körperlichen, psychischen und medizinischen Langzeitfolgen jahrzehntelangen Tauchens
Geändert von IDC,Unter Druck Leben nach Jahrzehnten unter Wasser
Die körperlichen, psychischen und medizinischen Langzeitfolgen jahrzehntelangen Tauchens
Ein schonungsloses Sachbuch Johann Prem
Teil 1 - Vorwort:
Keine Romantik, keine Helden Dieses Buch ist kein Trost. Es ist keine Rechtfertigung. Es ist auch kein spätes Schulterklopfen für ein hartes Leben unter Wasser. Es ist eine Bilanz. Tauchen wurde über Jahrzehnte romantisiert. Freiheit. Schwerelosigkeit. Ruhe. Fokus. Bilder von stillen Momenten, kontrollierter Atmung, klarer Konzentration. Was dabei konsequent ausgeblendet wurde, ist der Preis. Nicht der akute Preis – der ist bekannt, versichert, geregelt. Sondern der schleichende, langfristige. Langzeittauchen bedeutet, den menschlichen Körper über Jahre hinweg wiederholt in einen Zustand zu versetzen, für den er biologisch nicht gebaut ist. Der Mensch ist kein Druckwesen. Er ist kein Hyperoxie-Wesen. Er kann sich anpassen, ja. Aber Anpassung ist kein Beweis von Unversehrtheit. Anpassung ist ein Notmechanismus. Die meisten Langzeit-Taucher haben funktioniert. Genau das ist das Problem. Funktionieren bedeutet nicht, gesund zu sein. Funktionieren bedeutet, Warnzeichen zu ignorieren. Funktionieren bedeutet, Einschränkungen zu normalisieren. Funktionieren bedeutet, Leistungsabfall zu rationalisieren. Funktionieren bedeutet, Beschwerden aufzuschieben. Solange jemand funktioniert, besteht kein Handlungsbedarf. Weder medizinisch, noch organisatorisch, noch politisch. Das System profitiert vom Funktionieren. Es braucht keine Bilanz, solange kein Unfall passiert. Keine Statistik, solange niemand ausfällt. Keine Nachsorge, solange niemand fragt. Dieses Buch beginnt nicht mit einem dramatischen Ereignis. Nicht mit einem Dekompressionsunfall. Nicht mit einer akuten Katastrophe. Es beginnt mit dem schlichten Moment, in dem der Körper nicht mehr bereit ist, alles zu kompensieren. Für viele kommt dieser Moment erst nach dem Aufhören. Dann, wenn die Struktur wegfällt. Wenn die permanente körperliche Aktivierung endet. Wenn Adrenalin, Kontrolle und Routine nicht mehr tragen. Was dann sichtbar wird, war vorher schon da. Das ist kein individuelles Versagen. Es ist die logische Konsequenz jahrelanger Belastung ohne Anerkennung, ohne Nachsorge, ohne Kategorie. Dieses Buch verweigert sich bewusst jeder Romantisierung. Es geht nicht um Mut. Es geht nicht um Abenteuer. Es geht nicht um Grenzerfahrung als Selbstzweck. Es geht um Biologie. Und Biologie verhandelt nicht.