Alles was nicht direkt zu den obigen Foren passt, findet hier Platz. Also Fragen zu den Verbänden, Vereinen, oder einfach allem was generell tauchspezifisch ist oder sonst einen Bezug zum Taucher.Net hat.

Muss "mein herzliches Beileid" wirklich sein?

Hallo,

ich weiß, dass das schon einmal erörtert wurde. Trotzdem möchte ich es noch einmal aufgreifen: Ich finde es etwas seltsam, wenn im Forum Tauchunfälle völlig fremden Menschen mit immer derselben leeren Floskel "...zunächst einmal mein herzliches Beileid" scheinbar kondoliert wird, um anschließend in eine laienhafte, weitgehend spekulative "Unfallanalyse" einzusteigen. Ganz zu schweigen davon, dass die Faktenlage in der Regel überhaupt viel zu dürftig ist, stelle ich mir vor, dass Angehörige oder Freunde Betroffener - wenn sie denn tatsächlich mitlesen sollten - gerade bei einem Beitrag nach dem üblichen Baumuster "Beileid-Spekulation-Moral" eher schmerzlich, zumindest aber peinlich berührt sein dürften.

Nur so als Denkanstoß,
viele Grüße,
CW
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HarryCMAS*** usw.
17.08.2006 20:12
unsere verstorbene kollegin jessica hatte das thema schon mal aufgegriffen!
http://www.taucher.net/forum/diversesShow.html?messageNummer=1353

harry
17.08.2006 21:22
@Coldwater
ich stimme dir zu. Mir kommt das ziemlich Pietätlos vor. Ich denke das Wort Heuchelei trifft dies am besten.

@Harry
und das war auch mit ein Grund, warum ich mich nicht in die Kondolenzliste von Jessika eingetragen habe. Ich denke, dass ich Jessika sogar mal begegnet bin (Bioseminar am Hitdorfer-See mit Biouli ? Fahrt vom See zum Schulungsraum in meinem Pkw ?). Ihr Tod war und ist traurig aber eine Begegnung und hin und wieder im Netz zu diskutieren machte mich nicht zu ihrem Freund, so dass mir (meiner Meinung nach) nicht zusteht ein Beileid auszusprechen.

Gut Luft und gute Nerven um eventuelle heuchlerische Beileids-Bekunder zu ertragen
17.08.2006 22:21
@Coldwater
muss, muss nichts. aber ehrliche gefühle sollten immer "erlaubt" sein.

@gerneTaucher
sag mir bitte, wann deiner meinung nach, "darf" jemand sein beileid anderen gegenüber aussprechen? bin nur ein "heuchlerischer beileids-bekunder"
17.08.2006 23:08
Kondolieren ist so eine Sache für sich. In einem Moment der Trauer reagiert jeder anderst. Ich z. B. möchte in so einem Fall allein sein und nicht durch, auch ernst gemeintes Kondolieren gestört werden. Ich werde aber sicherlich niemandem böse sein, wenn kondoliert und Mitgefühl gezeigt wird.
17.08.2006 23:13
@Kimani
Meiner Meinung nach, wenn du die Person gut kanntest, sie vorher nicht gehasst oder gemobbt hast und somit in der Lage bist ihr fehlen zu fühlen (Meinungsverschiedenheiten sind damit nicht gemeint). Meiner Meinung nach nicht, wenn du nur das Gefühl, des fehlen einer dir nahe stehenden Person, auf diese, dir nicht bekannten oder von dir vielleicht sogar gehassten Person, projizierst. Es gibt Menschen die Heuchelei spüren und merken. Dies führt zu innerem Stress. Das habe ich alles schon erlebt. Es bedarf nach meiner persönlichen Erfahrung viel innere Kraft, äußerlich ruhig zu bleiben und nicht zu platzten.

Ist dir diese Aussage ausfuehrlich genug um deine Frage zu beantworten?

gut Luft
18.08.2006 07:44
LEUTE:
Natürlich darf jemand sein Beileid aussprechen auch wenn er die betreffende Person nicht gekannt hat !
Es ist nicht nur das "gut kennen" von jemanden sondern es gibt Dinge die weit darüber hinaus gehen. So kann z.B. eine gleiche Gesinnung diese Beileidsbekundung auslösen oder das gleiche Hobby.

