Tauchmedizin ist ein sehr interessantes Thema. Über alles rund ums Thema Gesundheit und Tauchen kann hier ausgiebigst diskutiert und geschnackt werden. Sehr kompetente Antworten sind garantiert - denn viele Mediziner besuchen dieses Forum.
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Mittel gegen Übelkeit?

Geändert von jschausten,

Hallo zusammen!

Für nächstes Jahr ist (erstmals) eine Tauchkreuzfahrt geplant. Da meine Freundin aber hin und wieder Probleme mit Übelkeit auf dem Boot hat, stellt sich die Frage:

Was könnt Ihr an Medikamenten gegen Übelkeit / Seekrankheit empfehlen?

Vorab vielen Dank für Eure Mithilfe und Beiträge!!

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PerkedderCMAS**/DTSA**
31.03.2023 10:09
Stugeron. Liegt auf Safaris in Ägypten normalerweise immer bereit. (In Deutschland kriegt man das wohl nicht, habe ich aber auch noch nicht versucht.)
AnkouVielleicht
31.03.2023 10:14
Ingwer in Stücke schneiden, ab in den Tee oder Wasser.
Kein Alkohol, keine sprudelnde Getränke.
Dominik_Emind is like parachute
31.03.2023 13:13

Stugeron bekommt man in Deutschland nicht ohne Rezept; das hat ja tatsächlich manchmal sogar verstehbare Gründe. Weder ist es klar, dass jemand nach Einnahme z.B. tauglich ist so ohne weiteres am Straßenverkehr teilzunehmen (unter Wasser atmen klappt ja aber offensichtlich meistens, im Gegensatz zur Autobahn ist Tauchen eben kein Risikosport), noch ist klar, ob so ganz generell die Einnahme gegen etwas das ärgerlich aber nicht bedrohlich ist (Seekrankheit) überhaupt eine gute Idee ist: Cinnarizin steht im dringenden Verdacht, ein Faktor bei der Auslösung von Parkinson zu sein(!):

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0028390898002330?via=ihub

Es überrascht mich immer wieder, wie krass hier und anderswo diskutiert wird wenn jemand mit einem kleinen medizinischen Risikofaktor für sich die Entscheidung treffen möchte, dann doch tauchen zu gehen. Und wie unbesorgt dann Dinge mit möglicher Weise lebensverändernden Spätfolgen eingeworfen werden.

Kurz: ich würde zu aller erst mal nicht pharmakologische Dinge probieren, guten Ort auf dem Boot suchen, Blick an den Horizont, sich Zeit geben zur Gewöhnung. Und wenn das nicht reicht *gut nachdenken* bevor ich nähme was auf dem Boot so rumliegt...

31.03.2023 13:32Geändert von AMV29,
31.03.2023 13:33

Ergänzend zu Dominiks Beitrag möchte ich noch sagen, dass ich immer wieder "überrascht" bin wie schnell Menschen mit der Empfehlung von Medikamenten sind, ohne wirklich zu wissen, was sie bewirken und ob der andere Mensch vielleicht bereits Medikamente nimmt, die so GAR NICHT mit der Empfehlung zusammen eingenommen werden sollten.

Viele von uns hier machen regelmäßig eine Fortbildung/Auffrischung im Bereich Erste Hilfe. Also im Grunde alle ab Stress+Rescue / Rescue Diver. Bei den Kursen, die ich besuche, wird mir jedes Mal sehr deutlich davon abgeraten, anderen Menschen Medikamente zu empfehlen oder gar zu reichen / zu verarbreichen. Selbst sowas vermeintlich banales wie Kopfschmerztabletten würde ich nicht weitergeben oder weiterempfehlen, weil: keine Ahnung.

IvoryAOWD DTSA**
31.03.2023 13:36
In Ägypten ist das mitunter ziemlich Krass. Wir waren schon auf Booten wo Pillen (keine Ahnung was) verteilt wurde gegen Seekrankheit und die haben dann regelrecht versucht mich zu überreden das Zeug einzunehmen. Meine Ablehnung sei sowas wie falscher Stolz und ich solle mir und dem Rest der Gruppe einen Gefallen tun... Da bin ich dann mal kurz bestimmt geworden.
31.03.2023 13:46Geändert von Ky10,
31.03.2023 13:47
@ Dominik: hast du den kompletten Artikel oder einen Link dazu?

Bitte nicht Parkinson mit medikamtenteninduziertem Parkinsonoid verwechseln, das sind zwei völlig unterschiedliche Erkrankungen!

In Deutschland ist Stugeron (Cinnarizin) nicht als Monotherapie erhältlich, Arlevert, also Kombi mit Dimenhydrat ist hier auch erhältlich.

Langzeitschäden bei der Behandlung sind mir nicht bekannt.


