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Schwimmbadausbildung - Atmen aus der alternativen Luftversorgung im Schwimmen

Hallo Tauchers

wollte mal nachfragen, wie bei -euch die oben genannte Übung gelehrt/gelernt wird. Vor allem im Bezug auf:
- welche 2.Stufe wird vom Ohne-Luft-Buddy genommen, die am Jacket oder die aus dem Mund?
- wird die alternative 2.Stufe angeboten oder muss sie vom Ohne-Luft-Buddy genommen werden?
- sind beide austariert - oder nur einer, und der andere tariert nach
- wie halten sich beide fest?
- der genaue Ablauf...

es geht hier nur um die Schwimmbadausbildung (evtl. die Ausbildung am See)nicht um Realsituationen, in der der andere evtl. panisch den Automat aus Mund des Buddys reisst.

Danke
gruß
Blennia
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bikefreshTaucher i.R.
18.06.2007 02:07
Hallo Blennia, da hast Du wieder in ein Wespennest gestochen, der Möglichkeiten gibt es dazu viele, alle haben Vor- und Nachteile.
Ich fange mal an, einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebe ich jedoch nicht, außerdem bin ich um diese Zeit auch nicht mehr topfit :

Version 1: Das "Opfer" zeigt an "Habe keine Luft-gib mir Luft"; der Luftgeber greift mit der linken Hand ans Jacket oder unter den rechten Oberarm des Opfers, mit der rechten Hand nimmt er seinen Octopus aus der Halterung, zieht den Schlauch über die Schulter und hält dem Opfer den Octopus richtig (Blasenabweiser nach unten)vor die Nase; das Opfer nimmt erst jetzt seinen Automaten aus dem Mund und nimmt den Octopus des Luftgebers in den Mund (inkl. ausblasen); das Opfer greift mit der rechten Hand an den rechten Oberarm des Luftgebers (oder ans Jacket im rechten Bereich); der Luftgeber greift um, d.h. auch mit seiner rechten Hand zum rechten Oberarm (bzw. Jacket); beide nehmen ihren Inflator in die Hand; das Opfer gibt das Zeichen zum Aufstieg

Version 2: Der Ablauf ist ähnlich, nur gibt der Luftgeber dem Opfer seinen primären Automaten und nimmt sich selbst seinen Octopus; dann wird sich über Kreuz festgehalten...

Das sind im Prinzip die gängigsten Versionen, wobei es in einzelnen Punkten (Griffolgen) Abeichungen geben kann. Diese Übung erfolgt mit entleertem Jacket.

Pro&Contra:
Version 1: -geht (meist) schneller und die Luftversorgung des Luftgebers ist permanent vorhanden, was für diesen ein geringeres Risiko darstellt. Etwas weniger Handgriffe machen die Übung einfacher.
Der psychologische Aspekt der gesicherten Luftversorgung fehlt dabei, das Opfer weiß nicht, ob der Octopus sauber funktioniert. Diese Übung ist so nicht durchführbar, wenn der Luftgeber als alternative Luftversorgubg einen Westentaschenautomaten benutzt.

Version2: - dauert ggf. etwas länger und ist vom Ablauf etwas komplizierter, dafür stimmt der psychologische Aspekt (der Luftgeber hat ja gerade noch aus dem Automaten geatmet) und die Übung ist auch bei Westentaschenautomaten anwendbar. Dazu kommt der hygienische Faktor, da der Octopus vorher schön im Chlorwasser desinfiziert und gespült wurde

Solltest Du auf Buddies mit Westentaschenautomaten, Spare Air etc. treffen, laß Dir die Besonderheiten beim Buddycheck erklären und sprecht zumindest den Ablauf für den Fall der Fälle durch, besser ist jedoch eine kurze Übung falls möglich.

Die Durchführung mit anschließendem Aufstieg wird häufig unterschiedlich gehandhabt. Die einen simulieren einen austarierten Zustand, indem vor Beginn der eigentlichen Übung soviel Luft ins Jacket gegeben wird, das der Taucher kurz vorm Abheben ist. Andere lassen die Jackets leer, der Luftgeber nutzt sein Jacket durch Benutzung des Inflators erstmal als Lift. Teilweise soll auch nur einer der Tauchpartner etwas Luft im Jacket haben, was effektiv aber nur dem einfacheren Übungsablauf/Aufstieg dienen soll. Da gibt es soviele leicht abweichende Abläufe...

