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Mittelmeer: unbekannte nesselnde Quallen

Wir waren gerade auf Elba; Tauchgänge bei Omnisub/Nähe Porto Azzuro.
Je nach Windrichtung treten dort (und anscheinend auch an vielen anderen Stellen auf Elba) mehr oder weniger rotviolette Quallen- ca. Kinderhand-gross- auf. Und in Gesellschaft waren auch ein paar gleichgrosse, bräunliche Quallen.
Nach Auskunft von Ortskundigen: Trend zunehmend.

Wahrscheinlich bin ich von einer der violetten Quallen angenesselt worden- war wie ein elektrischer Schlag, gefolgt von dauerhaftem Brennen. Hinterliess eine deutliche Schwellung, die selbst nach drei Wochen noch bemerkbar ist. Behandlung: mit Essig abgewaschen. Angeblich soll auch Ammoniak helfen (und anschliessend Fenistil oder sogar Cortison??).
Mich interessiert: welche Qualle ist das? Wie behandeln?
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27.07.2008 11:47
Bei dieser Qualle handelt es sich vermutlich um die Leuchtqualle ("Pelagia noctiluca"). Sie kommt im Mittelmeer immer mal wieder sehr häufig vor. Bei genauerem Hinsehen ist sie violett gefleckt, Sie besitzt 4 dickere Mundarme und zahlreich, meist längere fadenförmige "echte" Tentakeln, die auch mit Nesselkapseln bewehrt sind.

Auch die Verletzung, die Du beschreibst, passt auf eine Leuchtqualle. Die Schwellung/Rötung heilt oft nur sehr langsam ab, das habe ich selbst auch schon erlebt. In schweren Fällen können sogar Narben und Pigmentveränderungen zuückbleiben.

Leichte Vernesselungen bedürfen keiner besonderen Therapie. Ersthelferisch wird mit Salzwasser abgespült. Nur bei großflächigen Verletzungen sollte ein Arzt konsultiert werden. Allerdings denke ich, dass es dann eher um akute Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme geht.

Wenn die Wunde nicht mehr an sich schmerzt (sondern z.B. nur beim/nach Kratzen oder sonstigem Stress) würde ich es einfach (wie gesagt langsam) ausheilen lassen. "Harmlose" Salben wie Fenistil-Gel unterdrücken den Juckreiz, fördern die Heilung aber nicht (höchstens subjektiv ein wenig, eher Placebo-Effekt). Vergleichbar mit Insektenstichen. Cortisonhaltige Salben hemmen die Entzündung und lindern vorhandene Beschwerden, helfen beim eigentlichen Heilungsprozess aber noch weniger. Übrigens: Weil du sagst "sogar Cortison": Es gibt nicht verschreibungspflichtige Salben mit Cortison-Wirkstoffen. Die Dosierung ist so gering, dass "Cortison-typische", gefürchtete Nebenwirkungen quasi ausgeschlossen sind. Die muss man nur fürchten, wenn man langfristig Tabletten schluckt.

Wenn du wirklich noch Beschwerden hast, geh einfah mal zum Arzt, in ganz schlimmen Fällen auch zum Hautarzt. Von Ammoniak würde ich abraten , es sei denn auf ärztliche Weisung und Rezept.

Gute Besserung
Biodiver
Kölle AlaafPADI - DM,SSI-MD ...
27.07.2008 14:28
ja: ist die Leuchtqualle !
05.08.2008 11:10
Ammoniaklösung ist stark alkalisch = ätzend

