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Salzwasser trinken als abgetriebener Taucher

Hallo,

es geht mal wieder ins rote Meer.

Ich erinnere mich an eine Diskussion vor längerer Zeit, aus der hervorging, dass man als versprengter Taucher anfangs ruhig etwas Salzwasser trinken kann bzw. sogar sollte.
http://www.taucher.net/forum/Lost_at_sea__zu_Open_Water__medi930.html
Wo gibt es da etwas offizielles oder wie genau ist das Prozedere?

Ich hoffe mal, dass das alles nur ein Gedankenspiel bleibt.
Aber man hört ja jedes Jahr von vergessenen Tauchern, die erst nach 1-2 Tagen gefunden werden.

Weitere Themen, wie man schneller gefunden wird o.ä. bitte ncht hier in diesem Thread.

Gut Luft

FANATIC DIVER
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13.04.2012 10:43
Trinkt man zu viel Salzwasser und dies kann schon eine kleine Menge sein, nach der sich ein durstiger in heißen Breiten sehnt wird der Wasserbedarf nicht gestillt, sondern man trocknet innerlich aus. Verantwortlich dafür :Osmose: der Ausgleich zweier verschiedener Flüssigkeiten, in diesem Fall Wasser mit unterschiedlich hohem Salzgehal. Der Osmoseprozess stoppt erst, wenn sich beide Seiten angeglichen haben. Ist Salz im Spiel, strömt das Wasser immer dorthin, wo die höhere Konzentration herrscht.

Die Flüssigkeit menschlicher Zellen hat einen bestimmten Salzgehalt, er ist geringer als der von Meerwasser. Wird nun die Zellwand, die Membran eben, von außen mit salzigerem Wasser umspült, so zieht dies die Flüssigkeit aus der Zelle heraus, anstatt hineinzuströmen. Der Salzgehalt von Meerwasser ist andererseits auch zu groß, um von den Nieren ohne weiteres aufgenommen und weiterverarbeitet zu werden.

Das Wasser im Körper befindet sich zu zwei Dritteln in den Zellen, der Rest außerhalb von ihnen, im Blut etwa oder im Verdauungstrakt, wo es nach dem Trinken auch zuerst landet. Strömt dort Salzwasser ein - und verändert sich dadurch der osmotische Druck, registrieren dies Teile des Gehirns sofort. Spezielle Zellen, die Osmoserezeptoren. Sie kontrollieren nicht nur die Wasserausscheidung, sondern auch das Durstgefühl. Erstes Anzeichen bei Durst ist der trockene Mund. Er entsteht, weil bei Wassermangel die Speichelproduktion vermindert wird, um mehr Flüssigkeit dem Blut zuführen zu können. Blut ist besonders auf einen konstanten Flüssigkeitsgrad angewiesen. Und so lautet das Signal: mehr Wasser in den Mund. Aber auch Meerwasser?

(Dies ist eine Info uas dem www.)

habe dieses aber so in meiner Ausbildung irgendwann mal gelernt.

Gruß Lakota
13.04.2012 10:48
halt da war noch was!
ebenfalls Info aus dem www.
Schiffbrüchige sollten, wenn sie über einen gewissen Süßwasservorrat verfügen, diesen so weit mit Salzwasser strecken, bis die Grenze des Verträglichen erreicht ist. Ist nur Salzwasser vorhanden, so empfiehlt es sich, davon vor allem am Anfang zu schlucken, wenn nämlich der Körper noch nicht dehydriert ist und sich das Salzwasser darin auf das verträgliche Maß "verdünnt". Falsche Sparsamkeit, das Warten auf den großen Durst, ist deshalb verfehlt. Kleine Dosen helfen, den Salzgehalt möglichst lange auf einem gesundheitsverträglichen Maß zu halten.

Schiffbrüchige tunlichst alles Schweißtreibende vermeiden. Je mehr Flüssigkeit ausgeschwitzt wird, desto konzentrierter wird die Salzlösung im Körper.

