Planung bei Tieftauchgängen überdenken ?
Hallo zusammen,
ich habe aufgrund des Unfalls am Kreidesee meine bisherige Tieftauchgangsplanung einmal überdacht, und es würde mich interessieren was die Community hier darüber denkt.
Also zuerst einmal ist für mich ein Tieftauchgang alles was jenseits der 30m geplant wird. Und es ist klar --> 40m Sporttauchgrenze mit Luft (aber ich denke die meisten haben sich bereits einmal oder mehrmals bei 50m mit Luft eingefunden). Alles über 50m betrachte ich nicht, da hierbei die Grenzen mit Luft für mich klar überschritten werden.
Meine gelebte Praxis (und übrigens auch die meines Umfeldes) bestand immer darin entweder einen Tauchgang anhand der Tauchtiefe und des erforderlichen AMV in den jeweiligen Tiefen, unter Berücksichtigung eines Restdruckes von 50bar zu planen, oder wie sehr oft an Rifftauchplätzen üblich, in die maximale Tiefe absteigen und sobald der erste in der Gruppe 100bar hat, umzukehren und mit dem Aufstieg zu beginnen.
Bis jetzt habe ich mich damit sicher gefühlt, da ich ja in meiner Ausbildung auch nichts anderes mitbekommen habe (ich verzichte bewusst auf die Angabe des Verbandes). Ich habe jetzt aber festgestellt, dass dabei jedoch nicht bewusst auf den Fall eingegangen wird, wenn mein Buddy am ungünstigsten Punkt des Tauchganges (Umkehrpunkt auf max.Tauchtiefe) ohne Luft dasteht.
Nun habe ich mich einmal hingesetzt und diesen Fall in unterschiedlichen Tauchtiefen und mit unterschiedlichen Flaschengrößen durchgespielt. Als Basis zog ich meine letzten 100TG in Bezug auf Ab- und Aufstiegsgeschwindigkeiten und AMV sowie Grundzeiten heran. Zudem berücksichtigte ich, dass im Falle einer Notsituation der Luftverbrauch nicht bei 20l/min OF-AMV (konservativer Ansatz) liegt, sondern bis zur Klärung der Situation (1-3min) sicherlich zumindest das doppelte bei beiden Tauchern beträgt. Während des Aufstieges kalkulierte ich eine Steigerung des Verbrauches um 50% gegenüber Normalverbrauch (die Taucher werden wahrscheinlich ein wenig ruhiger). Mir ist jedoch sehr wohl bewusst, dass in Extremsituation der OF-AMV bis 100l/min und mehr steigen kann (Erfahrungswerte aus dem Feuerwehrdienst - Atemschutzträger im Einsatz) aber dies ist eben nur schwierig zu planen. Zudem berücksichtige ich bei einer "ohne Luft Situation" dann keine Reserve von 50 bar für das Ankommen an der OF mehr ein, da der Notfall ja ohnehin bereits mit berücksichtigt wird.
Das Ergebnis fiel folgendermaßen aus:
Bis 30m ist ein Umkehrdruck von 100bar bei einer 12l/200bar Flasche kein Problem - da bekomme ich meinen Buddy aus der Maximaltiefe innerhalb der max.Aufstiegszeit nach oben (Annahme Nullzeittauchgang).
Bei 40m geht sich ein Umkehrdruck von 100bar bereits nicht mehr aus, da ich dann eine Aufstiegszeit von 2min hätte und keinen Dekostop einhalten könnte.
Meine neue Planung ergibt bei einer 12l/200bar Flasche einen Umkehrdruck von 130bar bei einer Grundzeit von 5min. Oder besser eine 15l/200bar Flasche mit einem Umkehrdruck von 120bar bei einer Grundzeit von 9min.
Bei 50m bekomme ich mich und meinen Buddy mit einer 12l Flasche und einem Umkherdruck von 100bar auf keinen Fall mehr vernünftig aus dem Wasser - Aufstiegszeit 1min und kein Einhalten der Dekostopps.
Nach meiner neuen Planung ergibt sich keine mögliche Grundzeit mit der 12l Flasche. Mit der 15l Flasche ergibt sich ein Umkehrdruck von 150bar bei 3min Grundzeit.
Fazit für mich:
Ich werde zukünftig alle Tieftauchgänge mit einem entsprechend höheren Umkehrdruck (unter Berücksichtigung einer "ohne Luft Situation") mit einer entsprechenden Flaschengröße planen, und zusehen dass ich immer spätestens bei 100bar wieder auf 30m bin. Gemäß meinem Luftverbrauch komme dann maximal ein wenig in die Deko, welche ich üblicherweise "on the fly" absitzen kann, und welche ich entsprechend in die Planung mit einfließen lasse. Bei unüblichen Tauchprofilen muss man diese Planung halt dann entsprechend anpassen.
Wichtig wäre meiner Meinung nach auch, dass in der Ausbildung der Verbände auch insbesondere auf die Berücksichtigung der "ohne Luft Situation" bei Tieftauchgängen hingewiesen wird. Weil die hoch gepriesenen 50bar Reserve bei kleinen Flaschen oder großen Tiefen hier schlichtweg zu wenig sind und der Großteil der Sporttaucher sich hier in falscher Sicherheit wähnt.
