Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.

Rotes Meer: unbekannter, aalähnlicher Fisch mit Loch im Sand

Ich bin mit dem nächsten Fisch da und bitte um Hilfe bei seiner Bestimmung: http://www.seycek.eu/TaucherNetForum/DSCF8522_Ariosoma_scheelei.jpg

Fotografiert habe ich ihn in Lahami Bay (RM) in einer Tiefe von etwa 1,5 m, Größe (geschätzt) zwischen 10 und 15 cm. Das Loch im Sand gehört dem Fisch. Er schwimmt wie ein Aal und bleibt immer in der Nähe seines Lochs. Wenn er sich gestört fühlt, verschwindet blitzschnell in dem Loch. Das wäre nichts besonderes.

Das besondere ist: ich möchte fast wetten. dass er in sein Loch mit dem Kopf zuerst geht (im Vergleich mit Grundeln die verkehrte Richtung). Die Flucht ist aber so schnell, dass ich mir nicht 100%-ig sicher bin, dass es so ist. Ein Restrisiko, dass ich die Wette verliere, ist da.

Wer weiß, wie dieser Komiker heißt? Harry? Uli?

Grüße aus Wien
Ota
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HarryCMAS*** usw.
07.11.2009 11:41
Erinnert mich an einen Eingeweidefisch
http://www.uibk.ac.at/zoology/regeneration/cicek-carapidae.pdf

lg
Harry
07.11.2009 12:01
@ Harry:
... mich auch, aber nur auf den ersten Blick. Weil:
1) alle Bilder von Carapidae, die ich bisher gesehen habe, zeigen Fische mit einem kegelförmigen Körper (ab den Kiemen immer schlanker und schlanker, bis zu einem spitzen Schwanz), meiner wird schlanker erst ab der Mitte der Körperlänge, wenn überhaupt
2) alle Carapidae, die ich gesehen habe, haben auffällig mikrige Pupillen in an sich großen Augen, meiner nicht
3) weit und breit war keine Seegurke, kein Seestern, oder ein anderer potentieller Host zu sehen, dafür aber Löcher im Sand (an der Stelle waren mehrere Fische dieser Art zu sehen)
Grüße aus Wien
Ota
walkaboutC** Fisch
07.11.2009 13:16
Erinnert mich irgendwie an etwas hierzugehörend: Ammodytidae
07.11.2009 14:27
@ walkabout:
Von der Körperform her kommen die Ammodytidae schon irgendwie näher. Allerdings diese Fische sind meines Wissens in den arktischen Gewässern heimisch. Sie heißen zwar "Sandlance" aber ich habe nur Bilder von freischwimmenden, großen Schulen gesehen. Dass sich an einer Stelle ein paar Exemplare im Send verstecken (können), dass steht auch nirgends.
Und dass sowas auch im RM lebt, das habe ich auch noch nicht gefunden. Kannst vielleicht weiter helfen? Mag sein, dass ich an falschen Orten suchte.
Grüße aus Wien
Ota
HarryCMAS*** usw.
07.11.2009 18:00
Bin nochmals meine ganze Literatur durchgegangen und der näheste Treffer bleibt der Eingeweidefisch Enchelyophis homei. Hmmm....

Aber recht weit entfernt von der Wahrheit sind wir nicht mehr, denke ich! Vielleicht ists auch eine juvenile Form?

Harry
HarryCMAS*** usw.
07.11.2009 19:55
Mir reichts. Nach einer weiteren Stunde ergebnislosen Suchens hab ich Helmut Debelius angeschrieben. Schaun mer mal...

Harry
07.11.2009 20:19
@ Harry!
Vielen Dank im Nachhinein und hoffentlich auch im Voraus (für einen erfolgreichen Ausgang bei der Suche). Hut ab vor deinem Engagement!
An einen Jungfisch habe ich auch gedacht, aber dann ziemlich schnell aufgegeben, es sind zu wenig Bilder zu finden. Und ich bin ein ungebildeter Amatuer und blutiger Anfänger. Wenn du mich etwas über Kunststoffe fragst, bitte, aber bei den Fischen kann ich mich nur auf meine Augen verlassen, das echte Wissen fehlt.
Gruß aus Wien
Ota
walkaboutC** Fisch
07.11.2009 22:40
@ grayowl:

im Netz habe ich auch nur hauptsächlich die Bilder gesehen mit den freischwimmenden Schulen.
Auf Fishbase sind Arten auch für den Mittelmeerraum und Indischen Ozean gelistet, Bilder passen aber nicht.

Ich kenne aus der Ostsee das Verhalten mit dem "im Sand stecken" dann sind es auch immer mehrere an der selben Örtlichkeit.

