Bleigurt in 38 m tiefe verloren verursachte Tauchunfall in der Karibk vor ca. 3 Jahren und hätte auch tötlich ausgehen können, denn lest mal, was passieren kann, wenn man falsch reagiert! Ich habe mit vielen Tauchern diskutiert und was man besser lassen sollte und was man bei einem solchen Problem lieber machen sollte, beschreibe ich im untersten Abschnitt.
Andreas und ich hatten zur gleichen Zeit unseren Divemaster mit Erfolg in der domenikanischen Republik abgeschlossen. Ich hatte zu dieser Zeit mehr Tauchgänge (80) und er ungefähr 65 TG.
Wir haben in der Urlaubszeit fast täglich 3-4 TG durchgeführt, meistens nur zu Zweit am Hausriff der Tauchbasis, schließlich mußte Andreas noch TG sammeln.
Als wir nun unseren DM abgeschlossen hatten, wollte meine ehemalige Instructorin, die mich damals zum OWD ausgebildet hatte, mal sehen, wie gut ich geworden bin und wollte deshalb mit uns einen schönen Tauchgang durchführen.
Wir tauchten in einer Tiefe von 40 Metern und meine Nullzeit lt. Computer war bereits fast ausgelutscht. Ich informierte Andreas, daß wir aufsteigen und in höherer Tiefe dann mit den anderen Tauchern unseren Tauchgang fortsetzten sollten. Es kam von ihm ein klares OK.
Ich tauchte auf ca. 30 an einem schrägen Riff auf. Das dauerte vielleicht 10-30 Sekunden und ich drehte mich um, um zu sehen, ob bei Andreas alles OK war, doch leider konnte ich ihn nicht finden. Was ich dann allerdings sehen mußte, erschrak mich heftig - ich sah auf ca. 40-45 m Tiefe zuerst einen Bleigurt und dann eine Maske - von Andreas jedoch keine Spur.
Meine Reaktion in diesem Moment, da ich die anderen Taucher noch problemlos sehen konnte, Hilfe holen, schließlich war ja meine ehemalige Instructorin nicht weit weg und sie ist ja die best ausgebildete Person unserer Gruppe. Ich tauchte wieder ab und informierte meine Instructorin. Das dauert vielleicht 30 Sekunden. Diese selbst zeigte mir "HALT" an und informierte einen mittauchenden Divemaster, mit viel mehr Berufserfahrung und der wohl früher Marinetaucher war.
Ich wollte unbedingt mit meiner Instructorin aufsteigen, die hat mir das aber auch mit Recht verboten und so angezeigt.
Aufgetaucht ist der Divemaster (Erfahrung mehrere 1000 Tauchgänge). Alle anderen mußten in der Gruppe den Tauchgang in höherer Tiefe fortsetzen. Ich machte mir erhebliche Sorgen, was "oben" wohl los wäre und was wohl passiert sei und vor Allen Dingen erwartete ich das Schlimmste, zumal es mein Freund war und wir uns schon länger kannten.
In der Zwischenzeit war der Divemaster (dies vom späteren Hören) aufgetaucht und hat sich nach dem Befinden von Andreas erkundigt und ihn dann gefragt, ob er nochmals tauchen gehen könnte. Sie sind beide wieder abgestiegen - Luft war wohl noch genug vorhanden - und haben eine sehr langsame Naßdekompression durchgeführt. Wie sie wohl auch vom Divemaster mal gelernt worden ist.
Als wir nun als weiter tauchende Gruppe unseren Tauchgang beendet hatten, war an Board kein Andreas und auch der Divemaster war verschwunden. Der Kapitän ein Domenikaner konnte auch nicht viel erklären.
Wir warteten besimmt noch 5 Minuten an Board, als Beide wieder auftauchten. Andreas bekam dann Sauerstoff im vorderen Teil des Boats und später auch noch im Hotel. Es war alles gut ausgegangen.
Die übrige Gruppe wurde in den hinteren Teil des Bootes verbannt und zur Ruhe gebeten.
WAS WAR PASSIERT:
1. Die Schnalle, des Bleigurts, die schlecht verarbeitet war und nicht sauber im geschlossenen Zustand am Gurt anlag, hat sich durch ein rutschendes Bleistück (ohne Stopper) des Bleigurt bei der Schräglage von Andreas geöffnet. Dies konnte man am später geborgenen Bleigurt erkennen.
2. Andreas hat das Abrutschen nur bemerkt und festgestellt, daß er langsam auftreibt. Dies führte zu einer gewissen Unruhe in ihm.
3. Er meinte dann, der Auftrieb komme von der Weste und der Flasche und meinte, es wäre besser diese auszuziehen und dann die verbeibenden 3-5 Meter im Wasser mir nachzutauchen, um mit mir dann einen kontrollierten Notaufstieg am Oktopus durchführen zu können.