Dominik_Emind is like parachute
31.03.2023 13:58
Ja war natürlich nicht präzise, klar ist das dann medikamenteninduzierter Parkinsonismus. Tut mir Leid für den inkorrekten Ausdruck! Was allerdings auch nichts daran ändert, dass die Betroffenen ein Leben leben das dramatisch anders ist als ohne das Problem. Nur weil uns einzelnen keine Langzeitschäden bekannt sind, heisst das ja wie immer leider nicht viel. Siehe z.B.:

https://movementdisorders.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/mds.870120119

dessen Abstract vielleicht schon indikativ ist:

"Clinical assessments were carried out before drug discontinuation and twice thereafter over a period lasting ≤7 years. None of the patients showed a full recovery of extrapyramidal signs, indicating that the long-term prognosis of the parkinsonism is less benign than previously reported."

Das PDF von Terland / Flatmark schicke ich Dir per PN, es ist aber natürlich keine Studie der Häufigkeit von Nebenwirkungen, sondern diskutiert einen -- für mich plausibel klingenden -- Mechanismus der zur Vorsicht mahnt.


Dominik_Emind is like parachute
31.03.2023 15:10
Achso, der andere Punkt: ich schrieb ja rezeptpflichtig, das ist Arlevert ja offensichtlich auch.

Dimenhydrinat gehört auch so zu den Dingen, die ganz bestimmt die Fähigkeit eines Tauchers auf plötzliche und problematische Herausforderungen zu reagieren massiv verbessern, so wie generell auch die optische und akustische Warnehmung perfekt an der Realität ausgerichtet zu halten...immerhin ist das alleine aber natürlich ohne Rezept erhältlich. Vielleicht möchte ich den Teilsatz mit den manchmal verstehbaren Gründen doch zurücknehmen, ich überlege mal noch... *scnr*
AnkouVielleicht
31.03.2023 15:23
Nach den die medizinische Abteilung das ganze jetzt zerissen hat, um was geht es den genau.
Wenn es "nur" um kotzen bei Seegang geht, dann ist das ein Kommunikationsproblem zwischen dem Gleichgewichtssinn, Gehirn und Augen. Das gibt sich im Regelfall nach Gewöhnung und für Beginner wäre vielleicht ein größeres Boot und ein ruhiges Gewässer zu empfehlen. Das ist das Rote Meer nicht unbedingt, da kann es schon kacheln.
Ansonsten, kein fettiges Essen, keine Milch, kein Alkohol, kein Sprudel, Kamillentee, Ingwer, vielleicht auch Globuli, (Schnappatmung jetzt) Coccolus D12 wegen des Plazeboeffektes oder des Glaubens.
Wenn es wirklich nicht geht, gibt es erstmal freiverkäufliche Reisetabletten für Kinder, falls das nicht wirkt, verschreibungspflichtiges Zeug bei dem sich immer die Frage nach der Verträglichkeit stellt.
Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit Ingwer gemacht, ob Plazebo oder Wirkung ist mir egal.

31.03.2023 15:35Geändert von kwolf1406,
31.03.2023 15:37
Die gleiche Diskussion gilt für Tabletten gegen Durchfall. Die ägyptischen Wundertabletten fördern m.W.zumindest eine Antibiotikaresistenz.
Ich halte es da lieber mit Zurückhaltung offener, ungekochter Speisen und mit Tannacomp (wird nicht resorbiert), wenn's im Gedärm rumort.
blueskies_up_aheadAOWD, Rescue
31.03.2023 15:39
Ich habe mal interessiert mitgelesen, da mich gestern genau dieselbe Suche hier her geführt hat. Ich hatte in einem älteren Thread etwas von Zintona gelesen, das wohl Ingwer beinhaltet und scheinbar frei käuflich ist. Aber wie gesagt, der Thread war schon älter. Ist das Zeug immer noch zu empfehlen?

Ich kann nicht genau sagen, ob mir übel wird, aber kleines Boot, das über Brandung brettert als gäb's kein Morgen, das war definitiv nicht mein Ding, wie ich in Ägypten festgestellt habe ;) Nun würde ich vorsorglich gerne was mitnehmen in den nächsten Urlaub und vielleicht auch vorsorglich einnehmen, bis ich einschätzen kann, wie mein Magen das alles findet. Da wäre mir natürlich ein halbwegs sanftes und verträgliches Mittel ohne nennenswerte Nebenwirkungen lieber. Bei Globuli bin ich aber raus ;)
IvoryAOWD DTSA**
31.03.2023 15:45
Naja Prävention ist natürlich erste Wahl aber wenn Pharaos Rache dich heimsucht, dann bleiben halt nicht mehr viele Möglichkeiten. Antinal oder alle Lebensgeister entweichen durch die wunde Rosette.




AnkouVielleicht
31.03.2023 15:47
Naja Kwolf, das tut jedes Antibiotika irgendwie und wenn dich Ramses Rache richtig erwischt, dann bist du wirklich völlig leer und vielleicht auch froh wenn es aufhört. Das cock it, peel it or forgot ist gilt ist in Afrika usw. ist völig klar. Keine Eiswürfel, keine Gläser usw usw.


