Hier gibt es zu allen Fragen "Marke Süßwasser- und Meeresbiologie" kompetente Antworten - vom UBO (unbekannten Bestimmungsobjekt) im See bis zu Verhaltensregeln bei Haibegegnungen.
  • 1
  • 2
AtreyuCMAS *

Rotes Meer: geändertes Verhalten der Haie

Hallo,

eine ganz simple Frage an alle:

Woran kann es liegen das die Weissspitzenhochseehaie derzeit sehr neugierig auf Taucher reagieren? Speziell im Bereich der St. Johns Inseln! Nur durch anfüttern? Kann ich mir nicht recht vorstellen.

Zuerst der Unfall mit der französischen Schnorchlerin http://www.taucher.net/unfall/Toedlicher_TU_nach_Haiangriff__am_St._Johns_Riff_itu553.html, dann der Bericht von Diveinside.de http://www.diveinside.de/aktuell_Haie_und_ein_ganz_besonderer_Buddy_3751.html bzw. der letzte Safaribootsbericht in der Datenbank http://www.taucher.net/edb/M_Y_Ultimate_s8268.html. Auch Leute aus unserem Tauchverein haben derartige Erlebnisse berichtet.

Hat einer intelligente Ideen?

Links von BIO-Uli/MOD eingefügt
AntwortAbonnieren
01.07.2009 16:05
Hi,
Es ist ohneweiters möglich daß die Haie meinen, wir (Taucher, Schnorchler) würden ihnen das Futter wegfressen

Gruß
Weltenbummler
AtreyuCMAS *
01.07.2009 16:10
Mein erster gedanke war: Futterknappheit?
01.07.2009 16:23
Je knapper das Futter desto agressiver reagieren sie auf "Mitesser".

Gruß
Weltenbummler
AtreyuCMAS *
01.07.2009 16:39
Aber ist doch schon komisch das es speziell an den St. Johns Inseln vorkommt.

Habe ähnliche Beobachtungen werde vom Daedalus noch von den Brothers gehört !?!?
01.07.2009 16:54
@Atreyu,
Doch - ist mir selber an Daedalus im April passiert, daß einer junger Longi ziemlich aufdringlich wurde.

Gruß
Weltenbummler
01.07.2009 17:45
Wenn einem Menschen der hunger hat, immer und immer wieder ein frisch gegrilltes Hühnchen vor die Nase gehalten wird und kurz bevor der Mensch zubeissen kann, wird es an einer Schnur schnell weggezogen........dann wird auch ein hungriger Mensch aggresiv.
Und genau dass (ohne grillen) wird dort mit dem Longimanus gemacht, für zahlende Kunden und ein paar "tolle" Fotos
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
01.07.2009 18:34
Simple Frage, genauso simple Antwort:

1) vermehrter "Haitourismus"
2) schlecht vorbereitete "Haitouris" mit klarem Fehlverhalten ggü. den Tieren
3) Anfüttern und Konditionierung

4) aufgrund des o.g. Unfalls rückt das Thema mehr in die Öffentlichkeit, siehe die erwähnten Berichte wie in den genannten News und der Datenbank. Diskussionsthreads etc. steigen sprunghaft an. Jeder hat auf einmal eine Story zu erzählen ...

Tja, die Viecher waren eigentlich schon immer neugierig, es schwammen früher nur nicht so viele Schnorchler/Taucher so bescheuert um sie herum.
Zitat "Ans Abtauchen war nicht mehr zu denken, denn bei dem Anblick füllten sich meine Lungen noch mehr mit Luft.... " -> so jemand hat dort auch nichts verloren, nicht auf einer Safari an anspruchsvollen Spots, schon gar nicht an Spots, an denen Haibegegnungen an der Tagesordnung sind.

Vor 3 oder vier Jahren warnten einige Leute vor der Entwicklung am Elphinstone, St. Johns etc. (Kleinere Notizen in Unterwasser und anderen Medien). Hat damals kein Mensch aufgegriffen oder thematitisiert.
01.07.2009 18:48
Hier ein Link zu einem Interview mit Gerhard Wegner von sharkproject über die jüngsten Vorfälle im südlichen roten Meer:
"http://issuu.com/seastar/docs/seastar_64/6"
HarryCMAS*** usw.
01.07.2009 20:22
Die Longimanus waren schon vor 10 Jahren am Elphinstoneriff zutraulich bis aufdringlich, weil auch schon damals (für die Gäste?!) angefüttert wurde...

