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Knochenfraktur

Hallo,
ich habe im rechten Handgelenk eine distale Radiusfraktur. Dank eines neuen wasserfesten Gipsverbandes kann ich auch in`s Wasser. Wie sieht es aber mit Tauchen aus? Bestehen Bedenken wenn ich mich an sehr konservative Tropen-Tauchgänge halte?
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16.11.2004 01:23
Ah ja? Dass man mit nem Aircast ins Wasser koennte, waer mir neu. Immerhin ist er innen gepolstert. Wie willst Du das denn je wieder trocken kriegen.

Tauchen solltest Du fuer mind. 3 Monate (besser 6) vergessen. Befrag dazu Deinen Tauchmediziner.
Grund: An der Frakturstelle besteht erhoehte DCS-Gefahr, weil diese Stelle durch den Heilungsprozess erheblich staerker durchblutet wird, als normal.
Gute Besserung.
16.11.2004 12:38
Ich muss mich leider Jessicas Aussage anschliessen.
Ich hatte so´n Ding bei einer Radiusfraktur an.
Einmahl in`s Wasser und es entsteht Gestank/ Fäulnis/ Reizbarkeit hoch 130
Wenn du dann noch Tauchen gehst kann sich das ganze Ding noch deformieren...(mit deinem Arm)
Also bleib lieber an Land...

Gute Besserun

BDD
16.11.2004 15:35
@Jessica/bluedragondiver
Man kann es auch übertreiben mit der Vorsicht und dem Herbeireden der Gefahren. Wenn die zusätzliche DCS- Gefahr dramatisch wäre dürfte man ja mit keiner Verletzung tauchen gehen.

@Ragid
Ich sehe da kein Problem... Klebe Dir aus einem verlängerten Gummihandschuh und einer Manschette einen druckdichten Überzug zusammen und auf geht`s. Ich hatte auch schon mal einen offenen Beinbruch der mit zwei geschraubten Platten, einem Nagel und beinlangem Gips fixiert wurde. Unmittelbar nach der Entlassung aus dem Krankenhaus bin ich Tauchen gegangen. Das Gipsbein wurde in den Trocki gequetscht, auf Krücken ging es mit Hilfe der Buddy´s zum Wasser, das Bleijacket wurde erst im Wasser angezogen weil es trotz Krücken gelegentlich vorkommt dass man leicht auftritt und man soll ja darauf achten dass die Bruchstelle nicht unnötig belastet wird und mit einer Flosse und Skooter ging es hinab. Es haben zwar alle gestaunt, aber wenn Hasenmayer mit Querschnittslähmung tauchen geht kann ja wohl für den "Normalo" der kleine Bruch kein Hindernis sein. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Richtiges tauchen ist halt kein Sport für Klosterschülerinnen
16.11.2004 16:35
Hi,
ich glaube nicht, dass die erhöhte Durchblutung ein Problem darstellt. Wenn man vom schlichten 8 oder 16-Gewebe-Modell ausgeht sollte das langsame Knochengewebe selbst bei starker Durchblutung nur unregelmässig schneller werden. Es ist dann aber einfach eine "Stufe" schneller, die ja bei den üblichen Tabellen/Computern auch sicher berücksichtigt wird.
Denkfehler oder wirklich kein Grund zur Panik?
16.11.2004 22:18
Nach einem Knochenbruch soll wegen erhöhtem DCS-Risiko nicht getaucht werden.

Begründung: Die noch nicht vollständig verheilte Bruchstelle wirkt als Kristallisationspunkt für Stickstoffblasen. Wenn eine solche Blase ins Zentralnervensystem kommt ist mit größten Beschwerden wie z.B. Lähmung zu rechnen.

Servus
Kaiserfisch
17.11.2004 00:50
@Kaiserfisch
Wer empfiehlt dass man das nicht soll und auf welchen Erfahrungen beruhen die Empfehlungen? Was ist unter "Kristallisationspunkt" diagnostisch zu verstehen? Wann und wo gab es eine so verursachte Lähmung? Wo ist das nachzulesen? Ist es schlafend im Bett nicht risikoreicher weil man mit dem Gips rausfallen kann?
DorisMittelschule (damals)
17.11.2004 11:05
Na dann will ich auch mal

Ich denke bei konservativen Tauchgängen hier und rein operativ versorgten Frakturen würde ichzum Tauchen auch nicht nein sagen (gilt nur für mich, ich will niemandem dazu raten !!!). Allerdings ginge ich nicht mehrmals täglich (wie im Urlaub) ins Wasser.

Aaaaaber:

Lieber Otto, hast Du schon mal in so nen Gips- oder Castverband reingesehen (reingerochen), nachdem er abgenommen wurde?
Erstens wird der wirklich kaum trocken, wenn er richtig nass war und zweitens schimmelt Dir im Extremfall der Arm ab.
17.11.2004 12:46
Die Meinungen gehen zu diesem Thema ja ziemlich auseinander. Ich habe einen Taucharzt gefragt der meinte: Er persönlich würde mit dieser Fraktur tauchen da sie nicht so schwer ist, aber das darf er mir als Taucharzt natürlich nicht empfehlen....

Was den Castverband betrifft handelt es sioh um eine Neuheit aus Australien. Die Polsterung besteht aus einer Art weißer Blasenfolie wie sie für Verpackungen verwendet wird, ist aber anscheinend aus GoreTex. Der eigentliche feste Verband drum herum ist luftdurchlässig. Dürfte sich also durch den Druck nicht verformen. Ich hab schon damit geduscht - funktioniert prima.

Rigid
17.11.2004 13:11
Hey Rigid,

die Konsequenzen hast Du zu tragen, deshalb solltest Du das für Dich entscheiden.

