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Sauerstoffgabe bei TU

Hallo Tauchers!

Das die Gabe von Sauerstoff bei DCS dringends empfohlen wird ist allgemein bekannt. Nur wieviel und wie lange eher nicht, oder?
Ich habe mal für ein Jahr als Zivi im Rettungsdienst gearbeitet und da wurde der Sauerstoff auschließlich über Nasensonde verabreicht und mit maximal 4 l/min. Alles darüber hinaus müsse der Notarzt entscheiden.
Jetzt hab ich hier im Forum gelesen, daß DAN einen Notfallkoffer mit einem konstanten Durchfluß von 25 l/min im Verkauf hat.
Meine Frage lautet also wie folgt: Was wird empfohlen, was darf ich überhaupt, was habt Ihr für Systeme und wie würdet Ihr im Notfall entscheiden?

Vielen Dank dafür.
Gruß Schlammfräse
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02.11.2004 13:40
Schau mal hier (PDF-File):

http://www.gtuem.org/info/gtuem_leitlinie_tauchunfall_13102002_v1.1.pdf

In dem Leitfaden des GTÜM auf Seite 6 findest du die Empfehlungen für die Sauerstoffgabe. Also mindestens 15l/min bis zum Erreichen der Druckkammer oder eben bis Ende des Vorrats. Auch bei begrenztem Vorrat maximale O2-Gabe.

Gruß Uwe.
02.11.2004 15:26
25 l/min.... Voll aufdrehen und solange verabreichen bis Rettung übernimmt oder die Flasche leer ist.

Sauerstoffersthelfer - Kurs ist sehr empfehlenswert!
guntherTL***
02.11.2004 19:10
Es gibt einen Grundsatz:

so schnell, so viel, so konzentriert und so lang wie möglich. Die Reihenfolge ist auch wichtig.
Der einzige Fahler ist zu wenig....
Gruß
Gunther
06.11.2004 03:36
@Gunther
Meine Beobachtung ist eher dass der Grundsatz "Geiz ist geil" gilt und höchstens einer von Hundert ein System hat. Selbst die 100 Euro für die empfohlenen Notfallmedikamente und Hilfsmittel ist man nicht bereit auszugeben. Mach doch mal eine diesbezügliche Umfrage...

@Schlammfräse
Am besten einen Koffer mit Kreislauf- und Damantsystem in einem, wie den gelben Wenoll. Dann bist Du für alle Eventualitäten gerüstet, der Koffer darf auch im Gegensatz zu anderen im Flugzeug mitgeführt werden, und es passt noch das restliche Notfalleqipment rein. Habe so einen immer dabei, aber zusätzlich natürlich noch diverse dickere Flaschen. Sauerstoff ist in kleinen Flaschen ja teuer, da gibt es günstige Lösungen.

Und wenn der arme Taucher längere Zeit keine Atmung mehr hat würde ich (hat ja keiner gehört), wenn alles Pumpen nichts nützt, das alte, nicht für die Laienbedienung gedachte, Bundeswehrsystem von Dräger mit Pullmotor nehmen. Die Rechtauffassung der Redaktion bezüglich der Anwendung dieses alten Systems teile ich nicht. Insbesondere greift die natürlich nicht im Ausland
guntherTL***
07.11.2004 14:53
Ich bin einige Jahre nebenamtlich RTW, NEF etc. gefahren, da gabs so einen Grundsatz, nix tun ist immer falsch.

Es ist doch eine seltsame Geschichte, dass man bereit ist für ein Tauchermesser locker €50 aufwärts auszugeben, jedoch nicht für ein O2 Gerät.

Bei ebay für € 20 gibs ne 5 L Buddel, einen Druckminderer für Schweißer nochmal € 20 ein Füllung O2 € 10 + TÜV € 20 + 5 Einmalmasken für € 10 + eine schöne Kiste macht € 100. Luxus Variante mit Guedeltuben, Ambu-Beutel mit O2 Anschluß und PEP Ventil und 2 Infusionen (Ringer Lsg.) + Besteck macht alles zusammen incl. Zubehör keine € 200,00. Die Infusionen sind übrigens auch ok, wenn man sich selber nicht traut, oft genug ist Jemand zu Gegend der es kann/darf. Ich würde niemals ohne meine Kiste tauchen gehn, es sei denn Jemand anderes hat eine O2 Versorgung mit.