Gruß Lakota
13.04.2012 11:29
Hallo lakotadiver,

*** Zitat Anfang ***
Ist nur Salzwasser vorhanden, so empfiehlt es sich, davon vor allem am Anfang zu schlucken, wenn nämlich der Körper noch nicht dehydriert ist und sich das Salzwasser darin auf das verträgliche Maß "verdünnt".
*** Zitat Ende ***

Genau das ist mein Kenntnisstand. Und dann habe ich (für mein ganz persönlichen was-wäre-wenn-Spiel der mentalen Vorbereitung auf den Ägypten-Urlaub) nach den Details gefragt.
Gib bitte zumindest den Link zu Deiner Quelle an. Hast Du evtl. noch Details?

Das mit dem Strecken des Süßwasser-Vorrates klingt plausibel, entfällt aber bei mir als Taucher. Einen Trinkbeutel nehme ich nicht mit bei einer Monoflasche.

Gut Luft

FANATIC DIVER
13.04.2012 11:37
Hier ein Kommentar.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,399702,00.html

Lakota
13.04.2012 12:50
M.M.n. ist die Frage ohne praktische Relevanz, da Trinken eher nicht der limitierende Faktor sein dürfte.

Glückauf
crackenbecksPadi OWD 15 TG
13.04.2012 13:14
Ich weiß nicht inwiefern das praktikabel ist, aber ich habe in einer dieser tollen Survivalsendungen den Überlebenskünstler Bear Gryllz über dieses Thema sprechen sehen.
Prinzipiell stimmt es natürlich, dass durch Osmose das Süßwasser aus den Zellen gezogen wird um den Salzgehalt auszugleichen. Dem kann allerdings zumindestens zeitweise entgegen gewirkt werden, wenn man sich wie der gute Survivalheld... Achtung nichts für Zartbeseitete... ein Behältnis mit Salzwasser anal einführt, durch die Darmflora wird das Salz wie bei der Verdauung entzogen und so zumindestens stellenweise gereinigt. So wird zwar die Dehydrierung nicht gänzlich bekämpft, aber immerhin verzögert. Nicht die angenehmste Methode und ehrlich gesagt auch etwas schwierig, hat man nicht gerade Land unter den Füßen. Sowas möchte ich auch ehrlich gesagt nie ausprobieren müssen. Also laut dieser Methode hilft das "rückwärts trinken" zumindestens zeitweise dabei.
ramklovApnoeTL, TL**
13.04.2012 14:39
@ FANATIC DIVER,

hier mal ein schöner Artikel zum Überleben in Extremsituationen (auch im Wasser): http://www.redaktion-wissen.de/texte2007/ueberleben.html Zitat: "Dabei kann Salzwasser auch zum Lebensretter werden, wenn man es nur in kleinsten Mengen zu sich nimmt: Wer es schafft, weniger als einen halben Liter pro Tag zu trinken, gewinnt Zeit, weil er nicht schon nach drei bis vier Tagen bewusstlos wird und stattdessen länger nach Hilfe Ausschau halten kann. "

Das Hauptproblem bei vergessenen Tauchern scheint mir aber eher die Auskühlung zu sein.

@ crackenbecks,
weil Du "rückwärts trinken" nicht magst, gibt es im outdoor-Forum Anregungen zum vorwärts trinken: http://www.outdoorseiten.net/forum/showthread.php?22827-Im-Notfall-Urin-trinken

gruß ramklov
13.04.2012 14:40
@crackenbecks

empfehle dies als Übung in den Rescue o.ä. einzubauen.
Schwimmend im Wasser ob das funktioniert??
i-B4seIANTD
13.04.2012 19:31
@crackenbecks
Der hat aber keine Darmspülung mit Salzwasser gemacht, sondern mit dreckigem Wasser.
Dieses Wasser hat lange gestanden und dort war auf Vogelsch***e drin.
14.04.2012 16:42
Hai

da in der Situation meistens kein Darmrohr vorhanden .... *denk* müsste der Schnorchel "herhalten"was wäre das für eine Größe? CH 80 oder so uppsautsch .....
Flüssigkeitssubstitution rec. mit Salzwasser ..... Obstipation dürfte dann kein Thema mehr sein.