Harry
bigmikeSSI Master
01.07.2009 21:22
Der Longimanus ist ein Hochseehai, der bekommt nicht sofort was zum Fressen wenn er gerade Hunger hat. Somit ist immer auf der Jagd, das Tier ist nicht dumm, wenn blöde Menschen Abfall oder sonst was zum Fressen ins Meer werfen, wird der Hai die leichte "Beute" mit dank annehmen. Also ist das Tier schon mal öffters an solchen Plätzen. Wenn dann noch Schnorchler oder Taucher im Wasser sind, die verlockende Geräusche von sich geben, oder hektische Bewegungen machen, im ungünstigsten Fall sogar panisch die Flucht ergreifen, muss sich niemand mehr wundern.
Der Longimanus ist einfach neugierig, das liegt in seiner Natur, er MUSS testen, was er nicht kennt, ist es Futter, oder nicht.

Mike
GoRalledarf tauchen
01.07.2009 23:45
hallo,

also sind wir wieder bei der anfüttern-diskusion.
ich kann auch wilde tiere dazu trainieren das sie kommen !
dies geschieht in aller regel und am einfachsten über das futter, bzw. anfüttern.
um das ganze mal zu verdeutlichen hier mal ne kleine geschichte aus deutschland.

einige kennen vieleicht den unterwasserpark in ibbenbüren.
folgende anweisung habe ich dort vor nicht ganz drei wochen erhalten.
suche nicht nach den stören, knie dich einfach in den bereich der tempelwächter auf den boden und die fische kommen von alleine.
und so war es auch. innerhalb von 2 min. waren wir nicht nur von stören unterschiedlicher gattung, sondern auch von karpfen und lachsforelle umgeben.
insbesondere die ganz großen störe waren mehr als aufdringlich, mein buddy ist sogar von einen angeknabbert worden.
jetzt fragt man sich doch warum die tiere kommen.
ganz klar, die haben über die zeit des anfüttern gelernt, das es hier von tauchern futter gibt.

das gleiche wird wird auch an den spots in ägypten der fall sein.
nur hier sind es wahrscheinlich erstmal die reize der boote die anfüttern oder bewußt oder unbewußt lebensmittel im teich verklappen, die die haie anlocken.

nur haie sind halt mal ne ander spezie als störe,karpfen und co. die probieren dann auch mal ganz gerne aus, ob es außer hühnchen noch was anderes leckeres gibt. das kann dann auch mal gerne ein taucher sein, der als evtl. futter in frage kommen könnte.

ich denke nicht das die haie agressiver geworden sind, sondern eher bequemer bei der futtersuche.
und wenn dann noch was kommt, was in das natürliche beuteschema ( wild strampelner taucher, könnte auch großer kranker fisch sein) paßt, passieren solche " unfälle" halt mal.
02.07.2009 07:58
@GoRalle

trifft den Kern der Sache, gleiches kann man in La Gombe (B) mit Stören beobachten
02.07.2009 09:50
GoRalle, das mit den Stören habe ich schon letztes Jahr in Ibbenbüren so erlebt, die Viecher haben die Taucher voll gerammt und waren sehr sehr aufdringlich - aber trotzdem irgendwie nicht aggressiv.

Genauso sehe ich das bei den Haien. Die sind neugierig, haben Verhaltensmuster gelernt:
Schiffsgeräusche = Futter (Anfüttern, Essensreste über Bord etc.). Aber sie sind nicht aggressiv. Alles, was dann da so rumschwimmt, wird testweise angeknabbert, ob vielleicht essbar - nur blöd, das wir Menschen so leicht gebaut sind und gleich verbluten. Apropo Verbluten: ich habe nirgends etwas von dem berühmten Blutrausch gelesen, in den die Haie verfallen sollen, wenn sie Blut riechen. Und Blut gab es z.B. bei der französischen Schnorchlerin ja genug....

Ein andere Bericht in den Weiten des Internet besagt, das Haie ein Revierverhalten haben, das in bestimmten Zeiten sehr stark ausgeprägt ist und sich gegen jedes Lebewesen richtet, das dann in ihrer Nähe rumschwimmt. Vielleicht auch mit ein Grund für die "Unfälle" bei St.Johns.