Ich bitte um eine "konstruktive" Diskussion (ohne Verbandsdiskussion) wie ihr das Thema seht.
dive safe and have fun
mandi
ich habe aufgrund des Unfalls am Kreidesee meine bisherige Tieftauchgangsplanung einmal überdacht, und es würde mich interessieren was die Community hier darüber denkt.
Also zuerst einmal ist für mich ein Tieftauchgang alles was jenseits der 30m geplant wird. Und es ist klar --> 40m Sporttauchgrenze mit Luft (aber ich denke die meisten haben sich bereits einmal oder mehrmals bei 50m mit Luft eingefunden). Alles über 50m betrachte ich nicht, da hierbei die Grenzen mit Luft für mich klar überschritten werden.
Meine gelebte Praxis (und übrigens auch die meines Umfeldes) bestand immer darin entweder einen Tauchgang anhand der Tauchtiefe und des erforderlichen AMV in den jeweiligen Tiefen, unter Berücksichtigung eines Restdruckes von 50bar zu planen, oder wie sehr oft an Rifftauchplätzen üblich, in die maximale Tiefe absteigen und sobald der erste in der Gruppe 100bar hat, umzukehren und mit dem Aufstieg zu beginnen.
Bis jetzt habe ich mich damit sicher gefühlt, da ich ja in meiner Ausbildung auch nichts anderes mitbekommen habe (ich verzichte bewusst auf die Angabe des Verbandes). Ich habe jetzt aber festgestellt, dass dabei jedoch nicht bewusst auf den Fall eingegangen wird, wenn mein Buddy am ungünstigsten Punkt des Tauchganges (Umkehrpunkt auf max.Tauchtiefe) ohne Luft dasteht.
Nun habe ich mich einmal hingesetzt und diesen Fall in unterschiedlichen Tauchtiefen und mit unterschiedlichen Flaschengrößen durchgespielt. Als Basis zog ich meine letzten 100TG in Bezug auf Ab- und Aufstiegsgeschwindigkeiten und AMV sowie Grundzeiten heran. Zudem berücksichtigte ich, dass im Falle einer Notsituation der Luftverbrauch nicht bei 20l/min OF-AMV (konservativer Ansatz) liegt, sondern bis zur Klärung der Situation (1-3min) sicherlich zumindest das doppelte bei beiden Tauchern beträgt. Während des Aufstieges kalkulierte ich eine Steigerung des Verbrauches um 50% gegenüber Normalverbrauch (die Taucher werden wahrscheinlich ein wenig ruhiger). Mir ist jedoch sehr wohl bewusst, dass in Extremsituation der OF-AMV bis 100l/min und mehr steigen kann (Erfahrungswerte aus dem Feuerwehrdienst - Atemschutzträger im Einsatz) aber dies ist eben nur schwierig zu planen. Zudem berücksichtige ich bei einer "ohne Luft Situation" dann keine Reserve von 50 bar für das Ankommen an der OF mehr ein, da der Notfall ja ohnehin bereits mit berücksichtigt wird.
Das Ergebnis fiel folgendermaßen aus:
Bis 30m ist ein Umkehrdruck von 100bar bei einer 12l/200bar Flasche kein Problem - da bekomme ich meinen Buddy aus der Maximaltiefe innerhalb der max.Aufstiegszeit nach oben (Annahme Nullzeittauchgang).
Bei 40m geht sich ein Umkehrdruck von 100bar bereits nicht mehr aus, da ich dann eine Aufstiegszeit von 2min hätte und keinen Dekostop einhalten könnte.
Meine neue Planung ergibt bei einer 12l/200bar Flasche einen Umkehrdruck von 130bar bei einer Grundzeit von 5min. Oder besser eine 15l/200bar Flasche mit einem Umkehrdruck von 120bar bei einer Grundzeit von 9min.
Bei 50m bekomme ich mich und meinen Buddy mit einer 12l Flasche und einem Umkherdruck von 100bar auf keinen Fall mehr vernünftig aus dem Wasser - Aufstiegszeit 1min und kein Einhalten der Dekostopps.
Nach meiner neuen Planung ergibt sich keine mögliche Grundzeit mit der 12l Flasche. Mit der 15l Flasche ergibt sich ein Umkehrdruck von 150bar bei 3min Grundzeit.
Fazit für mich:
Ich werde zukünftig alle Tieftauchgänge mit einem entsprechend höheren Umkehrdruck (unter Berücksichtigung einer "ohne Luft Situation") mit einer entsprechenden Flaschengröße planen, und zusehen dass ich immer spätestens bei 100bar wieder auf 30m bin. Gemäß meinem Luftverbrauch komme dann maximal ein wenig in die Deko, welche ich üblicherweise "on the fly" absitzen kann, und welche ich entsprechend in die Planung mit einfließen lasse. Bei unüblichen Tauchprofilen muss man diese Planung halt dann entsprechend anpassen.
Wichtig wäre meiner Meinung nach auch, dass in der Ausbildung der Verbände auch insbesondere auf die Berücksichtigung der "ohne Luft Situation" bei Tieftauchgängen hingewiesen wird. Weil die hoch gepriesenen 50bar Reserve bei kleinen Flaschen oder großen Tiefen hier schlichtweg zu wenig sind und der Großteil der Sporttaucher sich hier in falscher Sicherheit wähnt.
Ich bitte um eine "konstruktive" Diskussion (ohne Verbandsdiskussion) wie ihr das Thema seht.
dive safe and have fun
mandi


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