Ein Merkmal bei "Sandaalen" ist die abgesetzte caudal Floße, dies ist bei Deinem Foto leider nicht zu erkennen.

Gruß
Chris
walkaboutC** Fisch
07.11.2009 22:43
So hab nochmal geschaut,

auf dieser Seite unterste Bild siehst du einen im Ostseegrund stecken ;)

http://www.unterwasser-welt-ostsee.de/html/kleiner_sandaal.html
07.11.2009 23:25
Hallo Chris:

Ich habe leider kein Foto, in dem die Schwanzflosse gut zu erkennen wäre. Das ist natürlich ein Jammer. Ich habe aber eines, in dem relativ gut zu sehen ist, dass der Fisch eine ordentliche Afterflosse besitzt.
Es ist noch was da: alle Sandaale aus den kälteren Gewässern, deren Bilder ich gesehen habe, sind silbrig, mein Fisch ist jedoch eher durchsichtig bzw. durchscheinend.
Rätsel über Rätsel ! Und ich habe noch 2-3 ähnliche auf Lager.
Gruß
Ota
walkaboutC** Fisch
08.11.2009 12:56
Hmmm,

nochmal ne andere Vermutung...SChwanzfloße zu sehen wäre ja schon schon...

http://fishbase.org/Photos/ThumbnailsSummary.php?ID=1744
08.11.2009 13:31
Bingo !
Ich glaub`, du hast die Rätselslösung gefunden. Das ist genial! Deine Suchmethode möchte ich kennen. Nur aufs gut Glück? Oder ist eine Systematik dahinter?

Auf jeden Fall vielen, vielen Dank.

Harry hat das Bild an H. Debelius geschickt. Ich gehe davon aus, dass er deinen Conger bestätigt.

Grüße aus grauem Wien

Ota
HarryCMAS*** usw.
09.11.2009 07:00
Antwort von Helmut:

Danke Harry, für die mail: Für solche Sachen habe ich auch weiterhin großes Interesse.
Auf den 1. Blick ganz einfach, weil zur Familie Microdesmidae und darin zu den Wurmgrundeln gehörig. Ist natürlich nicht in meinem Rotmeerführer zu finden, weil selten. Immerhin sind 4 Arten dieser Gattung Gunnellichthys in unserem ATLAS DER MEERESFISCHE abgebildet. Nur dieser zugesandte Rotmeer-Clown nicht und im Fish-Base finde ich auch nichts.

WAS ICH BRAUCHE: Highres scan des Fisches ohne Sand drumherum, damit man Strahlen zählen kann und besser die Schnauze sieht.

andrej v.Rescue, etc.
09.11.2009 15:43
Hallo-
Kurze Zwischenmeldung- ich habe exakt den gleichen Fisch schon mehrmals in Mittelmeer-Höhlen und Grotten gesehen (und fotografiert). Größe war auch dort zwischen 10-20 cm. Ich dachte immer, das könnte auch die juvenile Form der Conger-Aale sein, was wohl nicht stimmt, wie man jetzt ließt. Interessant!
Gruß, a.
HarryCMAS*** usw.
12.11.2009 17:29
Helmut Debelius konnte das Rätsel lösen!
So, Harry, sag dem Ota, daß es sich bei seinem Rotmeerfoto um die Wurmgrundel

Gunnelichthys viridescens

handelt. Jetzt bin ich mir sicher: Typisch ist die Kopfform für diese Art. Darüberhinaus ist bekannt und wurde mir berichtet ,daß sie über Sand ihre rote Färbung - wie im FISCHATLAS S. 667 zu sehen - verliert.

Caisson Helmut

12.11.2009 23:25
@ Harry:
Das ist natürlich eine sehr erfreuliche Nachricht. Richte bitte meinen herzlichen Dank an Helmut Debelius.
Ota
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
24.02.2010 15:21
Soso. Kaum bin ich aus der Antarktis wieder zuhause, was muss ich lesen? ;) "Orangestreifen-Wurmgrundel Gunnelichthys viridescens"?
Veto. Ich glaube, da ist "der Wurm" drin. Zwei Hinweise darauf, dass mit der finalen ID etwas nicht stimmt...

a. Fischbase sagt über die Verbreitung der vermeindlichen G.v.-Wurmgrundel folgendes:
Indo-Pacific: Seychelles, Maldives, and the Great Barrier Reef; Carolines and Marshalls in Micronesia (Ref. 1602). Reported from the Persian Gulf (Ref. 11441).
Unser Tierchen ist jedoch aus dem nördlichen Roten Meer.

b. Eine noch deutlichere Diskrepanz stellt sich bei Betrachtung folgender fishbase-Grafik ein:
http://www.fishbase.org/photos/PicturesSummary.php?StartRow=1&ID=13769&what=species&TotRec=3
Man beachte die überlange "Schnauze" unseres Tiers
http://picasaweb.google.at/lh/view?q=wurmgrundel&uname=grayowl46&psc=G&cuname=grayowl46&filter=1#5407237622414068050
im Vergleich zur G.v.-Wurmgrundel! (Man kann die Schnauzenlänge einfach am Augendurchmesser abschätzen.) Unser Fisch hat eine eine etwa DOPPELT so lange Schnauze wie G.v..