Gruß
Gunther
08.11.2004 15:19
Hallo zusammen!

Erstmal Danke für die Antworten und den super Link.
Meine Frage hatte auch den Hintergrund, daß ich mit dem Gedanken spiele mir einen Notfallkoffer zuzulegen. Nur "Geiz ist geil" kann man so eigentlich nicht stehen lassen. Die Profi Koffer kosten über 1000 € und die Marke Eigenbau bei ebay für 125 €...ich weiß nicht. Immerhin ist reiner Sauerstoff ein Medikament (daher meine Frage was darf ich überhaupt) und zum anderen ist es auch nicht ganz ungefährlich. Ich hätte da so meine Bedenken jemanden ein selbstgebautes Ding ans Gesicht zu drücken und die Flasche voll aufzudrehen.

Gruß
Schlammfräse
10.11.2004 17:01
Hallo Schlammfräse,

4l/min Sauerstoff, und das lediglich über eine Nasensonde!? Diese Notfalltherapie gehört wohl eher in die Kategorie "psychologische Kriegsführung", und kann einen akuten/massiven Sauerstoffmangel nicht beheben. Galt diese Dienstanweisung des Notarztes auch für das qualifizierte Rettungsdienstpersonal(Rettungsassistenten), oder lediglich für die Zivis ? Beides eigentlich nicht vorstellbar, da zivis ohne entsprechende Qualifikation nicht alleinverantwortlich zum Notfalleinsatz geschickt werden dürfen. Zum Thema "Erstversorgung mit Sauerstoff" habe ich kürzlich einen Fachbeitrag an die TaucherNet Redaktion eingesandt. Das Thema würde hier den Rahmen sprengen. Vorab meinen Grundsatz= Klotzen nicht kleckern !

Roland Westphal Tel: 07681-4740302
Lehrbeauftragter für Erste-Hilfe und Notfallmedizin des Berufsverbandes für Bäderbedienstete e.V.
11.11.2004 12:17
Hallo Roland,

also die 4 l/min galt eigentlich auch für die Assis. Allerdings schreibst Du schon ganz richtig, daß die Gabe über Nasensonde vielmehr dafür galt die Patienten zu beruhigen und ihnen einzureden sie bekämen jetzt besser Luft. Einen medizinischen Sinn hatte das nicht. Deswegen wollte ich ja auch wissen, wieviel Sauerstoff bei einem TU gegeben werden soll und darf.
Ist Dein Fachbeitrag hier nachzulesen?

Gruß Schlammfräse
11.11.2004 12:41
Hallo Schlammfräse,

habe heute entsprechende Fachbeiträge bei der Taucher-Net-Redaktion eingereicht. Einen Beitrag vom 01.11.04 kannst du bereits im Forum Tauchmedizin einsehen.

Gruß
Roland Westphal
01.01.2005 03:24
Aloha Schlammfräse,

Fakt ist, bei Tauchunfällen gelten andere Vorgaben,im Bezug auf die maximale Durchflußmenge, als wie bei "normalen" Unfällen!

Solange ein verunfallter Taucher bewußtlos ist, sollte Sauerstoff mit einer Durchflußrate von 15l/min verabreicht werden. Zu verwenden ist hier eine Beatmungsmaske, welche Mund und Nase umschließt. Es kommt zu einem ständigen Sauerstofffluß.
Bei der Versorgung von bewußtlosen Tauchern sind stets die Vitalwerte zu kontrollieren und nicht ohne Aufsicht lassen.


Ist der verunfallte Taucher bei bewußtsein, wird eine Durchflußrate von 25l/min gewählt. Hier wird eine Beatmungsmaske verwendet, welche Mund und Nase umschließt und bedarfsgesteuert ist. D.h. es kommt nur zum Sauerstofffluß, wenn der Taucher einatmet.
Gleichzeitig sollte ein Neuro-Check durchgeführt werden.


Und nicht vergessen die 112 zu wählen, und darauf hinweisen, dass es sich um einen Tauchunfall handelt!!!!
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