Moin zusammen!
Petermännchen http://images.google.de/images?hl=de&lr=&ie=UTF-8&as_qdr=all&q=+"Trachinus" (4 Arten: Echiichthys vipera, E. draco, E. araneus, E. radiatus; früher Trachinus) werden für die giftigsten Fische Europas gehalten. :o
Ärgerlich: Ein Stich durch die Giftstachel (4 - 8 in den ersten Rückenflossenstrahlen) kann den Patienten noch über Wochen quälen, da die durch das Gift hervorgerufene Schmerzsymptomatik extrem ausgeprägt ist

, und sich verschiedenen Therapien langfristig widersetzt (s. weiter unten).
Zum GIFT selbst: Es enthält neben hitzelabilen, großmolekularen Proteinen, die für die eigentliche Toxizität verantwortlich sind, in seinem kleinmolekularen Anteil Serotonin und eine Substanz, die in Zellen und Gewebe Histamin freisetzt. Letztere Reaktion ist für die schnelle Schmerzauslösung, die Stärke und Permanenz der Schmerzen verantwortlich.
In der PRAXIS: Petermännchen suchen zur Laichzeit im Frühjahr bis Sommer das Flachwasser auf, bevorzugt Sandflächen, wobeí sie sich auch gern eingraben. Die Gefahr auf sie zu treten

bzw. als Taucher bei Übungen auf Sandgrund Kontakt zu bekommen ist recht groß. Die Fische flüchten nämlich nicht unbedingt, sondern scheinen - wenn man andern Tauchern glaubt - in manchen Fällen sogar auf Eindringling mit aufgerichtetem Rückenstachel zuzuschwimmen :o, um ihn zu verletzen!
Ein Stich ist wie gesagt sehr schmerzhaft, setzt sofort ein und steigert sich in den nächsten 10 bis 30 Minuten. Außerdem breitet er sich z.B. vom Finger über Hand, Arm bis zur Schulter aus. Um die Wunde bildet sich rasche eine starke Schwellung (Ödem), die sich ebenfalls ausbreiten kann. Die Schmerzen können 24 Stunden anhalten.

Danach erscheint die Wundregion oft taub und gefühllos. Das Ödem geht erst im Laufe von einigen Tagen zurück. In seltenen Fällen hält es mehrere Wochen an.
WICHTIG: Die Symptome sind überwiegend auf die Einstichstelle beschränkt. Allgemeine Symptome, wie Bewußtseinstrübung, Brechreiz, erhöhte Temperatur und Kreislaufkollaps sind selten! Im EKG zeigen sich in nur etwa 20% der Fälle Veränderungen, die vom Herzrasen bis zu Takt-Unregelmäßigkeiten reichen. Sie nehmen jedoch KEINE LEBENSBEDROHLICHEN AUSMASSE an. Es sind keine Todesfälle aus neuerer medizinischer Zeit bekannt!
ERSTE HILFE:
Stacheln, die noch in der Wunde stecken, entfernen und Gewebsreste desinfizieren. Nicht einschneiden, keine Staubinde anlegen. Längere Hitzeeinwirkung, sei`s mit Heißwasser oder brennender Zigarette, unterlassen! Bei starken Schmerzen und auftretenden Allgemeinsymptomen zum Arzt.
THERAPIE:
An Stelle einer Heißwassermethode, die (richtig angewandt) zu Verbrühungen führt (auch Injektion von Antihistaminika und Kortikosteroiden beinflussen den Vergiftungsverlauf nicht

), ist eine symptomatische Behandlung angezeigt. Leider haben Lidocain-Injektionen nur kurzfristig eine schmerzlindernde Wirkung

. Auch starke Schmerzstiller (Morphin-Derivate!) erweisen sich als weitestgehend wirkungslos :o. Bei überreagierenden Patienten sind Beruhigungsmittel oft hilfreich

. Natürlich ist zur Vermeidung von Sekundärinfektionen die Wunde zu säubern; ggf. Tetanus-Prophylaxe.
O.g. Therapie (inkl. Resistenz!) ist analog bei Verletzungen durch Steinfische beschrieben. Für die gibt es allerdings ein Gegengift.
Im Klartext:
BITTE keinesfalls eine Heißwassermethode / heiße Kompressen o.ä. Therapien bei Gifttierverletzungen anwenden, die nicht lebensbedrohlich sind. Diese Methode führt, wenn sie `richtig` angewendet wird, d.h. über wenigstens 45 Minuten und bei Temperaturen von 50 - 60 Grad, garantiert zu Verbrühungen.
Im Meer sind ALLEIN Stiche durch Steinfische, wenn überhaupt, durch heiße Kompressen therapierwürdig, und wegen der geringen Tiefenwirkung der `HWM` nur bei geringer Gewebemasse wie einer Fingerverletzung sinnvoll. Wichtig: Unter allen Giftfischen ist ALLEIN das Steinfischgift so mächtig, dass es zu lebensbedrohenden Folgen führt (Blutdruckabfall, atrioventrikulärer Block, Herzflimmern). Alle anderen Giftfischstiche tun zwar verdammt weh (können zu lebensbedrohlichem Schock führen), rechtfertigen aber nicht die `HWM` mit ihren Verbrüh-Folgen.
Auch interessant: Potentiell tödliche Gifte unter den wirbellosen Meerestieren wie das von bestimmten Conus-Schnecken sind gar nicht thermolabil! Die HWM ist also auch hier eine höchst zweifelhafte Therapie!
Abschließend:
Ich bin kein Arzt oder Pharmazeut, ich beziehe meine Weisheiten aber, wenn irgend möglich, aus FACH-Literatur, bei therapeutischen Zweifelsfällen und Streitfragen allemal. Als gute Sekundärliteratur (also mit Quellenangaben zu den relevanten wissenschaftlichen Publikationen) gilt:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3804716393/qid=1094890145/sr=1-1/ref=sr_1_8_1/302-4156866-5025614
Wem das zu aufwendig ist, kann alles abgekürzt auf einem Merkblatt über Verletzungen durch Meerestiere/Erste Hilfe auf der Seite www.bionaut-online.de nachlesen (via Steinfisch-Foto), bzw. downloaden.
Best fishes!
Uli
B I O N A U T
Süßwasser und Meer erleben!
Ohne B I O fehlt dir was!
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http://www.bionaut-online.de