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Orientierung in der Dunkelheit - wo ist oben?

Jaa, ich weiß, ihr hasst Threads von Nicht-Regs .. aber darf ich trotzdem was fragen, bitte?
Ich kann nicht tauchen und es auch nicht lernen, da ich Probleme mit den Ohren/Druckausgleich habe. Deshalb kann ich das nie ausprobieren und muss jemanden fragen, der es weiß. ;)
Kann man sich unter Wasser orientieren? Auch oder vor allem, wenn es dunkel ist? Speziell meine ich: weiß man, wo oben und unten ist? Klar, bei Tage schwimmt man dem Licht entgegen - aber in der Nacht? Spürt man wenns rauf geht, den abnehmenden Druck, irgendwas?
Ihr würdet mir wirklich helfen. Sorry für die Störung. Und - Danke!!
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JochenGExaminer bei ISE,SUB
IT bei ISE,SUB,CMAS
25.11.2009 13:20
Man spürt`s - und ausserdem steigen die Blasen _immer_ nach oben

LG
Scott***/RD
25.11.2009 13:26
und eine Lampe hat man auch noch mit, oder 2, oder 3.
hketTL CMAS
25.11.2009 13:54
Probleme mit den Ohren / Druckausgleich:
Hast Du mal nen HNO gefragt ?
Nicht jeder, dem ohne Druckausgleich im Hallenbad auf 3m die Ohren schmerzen hat ein gesundheitliches Problem, die meisten wissen nur nicht, wie es richtig geht.

Aber das ist ein anderes Problem.

zur Frage:
ganz dunkel Erfahrungen kannst Du auch trocken machen:
Augen zumachen (besser Augenbinde) und über die gemähte Wiese gehen. (Helfer sichert Dich)
Nach einigen Minuten stellst du eine Veränderung deiner Sinne fest. Du fühlst leichte Steigungen / Gefälle, du spürst wo der Berg ist und du fühlst Wind / Sonne.

Ähnlich ist es auch unter Wasser, wobei ich mir absolute Dunkelheit nur bei Nebel, sehr tief oder in einer Höhle vorstellen kann.
Wenn ich mal nachts alleine im Hausteich bin, mache ich gerne mal die Lampe aus, nach 2-3 Minuten sehe ich dann wieder etwas.
Oben und unten kann ich dabei immer unterscheiden, aber ohne optische Referenz wirds z.B. beim Freiwasseraufstieg schwierig, die Geschwindigkeit zu schätzen.

Helmut
EuregiotaucherTaucher i.R.
25.11.2009 13:59
Also rein theoretisch:

Wenn du im Wasser wärest - ohne Lampe und im Stockdunkeln - würdest du die veränderte Lage im Wasser - also Bauch zur Wasseroberfläche - Rücken zum Grund sofort bemerken weil du den ganzen Wasserdruck schon anders wahrnimmst ... auch wenn du vielleicht orientierungslos sein solltest - das merkste

Du hast hierbei schon eine etwas schwierigere Atemmöglichkeit ...

Und wenn nix mehr geht - gefühlvoll Luft in die Weste dann solt es nach oben gehn
milkywayUnvollendet
25.11.2009 15:26
Hallo!

Zumal Du und unsere Erde, Ihr habt Euch so lieb, dass Ihr richtig anziehend aufeinander wirkt.

Will heißen, Dein Blei zieht Dich nach unten, Dein Flaschenpaket meistens ebenfalls. Wenn Du Dich Unterwasser drehst, dann merkst Du richtig, wie alles Schwere nach unten geht. Eine 360° Drehung mit dem Körper und Du weißt auch im Stockdunkeln, wo oben und wo unten ist.

Angenommen, es wäre wirklich stockdunkel, man hat keine Lampe o.ä. dabei, sieht also die Hand vor Augen nicht, dann hat man beim Aufstieg halt keine optische Referenz und darf sich am Tiefenmesser orientieren. Geht auch.

Bevor einer meckert. Ich nutze die Datamask, da ist es mir schittegal, wie dunkel es ist, ich sehe meine Tiefe und alle anderen Daten immer

CU Oliver
25.11.2009 16:12
Utriculus und Sacculus im Innenohr (die der Cochlea aufsitzen) nehmen die Erdbeschleunigung wahr und schicken die Information an dein Gehirn.
Alles was jetzt noch kommt ist Spam.
:ugly:
kwmIntro to Cave Diver (TDI),
DTSA-Gold (VDST),
Taucher *** (CMAS),
25.11.2009 16:19
Auch der Blinde merkt wo oben und wo unten ist. Die Lage im Raum nehmen wir ja nicht nur optisch über unsere Augen war, sondern auch über das Gleichgewichtsorgan.
25.11.2009 16:22
Also ich finde das eine sehr interessante Frage. Ganz soooo einfach, wie manche es darstellen ist es wohl nicht. Unter kontrollierten, bzw. guten Bedingungen ist es, so denke ich, relativ einfach, die entsprechenden Richtungen (oben/unten) zu unterscheiden, haben ja viele bereits beschrieben wie das geht. Wie sieht es denn aus, wenn das rationale Denkvermögen ausfällt, z.B. aufkommende Panik, einsetzende N2-Narkose? Denke mal, da bekommen schon einige bei guter Sicht Probleme, wenn die Orientierung aus irgendeinem Grund mal verloren geht. Dann kommen Nervosität und einsetzende Panik dazu und schon freut sich jemand, wenn der Buddy eingreift. Also setzen alle Methoden, die richtige Richtung zu finden, einen „kühlen“ Kopf voraus, je dunkler desto kühler.