Ansonsten gilt immer noch die alte Weisheit: wenn die Haie uns fressen wollten, würden sie es auch tun!
AtreyuCMAS *
02.07.2009 09:55
Ansonsten gilt immer noch die alte Weisheit: wenn die Haie uns fressen wollten, würden sie es auch tun!

Sehr schön gesagt!!!
02.07.2009 12:34
@ Harry: Die Longi-Episoden am Elphinstone (Bsp.: Oktober 1997)kann ich nur bestätigen - auch den Grund: Anfüttern mit Fleischbrocken! Also, alles "nichts Neues"! Immer wieder die gleichen Geschichten!
Ach ja, da werden ein paar Haichen sauer, weil die Neoprenträger kein Futter mitbringen (einst wie auch die Muränen am Carless Riff) und ein Mensch kommt zu Tode. Millionen Haie werden jährlich hingegen abeschalchtet ...
AtreyuCMAS *
02.07.2009 13:03
Man sehen was da wirklich dran ist. ich bin in 6 wochen auf deep south tour u.a. an den st. johns inseln. mal sehen ob die guides irgendwas sagen
HarryCMAS*** usw.
02.07.2009 20:07
Ich wurde informiert, dass die oben angesprochene Taucherin zum Zeitpunkt des Zwischenfalls ihre Periode hatte.
http://www.diveinside.de/aktuell_Haie_und_ein_ganz_besonderer_Buddy_3751.html

Die Diskussion "Regel und Tauchen" samt der bisher offenbar falschen "Experten"Meinungen sei neu eröffnet!

Harry
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
02.07.2009 23:00
Es geht hier um durch Füttern konditionierte Haie und nicht um Menstruationsblut.
Es gibt keinerlei Verbindung zwischen der Häufigkeit von Haiunfällen und der Menses. Unbenommen der Tatsache, dass das menschliches Blut von Haien wahrgenommen wird.
D.h. eine Taucherin, die bei Regelblutung im Meer unterwegs ist, erhöht die 1 zu x-Millionen-Wahrscheinlichkeit von einem Hai angegriffen zu werden um nicht mehr als ein paar Hundertausendstel Prozentpunkte. Merke: Es ist kein Fehlverhalten bei Regel im Meer zu tauchen, sondern es ist ein Fehler ohne Ahnung von Verhaltens-Regeln (oder der Fähigkeit diese umzusetzen) mit Haien zu tauchen - noch dazu, wenn es Hochseehaie sind, die gelernt haben, Taucher mit Fütterung zu assoziieren.
02.07.2009 23:23
Die schnorchelnde Taucherin war 50 Jahre alt, Regelblutung ??? Scheint mir wieder mal sehr weit hergeholt !
Und selbst wenn ! Wer trotz anders lautendem Briefings dem Hai als Schnorchler ins offene Meer folgt, weg vom Riff (man/frau muss ja auch irgendwann wieder umkehren -Flucht-?) riskiert sein Leben bewußt, Punkt.
03.07.2009 01:25
servus leute,

ich war gerade im roten meer,und hab bei einer safari mit gemacht.
von dedalus bis big und little brother etc.das komplete packet.
mann hat die haie vorher gefüttert,jetzt ist es zwar verboten aber da sind so viele boote da weis man nicht ob sich alle dran halten.
hab auch ein longi an der oberfläche gesehn,es bleiben immer noch wilde tiere.er hat keine hände um uns zu analysieren er beist halt um zu wissen was wir sind.und das ist für uns tödlich.mann hat die tiere einfach zu aggressiv gemacht mit der fütterei,und mit der spielerei.IST MIT VORSICHT ZU GENIESSEN.
meine tour war vom 24.6.09 -2.7.09 kadir
shuttleTL** / Instructor Trainer / MSDT / TMX
03.07.2009 06:48
Nein, die Tiere sind nicht "aggressiv" sondern lediglich neugierig. Und es herrscht ein Fehlverhalten der Besucher und Guides vor (wie man im verlinkten Artikel wieder einmal vor Augen geführt bekommt, sowie durch den Unfall bei St. Johns), nicht eines der Tiere.
Es ist kein Problem, mit diesen Tieren zu tauchen, wenn man sich an ein paar Regeln hält. Nur sind die Guides nicht in der Lage, die Situation zu handeln und die Besucher in der Mehrheit auch nicht.

