Kroatien – Erfahrungsbericht Juli 2003 – Abzocke pur!!!
Also zunächst muss ich mich mal outen:
Ja, ich habe die kroatische Abzocke mitgemacht und die Gebühr für Individualtauchen in Höhe von 2´400 Kuna (€ 330,-) bezahlt und mit mir noch fünf weitere Personen. Macht zusammen 14´400 Kuna (€ 2000,-) für den lieben kroatischen Staat.
Warum? Ganz einfach: Wir haben bereits im November letzten Jahres zu sechs Personen ein Boot gechartert und konnten vom Chartervertrag nicht zurück treten. Also haben wir in den sauren Apfel gebissen, da wir nicht aufs Tauchen verzichten wollten.
In den Vorbereitungen für den Urlaub haben wir uns die neue Tauchgesetzgebung ausgedruckt und festgestellt, dass dort der komplette Artikel 11 gestrichen ist. Dieser Artikel enthielt die Tauchverbotszonen (z.B. die Zonen um die Inseln Vis, Bisevo, Lastovo sowie verschiedene Wracks). Da dieser Artikel gestrichen wurde erkundigten wir uns beim Hafenkapitän in Rijeka, bei dem wir auch die Genehmigungen kauften, ob wir denn nun in diesen Zonen tauchen dürfen. Er hat dies bestätigt und uns die neuen Bestimmungen gezeigt, die mit dem von uns mitgebrachten Exemplar Punkt für Punkt übereinstimmten. Also beschlossen wir, diese Inseln einmal zu besuchen, da wir diese Tauchgebiete noch nicht kannten.
Auf der Insel Bisevo angekommen hetzte uns sofort ein Einheimischer die Polizei auf den Hals, als er unsere Tauchflaschen und die deutsche Flagge am Boot sah. Er sagte, wir müssten mit einer Tauchschule tauchen. Dass wir Genehmigungen hatten, wollte er gar nicht hören. Nach einiger Zeit kreuzte dann tatsächlich die Polizei auf und überprüfte sämtliche Papiere, die wir wohlgeordnet mit uns führten. Sie waren nicht schlecht erstaunt und lobten uns dass wir alle Papiere vollständig dabei hatten. Bei dieser Gelegenheit fragten wir auch die Polizisten noch einmal, ob wir um die Inseln Vis und Bisevo tauchen dürften. Die Polizisten vergewisserten sich nochmals per Telefonanruf in der Zentrale. Die Antwort: Ja, kein Problem. Sie gaben uns dann noch einen Tipp für einen besonders schönen Tauchplatz, den wir doch mal besuchen sollten.
Am nächsten Morgen planten wir einen Tauchgang vor der Stadt Komiza auf der Insel Vis. Dort begegneten wir dem Tauchschiff der Basis „Manta Diving Center“ auf Vis. Der Tauchleiter keifte uns gleich an wir müssten eine Genehmigung haben. Wir wiesen ihn freundlich darauf hin, dass wir bereits von der Polizei kontrolliert wurden und alle Papiere in Ordnung seien. Davon wollte er nichts wissen und wollte unsere Papiere sehen. Wir sagten ihm dass er zu einer Kontrolle nicht befugt sei und er könne ja noch mal die Polizei rufen. Was er auch tat.
Kurz darauf kreuzte der zuständige Hafenkapitän auf und sackte alle Tauchgenehmigungen ein. Wir staunten nicht schlecht, hatten wir uns doch an verschiedenen Stellen über die Rechtmäßigkeit unseres Handelns erkundigt. Abends sollten wir diese abholen in der Hauptstadt, was für uns einen Umweg von rund 20 Seemeilen bedeutete. Im Büro des Kapitäns zauberte dieser eine lokale Bestimmung aus dem Ärmel, wonach das Tauchen um dien Inseln Vis, Bisevo usw. verboten sei. Wir hielten unsere Bestimmungen dagegen. Er wies uns mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf den „Gummiparagraphen“ in den Bestimmungen hin, wonach „Tauchen mit der Individualtauchgenehmigung überall dort erlaubt ist, wonach es nicht durch lokale Bestimmungen verboten ist“. Heisst soviel wie: Jeder Möchte-gern-Scheriff kann anscheinend jederzeit einen Tauchplatz zum Kulturgut erklären und dann eine Strafe von 2´000 Kuna (pro Person!!!) verlangen. Nebenbei bemerkt brauchte er fast 24 Stunden um die Sache zu Ende zu bringen während denen wir selbstredend dort im Hafen festsaßen. Und die treibende Kraft dahinter war die örtliche Tauchbasis, die während unseren Verhandlungen über die Unrechtmäßigkeit der Strafe im zehn-Minuten-Takt dort anrief und fragt ob wir denn schon bestraft worden sind. Aus den Telefongesprächen, bei denen wir anwesend waren, konnte erkannt werden dass der Basenbesitzer unbedingt erreichen wollte dass wir 6x2´000 Kuna bezahlen, da wir ja sechs Taucher waren. In den zähen Verhandlungen konnten wir das aber auf die Strafe für einen Taucher runterdrücken.
Aus dieser Sache habe wir folgendes gelernt:
1. Die Beziehungen zwischen den Tauchbasen und den örtlichen Behörden stehen offenbar über dem Gesetz.
2. Der Boykott der kroatischen Tauchbasen ist trotz der in diesen Foren häufig geäusserten Kritik an diesem Boykott offenbar der einzig richtige Weg, da diese die treibende Kraft hinter der neuen Regelung sind.
3. Als Tourist bewegst du dich in Kroatien in einem rechtsfreien Raum und du bist immer der Dumme.
4. Die Gastfreundschaft der Kroaten hört beim Geld auf. Zitat eines Einheimischen gegenüber meiner Frau (auch Kroatin): Die liebsten Touristen sind die die uns das Geld überweisen und dann nicht kommen.
Fazit: Auch mit der neuen Genehmigung zahlst du Strafe – dann lieber gleich ohne Tauchen!!!
Anmerkung: Sämtliche Gespräche mit Staatsbeamten und Einheimischen in Kroatien wurden von meiner Frau in kroatisch (ihrer Muttersprache) geführt – Missverständnisse sind somit ausgeschlossen.
TT
aus österreich 