Hallo Helmut,
mit Deiner Vermutung viele Taucher seien mit der "normalen Physik" schon überfordert hast Du vielleicht Recht. Trifft das auch auf Dich zu? Bisher hatte ich eigentlich in diesen Foren nicht den Eindruck.
Du schreibst, daß Du Tauchgänge bis 30-40 m sicher mit Luft machen kannst. Die Aussage ist nicht gänzlich falsch, sie hat nur einen Perdefuß: Tauchst Du einen Tag, dann stimmt das vielleicht noch. Der Mess- und Rechenfehler wird beim Tauchen mit Pressluft aber bis zu nächsten Tag mit durchgeschleppt, da Du morgens nicht entsättigt startes und addiert sich über die Tage auf. Dazu kommen im Urlaub noch andere Probleme, wie Dehydration, Schlafmangel, Alkohol... Die Liste läßt sich fortsetzen.
Machst Du die gleichen Tauchgänge mit Nitrox startest Du jeden Morgen ohne Restsättigung und schleppst auch keinen Rechenfehler mit bis zu nächsten Tag. Ein 14-tägiger Urlaub mit meiner Frau (Ich Nitrox, Frau Luft; gleiche Tauchgänge) hat mir die Unterschiede deutlich gezeigt. Nimm` doc bei Deinem nächsten Urlaub einfach mal einen Nitroxcomputer zusätzlich mit, dann wirst Du sehen, wovon ich schreibe.
Wenn Du in Deinem Zimmer eine 40%-Nitroxflasche abströmen läßt, und dann eine Kippe rauchst wird als einzige Konsequenz Dein Lungenkrebs dabei herauskommen. Ich möchte hier nicht über das Thema streiten, aber Leute, die Rauchen und Tauchen haben in Bezug auf Tauchmedizin und ein gesundes Verhältnis zu ihrem eigenen Dasein ein gestörtes Verhältnis. Das schließt rauchende Ärzte mit ein.
Wenn ein Nichttaucher eine Flasche Nitrox wegschnüffelt, passiert nichts! Wenn er es unter Wasser tut, hat er eine größere Überlebenschance als wenn er gar keine Tauchflasche dabei hätte.
In einem weiteren Punkt irrst Du: Es gibt jede Menge Studien zur Auswirkung von Sauerstoff auf den Körper und zum Einsatz von sauerstoffangereicherten Atemgasen. Forsch mal einfac ein bischen im Internet oder in der Literatur.
Natürlich hat Nitrox auch Nachteile: Ich kann zum Beispiel nicht mal eben schnell kurz einen Abstecher nach 50 m machen, aber sollte ich das mit Luft machen? Ich muß eine maimale Einsatztiefe einhalten, aber gibt es die nicht eigentlich auch mit Luft. Bei Luft begrenzt halt der Stickstoffnarkosegrenze den Tauchgang, bei Nitrox die Sauerstofftoxizitätsgrenze... Für den Taucher macht es keinen Unterschied, es gibt bei jedem GAs ein Grenze, die er einhalten sollte. Natürlich, es gibt Leute, die sind schon 70 m mit Luft getaucht. Es gibt auch Leute, die sind schon 60 m mit Nitrox getaucht und es gibt Leute, die haben einen Sturz aus dem 4 Stock mehr oder weniger unbeschadet überlebt. Kann man daraus ableiten, daß das jeder so machen kann? Wohl kaum.
Letztenendes ist es eine Frage der Statistik: Mit Nitrox passieren weniger Unfälle, insbesondere beim Dauerurlaubstauchen. Damit und mit den vielen anderen Verbesserungen über die letzten 25-30 Jahre sind die Unfallquoten dramatisch zurückgegangen.
Ähnliche Diskussionen gab es ja auch schon als die Auftribshilfen (Klodeckel, Jackets etc.) eingeführt wurden oder die Tauchcomputer oder die Finimeter oder die Oktopusse... Es gibt eben auch heute noch Leute, die im Vollgummianzug ohne Jacket nach Uralttabellen mit Bernoulli-Tiefenmesser und Eieruhr tauchen bis die Flasche leer ist und dann einen "schwimmenden Notaufstieg" als Mittel der Wahl sehen. Nur bei denen ist die natürliche Auslese schon weit fortgeschritten. Die trifft man nicht mehr so häufig. Alle anderen Taucher möchte ich gerne wiedersehen (Auch wenn da einige Chaoten drunter sind).
Grüße,
henri