Und jetzt schaltet mal bei absoluter Dunkelheit die Laterne aus und taucht mal ne weile (wer macht so etwas schon? Kein Experiment zum nachmachen!!!) drauflos, ohne auf die Instrumente zu schauen. Jede Wette, viele verlieren das komplette Gefühl für alle Richtungen.

Marinepiloten machen da immer so einen Test, bei dem die Durchfallquote zumindest beim ersten Mal recht hoch ist. Es wird Orientierungslosigkeit beim Eintauchen in das Wasser hergestellt und dann soll der Proband in der richtigen Richtung auftauchen. Viele blicken einfach die richtige Richtung nicht mehr und dann kommt eins zum anderen.
milkywayUnvollendet
25.11.2009 16:39
Hallo!

Das das mit dem lieben Gleichgewichtssinn im Ohr nicht immer klappt sieht man ja auch am Vertigo.

CU Oliver
andrej v.Rescue, etc.
25.11.2009 17:16
Ja. Das Phänomen der Orientierungslosigkeit in der Vertikalen gibt es sehr wohl auch bei Tage und klarster Sicht. So z.B. erlebt an einem weit draußen gelegenen Riff, bei starkem Wellengang mit zwei Tauchern, die zum ersten mal Tauchschiff-Reise gebucht hatten. Als es soweit war, kamen gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen: Erstes mal Schlauchbootfahrt bei hoher Welle und leichter Seekrankheit (Stress 1.), irgendwann nach hinten abrollen und zügig abtauchen, (Stress1. +2.) alles bei sehr starker Strömung, (Stress 1. + 2. + 3.) und mit großen Haien drumherum.. (Stress 1. + 2. + 3. + 4. Taucher-Eins hat schon an der Wasseroberfläche aufgegeben wegen Überforderung, der andere tauchte tapfer ab, erlitt aber Panikattacke. (Von Mittauchern gerettet.) Anschließend berichtete er, dass durch das Abtauchen kopfüber unter großem Stress, wie er selber feststellte, bei gleichzeitig horizontaler Stark-Strömung ein Verlust der Oben/Unten-Wahrnehmung letztlich die Panik ausgelöst hätte.
Dunkelheit kann auch Stressfaktor sein, natürlich.
Scott***/RD
25.11.2009 22:20
von Panik, N2 Narkose, Extremsituationentraining und dergleichen war ja nicht die Rede. Dass da etwas schief läuft ist logisch.

Zum Thema Vertigo möchte ich auch anmerken, dass man das Schwindelgefühl gemeinsam mit dem Buddy in den Griff bekommt, indem man einfach auf den Buddy schaut, der ja tariert sein sollte, und dadurch eine Referenz bekommt, mit der man Vertigo vorbeugen kann. ...und umgekehrt.
Funzt das nicht, bzw. läuft das Alles schief, hat man im Blauwasser nichts verloren, und sollte gemeinsam auftauchen - mit gegenseitigem ansehen, um halbwegs cool zu bleiben.
26.11.2009 00:21
Orientierungshilfen des Tauchers zur Lage im Raum sind: Tages- oder Mondlicht, Lampe, Grundsicht, optischen Referenz z.B. auch der Tauchpartner, Bojenseil, Luftblasen.

Ganz allein auf mein Innenohr mag ich mich nicht verlassen:

Bei Totalausfall des Sehens, kann auch die Orientierung oben-unten verloren gehen. Auch wenn unser Innenohr eigentlich dazu in der Lage sein sollte. Die Verarbeitung im Gehirn kann aber überfordert sein.

Analoges Beispiel: Wer saß nicht schon mal im stehenden Zug im Bahnhof, der Zug fährt los... und plötzlich merkt man, dass nicht mein Zug, sondern der Nachbarzug losgefahren ist. Die plötzliche Erkenntnis mündet sogar in eine Ausgleichsbewegung des Körpers.
wwjkTaucher
26.11.2009 01:44
Einen Sinn hast Du vergessen.
Orientierung im Raum=Innenohr+Auge+Tiefensensibilität. Liefert einer der drei widersprüchliche Infos=Schwindel.

Fällt eines aus, übernehmen die anderen zwei. Fallen zwei aus (wie hier angenommen) wirds definitiv schwer und braucht vor allem Zeit (sprich Adaptation, wie mit dem sehen bei Restlicht).
Helfen kann eine Kombi wie z.B. Konzentration aufs `Fühlen` mit einer wie oben beschriebenen Rolle. Oder aber irgendeine optische Kontrolle.
Geht auch: Handschuh aus und spüren, wohin die Blasen gehen.
26.11.2009 18:41
Die Lampe in meiner Hand ziehts nach unten, die Gegenrichtung ist oben
26.11.2009 21:48
Tiefensensibilität?
Einen direkten Sinn dafür gibt es nicht. Mit Erfahrung merkst Du am Druckausgleich, ob Du die Tiefe änderst, oder im Trockentauchanzug am veränderten Luftvolumen.