Der "Longitrip" im roten Meer ist leider zur leichtsinnigen Tourismusattraktion verkommen, mit Nachteilen für die Tiere (negative Öffentlichkeitswirkung) und mit Nachteilen für den Teil der Besucher, der gerne und vernünftig handelnd diese Tiere in natürlicher Art und Weise und Umgebung bewundern würde.

"IST MIT VORSICHT ZU GENIESSEN" -> nein, mit Sinn und Verstand, der fehlt leider zu 90%, wovon ich mich ebenfalls ein paar Wochen zuvor überzeugen konnte. Den Guide aus dem News - Bericht kenne ich. Es ist ein prima Mann (taucherisch), nur von Haien versteht er nichts, das Briefing war entsprechend und es waren 18 Leuten im Wasser (also etwa 14 zu viel), von denen genau drei wussten, was sie taten, der Rest benahm sich so saublöd (Haien den Rücken zudrehen, über den Haien schwimmen, an der Oeerfläche rumplantschen etc. pp.), darüber hinaus Schnorchler eines zweiten Bootes an der Oberfläche, so dass es ein Wunder ist, dass da täglich nicht mehr passiert. Die Guides können das nicht händeln. Punkt.

Beispiel gefällig? http://www.hansschach.de/Stefan_Longimanus.AVI
Taucher eins (gleich zu Beginn des Clips) zu oberflächennah, zappelt mit den Flossen und schaut zielgerichtet in die falsche Richtung, Taucher zwei ebenfalls zu oberflächennah über dem Hai statt auf selber Höhe oder darunter und ausschließlich auf seine Fotos konzentriert. Wenigstens hat er ihn gut im Blick, nur ob er richtig reagiert hätte, falls nötig, andere Frage. Das ist nur ein Ausschnitt. Man konnte nur pausenlos mit dem Kopf schüttlen und der Guide gab weder vor noch nach dem Tauchgang irgendeinen Kommentar ab. Nein stimmt gar nicht, einen gab er ab: "War klasse, Leute ...."
03.07.2009 10:36
@Shuttle
Immer wieder les ich von richtigem Verhalten.

Vielleicht wäre es mal sinnvoll ein paar Grundregeln zusammen zu fassen. Insbesondere auch was ist wenn die Kameraden zu neugierig werden?
03.07.2009 10:51
Hi !
Habe selber jahrelang Safaris im Roten Meer geguided ( Sharm bis Sudan ) und hatte teilweise Taucher an Bord, die längst nicht die Erfahrung hatten um an solchen Touren teilzunehmen. Den Basen war es z.T. egal - hauptsache alle 16 Plätze belegt !! Da hast Du Taucher, die filmen & fotografieren wollen, erfahrene "Weltenbummler-Taucher" und unerfahrene, die ihre ersten 50 TG in Baggerseen ( was ja nicht schlecht ist, nur Haibegegnungen sind doch recht selten ). Alle zusammengewürfelt. Man versucht es jedem Recht zu machen, was so gut wie unmöglich ist.
In den neunzigern hatten wir schon Probleme mit Longis am Elphinstone Reef. Die waren DEFINETIF regelmässig angefüttert worden. Durch schlechtes Wetter wurde das Riff tagelang nicht angefahren und die ersten Boote , die dann auftauchten wurden neugierig beäugt..bis hin zu "Probebissen" in die Leitern.
Ich habe dann beschlossen, meine Gäste dort NICHT ins Wasser gehen zu lassen ( Protest von Filmern u. Weltenbummlern, Erleichterung auf der anderen Seite..) aber da auch die bekannten ( Namen will ich hier lieber nicht nennen )Haifütterer in der Nähe ankerten ankerten, war mir das Risiko zu groß. Das Verhalten der Haie dort war einfach schwer einzuschätzen. Und das Rote Meer war zu der Zeit noch voller Plätze wo man Haie in Ruhe aus der Entfernung entspannt mit seinen Gästen beobachten beobachten konnte......also weiter zum nächsten Riff !!
GoRalledarf tauchen
03.07.2009 10:58
hier auch nochmal zwei nette videos :
http://www.youtube.com/watch?v=W3MZe5AEqV4&NR=1

http://www.youtube.com/watch?v=ffPLVGQG3hw&NR=1
  • 1
  • 2
Antwort