Hi Dirk,
ich denke AWo hat erläutert, dass wiederholtes JPG-Speichern jetztes mal ein kleines Stück Qualitätsminderung mit sich bringt. Und so ist es ja auch.
Auch wenn TIF verschiedene Kompressionen zuläßt, ist es bei den sinnvoll anwendbaren, wie Du auch schreibst (z.B. LZW), komplett verlustfrei.
Man kann ein TIF natürlich auch mit JPG Komprimierung abspeichern. Aber das würde keinen Sinn machen.
"RAW ist nur notwendig, wenn man die Originaldaten bearbeiten will". Richtig, einer der größten Vorteile ist, die Parameter selbst zu setzen, die die Kamera sonst ungefragt anwendet und die nicht umkehrbar sind:
Schärfung, Farbsättigung, Kontrast, Weißabgleich, etc.
Die Kamera erhöht z.B. grundsätzlich den Kontrast bei JPG. Ist der Dynamikumfang des Bildsensors aber schon bis ans Limit ausgenutzt gewesen, werden feine dunkle Schattenpartien zu schwarz und sehr helle Bereiche zu knallweiss (überbelichtet, keine Bildinformationen mehr zu retten).
Aber es gibt auch weitere Gründe, warum dass RAW-Format Sinn macht:
Ein üblicher Bildsensor liefert pro Pixel 12bit. Das bedeutet 4096 Helligkeitsstufen. Von Farbtiefe möchte ich hier noch nicht sprechen, da jeder Bildsensor ein schwarz-weiss-Sensor ist. Natürlich hat jedes Pixel einen Farbfilter, entweder um Rot, Grün, oder Blau aufzufangen. Ein kompletter Farbwert entsteht ja erst durch die Interpolation mit den Nachbarpixeln (Bayer-Prinzip). Das geschieht bei JPG in der Kamera, bei RAW erst zuhause am Rechner. Daher ist auch der Weißabgleich bei RAW nachträglich setzbar.
Bei JPG werden während der Verarbeitung die 4096 Helligkeitsstufen in 256 (8bit) umgewandelt.
Man hat beim JPG Format also neben den unwiederruflichen und manchmal brutalen Vergewaltigungen der Kamera-Software auch grundsätzlich nur 1/16 der Helligkeitsstufen, die der Sensor eigentlich liefert.
Von den Kompressionsartefakten mal abgesehen, die bei manchen Fotos (mit Bildrauschen) die Qualität sichtbar reduzieren (ja, die JPG Komrimierung widmet sich auch dem Bildrauchen, es sind ja Bilddetails), nutzt man bei den Nachbearbeitungsschritten also nur einen Bruchteil der Sensordaten.
Somit ist ein nachträgliches Schattenaufhellen, den Rotanteil bei UW-Bildern retten, dan Farbstich entfernen, Belichtungskorrektur, etc. wesentlich schlechter möglich, bzw. mit erheblichen Qualitätseinbußen verbunden.
Man könnte zwar argumentieren, daß wenn Belichtung, Weißabgleich, etc. 100% auf den Punkt getroffen sind, ein JPG fast so gut ist, wie ein konvertiertes RAW Bild, leider hängt dies aber nicht nur von dem Können und der Kunst des Fotografen ab. Denn die Kamerasoftware mit ihren Bearbeitungsfunktionen, die automatisch bei der JPG-Speicherung angewendet werden, macht einem oft einen Strich durch die Rechnung.
Ebenfalls müßte das Motiv genau den Dynamikumfang besitzen, den der Bildsensor aufnimmt und der bei der kamerainternen Bearbeitung (Kontrast) genau erhalten bleibt, aber auch voll ausgenutzt wird.
Und wie oft ist das der Fall?
Da die Farbinterpolation wie beschrieben bei RAW noch nicht stattgefunden hat, ist die Dateigröße in der Regel auch nur 1/3 im Vergleich zu einem TIF file. Bei meiner Kamera braucht ein RAW Bild nur das doppelte der "besten" JPG Stufe.
Ich denke ein RAW Bild kann man als das digitale Negativ betrachten. Sämtliche Parameter sind noch offen und es bietet alle unveränderten Daten, die der Bildsensor liefert.
Ein JPG stellt einen Abzug vom Negativ dar.
Wie bei einem Fotolabor ist hier bereits immer eine Interpretation (Nachbearbeitung) und Verlust enthalten. Und die ist von Kamera zu Kamera (von Labor zu Labor) unterschiedlich, aber stets nicht wiederrufbar.
Für Profis ist evtl. noch interessant, daß ein RAW file einen Herkunftsnachweiss (Urheberrecht) liefert. Ein RAW kann man nicht am abspeichern oder am Rechner erstellen. Ein JPG ja.
Ein Problem stellt allerdings der knausrig dimensionierte Pufferspeicher der Digicams dar.
Bei fast allen Digicams (nicht SLR!) ist nach einem RAW-Bild schluss und die Kamera legt eine sekundenlange Pause ein und ist während des Speichervorganges blockiert. Die Canon-Digicams gestatten 2 Bilder (wow, immerhin das Doppelte

). Die Powershot Por1 sogar 4 RAW Bilder in Folge! Und die Minoltas im bridge design vertragen wohl auch ein paar Bilder hintereinander.
Daher musss erwähnt werden, daß es wohl kaum Sinn macht, in bestimmten Situationen tolle Fotos zu verpassen, weil man auf die oben genannten Vorteile wert legt und die Kamera auf RAW geschaltet ist. Abgesehen von Situationen, wo man Zeit hat und das Motiv statisch ist, bietet sich das RAW Format bei Digicams somit nicht immer an.
Bei der Kamerawahl würde ich perönlich aber das RAW-Format berücksichtigen. Denn bei geduldigen Motiven mit kritischen Bedingungen kann sich die RAW-Option als echte Hilfe erweisen, wenn man sie hat.
Gruss,
Julian