net/buecher/Seahorses_and_their_relatives__buch645.html

Das Leben ist kein Ponyhof und auch keine seichte Seepferdchenbucht!

Harry
GoRalledarf tauchen
22.06.2009 21:46
hallo,
also ich denke mir, das es doch auswirkungen haben kann.
oder warum leben meerkatzen jetzt an land ? weil warscheinlich vor urzeiten unsere vorfahren damals die posierlichen tierchen einfach mit ans ufer gebracht haben.
anderes beispiel :
der seehund : war der früher an land ? oder waren unsere jetzigen hunde im meer sprich in der see.

wenn man jetzt umweltschutz im meer (oder der see) aktiv betreiben will, sollte man ernsthaft überlegen ob man seepferdchen nicht einfangen und einreiten sollte.
hier könnte man sich dann die scooter einsparen.

sind alles gedanken wenn man sonst keine probleme im leben hat.
PazzoTomvorhanden
23.06.2009 01:12
Wird ein Topmodel blind wenn es ständig fotografiert wird? Und viele sind ja kaum 18 Jahre! Also ein Fall für Unicef oder doch eher für Amnesty International!

Nein Spaß bei Seite

Ich glaube nicht, so lange man das arme Tier nicht mit 10.000 Wat Strahlern permanent röntgt. Dann erwärmt sich wahrscheinlich das umgebene Wasser der art, dass das arme Tier gekocht würde.
23.06.2009 13:29
Im letzten Jahr wurde ich vor einem Tauchgang (Kanaren) eindringlich darauf hingewiesen, dass die Seepferdchen, weil lichtempfindlich, bitte nicht geblitzt werden sollen.
Habe mich schon mit mehreren Tauchern darüber unterhalten, wobei die Aussagen meist den vorherigen Antworten entsprachen.
Erst letzte Woche wurde dann die Vermutung geäußert, dass es damit in Zusammenhang stehen könnte, dass die Gäulchen nicht gerne ihre Tarnung aufgeben. Sie drehen sich also weg.
Was stimmt, aber auch nichts über Dioptrienzahlen aussagt...
23.06.2009 14:48
Mich hat auch schon ein Guide bei Pygmis darauf hingewiesen. Vorteil wenn die blind sind: die sind standorttreu, man findet die immer wieder. Nachteil: Fressfeinden geht es genauso...dann sind sie plötzlich doch weg.

Profis fotografieren die nur mit einer Pilotlampe und ohne Blitz.
23.06.2009 14:48
Wieso so zynische Antworten auf eine berechtigte Frage?
Bei Tiefseeorganismen musste man feststellen, dass sie durch die Beleuchtung von U-Booten irreversibel erblinden. Schon klar, hier gehts nicht um ein Tier der Tiefsee, aber muss erst einer ne Studie über das Verbrutzeln von Seepferdchen machen?! Ein bisschen Menschenverstand und Respekt tuts manchmal auch. Blitzt Euch doch mal minutenlang aus ein paar Zentimetern Entfernung ins Auge, da bekommt man schon mal einen Anhaltspunkt.
So ein Seepferchen in der Seegraswiese im Flachwasser steckt das vielleicht locker weg. Das Zwergseepferchen auf der Gorgonie in 40m "sieht" das vermutlich anders. Ohne Augenlider oder Deckungs- und Fluchtmöglichkeit ist es im besten Fall "nur" gestresst. Aber egal, ob es nach einer halbstündigen Fotosession nun erblindet, Sonnenbrand bekommt oder sonstwie beeinträchtigt dem nächsten Büschelbarsch zum Opfer fällt - ich finds traurig, wenn es dann am nächsten Tag nicht mehr da ist...
PazzoTomvorhanden
23.06.2009 15:08
@istiophorus Du hast sicherlich recht damit, dass man das Tierchen damit irritieren kann und so der nächste Fressfeind ein leichteres Spiel hat. Das ist wohl auch die größere Gefahr für die Kleinen, als das Blitzlicht.
Wenn man sich ein wenig mit Fotografie auskennt, dann ballerst du nicht einfach auf die kleinen, sondern machst dir schon über Deine Beleuchtung einige Gedanken, denn ein einziger starker Blitz direkt von vorne ergibt nur selten ein gutes Bild. Und die die einfach nur ein bissel unterwasser Fotos machen wollen, haben selten einen so starken Blitz der den Kleinen die Augen wegpustet.
23.06.2009 16:12
"Wieso so zynische Antworten auf eine berechtigte Frage?" Seh ich ebenso.
Die Problematik scheint ja weitestgehend unbekannt zu sein. Nun will ich hier nicht mit oberlehrerhaftem Gerede langweilen oder @istiophorus text kopieren. Wundere mich aber schon, dass Leute mit zig TGs noch nie was davon gehört haben.
Ich hab mich aber erstmal dran gehalten und bin nicht mal traurig, dass mein ungeblitztes Seepferdchenfoto für andere nur Matsch zeigt - weiß doch, das es da war!

