Moin,
Wer nicht kontinuierlich messen will, sondern nur im “Verdachtsfall” ist mit Drägerröhrchen am besten bedient. (s. dazu die Kostenabschätzung unten). Im Gegensatz zu DirkH`s Aussage sind Drägerröhrchen für Wasserdampf, CO und CO2 durchaus für quantitative Messungen geeignet (meine Vergleiche mit Massenspektroskopie zeigten bei sachgemäßer (!) Anwendung Abweichungen deutlich unter 10 %). Die Ölröhrchen liefern nur einen Grenzwert (die Art des Öls muss bekannt sein), die KW- Röhrchen nur einen Summenparameter, der abhängig von der KW- Zusammensetzung ist. (KWs sind eine ziemlich große Stoffgruppe mit chemisch recht unterschiedlichen Eigenschaften.)
Dräger selbst bietet für seine Röhrchen das Atemgas-Prüfgerät Aerotest an. http://www.draeger.com/ST/internet/pdf/Master/De/systems/Aerotest_HP_de.pdf
Bei dem drägertypischen Preis
bietet es sich natürlich an zu versuchen, eine solche Messeinrichtung selbst nachzubauen.
Ich habe dabei folgende Erfahrungen gemacht:
Problematisch ist der Druckminderer. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal einen Druckminderer mit Flowmeter (wie z.B. http://www.nispel.de/50059398840b99924/aeroway015lmin/index.php), der auf einen konstanten Flow eingestellt wird. Bei genauer Einhaltung der Messzeit (Stoppuhr!) liefern die Röhrchen ein relativ genaues Ergebnis. Eine alternative Methode ist eine Laminardüse (Düse aus Rebreather oder – einfacher- eine „gequenchte“ (gequetschte) Stahlkapillare (z.B. am einfachsten und billigsten eine definiert gequetschte dünne Injektionskanüle- diese Methode der Druckminderung bzw. Flowkontrolle kommt aus der Vakuumtechnik). Eine solche Düse kann bei entsprechender Dimensionierung direkt an die 2. Stufe (=10 bar, Inflatoranschluss) angeschlossen werden. Diese Methode kommt ohne Messgerät aus und ist damit sehr einfach und robust. Problematisch ist die Abhängigkeit der Messgenauigkeit vom exakten Vordruck und der exakten Dimensionierung der Kapillare. Die Messgenauigkeit kann verbessert werden, wenn durch die „Abluft“ des Drägerröhrchens ein Luftballon geeigneter Größe aufgeblasen wird, dessen Durchmesser überwacht wird.
Die spezifischen Probleme der einzelnen Methoden:
Der Druckverlust am Drägerröhrchen liegt, je nach Art, bei einigen 10mbar und steigt meist über die Messzeit an, d.h. bei konstantem Vordruck sinkt der Durchsatz mit der Messzeit. Dräger hat diesen Effekt bei seinem Aerotest über die Kalibrierung neutralisiert, bei selbst gebauten Geräten kann es hier zu Verfälschungen kommen. Am störungsunanfälligsten ist noch die „Luftballonmethode“, da das durchgeflossene Gasvolumen (auf das es eigentlich ankommt) damit direkt gemessen wird. Problem ist hier aber die Messgenauigkeit des Volumens (R^2-Abhängigkeit des Volumens, Unrundheit des Ballons). Düsen können durch Rost- bzw. Aluminium(hydr)oxid verstopft oder aufgeschmirgelt werden. (Eine 2 µm Saphierdüse sah nach dem Durchlauf von 800l mit Al203 beladener Druckluft bei 12l/min wie ein Bombentrichter aus
). Besonders der „Trimix francaise“ (Wasser+Öl in der Luft) kann sich in Druckminderern und Flowmetern wie auch in den üblichen MD- Schläuchen erstaunlich lange halten. Bei meinen Versuchen konnte nach der Kontamination des Druckminderers durch eine Flaschenfüllung (12l/200bar) von mit 100ml Wasser/10ml Kompressoröl „angereicherter“ Luft noch nach dem Durchlauf zweier weiterer, sauberer Flaschen Öl und Wasser mit dem Drägerröhrchen nach dem Flowmeter nachgewiesen werden....
Zu den Kosten: Ein Druckminderer+ Flowmeter kostet ab etwa 170€, einschl. Adapter etc. sollten also mindestens 200€ eingeplant werden. Für die Düsen muss eine Halterung angefertigt werden, Kosten hier (Herstellung+ Druckluft-Normteile+ Adapter) ca. 120€. Die Kosten für die Düsen hängen von der Art ab, Kanülen sind Pfennigkram, (nur definiert quenchen muss man sie können
), Saphierdüsen nach meinen Recherchen ab ca. 80€.
Drägerröhrchen kosten je nach Typ und Anbieter zwischen 3.50 € und 8 € pro Stück, sind meist aber nur in Zehnerpackungen erhältlich.
Um Fragen zuvor zu kommen: Ja, ich besitze selbstgebaute Luftprüfgeräte mit Drägerröhrchen, sowohl auf Flowmeter- wie auch auf Düsenbasis. Nein, ich verkaufe weder Geräte noch Bauanleitungen. Für Flowmeter- Geräte ist das zu trivial (es müssen nur Flowmeter und Adapterstück gekauft werden, das Drägerröhrchen kann mit einem kurzen Stück Silikonschlauch an die Olive des Flowmeter- Abgangs angesteckt werden- wer das nicht allein kann, sollte sowieso die Finger davon lassen), für Düsengeräte ist mir die Sache aus rechtlichen Gründen zu heiß- wer einmal ein Kanülenstück mit 10 bar- Druckluftantrieb
im Freiflug erlebt hat, wird wissen warum. Falls genügend Interesse besteht könnte ich bestenfalls bei einem Druckminderer- Hersteller anfragen lassen, ob eine Charge 200bar/0,5bar Druckminderer mit Stickstoff- Flowmeter und G 5/8-Zoll Anschlussgewinde gefertigt werden kann (die gibt es nämlich so nicht). Ich könnte mich eventuell auch noch breitschlagen lassen, gegen Kostenerstattung und Porto Drägerröhrchen- Sets (Wasserdampf, CO, CO2, Öl) zusammenzustellen- aber das war’s dann auch ....
Zu elektrischen Messgeräten: Ich kenne kein Gerät, das CO unterhalb 30µl/l und/oder Wasser unterhalb –40° TP ohne Dreipunktkalibrierung zuverlässig(!) misst und weniger als etwa 500€ kostet.
Hartmut
BTW: Ich halte die Problematik der Luftgütekontrolle für ausgesprochen wichtig, wie auch die letzten Unfälle mit (vermutlich) schlechter Luft zeigen. Ein Luftgüteprüfgerät zu moderatem Preis (<150 € ohne Verbrauchsmaterial) zu entwickeln und zu fertigen wäre sicher sehr verdienstvoll (in beiderlei Bedeutung
) und wer das als Hersteller ernsthaft in Angriff nehmen möchte, kann sich meiner fachlichen Unterstützung (im Rahmen meiner Möglichkeiten) sicher sein.