Auf welche Ideen manche kommen
stocky128AOWD usw.
14.04.2012 17:43
Ich hab immer eine kleine 0,25l Wasserflasche im Jacket.
Bin in Thailand mal mit 2 weiteren abgetrieben...
Seither immer dabei.
Rescue-Set ist auf Safaris auch immer dabei.
(Pfeife, Spiegel, Blitzer, Boje,...)

Darmspülung ala Bear Grylls hört sich interessant, aber sicherlich nicht prickelnd an...

Glaub mit einer kleinen Notausrüstung bist du sicher besser dran...
16.04.2012 20:16
Der gleiche Tip steht im Buch Navy survival manual. Früh anfangen mit etwas Salzwasser hilft länger überleben. Ich hab auch schon so mal aus Durst beim Tauchen Salzwasser getrunken, aber erst nach einigen Tauchtagen. Fand ich gut gegen trockene Schleimhaut.
Lieber habe ich aber meinen Wassersack mit bis ca. 3l dabei. Das sollte von Brothers bis Küste reichen.
16.04.2012 21:44
@MatV

kann man die Strecke real schwimmend schaffen???

Grüße
17.04.2012 09:41
da dürfte selbst der Seal an seine Grenzen kommen

MatV
Du hast beim Tauchen einen 3 Liter Wassersack dabei?


Unkontrolliertes Trinken von Salzwasser dürfte mit das größte Problem sein. Werden Körperzellen von salzigerem Wasser umspült, so zieht dies die Flüssigkeit aus der Zelle heraus und anstatt hineinzuströmen. Gar kein Wasser schadet u.zuviel Salz aber auch denke es kommt auf den Zeitpunkt des trinkens an und wichtig ist, dass das osmotisch geregelte Verhältnis von Wasser u. Salz im Körper nicht so schnell kippt. Wenn man über einen Süßwasservorrat verfügt sollte man diesen so weit mit Salzwasser strecken, bis die Grenze des Verträglichen erreicht ist und wenn nur Salzwasser vorhanden ist sollte man schon am Anfang welches trinken weil dann nämlich der Körper noch nicht so stark dehydriert ist und sich das Salzwasser darin auf ein verträgliches Maß verdünnt. Warten bis der große Durst kommt dürfte der falsche Weg sein und kleinere Salzwasser Mengen von Anfang an dürften vermutlich helfen, den Salzgehalt möglichst lange auf einem "gesundheitsverträglichen" Maß zu halten.
Schweißtreibendes wenn möglich vermeiden sonst wird noch mehr Flüssigkeit ausgeschwitzt und die Konzentration der Salzlösung im Körper steigt.
Ob da die Psyche mitspielt ist allerdings ?

Was wäre mit (Ionen)Austauscherharzen in Röhrchen mit einer gewissen Kapazität z. B. Anionenaustauscher als Notfallausrüstung?

17.04.2012 21:52
Real schwimmend haben da Mitglieder eines östlichen Staates r(e)ussiert. Von Brothers bis Südlich Quoseir in gut 24 stunden, mit Rückenwind.
18.04.2012 15:13
..stimmtals Towarischtsch getarnte USMC
22.04.2012 19:32
Den Wassersack habe ich entweder parallel zur Flasche oder wie ne Stage eingeklickt. Wichtig ist, das er nicht wie ein Spinnaker bremst. Pro TG trinke ich ca. 150 ml.
01.05.2012 08:12
HAllo Whaleshark,

bin wieder zurück. Bin nicht abgetrieben worden (Nur Probleme mit einem Ohr). Meine Frau auch nicht.

Entsalzung / Ionentauscher hatte ich auch schon mal vor langer Zeit vorgeschlagen.
Süßwasser bekommst Du durch so etwas durchgedrückt; Salzwasser nicht. (Osmotischer Druck ist zu groß)

Gut Luft

FANATIC DIVER
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