Taucher ertrunken im XXX See (schon der Gedanke: Du scheisse - da war ich ja gestern (vorgestern, letzte Woche, letzten Monat usw.) selber erst.

Gleichzeitig der Gedanke: Es ist nicht MIR passiert.

Ich arbeite schon geraume Zeit im Krankentransport -- davor und Nebenher im Bestattungsunternehmen.

Der Tod eines Menschen löst die dollsten Dinge aus. Ich denke wenn jemand sein Beileid ausspricht ist das durchaus annehmbar - und für die Angehörigen aufbauender als wenn niemand etwas sagt (es muss halt nur nicht direkt am Grab sein)

Wo ich beistimmen muss: Unfallanalyse könnte man durchaus weglassen - denn die geschätzten Meinung des unwissenden Autor´s kann man schlichtweg in die Tonne hauen. Hier dann lieber gar nichts - oder das was von offizieller Stelle gemeldet wurde umd das dann mit seinen eigenen Tauchgewohnheiten vergleichen und schauen ob man selber bei sich auch was verbessern kann .
guntherTL***
18.08.2006 07:54
Hallo,
hier mal die Eckpunkte die wir für das Unfallforum
umsetzen möchten:
Um die Struktur dieses Forums etwas zu strafen, möchten wir versuchsweise einige Regeln für die Freigabe ändern. Immer freigegeben werden:

- neue Informationen zum Unfallhergang
- neue Fragen die sich ergeben
- neue Lösungsansätze für das beschriebene Problem

nicht mehr oder nur in Ausnahmefällen wollen wir freigeben:

- reine Beileidsbekundungen (viele Angehörige haben immer wieder in Gesprächen den Eindruck erweckt, dass dies als nicht angemessen in unserem Forum erscheint)
- off Topic Beiträge
- Fragen und Beiträge die schon vorliegen

Dies ist zugleich auch unsere Achillessehen, da wir überwiegend die Freigabe neben unserer Arbeit, neben unsere Familie und neben dem Tauchen bewältigen, kommt es schon mal zu einem Stau in der Freigabeliste, so dass dort manchmal eine berechtigte Frage 5-10 mal auftaucht bevor diese Frage im Forum erscheint. Bitte seit etwas geduldig, teilweise kommen große Menge an Beiträge in sehr kurzer Zeit, und wir haben nur limitierte Kapazitäten.

Der Sinn dieses Forums ist es, aus den Fehlern lernen zu können, wir hoffen das diese Regeln
Ziel führend sind.

Grüße
Gunther
18.08.2006 08:00
Hallo,

ergänzend zu dem, was gerneTaucher schrieb: Stellt euch doch einfach vor, ihr würdet jemandem so nahe stehen, dass ihr ehrlich mit ihm fühlt. Würdet ihr diesem Menschen euer Mitgefühl über ein Nachrichtenforum aussprechen - von dem ihr nicht einmal wisst, ob er es überhaupt liest?

Weiter: Wenn ihr diesem Menschen persönlich gegenüber stehen oder ihm auch einen Brief schreiben würde, würdet ihr wirklich so kondolieren: "Zunächst mein herzliches Beileid. Warum war xy denn allein unterwegs ... hatte er keinen 2. Regler ... war schlecht ausgebildet"? So etwas ist nur hohl und verletzend.

Meiner Ansicht nach zeigt sich an solchem Kontext, wie gedankenlos die Beileidsbekundung in diesem Rahmen wirklich ist. Sie hat in einem Nachrichtenforum nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Schon gar nicht im Rahmen einer Unfalldiskussion.

Viele Grüße



DorisMittelschule (damals)
18.08.2006 08:16
Viele "Unfallanalysen" könnte man sicherlich weglassen, da gebe ich Dir recht. Aber wenn das Unfallforum zum Kondolenzforum wird barucht man es nicht mehr.