Wo sind die Biologen???
23.06.2009 16:35
Danke Simka!!! Wir sollten alle lieber mal daran denken das auch generationen nach uns noch korallenriffe und deren bewohner vorfinden und diese nicht nur aus geschichtsbuechern kennen.
Wir als taucher sollten zusammenhalten und gemeinsam als botschafter fuer die unterwasserwelt fungieren, unsere nichttauchenden mitmenschen ueberzeugen doch auch was fuer den schutz unserer welt(meere) zu tun. Schillerlocken genehm??
Es sollte einem eigentlich logisch sein, wer wurde noch nicht von einem kamerablitz ueberrascht und tappte danach gewissermassen im dustern? Nun stelle sich einer vor das in dem moment ein uns nicht besonders wohlgesonnener raeuber ueber den weg laeuft, dem wir aufgrund unserer verminderten wahrnemungsfaehigkeit in dem moment schutz und flucht los ausgeliefert sind. Nun stelle sich einer mal vor, und hier beschreibe ich szenen die ich in der form schon des oefteren uw erlebt habe: das auf ein sesshaftes tier eine heerschar von tauchern, in beliebten revieren schon mal an die 30 pro stunde, die seepferdchen, oktopanten, in felsspalten lebende jungtiere, anemonenfische, kleine jung haie (bambus haie) heimsuchen und ein wahres blitzlicht gewitter auf die bewohner der riffe abfeuern. Da wird einem schon mal schwarz vor augen. Bei seepferdchen kann das bedeuten das diese von stroemungen abgetrieben werden, usw usw!!! Es ist schon an den haaren herbei gezogen und schon etwas engstirnig zu behaupten das es das licht selbst sei was die tiere umbringt...aehnlich wie ein sauerstoffkrampfanfall (grand mal) nicht toedlich ist, sondern im schlimmsten falle, das daraus resultierende ertrinken, was natuerlich genauso wenig wie ein seepferdchentod durch blitzlicht garantiert ist. Also an alle, wir als taucher sollten gewissenhaft mit unseren mitbewohnern umgehen, ruecksichtsvoll tauchen und vielleicht auch mal auf das perfekte verzichten wen es heisst dadurch vielleicht ein paar korallen intakt zu lassen.
Danke und lasst den zynismus mal zuhause, denkt lieber mal ne runde nach bevor ihr mit den fingern in der tastatur tanzen geht.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
23.06.2009 17:09
Mein Beileid für jedes Tierchen, dass an einem Standardtauchplatz mit Massenbetrieb leben muss.

Es gibt keine Studie darüber, dass Seepferdchen durch zuviel Licht blind werden. Insofern können wir übers Erblinden durch Foto-Blitze oder - Licht diskutieren bis der Arzt kommt. Tiefseefische stehen auf einem anderen Tableau.
Butter bei die Fische: Ohne Zweifel sind getarnte und kaum flüchtende Flossenträger wie Seepferdchen hoch gestresst, wenn sie sich entdeckt und ohne Chance zu entkommen fühlen. Es droht immanent der Nahrungsketten-Supergau, und die Nerven liegen sofort, spätestens Sekunden später blank.
Doch sollten für einen mobilen Vertebraten wiederholter Blitz-, Licht- und Fluchtstress ausreichen, um sich permanent zu dislozieren, sprich dass man als bewegliches Wirbeltier dauerhaft den Standort wechselt - bevor man blind wird.
Dass ein konsequent zur Flucht getriebenes Tier nicht im Sinne eines guten und umweltneutralen Tauch- und Fotografierverhaltens steht, muss nicht weiter betont werden. Dass über eine vertriebene Attraktion am Tauchplatz die Guides nicht begeistert sind, weil sie immer wieder neu nach einem verschwundenen Tarnkünstler suchen müssen, oder vielleicht gar nicht mehr finden ("Der muss blind geworden und gestorben sein!") leuchtet ebenso ein.
Fazit: Ein Seepferd mit Blitz sieht i.d.R. gut aus, ein gutes Seepferdfoto ohne Blitz betont dagegen die perfekte Tarnung und ist mindestens genauso "wertvoll". Von jedem Typus zwo, und gut is. Aber dann nicht die ganze Tauchgruppe à 5 Buddyteams! Ein Seepferd im Blitzlichtgewitter sieht nämlich sch... aus. Da bleibt vom souveränen Habitus nicht mehr viel übrig - vom Seepferd und vom Taucher! Und, hier schließt sich der Kreis, auch das Riff möchte ich nicht sein, wenn das Model Cavallo in der Gruppe "durchgereicht" wurde.