IvoryAOWD DTSA**
31.03.2023 15:49
Wie unterschiedlich man das empfinden kann... Ich finde das Mega geil mit einem Zodiak über die Wellen zu knattern. Nur wenns irgendwann anfängt im Steiß zu schmerzen weil das Aufschlagen auf den Wellen zu heftig ist, wirds mir zu viel, aber schlecht wurde mir bei sowas noch nie. Auch nicht auf dem Tagesboot auf dem roten Meer wenn der Horizont mehrere Meter hoch und runter wandert. Ich finde das irgendwie entspannend und liege dabei gerne in der Sonne.

Ich habe nur ein einziges Mal Seekrankheit ermpfunden und das war auf einer Fähre auf dem Kanal zwischen Calais und Dover bei Windstärke 12. Das war nach ein paar Stunden echt nicht mehr schön.
AnkouVielleicht
31.03.2023 15:58
Jeder empfindet anders Ivory, ich kennen Meschen denen schon beim entern im Hafen schlecht wird. Mir ehr später als früher, aber so richtig die Fische habe ich erst einmal gefüttert. Hohes Dolbord, viel Seegang bei Brest, Umziehen im knien auf Decke und dann einen Schwaden Diesel ins Gesicht, ich hatte viele Fischfreunde..........
blueskies_up_aheadAOWD, Rescue
31.03.2023 16:10
@Ivory: ich mag das Gefühl des freien Falls nicht. Höher als vom 3m Turm bin ich früher nie auch nur halbwegs freiwillig gesprungen, und auch der Schritt vom Jetty bei niedrigem Wasserstand hat mich Überwindung gekostet. Da ist so 'ne flotte Zodiakfahrt logischerweise nicht so ganz meins. Von wegen man soll den TG entspannt beginnen... Wenn ich mich dran gewöhnen könnte wär das natürlich fein. Ich würde ungern nur Land TG machen. Aber bis dahin kann es ja nicht schaden wenigstens dem Magen etwas Unterstützung zu gönnen.
31.03.2023 16:27
Nunja, ein Antibiotikum regulär in definierter Menge eingenommen über die vorgeschriebene Zeit, verursacht kaum Resistenzen, weil alle Keime ja abgetötet werden. Anders die geringen Dosierungen und unkontrollierten Applikationen, wie bei Durchfalltabletten auf Reisen. Wenn es wirklich schlimm wird, bin ich mehr dafür, den Darm still zu legen (Immodium).
XlendidiverCMAS ****
31.03.2023 19:46
Von Seekrankheit zu Durchfall .
Und keine wirkliche Empfehlung aus Erfahrung.
Viel Lob an die hier anwesende tauchärztliche Vereinigung.
AnkouVielleicht
31.03.2023 19:50
Nöh, Nöh, alles muss raus. Iberogast ist ganz hilfreich, was mit Paracetamol zur Beruhigung, Buscopan plus, oder so
MySig... Hit and Run ...
31.03.2023 21:27
Zintona... Kann ich nur empfehlen. Ich bin normalerweise auch ziemlich schnell seekrank, aber mit Zintona ist alles tip top. Ist natürlich, weil Ingwerextrakt.
Sind frei erhältlich, auch in Deutschland.

Hier findest du weitere Infos: https://www.zintona.at/
GarfiSchnorchelabzeichen
31.03.2023 23:00Geändert von Garfi,
31.03.2023 23:02
Also um mal zum Thema zurückzukommen:
Es gibt diese Kaugummis: Superprep. Wurden von uns auf Segelbooten erfolgreich eingesetzt. Nicht beim Tauchen. Liest man die Packungsbeilage, verbietet sich das Tauchen in Kombination mit diesem Mittel. Hilft (bei meiner Frau) aber definitiv.

Es gibt aber auch Kaugummis mit hochdosiertem Vitamin C. Das soll auch helfen und wird jetzt auch bei der deutschen Marine getestet. Wie ich das sehe, wäre dies problemlos mit der Taucherei vereinbar und es gibt wohl auch keine größeren Nebenwirkungen (wenn man das Zeugs nicht über einen längeren Zeitraum verwendet). Ob die wirklich helfen, kann ich allerdings nicht sagen. Ich selber war noch nie seekrank, kann jedoch über die leidvollen Erfahrungen meiner Frau berichten. Aber ob ein bestimmtes Mittel tatsächlich hilft, ist sowieso individuell.
SpaetberufenerMaster Scuba Diver
31.03.2023 23:20
Superpep enthält Dimenhydrinat, also vereinfacht gesagt alter H1-Blocker, der zentral wirkt. Bei allen zentralwirksamen Medikamenten gegen Übelkeit ist ärztlicher Rat vor der Einnahme empfehlenswert.
MySig... Hit and Run ...
01.04.2023 06:36
@blueskies: Kein Problem! Ich war anfangs ziemlich skeptisch, wurde dann aber extrem positiv überrascht. Einfach mal probieren.
01.04.2023 07:49
Es ging mir um die leichtfretige Selbstmedikation auf Rat von anderen Laien.
Mir hat Ingwer, Zintona, gut geholfen. Das hatte aber nur milde Probleme. (Das kann man empfehlen, weil Ingwer ein Lebensmittel und zumindest kurzfristig unkritisch ist.)
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