Und jetzt bin ich auf die Kommentare der Tauchergemeinde gespannt
18.06.2007 07:49
Bei mir ist der Ablauf der Übung im Pool so: Beide Schüler hocken sich gegenüber. Der mit ohne Luft nimmt seinen Automaten aus dem Mund, macht brav Bubbles und gibt die 2 Zeichen. Buddy mit Luft ermöglich freien Zugang zum Octopus. Wahlweise kann dieser auch angereicht werden. Nach der Übergabe ergreifen sich die beiden Schüler gegenseitig jeweils mit ihrer rechten Hand am rechten Unteram des Buddys. Nach ein paar Atemzügen schwimmen sie los und halten sich mit dem rechten Arm fest. Der linke Arm hält den Inflator, wie das ja bei einem Aufstieg auch nötig wäre. Nur der Luftspender tariert (denn nur der hätte ja auch noch Luft). So wurde der Ablauf in meinem IDC auch gelehrt.

Aber wie bikefresh schon ganz richtig schrieb: Der Möglichkeiten gibt es viele.
MatttiTL* / ÜL Tauchen
18.06.2007 10:17
besser wärs wohl, wenn beide Tarieren... beim Auftauchen geht es ja ums luft-ablassen.

2deep4UProfi
18.06.2007 10:58
Hallo Blennia, du meinst sicher die Übung aus Schwimmbad TG 3 Leistungsanforderung Nr.6: Auf das zu Ende gehen der Luft reagieren in dem er/sie das Hamdzeichen "Habe keine Luft" gibt, dann die alternative Luftversorgung des Partners sichert und aus ihr schwimmend für mindestens 1 Minute atmet. Die Empfehlung dazu von mir sieht so aus: Dem "ohne Luft" simulierendem Taucher wird (unter Vorankündigung" das Flaschenventil geschlossen. Wenn der Schüler merkt das die Luft zu Ende geht sollte er das Zeichen "habe keine Luft mehr" geben, die alternative Luftversorgung des Partners lokalisieren, sich selbstständig nehmen und daraus atmen. In stationärer Position stellt der Luftspender neutrale Tarierung mittels Inflator, der Luftempfänger mittels aufblasen der Weste mit dem Mund her, der Luftspender gibt das OK zeichen und beide schwimmen los. Beim horizontalen Schwimmen hat es sich bewährt wenn der Luftempfänger sich am Flaschenventil des Partners festhält, beide schwimmen nebeneinander. Selbstverständlich sind auch andere Lösungen möglich die sich hauptsächlich nach der Ausrüstungskonfiguration richten. Beispiel: Wenn ein Westenautomat benutzt wird gibt der Luftspender seinen Hauptautomaten weg und atmet aus dem Westenautomaten. Nicht vergessen, die Oktopus Atmung wurde in einer stationären Position in TG 1 schon geübt, da lasse ich die Schüler üben das sie dem Luftempfänger die alternative Luftversorgung anbieten als auch das der Luftempfänger sich die alternative Luftversorgung selbstständig nimmt, in TG 2 wird das zu Ende gehen der Luft geübt. Hoffe das war jetzt nicht zu verwirrend. Feuer frei!
Gruss
Bubblefree
18.06.2007 11:44
@Matti: Die Übung wird im Pool durchgeführt, daher muss horizontal geschwommen werden. Wenn die Schüler am Beginn der Übung am Boden hocken, muss zum Schwimmen zwangsläufig Luft ins Jacket.

Bei der Durchführung eines Aufstiegs unter Octopusatmung unter realen Bedingungen im Freiwasser hast Du natürlich Recht. Wobei es auch dort passieren kann, dass zuviel Luft abgelassen Luft und nachtarieren erforderlich ist.
19.06.2007 00:20
Ein interessantes Thema. Mich würde aber mehr die Übung unter Realbedingungen interessieren.
Also, wer musste das schon in mal in „echt“ praktizieren und wie ist es verlaufen?