Wen hat grayowl denn nun abgelichtet? Ich bin und war mir ziemlich sicher, dass es der von walkabout im Laufe der Diskussion bereits genannte Balearenconger Ariosoma balearicum http://www.fishbase.org/summary/Speciessummary.php?id=1744 ist, juvenil natürlich. Der passt, auch ohne Farbspielchen, wie die Faust aufs Auge und kommt nicht nur, wie der Name uns suggerieren will, im Mittelmeer vor.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
24.02.2010 15:33
Ein Balearenconger sollte übrigens mit seinem spatelähnlich geformten Schwanz (Foto!?) ZUERST in die Höhle schlüpfen. Wie Grayowl aber eingangs schreibt, ist seine "mit-dem-Kopf-voran"-Beobachtung mit Vorsicht zu genießen.
24.02.2010 18:00
Schau, schau!
Kaum ist Uli wieder da, schon geht die Diskussion los. Das freut mich sehr , ich bin gespannt, was da noch rauskommt. Ich bin nämlich nicht 100%ig überzeugt, dass dies schon das Ende ist. Warum? Hier meine Beiträge:
a) In Fishbase findet man anderswo einen Eintrag, dass Gunnelichthys viridescens auch im Roten Meer vorkommt (Lieske/Myers 1994: http://fishbase.mnhn.fr/Biblio/BiblioSummaryList.php?ID=13769&GenusName=Gunnellichthys&SpeciesName=viridescens)
b) Ich habe den Fisch am hellichten Tag fotografiert (und es war kein Zufall, es waren mehrere gleiche Fische draußen aus ihren Löchern), und zumindest gemäß Mergus Meerwasser-Atlas (Band 6, Seite 167) ist Ariosoma balearicum nur nachts aktiv.
Also was jetzt?
Ota
andrej v.Rescue, etc.
24.02.2010 20:20
Hallo. Bin auch gespannt was es wird. ;) Hier eins meiner Fotos vom vermeintlichen bandtooth conger, den ich ebenfalls am helllichten Tag, allerdings im Dunkel einer Höhle auf Menorca/Balearen fotografiert habe. Vielleicht hilft`s.

http://www.fotos-hochladen.net/balearencongerrdjo1wxh.jpg

Gruß, a.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
25.02.2010 14:16
a. Wenn du die Ref. 9710, "Lieske Meyers, 1994, Coral Reef Fishes ... including Red Sea" meinst: die Tatsache, dass fishbase die Wurmgrundel in diesem Buch findet, muss nicht zu bedeuten, dass die Art tatsächlich im RM vorkommt. Vielmehr spricht die Verbreitungsangabe auf der allgemeinen Species-Seite davon, dass sie westlich max. bis zum Persischen Golf vorgedrungen ist.
b. Dass es mehr als ein Tier ist, hast du uns ja bisher verschwiegen, Schlingel. Außerdem die Tageszeit.
Nichtsdestotrotz bleibt u.a. die erhebliche Diskrepanz bei der Schnauzenlänge.

Falls du mehr Fotos von den Tieren hast, solltest du die, bzw. die relevanten Fotoausschnitte wie Rücken-, Afterflosse, SCHWANZFLOSSE und AUGEN mit SCHNAUZE, mal wieder hochladen. Sonst identifizieren wir uns hier noch den Wolf...
26.03.2010 21:58
Sorry, ich war jetzt eine Zeitlang weg und deswegen reagiere ich verspätet. In diesem Bild:
http://www.seycek.eu/TaucherNetForum/DSCF8522_Ariosoma_scheelei.jpg
ist ein wichtiges Detail zu erkennen: eine Reihe von hellen Punkten entlang der Rückenflossen-Wurzel.
Dies soll gemäß dem Buch "Reef Fish Identification - Tropical Pacific", ISBN 1-878348-36-1 (http://www.fishid.com/nwp/) das Erkennungsmerkmal von Ariosoma scheelei sein.
Was jetzt? Ist es wirklich der Scheele`s conger? Die Karte in fishbase lese ich so, dass er nördlich von Golf of Aden nicht vorkommen sollte.
Oder hat vielleicht der Balearenconger auch solche Punkte?
LG
Ota
Antwort