Lahm vom Schreiben,
der Bionaut
GoRalledarf tauchen
23.06.2009 22:46
hallo,

also so langsam bekomme ich ein problem mit so einigen bionauten. (@ bionaut, dich meine ich jetzt nicht im speziellen)
ich habe nicht gegen umweltschutz, egal ob über- oder unterwasser, aber was hier einige leute ablassen ist wirklich grausam.
wir taucher sind immer ein störfaktor wenn wir tauchen, egal ob wir alleine sind, oder im rudel oder blitzen, oder anfüttern oder, oder,oder.
wollen wir alles unterwasser schützen, oder nicht stressen, dann sollten wir unseren hintern erst garnicht ins wasser bewegen.
ich denke mir wir sollten uns als taucher auf das wesentliche konzentrieren :
- nicht anfassen,
- gut tarieren,
- nicht anfüttern

alle andere diskusionen sind m.e. sinnfrei.

wir können natürlich noch andere dinge diskutieren :
_ fühlen sich meeresbewohner durch den geruch von neopren belästigt ?
- sollten wir eine max. geschwindigkeit fürs tauchen einführen ( sowohl vertikal wie auch horizontal)
sollten wir nicht lieber aus nem flugzeug springen um zum spot zu kommen ( thema erhöhtes schiff aufkommen, zerstörung der uferbereiche)

man kann auch alles kapput reden.

gute nacht

23.06.2009 23:12
danke @ GoRalle Registriertes Mitglied,
aber eine Frage quält mich hier doch, da ich immer mit Rotfilter knipse schont das doch die kleinen Guckaugen der Pferdchen, oder?
@all am besten schützt man die Umwelt wenn man nicht in diese eindringt, also gebt euch der Letalität hin.
24.06.2009 09:24
Danke @ bionaut. das klingt plausibel.

Also @GoRalle, so wie ich das verstanden habe, ging es hier nicht um prinzipielle Dinge. Eben eine Frage, die beschäftigt - kann man natürlich in beide Richtungen bis zum Exzess treiben...das könnte dann grausam werden.

Also, wenn Du zukünftig nur bei jedem dritten TG aus dem Flugzeug springst, ist das sicherlich voll in Ordnung

hketTL CMAS
25.06.2009 12:32
Flieger braucht mehr Sprit als Boot,
ausserdem: wie kommst Du zurück auf den Flieger ?

Helmut
25.06.2009 13:46
@hket,
auf die selbige Weise wie das Wasser bei Löschflugzeugen eingefangen wird!!
25.06.2009 16:59
Vielen herzlichen Dank für die sehr konstruktiven Beiträge zu meiner gestellten Frage. Nun bin ich um einiges schlauer, vor allem um einige Ansichten von diversen Forum Teilnehmern.
Auch ist klar geworden, dass sich an diesen Diskussionen keine Biologen beteiligen.
Somit werde ich meine Suche nach Informationen zukünftig woanders fortsetzen!!!


HarryCMAS*** usw.
25.06.2009 19:49
Gerne geschehen!

Harry
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
26.06.2009 00:25
Carla, Carla... Da waren u.a. wenigstens 1 Doktor der Biologie, 1 diplomierter solcher, samt 2000 Tauchgängen und Minimum 30 Semester Zoologie am Werk, und du erkennst sie nicht?! Wie geschwollen oder mit erhobenem grünen Zeigefinger müssen die denn daher reden, damit du zufrieden bist?
01.07.2009 16:43
Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema:
Mir scheinen nicht die Blitze das grosse Problem zu sein, sondern eher die zum Teil doch extremen Scheinwerfer der Videofilmer. Insbesonderere bei Pygmänensepferdchen habe ich manchmal den Eindruck, dass diese von den Scheinwerfern aus kürzester Distanz halb durchgekocht werden.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
01.07.2009 17:14
Korallen und Anemonen ziehen sich bei Video- und Tauchlampen-Wärmestress meist sehr schnell zurück. Das Seepferd "wendet sich ab" und/oder versucht sich "so schnell wie möglich" woanders hinzuhangeln.
Halb durchgekocht klingt nicht gut. Woran machst du das fest, Tom
Wenn man die Hand in Filmabstand vor seine/seinen Brenner legt, bekommt man ein Gefühl dafür, welche Wärme sich am Objekt entwickeln wird. 2 Leuchten im selben Abstand vor dem Motiv = doppelt so schnelle Erwärmung. Es kommt letzlich auf die Differenz der Temperatur, die Expositionszeit und auch das Tempo der Erwärmung an. Insofern sollten an tropische Temperaturen gewohnte Tierchen 30 bis 35 Grad schon ein paar Sekunden aushalten. Mehr wird dann allerdings problematisch. Es droht die Denaturierung.
02.07.2009 09:27
Das mit halb durchgekocht ist natürlich etwas überspitzt formuliert.
Ich wollte mit der Anmerkung eingentlich primär auf die massive Lichtexposition z.T. während mehrer Minuten beim Videofilmen hinweisen.
In Vergleich dazu ist die Lichtmenge die auch nach vielen Photos mit Blitz anfällt minim.
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