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Schlank durch Tauchen?

Hai!

Wenn ich (im Urlaub) tauche, fällt mir auf, dass ich trotz reichlichem Zuschlagen am Buffet meistens noch ein paar Gramm dort lasse. Aber warum ist das so? Kann mir jemand eine Erklärung geben? Unter Tauchern wird öfter diskutiert, dass Tauchen unterschwellig tierisch anstrengt, aber keiner weiss was Genaues.
Das interessiert mich jetzt mal, ich würde mich über fundierte Antworten freuen.

Happy Dive
Uwe
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19.06.2001
Trotz Kälteschutz und, je nach Reiseziel, warmer Wassertemperaturen (aber meist deutlich unter Körpertemperatur), werden große Mengen Energie in Form von Wärme dem Körper durch die gute Leitfähigkeit des Wassers entzogen. Das kompensiert der Körper, indem neue Wärme produziert wird durch die Steigerung des Stoffwechselumsatzes. Der Körper verbraucht also mehr Ressourcen, die im günstigsten Falle in Form von überschüssigen Pfunden verloren gehen.
Während eines TG verliert der Körper aber auch Wasser, da die trockene Atemluft aus dem DTG in der Lunge befeuchtet wird. Das soll bei einem durchschnittlichen TG etwa ein halber Liter sein. Tankt man nicht genügend nach, bestehen nicht nur Gefahren durch verändertes Sättigungsverhalten, denn das Gewicht des verlorenen Wassers fehlt natürlich sofort. Das erste Argument dürfte aber wohl wesentlich wichtiger sein. (Ich freue mich auch immer wieder nach Tauchurlauben, wenn 2 kg fehlen!).
Gruss
Jan
19.06.2001
Der Löwenanteil der Energie, die wir verbrauchen, wird gar nicht für Bewegung aufgewendet, sondern für die Wärmeerzeugung. Und die wird durch Tauchen ganz massiv angekurbelt. Selbst im Tropenanzug bei 30° Wassertemperatur wird dem Körper ordentlich Wärme entzogen, die wieder erzeugt werden muss. Neben der Auswirkung auf das Körpergewicht kann man auch verstärkt Müdigkeit feststellen, besonders bei den Shorty- oder ganz-ohne-Anzug-Tauchern. Diese wird zwar gern dem Stickstoff in die Schuhe geschoben, kommt in Wirklichkeit aber vom Wärmeentzug weshalb Nitrox auch (außer dem Placeboeffekt) keine Auswirkungen darauf hat.
22.06.2001
Hallo Uwe-

Ich kann mich in diesem Punkt nur meinen Vorschreibern anschließen. Der Energieverlust ist beim Tauchen (auch in warmen 28°-Gewässern) recht erheblich.

Kasimir, leider muß ich dir wiedersprechen. Die Müdigkeit nach dem Tauchen kommt sehr wohl (teilweise) von der Stickstoffaufsättigung. Stickstoff wirkt eben mal narkotisierend - daran läßt sich nichts ändern, außer die Stickstoffmenge zu verringern. Das ist ja beim Nitrox-Tauchen der Fall.
Vielleicht hast du schon mal gemerkt, das auf einem Tauchboot die Nitrox-Taucher (meistens) kein Mittagsschläfchen machen, während sich alle anderen kurz hinlegen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir auch sagen, das ich nach einem Nitrox-TG fitter bin wie mit "normaler" Luft. Das ist natürlich ein subjektives Empfinden, kann aber von anderen Nitrox-Tauchern bestimmt bestätigt werden

Gut Luft,
Ralph
26.06.2001
Nein Ralph, die narkotisierende Wirkung besteht nur unter dem erhöhten Stickstoffpartialdruck und verschwindet sofort wenn der Partialdruck wieder sinkt.

Wenn sich erhöhter Sauerstoffpartialdruck auf die Fitness auswirken würde, dann müßte man ja umso fitter sein, je tiefer man getaucht ist. Obwohl, vielleicht auch wieder nicht, weil bei steigender Tiefe ja auch der Stickstoffpartialdruck steigt und durch seine narkostisierende Wirkung den günstigen Effekt des Sauerstoffs wieder aufhebt?

Nein, bei Nitrox-Tauchern zeigt sich einfach nur der Placebo-Effekt ich habe schon wunderschöne lange Mittagschläfchen gehalten direkt im Anschluss an Tauchgänge mit 55% O2 im Kreislauf.

Um in diesem Punkt Sicherheit zu gewinnen bräuchte es aber eine Doppelblindstudie, eben wegen des Placebo-Effektes nutzen persönliche Eindrücke nichts
26.06.2001
Hallo Kasimir-

Schöne Diskussion, mal schauen was wir noch machen können

Die narkotisierende Wirkung von Stickstoff wirkt wirklich nur bei erhöhtem Partialdruck - Da sich unser Körper aber (unter Druck) mit N2 aufsättigt haben wir an der Oberfläche im Blut einen höheren Anteil an N2 wie in der Umgebung. Dieser Anteil wird nur allmählich abgebaut und während dieser Zeit wirkt der N2 narkotisch.

Ein erhöhter O2-Partialdruck wirkt sich nicht auf die Fitness aus (aber ein verringerter N2-Anteil). Erklärung: Der menschliche Körper ist zu knapp 98% mit Sauerstoff gesättigt. Auch eine 100% O2-Atmung ändert daran nicht viel.

