Hi Micha,
knifflige Frage, aber ich habe mich kürzlich mit diesem Thema befaßt.
Also aus zwei Gründen bestehen beim Thema "Tauchen und Schwangerschaft" Bedenken:
1. Effekt des erhöhten Sauerstoff-Partialdrucks auf die Entwicklung des Fetus.
2. Dekompressions-Erkrankung des Fetus.
Was jetzt aber Deine Frage betrifft:
Im Falle einer kürzlich zurückliegenden "Konzeption" (naja, so nennt man DAS eben im Medizinerjargon) in Verbindung mit Tauchen besteht wahrscheinlich wenig Anlaß zu Beunruhigung. Das befruchtete Ei wandert zunächst nur (bis zur Einnistung in die Gebärmutterschleimhaut am 26. Zyklustag) und es dauert weitere 10 Tage bis eine effektive mütterlich-plazentare Durchblutung vorliegt. Demzufolge gibt es wenig Bedenken hinsichtlich einer möglichen Schädigung des Chorions (des späteren Mutterkuchens ("Plazenta")) durch Gasbläschen, wie sie beim Tauchen auftreten. Der frühe Embryo besteht außerdem aus "undifferenzierten" Zellen. Dies bedeutet, daß eine Zelle noch nicht dazu bestimmt ist, sich zum Herz oder zu einem Arm etc. auszubilden. Im Falle der Schädigung einer dieser Zellen können andere also die Rolle übernehmen (Thema "Stammzellen"), um die benötigten Strukturen zu formen. Erst später (nach der Differenzierung) kann ein Zellschaden in eine Fehlbildung resultieren. Schlußendlich besteht in diesen sehr frühen Stadien einer Schwangerschaft auch noch kein fetaler Durchblutungskreislauf, so daß zirkulierende Gasbläschen in das fetale Gehirn auch kein Thema sind.
Ganz allgemein gilt: Auch wenn bei bestehender Schwangerschaft davon abgeraten wird zu tauchen, existieren dennoch KEINE wissenschaftlich fundierten Daten, die eine Schädigung eines Fetus durch Tauchen beweisen. Eine "neuere" Untersuchung zeigte, daß eine höhere spontane Fehlgeburtenrate (NICHT FEHLBILDUNGSRATE!) bei Frauen auftrat, welche mehr als einen Tauchgang pro Tag bzw. Dekompressionstauchgänge unternahmen. Die Fallzahlen waren allerdings gering (insgesamt nur Zufallsbeobachtungen, da sich Studienuntersuchungen dieser Art aus ethischen Gründen verständlicherweise verbieten würden) und erreichten keine statistische Signifikanz.
Mein Fazit: Bei Wohlbefinden und komplikationsloser, unauffälliger Schwangerschaft können Tauchgänge bis max. 20m Tiefe mit Planung des zeitlichen Limits hin zur sicheren Seite und entsprechendem Sicherheitsstop unabhängig von der Tauchtiefe wahrscheinlich bedenkenlos durchgeführt werden. Bei einem wie auch immer gearteten Fehlgeburtrisiko rate ich vom Tauchen in der Schwangerschaft ab.
Wenn ich`s also recht überlege, habe ich jetzt in meiner Abhandlung auch nichts anderes erzählt als Andrea und Elisa vor mir.
In diesem Sinne also Euch einen netten Urlaub auf den Malediven

!!!
Gruß
Matt
Facharzt für Gynäkologie & Geburtshilfe
Tauchmedizin