Gruß Arthur
19.06.2007 10:43
@Arthur Ich hatte die Situation schon mehrfach, dass mal Luft gespendet werden sollte bzw. musste:
Bei den tiefen oder/und anspruchsvollen Tauchgängen sind wir beinahe ausnahmslos mit langen Mitteldruckschläuchen unterwegs. Daher ist das Prinzig stets so, dass der Hauptautomat weggegeben wird.
Bei einem Ausfall des Hauptreglers, wobei durch die allgemein schlechte Sicht nicht sofort erkennbar war, was falsch lief, bekam der Buddy meinen Hauptregler, derweil ihm vom dritten Buddy das Ventil verschlossen wurde. Nachdem klar war, dass es sich nur um eine defekte 1. Stufe handelte (Mitteldrucksteiger), konnte er den Tauchgang mit seinem eigenen Zweitregler entspannt beenden, ohne weiter an meiner Luft zu hängen. Während der ganzen Übung wurde niemand festgehalten, sondern jeder ttarierte weiter für sich.
Im Urlaub bei flachen Tauchgängen passiert es regelmäßig, dass meine Partnerin und ich gleiche Flaschengrößen tauchen müssen, obwohl sie wesentlich weniger verbraucht, als ich. Daher ist vorher abgesprochen, dass ich zu Beginn des Tauchganges (oder wenn es mal nichts zu sehen gibt) mich bei ihr dran hänge. In dem Fall behält sie ihren Regler und ich folge dicht hinter/über ihr an ihrem Octopus, bis der Gasvorrat bei beiden so bemessen ist, dass wir am Ende mit gleicher Reserve auftauchen. In dem Fall tippe ich sie auch nur kurz an und nehem dann eigenständig, was ich brauche. Dieses Verfahren bringt zwar niemand offiziell bei, aber ich weiss zumindest immer sehr genau wo meine Buddiene ist und wie ich im Notfall an ihre Luft komme.
Generell kümmert sich also jeder um seine eigene Tarierung. Nur weil man an der alternativen Luftversorgung hängt muss es ja nicht gleich in eine Bergeübung ausarten - ein Nachtarieren ist ja auch noch möglich. Außerdem wird die "Keine-Luft-Situation" auch schon dann praktiziert, wenn der Vorrat nicht für den geplanten Sicherheits- oder Dekostopp reichen wird. Es ist also de facto noch Gas zum Tarieren da, wenn es beim Trockentauchen nicht eh separat mitgeführt wird.
19.06.2007 11:45
Hallo,

die unterschiedlichen Ablaufmöglichkeiten, sollten bei den unterschiedlichen Ausbildungsstufen jeweils entsprechend gelehrt werden.

Bei CMAS * wird das nach immernoch geltendem Ausbildungsplan gar nicht gelehrt. Hier ist stattdessen die Wechselatmung aus einer 2. Stufe pflicht. ( Wann wird man sich da wohl jemals international einig? Man beachte hierbei den Unterschied CMAS und CMAS Germany, sowie auch hier wieder die einzelnen angeschlossenen Verbände, VIT, DLRG, VDST, IDA, usw., die trotz Vereinbarungen immernoch unterschiedliche Ausbildungsstandards vorweisen)

Beim OWD (PADI) wird die alternative Luftversorgung mit NEHMEN gelehrt. Alles andere ist ein Standardverstoß.

Beim Rescue Diver (PADI) wird ebenso wie beim SK Tauchsicherheit /-rettung (CMAS) das GEBEN gelehrt. Wenn Ich die alternative Luftversorgung geben muß, wird stets von einer Rettungsmaßnahme ausgegangen.

Nachzulesen im PADI Instructor Manual, für die CMAS Ausbildung empfehle ich die HP vom VDST.