Wegen des Placebo-Effekts hast du bestimmt recht. Die ganze Sache bleibt wohl eher subjektiv.

Bin auf deine Antwort gespannt

Ralph
27.06.2001
Wenn die Müdigkeit/Fitness mit dem Stickstoff zu tun hätte, dann würde sie doch viel mehr von Tiefe und Tauchzeit als vom Gasgemisch abhängen. Nach 22,4m mit Luft wäre man exakt gleich müde wie nach derselben Zeit auf 30m mit EAN36. Ebenso würde ein Ausnutzen der Nullzeit zu exakt gleichen "Müdigkeitswerten" führen. Komischerweise wird aber überhaupt nicht nach Tiefe und Zeit unterschieden, sondern nur nach O2%. Es bleibt Unsinn.

Einen "nachwirkenden" narkotischen Effekt des Stickstoffs bezweifle ich nach wie vor. Der kommt wie Du selbst sagst vom Partialdruck und nicht von der gelösten Menge.
27.06.2001
Hallo ihr beiden, ich klinke mich auch mal wieder in die Diskussion ein, die ja nun einen völlig neuen (interessanten!) Titel trägt...
Soweit ich weiss, ist der Zusammenhang Stickstoffteildruck -> Müdigkeit häufig zu beoabachten, wobei eine Erklärung aussteht. Allerdings sehe ich da einen Zusammenhang mit einem anderen, wenig diskutiertem Phänomen:
Mikrobläschen können zu einer Aktivierung des Komplementsystems, einem Teil des körpereigenen Immunsystems, führen. Dabei wird sehr viel Energie verbraucht, ähnlich, wie bei einer Infektion. Die Reaktion des Körpers ist eine erhöhte Müdigkeit/Schläfrigkeit. Wird nun das Auftreten von Mikrobläschen durch Atmung von Nitrox-Gemischen vermindert, wird auch die Komplementaktivierung unterdrückt. Der Taucher fühlt sich fitter.
Es kann sein, dass dieser Zusammenhang nicht zutrifft. Es handelt sich um einen völlig eigenen Gedankengang, der aber auf zu beobachtenden Tatsachen beruht. Ich würde gerne darüber diskutieren.
27.06.2001
Aber auch bei diesem Ansatz gilt doch, daß Profil, Tiefe und Zeit einen größeren Einfluß haben müßten, als das verwendete Gas. Jojo-Tauchgänge, Ausnutzen der Nullzeit, Tieftauchen, zu hohe Aufstiegsgeschwindigkeiten sind doch alles Faktoren, die die Bläschenbildung verstärken. Ein Nitrox-Taucher ist am Ende seiner Nullzeit genauso aufgesättigt, wie ein Lufttaucher.

Und würde nicht zu einem hohen Energieverbrauch durch eine Immunreaktion Fieber erforderlich sein?
27.06.2001
Nein, der Organismus reagiert nicht unbedingt nach dem Motto "Viel Ursache, viel Wirkung". Bei der Komplementaktivierung handelt es sich um eine begrenzte Reaktion des Immunsystems. Die Aktivierung durch Mikrobläschen läuft auch, wenn man den gewünschten Effekt beachtet, das Auschalten von eingedrungenen Erregern, ins Leere. Eine Immunantwort ist nicht mit zwingend mit Fieber verbunden. Das Immunsystem arbeitet stetig. Fieber tritt aber nur sleten auf.
Dennoch, auch wenn die Komplementaktivierung durch Mikrobläschen keinen Sinn hat, verbraucht sie Energie. Jetzt würdest du wahrscheinlich argumentieren: Wenn viel Ursache nicht viel Wirkung hat, dann hat auch die Reduzierung von Stickstoff in Nitrox keinen Effekt auf die Komplementaktivierung. Ich würde behaupeten, das sehr wohl eine gewisse Mengenabhängigkeit besteht. Warum sind dann Tiefenprofile vernachlässigbar? Entscheiden ist das Enstehen von Mikrobläschen. Diese entstehen erst bei Aufstiegen. Da durch die Austauchregeln der Entsättigungsgradient wohl annähernd konstant gehalten wird, wird auch die Menge an Mikrobläschen im gewissen Maße konstant sein (zu Beginn einer Austauchphase).
Alles Spekulation, ich habe noch nie wissenschaftliche Untersuchungen darüber gefunden. Aber ich finde, es ist ein interessanter Denkansatz. Und die Diskussion soll Denkfehler ja nur ausräumen.
28.06.2001
Wer behauptet, daß die Tiefenprofile vernachlässigbar sind? Ich behaupte lediglich, daß auf einem Boot mit Luft- und Nitroxtauchern keine signifikanten Unterschiede bei den Mikrobläschen existieren weil vermutlich beide Gruppen ihre Nullzeiten ausreizen und somit auch annähernd gleich stark aufgesättigt sind. Somit gibt es keine Mengenunterschiede und Deine Mengenabhängigkeitsthese greift ins Leere. Wie vermutlich in jedem Nitroxkurs gelehrt wird: Entweder längere Tauchzeiten ODER höhere Sicherheit, beides gleichzeitig gibt es nicht.

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