Ich bin ebenfalls der Meinung, dass kondolieren nicht hineingehört.
Der Unfall eines anonymen Menschen ruft höchstens einen Hauch Betroffenheit hervor, Leid spüren kann man aber nur, wenn einem jemand in irgendeiner Beziehung nahe stand.
Beileid oder Mitleid auszusprechen ohne es zu empfinden ist Heuchelei, nichts anderes. Aber es scheint halt wieder modern zu werden.

Dass man für sich versucht aus einem Unfall zu lernen steht auf einem anderen Blatt.
DorisMittelschule (damals)
18.08.2006 08:21
Etwas zu spät gesendet, ich antwortete auf Euregio
18.08.2006 14:54
Die grösste Zahl derer die ich in einen Sarg gelegt habe und vorweg abholte kannte ich nicht mal. Dennoch war es selbstverständlich den Angehörigen "Beileid" zu wünschen.

Das Beileid ist in meinen Augen nach wie vor ok - die dusseligen Fraagen - wie weiter oben erwähnt sollte man sparen.
18.08.2006 18:58
Coldwater,

ich habe dieselbe Auffassung wie Du. Ich finde die Beileidsbezeugungen im Unfallforum wirklich fehl am Platze aus all den von Dir bereits genannten Gründen. Im anonymen Internet von anonymen Personen Beileid für einen anderen anonymen verstorbenen Menschen aussprechen... wow, das hat was. Und mit dem nächsten Atemzug gleich wieder von Tauchtechnik, Ausbildungsstand, Anzahl TG zu fabulieren.

Also ich mache es kurz: ich von voll Deiner Meinung, Coldwater, und die Beileidsbekundungen empfinde ich als störend und kontraproduktiv.

Grüß`le vom Neptun
25.08.2006 11:00
Moin,
@Redaktion:
Ihr habt in diesem Thread dankenswerter Weise angekündigt, das Unfallforum etwas zu „straffen“:
<Zitat>
„Um die Struktur dieses Forums etwas zu strafen, möchten wir versuchsweise einige Regeln für die Freigabe ändern. Immer freigegeben werden:

- neue Informationen zum Unfallhergang
- neue Fragen die sich ergeben
- neue Lösungsansätze für das beschriebene Problem“
<Zitat>
Allerdings musste ich jetzt im Unfallforum im Thread „Vermisster Taucher Sorpesee“ (13.8.) z.B. lesen:
<Zitat>
„Es gibt kein vernünftiges Argument für das Solotauchen!

Nicht mit 8, wie unser Opfer,
nicht mit 120, wie armino.
auch nicht mit 1200 Tauchgängen!

Hier hilft keine Ausrüstung, keine innere Einstellung, nichts hilft Dir, wenn Du erbrichst, ohnmächtig wirst, Krämpfe bekommst, wenn Du zum ersten Mal in Deinem Leben eine Angststörung hast, einen Infarkt bekommst, Drehschwindel erleidest, in die Deko gerätst, irgendwo hängenbleibst oder SÄMTLICHE Ausrüstung versagt, und, und, und.„
<Zitat>
Mal abgesehen, dass dem Poster offensichtlich elementare Kenntnisse und Fähigkeiten fehlen, ohne die man allerdings tatsächlich nicht solo tauchen sollte (Deco ist kein Tauchzwischenfall sondern eine Standardprozedur, „Durch den Automaten kotzen“ ist zwar unangenehm, aber beherrschbar, Drehschwindel hat meist definierte Ursachen, die durch entsprechende Gegenmassnahmen kompensiert werden können, „Hängenbleiben“ ist per Tauchermesser oder Ablegen der Ausrüstung UW durchaus beseitigbar etc.)- ich kann nicht erkennen, was an dieser Philippika gegen das Solotauchen mit „neue(n) Informationen zum Unfallhergang“, „neue(n) Fragen die sich ergeben“ und „neue(n) Lösungsansätze für das beschriebene Problem“ zu tun hat. Da nützt auch das ad hominem
<Zitat>
„Schlussendlich interessieren uns doch hier die tatsächlichen Umstände, wie es dazu kam, das unser Sportkollege in der Sorpe gestorben ist.“
<Zitat>
nichts. Die tatsächlichen Ursachen wird der Forensiker finden- oder er wird sie nicht finden. Genau so, wie die Ursachen für das tödliche Verunglücken von Buddyteams auch manchmal aufgeklärt oder eben auch nicht aufgeklärt werden können.
Ich will weisgott keinem verwehren, seine persönliche Meinung zu irgendwelchen Unfällen frei und öffentlich zu äußern, selbst dann nicht, wenn diese Meinung von deutlicher Abwesenheit von Sachkenntnis geprägt ist, aber ich halte das Unfallforum für die absolut falsche Adresse dafür. Könnte, da das Unfallforum ohnehin moderiert ist, die Redaktion solche Diskussionsbeiträge nicht (ggf. unter gleichem Threadtitel) in ein passenderes Forum verschieben? „Ausbildung“ oder „Diverses“ böten sich hier an. Registriert zu sein sollte nicht das einzig ausschlaggebende Kriterium sein um in einem so sensiblen Forumsbereich seine Ergüsse verbreiten zu können.