Tschööö
Achim
19.06.2007 14:39
@Achim: Das Anreichen des Octopus ist KEIN Verstoß gegen PADI Standards. Leistungsanforderung Schwimmbad-TG #1 Nr. 9: "In Wasser, das zum Stehen flach genug ist, unter Wasser mindestens 30 Sekunden aus der alternativen Luftversorgung eines anderen Tauchers atmen."
Leistungsanforderung Schwimmbad-TG #2 Nr. 12:"In Wasser, das zum Stehen zu tief ist, richtig auf das zu-Endegehen der Luft reagieren, in dem er / sie das Handzeichen „Habe keine Luft“ gibt."
Leistungsanforderung Schwimmbad-TG #3 Nr. 6: "Unter Verwendung einer alternativen Luftversorgung mit einem anderen Taucher die Luft teilen, und zwar als Luftspender."

Auch in den näheren Ausführungsbeschreibungen habe ich keinen Absatz gefunden, der das Anreichen des Octopus verbietet.
19.06.2007 15:24
Hallo,

das NICHT nehmen ist aber ein Standardverstoß.

vgl. IM OWD 2-21 Punkt 10:
Simulationsübung "Luft geht zu Ende"...er sichert die alternative Luftversorgung des Tauchpartners.
....sobald der Tauchschüler die alternative Luftversorgung ERGRIFFEN hat,...

Steht auch noch an ein paar anderen Stellen im IM.
Wenn ich Zeit habe suche ich meine IDC / IE Unterlagen durch. Ich durfte damals den Unterschied dieser Übung beim OWD / RD erklären.

Tschööö
Achim

20.06.2007 07:33
Hab gestern mal meine IDC Unterlagen gecheckt. Damals gab es die Simulationsübung noch nicht, daher habe ich dazu nichts gefunden. Bei der "normalen" Octopusregelung steht in den Handouts des CD explizit was von anreichen oder selber nehmen drin.

Im übrigen sscheint mir die von Dir zitierte Seite nicht aus dem IM 2007 zu sein. Dort heißt es an der Stelle nämlich "..sichert die alternative Luftversorgung des Tauchpartners..". Aber selbst das Wort "ergreifen" lässt noch viel Interpretationsspielraum, denn ich kann die auch ergreifen, wenn sie mir mein Partner anreicht und entgegenhält. Ergreifen heißt ja nicht per se dass ich das Teil aus dem Octopushalter entnehmen muss. Im übrigen handelt es sich bei den zitierten Seiten des IM`s nicht um Standards sondern empfehlungen. Die Standards sind immer durch Fettdruck besonders hervorgehoben, siehe dazu auch IM "General Standards", Seite V ("Alle in diesem Text dargestellten Standards, verbindliche Aktivitäten und Lernziele bzw. Leistungsanforderungen sind in Fettdruck abgedruckt. Der Fettdruck wird dir dabei helfen, diejenigen Anforderungen leicht zu erkennen, an die man sich bei der Durchführung eines
PADI Kurses oder Programms halten muss. Alle ergänzenden Erklärungen, allgemeine Empfehlungen und Informationen dazu, wie man die Standards in die Praxis umsetzt sind dagegen nicht fettgedruckt.")

Du hast aber natürlich insoweit Recht, dass der Luftempfänger den Octopus schon selbst irgendwie in den Mund stopfen muss. Das darf der Luftgeber nicht für ihn erledigen. Habe ich aber in der Praxis auch noch nie erlebt, dass das einer versucht hätte
20.06.2007 14:03

Hallo,

Bei der OWD Übung wohl eher nicht.

Beim bewustlosen Taucher oder Taucher in Panik kommt es eben schon vor, dass der den Automaten nicht mehr nehmen kann, bzw. nimmt. Bei dieser Rettung (und auch bei dieser Rettungssimulation) sollte dann der Geber dass sehr wohl für ihn erledigen. Der Nehmer wird es Dir sicherlich bei geglückter Rettung danken.
Sei froh, wenn Du in der Praxis derartige Vorfälle noch nicht erlebt hast. Lustig ist so ein Notfall sicher nicht.

Tschööö
Achim
20.06.2007 15:55
Vielen lieben Dank für die vielen Antworten. In der Realsituation sollte man das vorher mit seinem Buddy abgesprochen haben, wie am besten der Ablauf sein sollte. Es hatte mich auch sehr interessiert, wie einzelne/Verbände es lehren...
gruß
Blennia
Antwort