Die Frage war aber doch, ob ich (in unveränderter Tiefe schwebend) oben und unten fühlen kann. Man kann i.d.R. - das Gefühl kann aber leicht irren.
27.11.2009 07:40
Hallo SandyKollm.

hier wurde ja schon über Tiefe gesprochen.
Die Eingangs-Frage war "oben oder unten".

Wenn Du einen Trocki anhast ist das ganz einfach. Die Luftmenge im Anzug ist oben. Der Arm / das Bein mit dem meisten Squeeze ist unten.


Gut Luft

FANATIC DIVER
wwjkTaucher
30.11.2009 22:01
@kwolf: Sorry, erst jetzt gesehen.
Ist ein wenig missverständlich: Unter Tiefensensibilität versteht man verschiedene Rezeptorenmeldungen wie z.B. Muskelspannung, Muskellänge etc. Da ja Schwerkraft auch auf die Beine z.B. wirkt, bekommt der Muskel dadurch schon mit, wo oben und unten ist.
Unser Hirn macht aus allem eine `Lagemeldung`, mit all den möglichen Störgrössen und Hindernissen.
30.11.2009 22:39
Ja, sag ich doch. Aber bei Null Sicht, sozusagen im weißen Streulicht ohne erkennbare Strukturen, kann sich auch Schwindel einstellen. Das überlagert dann leicht jegliche feinsinnige Rezeptormeldungen mit der Gefahr kompletter Orienterungslosikeit. Nicht so einfach, dann noch überlgt zu handeln (ggf. Augen zu machen und sich selbst umarmen; sollte man den Buddy noch neben sich haben, anfassen, an ihm optische Referenz suchen).

Wer hat solche Erfahrungen schon selbst gemacht? Ich selbst hatte nur in der Horizontalen mal das Problem, dass ich nicht mehr geradeus schwimmen konnte: Ich konnte nicht den Kompasskurs halten, sondern es zwang mich immer etwas im Kreis herum. (Der Kompass wurde definitiv nicht abglenkt.) Bodensicht war auch nicht möglich, weil alles zu milchig trüb. Bis ich dann aus 18m austauchte.
milkywayUnvollendet
01.12.2009 09:34
Hallo!

Selbiges Problem hatte ich auch mal. Geradeaus ging nichts mehr, es kam immer einer große Linkskurve bei raus. Ich hatte schon an Schwindel oder ähnliches gedacht, da die Sichtweite so war, dass ich den Kompass 10cm Abstand vor die Maske halten musste, damit ich was erkennen konnte.

Die Ursache war aber etwas anderes. Ich hatte mir versehentlich die Whisker an den Force Fin Flossen verstellt, so dass ich mit der rechten immer mehr Vortrieb hatte als mit der linken Flosse.

Manchmal sind "Schwindel" halt auch systembedingt

CU Oliver
01.12.2009 13:00
Interessant. Das bestätigt meine Vermutung, dass es bei mir daran lag, dass ich mein Blei nicht ganz symmetrisch verteilt hatte (rechts 500g mehr) und der Trimm eine leichte Linksrotation. Bei normaler Sicht wurde das dann wohl immer überspielt. Ohne Sicht, sozusagen im feinsinnigen Rest, wurde das zum Problem.
milkywayUnvollendet
01.12.2009 14:55
Hallo!

@kwolf
Kann durchaus daran gelegen haben. Bei Sicht und bei optischen Bezugspunkten kompensiert man so etwas ganz gut. Solche, ich nenne sie mal systembedingten (also in dem System der Ausrüstung) Fehler merkt man halt erst dann, wenn man nichts mehr sieht und keine direkten Bezugspunkte mehr hat. Man ärgert sich, dass man plötzlich immer vom Kurs abkommt und findet keine Lösung. Das der Trimm oder der Vortrieb nicht stimmt, merkt man halt dann nicht sofort.

CU Oliver
01.12.2009 15:26
Hey - oh, wow. Das ist ja super! Tausend Dank für die vielen, plastischen Antworten, das hilft mir wirklich sehr!!
Das Problem ist nur, dass ich jetzt noch viel stärkeren Drang verspüre, das selbst auszuprobieren...

Viele Grüße,
Sandy
..die sich noch heute eine abgemähte Weise und einen Trocken-Buddy sucht, um Sinneswahrnehmungen zu testen .. ;)
01.12.2009 19:17
Hi SandyKollm

ich nehem an, Du würdest geren tauchen lernen, hast aber mit den Ohren Problemen? Nue ein Tipp: Rufe doch mal in der Tauchersprechstunde bei Dr. Klingamnn, an: http://www.tauchersprechstunde.de/home Er ist einer der führenden HNO Spezislisten in D für Taucher. Wenn einer noch etwas für Dich tun kann, dann vielleicht er. Kontakt aufnehmen kostet ja nichts.
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