Mit freundlichen Grüssen,

Hartmut
25.08.2006 18:19
Zum zitierten Beitrag schließe ich mich zwar auch Hartmut an, aber ein Doppel-Unfallforum (eins ethisch-moralisch sauber, eins dann mit gespiegelten Original-Unfallberichten und unbegrenzter Diskussionsbreite) ist unpraktikabel und verlogen. Wenn man sich auch über einen bemühten, gestelzten, nicht besonders kundigen Beitrag ärgert, bringt eine Verlagerung da ja wenig, und die Menschen sind nunmal verschieden.
Meinungsfreiheit, solange nicht nach mehrheitlicher Meinung Grenzen klar überschritten werden. Der Leser hat ja die Freiheit, die Beiträge für sich richtig einzuordnen.

Man könnte höchstens fragen, ob eine Diskussion von Unfällen überhaupt sinnvoll ist. Wer etwas nachdenkt, bekommt die Schlußfolgerungen auch alleine anhand der Originalnachricht hin, und baut die Schlußfolgerungen dann in anderen Foren nebenbei mit ein; z.B. in Ausbildungs- oder Ausrüstungsthreads.

Insofern der radikale Vorschlag von mir: In Unfallforen nur noch rein sachliche Unfallberichte und Ergänzungen von Augen/Ohrenzeugen usw. zulassen, und dort überhaupt nicht mehr diskutieren.
25.08.2006 21:31
@Flasche
wenn jemand meint, dass der Unfall auf Grund des Solotauchens zurückzuführen ist, kann er ja z.B. unter Ausbildung ein Forum über die Vor- und Nachteile von Solotauchen diskutieren.

Jemand der nur an Tatsachen bzw. an dem Müll der in den Zeitungen stand interessiert ist braucht dann nur unter TU zu sehen. Manch ein Verunfallter gibt vielleicht eher ein Tatsachenbericht ab, wenn er weiß, dass er danach nicht mehr durch den Fleischwolf gedreht wird.
28.08.2006 19:07
Hallo,

ich sehe das ganz ähnlich. Das grundlegende Problem ist, dass sich die "Diskussion" eines Unfallberichtes mangels der für eine korrekte Analyse unbedingt erforderlichen Details in den weitaus meisten Fällen völlig im Spekulativen bewegen muss. Die Kenntnis von ein, zwei Medienberichten ist für eine qualifizierte Diskussion keinesfalls ausreichend; dazu muss man nicht erst im Zeitungsbericht über die viel zitierte "Sauerstoffflasche" stolpern.

Brauchbare Ergebnisse zur Ursache liefert, wenn überhaupt, i.d.R. erst ein Sachverständiger. Und der erläutert das erst vor Gericht. Bis dahin tun die Beteiligten ohnehin meistens gut daran, in der Öffentlichkeit die Klappe zu halten. Also sind von dort auch keine brauchbaren Informationen zu erwarten.

Die Folge ist dann das, was regelmäßig im Unfallforum zu erkennen ist: Die "Ursachenforschung" bewegt sich zu einem ganz erheblichen Teil auf äußerst dünnem Eis. Wenn dann noch ein bedrückender Mangel an Sachkenntnis hinzukommt, ist es nur noch peinlich.

CW
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