4. Beim Ausziehen des BCDs riß er sich versehentlich die Maske ab. Es entstand leichte Panik, BCD + Flasche hingen über ihm und die Panik war nun voll da. Nun ging die Fahrt wie in einem Fahrstuhl langsam (von 30 Meter) und immer schneller nach oben. Angeblich innerhalb von 1/2 Minute.
5. Das einzige, woran er nun nur noch dachte und was wir ja immer gut gelernt hatten, wenig einatmen und tief ausatmen.
6. Oben angekommen, wollte er Sauerstoff durch den Kapitän haben, doch der Domenikaner wußte nicht, wie die Ausrüstung verwendet würde und meinte auch, Andreas solle sie nicht zusammen bauen.
7. Dann tauchte der Divemaster auf und führte den Naßdekompressionstauchgang durch. In dieser Zeit war es höchst zweifelhaft, ob einer der beiden Dekokammern überhaupt einsatzbereit wären.
NASSDEKOMPRESSION: OB NUN GUT ODER NICHT DARÜBER LÄSST SICH SICHERLICH STREITEN!
Was man nicht tun sollte:
a) Niemals in DIESER Situation das BCD ablegen
b) Einen unsicher Bleigurt zu verwenden
Was man tun kann, wenn man den Bleigurt verliert:
a) Sofort alle Luft aus dem Jacket ablassen
b) versuchen in die Richtung des Bleigurtes zu tauchen, um ihn wieder an sich zu nehmen, sofern dieser erreichbar ist. Ob man dabei die 40 m überschreiten sollte, wenn man es vorher noch nie getan hat, ist natürlich fraglich.
c) Sich an Gegenständen festhalten, z.B. größere Steine oder Felsen
d) man kann auch gegen den Aufwärtstrieb schwimmen - bei dieser Tiefe sollte das kein Problem sein
e) man kann Steine oder andere Gegenstände aufsammeln und sie ins Jacket packen, um das Gewicht auszugleichen
f) schließlich kann man auch zu seinem Body gegenschwimmen und gemeinsam bei herausgelassener Luft aus beiden BCDs, problemlos aufsteigen
g) ist schon alles zu spät, kann man die Geschwindigkeit in jedem Fall durch eine waagerechte Position mit gespreizten Armen und Beinen bremsen und dabei nach unten gegenschwimmen
h) hat man einen zu schnellen Aufstieg, so ist es richtig, möglicht nicht zu viel einzuatmen, gerade so viel wie man braucht, aber möglichst versuchen alle Luft ohne Krampf aber gut auszuatmen - in keinem Fall aufhören zu atmen!
i) hat man einen viel zu heftigen Aufstieg in zu kurzer Zeit aus so extremer Tiefe hinter sich, dann ist es in jedem Fall ratsam, Sauerstoff zu sich zu nehmen, bevor es zu einer Dekokrankheit führt.
ZUM THEMA BLEIGURT:
Auf den meisten Tauchbasen, die ich bisher besuchte habe, werden überwiegend die Bleigurte verliehen, an denen die Gewichte aufgezogen werden. Diese bergen immer die Gefahr, daß Bleistücke verrutschen können.
Ich verwende deshalb lieber einen Bleigurt mit festen Taschen, in denen die Bleigurte nicht verrutschen können.
Die Gewichte sollten so ausgerichtet werden, daß sie möglichst nicht verrutschen können. Stopper helfen gegen das Verrutschen der Bleie an den Endseiten des Gurtes vor der Schnalle. Sind Stopper nicht verfügbar, so sollte der Gurt an der Außenseite jedes End-Gewichtes zwischen den Einführungen gedreht werden. Hierdurch wird ein Verrutschen unmöglich gemacht!
Außerdem ist absolut von Gurten mit Plastikschnalle (die Zähne geben meistens nach und der Gurt rutscht irgendwann durch) oder von Gurten mit Metallschnalle abzuraten, bei denen die Schnalle im geschlossenen Zustand nicht direkt am Gurt anliegt.
Ferner sollte der Gurt nach dem Abtauchen neu stramm gezogen werden. In 10 Metern Tiefe sind das bei mir bestimmt schon 1-2 cm, die ich nachziehen kann. Sitzt der Gurt fest, wird die Gefahr des Verrutschen des Gurtes erheblich vermindert.
Die Namen der Tauchbasis, der Instructorin und des Divemasters habe ich absichtlich nicht genannt, aber trotzdem bin ich Allen nochmals dankbar, daß durch die wohl richtige Handlung das schlimmste vermieden werden konnte.