Hallo Michael!
Danke für Deine Ausführungen. Ich finde sie interessant, erlaube mir allerdings dazu ein paar Anmerkungen (Sorry for quoting):
>Patient wird eingeschleust und mit andere Gasen abgedruckt, als die verantwortlichen für seine DCS, bis zur maximal Kammerdrück oder neurologisches/schmerz Beschwerdenfreiheit.
Bei einer HBO-Behandlung wird der Patient sowieso ab einem Kammerüberdruck von ca. 0,2 bar mit 100% Sauerstoffatmung abgedrückt. Allerdings ist der Kammerdruck unter Sauerstoffatmung aus bekannten Gründen auf 1,8 bar Überdruck (pO2 2,8 bar) limitiert. Dies ist natürlich auch unabhängig vom evtl. Verschwinden der Beschwerden.
>Stabilisieren der Patient. Intensive Betreuung durch Unfall, Neurologen und Innere Mediziner im Kammer [...]
Noch besser wäre die Betreuung durch einen ausgewiesenen Tauchmediziner.
[...] bis fortgeschrittene Verbesserungen von verletzten Geweben eingetreten sind d.h. Sättigungstherapie!
Die Sauerstoffaufsättigung der Gewebe erfolgt sowieso sehr schnell. Dies würde also keine Langzeittherapie erfordern.
>Danach langsames Dekompression hauptsachlich während Zeiten von Patienten Bewegung (Ergometer, Rudermaschine etc).
Das wäre IMHO nicht empfehlenswert. Durch körperliche Betätigung könnte es durch Erwärmung der Muskulatur und mechanische Einflüsse zu einer rascheren N2-Freisetzung und damit zur Bläschenneubildung kommen und die Symptome könnten zurückkehren oder verstärkt werden.
>Sehr Hohes PO2 nur am Anfang bis die verletzten Geweben ausreichend mit Sauerstoff versorgt sind. Danach PO2 absinken auf Werte < 0,5Bar.
Dann könnte man den Patienten aber auch gleich wieder ausschleusen, denn ein pO2 von weniger als 0,5 bar kann man schon mit einer handelsüblichen Sauerstoffmaske ganz ohne Druckkammer erreichen. Sogar ein pO2 bis zu 1 bar ist mit einem Demandventil oder einem Kreislaufgerät (DAN- bzw. Wenoll-System) problemlos möglich. Der Sinn der HBO-Therapie liegt ja aber gerade darin, O2-Partialdrücke von ÜBER einem Bar zu erreichen.
>Behandlung von üblichen Großflächigen Ödemen wegen verletzten Geweben,
Nur das Hirnödem wäre akut behandlungsbedürftig, damit ist aber bei einer DCS kaum zu rechnen, wohl aber bei einer CAGE (cerebrale arterielle Gasembolie). Andere Gewebsödeme – sofern sie denn entstehen und diagnostiziert werden können – werden am sinnvollsten durch die HBO selbst behandelt.
>...und die zusätzlichen üblichen Kammererkrankungen. Nur eine Kammerfahrt, dafür aber sehr lang.
Das wurde früher auch so gemacht, allerdings oft ohne Sauerstoff. Diese tagelangen HB-Fahrten mit hohen Behandlungsdrücken wurden jedoch zugunsten der kürzeren HBO-Therapien, z.B. US-Navy-Tabellen 5 und 6 aufgegeben.
Denn eine lange HBO-Therapie hat den Nachteil, dass die Wahrscheinlichkeit eines sauerstoffinduzierten Krampfanfalles (Paul-Bert-Effekt) und einer Lungenschädigung (Lorrain-Smith-Effekt) sehr hoch wird. Schon ab einen pO2 von 0,5 bar kommt es nach einer Verabreichung von ca. 24 Stunden zu einer Verschlechterung der Lungenfunktionswerte.
>Natürlich habe ich keine Ahnung was zu machen ist bei Herzstillstand wegen Schäumendes Blut! Manche Sachen sind doch hoffnungslos.
Du stellst Dein Licht unter den Scheffel...
Aber das wäre natürlich eine sehr kritische Situation. Es ist jedoch glücklicherweise recht ungewöhnlich, dass es bei einer DCS zum Kreislaufstillstand kommt, mögliche Ausnahme: Chokes im Sinne einer DCS 2. Und auch dann gibt’s natürlich nur eines: HLW nach alter Väter Sitte...
>Höchst verschlich ist so was selten erforderlich bei der üblichen "mein Schulter tut mir weh (DCS1), ich habe kribble Gefühle in drei von meine Finger (DCS2) etc." Dafür reicht meines Erachtens Aspirin, Sauerstoff und 2 tage frei.
Meistens ja. Jedoch ist es in solchen leichten Fällen auch möglich, dass es zu bleibenden Schäden kommt. Daher sollte auch bei geringer Symptomatik oder gar schon bei Verdacht auf DCS auf eine HBO nicht verzichtet werden.
Wozu hat man denn sonst die DAN/Gerling-Karte?
>Leider ist damit eine Behandlungskammer besetzt für mehrere Tagen, Personal wird ständig durch die Personenschleusen durchgewaltz, und ein Aufwand sondergleichen wird durchgeführt.
Das ließe sich in einem echten HBO-ZENTRUM sicher bewerkstelligen. Zumindest dort, wo die DK an ein Krankenhaus angeschlossen ist.
>[...]
Naja, wer nach einem Tauchgang mit Dekopflicht ab 30 Meter "durchgeht", hat sicherlich ein Problem, das heißt allerdings nicht automatisch Tod oder Rollstuhl. Wir hatten letztes Jahr z.B. einen ähnlich gelagerten Fall, und der Patient wurde nach drei- oder viermaliger HBO-Therapie beschwerdefrei entlassen.
Viele Grüße!
Andi