Bitte die Finger von solchen Versuchen
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
06.08.2008 19:21
Lesenswerte Threads zum Thema:

http://www.taucher.net/forum/Vernesselungen_mit_Quallen_-_Essig_oder_nicht__div2482.html

http://www.taucher.net/forum/Vernesselt_von_Quallen_im_Mittelmeer_medi1900.html

http://www.taucher.net/forum/bioShow.html?messageNummer=2022
19.08.2008 15:05
Ich bin vor drei Wochen auch erwischt worden, die Beschreibung von Eps passt. Jetzt ist es noch etwas dick und rot und juckt hin und wieder. Was mich wundert: Der bei mir betroffene Bereich ist viel größer als die Größe der Leuchtqualle beschrieben wird. Man kann richtig "schön" den Quallenkörper auf meinem Oberkörper erkennen, der ist etwa so groß wie eine ordentliche Männerhand.
Nun meine Frage: Kann ich den Heilungsprozess unterstützen, so dass die Gefahr der bleibenden Narben / Pigmentveränderungen unterbunden wird? Dexpanthenol? Nabencremes????
Ich bin dankbar für jegliche Hinweise!!!
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
01.08.2009 12:51
Es mehren sich im Moment die Hinweise, dass die bisher bei Giftfischverletzungen empfohlene WÄRME-Therapie (lokal und auf 10 Sekunden begrenzte Hyperthermie bis max. 55 Grad) auch bei Vernesselungen eine erfolgreiche Schmerztherapie sein könnte. Mehr dazu sicher in Bälde. Sicher macht man bei heutigem Wissenstand nichts falsch, wenn man NACH dem erfolgreichen Entfernen der Nesseln, NACH dem Spülen der Wunde mit der entsprechenden Reagens (resp. Sand-Methode, Rasierschaum), dann noch ein "Wärmebad" der betroffenen Stelle nachlegt, ganz analog der Methode bei "Giftfischverletzungen". Wichtig: kurz (nicht länger als 10 Sekunden, und nicht heißer als 50, absolute Obergrenze 55 Grad) Kann sein, dass es kurzzeitig heiß und schmerzhaft wird, aber der Schmerz sollte auf Dauer nachlassen. (Das hat nichts mit der Denaturierung der Gifte zu tun, viel eher mit der Unterbindung der Histaminausschütttung! Nicht das die Diskussion bzw. Märchenstunde jetzt hier wieder losgeht!).
Es wäre gut, wenn jemand der das hier liest und anschließend vernesselt wird, diese Wärmemethode mal anwendet und hier berichtet. Am allerbesten jemand, der zwei Vernesselungen erlitten hat, und einmal "nur spült" und die andere Wunde "spült und erwärmt"!
07.10.2009 19:07
Ich habe letzte Jahr zwar keine Vernesselung, aber einen massiven Stich durch deine der Brustflossen eines großen Welses (Catfish) in den USA Spaß gehabt. Die Flossenstrahle hat meine Hand ganz durchdrungen, die Tiere haben 1. Widerhaken an den Flossenstrahlen (Kombizangentherapie) 2. eine Giftkanüle im Knorpel. Meine Hand wurde binnen Minuten blau bis zum Ellenbogen, mir war schlecht und ich war desorientiert. In einer nahegelegen Hütte wußte man Rat: Heißes Wasser (bis zur Grenze der Erträglichkeit) über den Arm laufen lassen für mind 15 min und ich war nach 30 min wieder völlig auf den Beinen. Also zumindest für proteinbasierte Fischgifte ist es sehr geeignet.

PS: Der Catfish war ausgezeichnet und ich habe die herausgezogene "Gräte" von 8 cm Länge in der Küche an der Wand.
Bio-UliDipl.Biologe, TL****
07.10.2009 23:34
Dein "Catfish" hat mit Quallen nu wenig zu tun. Ist aber trotzdem ne schöne Geschichte. Und bei dem Stich wäre wohl jedem schwarz vor Augen geworden, allerdings nicht wegen des vergleichsweise schwachen Welsgiftes, sondern wegen Schock und Schmerz. Nochmals: die erfolgreiche Denaturierung von proteinbasierenden Giften mit Hyperthermie ist bis auf wenige Ausnahmen in der Praxis ein Mythos. Wie oben ausgeführt: unterbunden wird so die Histaminausschüttung.
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