Hier bekommst Du subjektive Tipps, wenn es aber schief geht, dann mussst Du da alleine Durch.

Und nun mein Lieblingsspruch: erst Hirn einschalten, dann handeln.
17.11.2004 14:28
"Die PROCEL Stützverbandauskleidung ist ein wasserundurchlässiges, atmungsaktives gestepptes Polster aus offenem Polyurethanmaterial, das zwischen zwei Lagen beschichtetem gereckten Polytetrafluoroethylen laminiert ist. Kombiniert mit Glasfaser-Klebestreifen bildet dieses Produkt einen Stützverband, der in Wasser getaucht werden kann."
...was nicht heißen soll, dass man damit im Wasser tauchen kann
http://www.castliner.com/index.html
Mit ihrem Lieblingsspruch hat Doris mal wieder recht: wie sich das Zellmaterial unter 5 Bar Umgebungsdruck verhält sollte man gegebenenfalls vorher trocken eruieren.
17.11.2004 15:28
@Doris
Super dass Du auch mit Gips tauchen würdest.

Würden alle Risikopersonen so wehleidig sein und nach den Schwarzmalertheorien tauchen dürfte ja keiner mehr gehen, denn zu Risikogruppen wie Raucher, Trinker, Rauschgiftkonsumenten, Tablettenabhängige, Übergewichtige, Diabetiker, Asthmatiker, Schwangere, Monatsblutende, Behinderte,Transplanierte, Silikonhupen, Analphabeten usw. gehört ja jeder.

Kennst Du auch das Buch von Jutta Ditfurth "Lebe wild und gefährlich"? Sicher kann man wegen jedem Zipperlein das Risiko meiden, nur dann ist man der Zombi oder kann gleich im Altenheim eiziehen.

Zitat: "Lieber Otto, hast Du schon mal in so nen Gips- oder Castverband reingesehen (reingerochen), nachdem er abgenommen wurd"

Ja, habe ich...aber bei Gips aus Gips, davon hatte ich schon mehrere. Bei innerer Nässe hilft ein Fön. Selber setze ich mich mit nassen Gipsen gerne vor ein Heizgebläse. Von Schimmel habe ich noch nichts mitbekommen, sonst hätte ich Sagrotan med. reingesprüht. Gegen Jucken und zur Durchlüftung sind bekanntlich lange Lineale gut. "Rigid" will mit dem Arm ja auch auf die Malediven, da trocknert der schnell. Nur würde ich wenn Salzwasser im Gips ist mit Süsswasser nachspülen- angetrocknetes Salz ist bestimmt nicht gut
DorisMittelschule (damals)
17.11.2004 16:49
Hey Otto,
ich würde mit genagelter oder verschraubter Fraktur tauchen, aber nicht mit gipsähnlichem.

Das mit dem Schimmel darfst Du auch nicht so ganz wörtlich nehmen, ich meinte damit den bräunlich schmodderigen Belag, der riecht wie "ToterOpaImSchritt".

Kleine Ergänzing zum Thema (wenn auch etwas daran vorbei) Ich bin seit diesem Frühjahr überzeugt, dass der erhöhte ppo2 zu schnellerer Genesung führt. (Selbstversuch unter Einhaltung von Maximaltiefe=15m)

Doris
17.11.2004 22:33
Ottonormaltaucher
Nachzulesen ist das in den Veröffentlichungen von DAN. Frag mal bei van Laak nach.
http://www.dan.org

Servus
Kaiserfisch
18.11.2004 09:00
Hy Leute... Der Gips fängt nach zwei drei Wochen so oder so an zu stinken..(mit oder ohne Fön). Beissen tut er schon vorher.
Ich hatte zwei Cast- Gipse: (Arzt montiert, wartet und schneidet ihn dan wieder auf. Danach zwei Elast- Binden und vertig). Ein Gips für nass (nur plantschen) und der andere für trocken...
Ich wahr und werde nie mit einer Fraktur tauchen gehen, aber das muss jeder für sich entscheiden.
Risiken die ich nicht kenne gehe ich (meistens) nicht ein.

@ Rigid: Auf alle Fälle eine gute Besserung !!

G BDD
18.11.2004 16:15
@Doris
Die Selbstversuche mache ich gelegentlich auch. Migräne geht ab etwa 20m weg...

Die von Dir festgestellte bessere Wundheilung ist der Hyperbarmedizin bekannt, genau aus diesem Grunde verschreiben sie ja Druckkammer. Aus der Sicht ist das Tauchen ja dann für den Heilungsprozess bei "Rigid" sogar vorteilhaft. Nur in der Druckkammer geht es meißtens auf 50 Meter....

@Kaiserfiesch
toller Link....erkläre doch bitte einmal in welchen Zusammenhang die Lichtorgeln und Laserstrahlen mit Knochenbrüchen stehen und einen "van der Laak" kennen die auch nicht
18.11.2004 16:26
Ja, ONT... selbst suchen wär auch was.... www.daneurope.org/deu/regionalnews.htm

Und wo steht was von "von der Laak"? Oder hab ich da den Witz dran nicht kapiert?
DorisMittelschule (damals)
18.11.2004 17:56
ONT
Meines Wissens geht es zur Behandlung in der Druckkammer nicht auf 50 m, das machen nur die Tauchgruppen.
18.11.2004 18:59
Ja, Jessica, habe das auch nicht verstanden, oder es liegt an meinem PC. Ich lande unter Kaisefisch´s Link bei der Beleuchterfirma. Dachte schon er will die Brüche vor dem Tauchgang lasern.

Bei DAN Europa finde ich aber auch nirgends das nach kleinen Brüchen eine erhöhte DCS Gefahr gegeben ist und die tauchsportärtzliche Untersuchungsbögen schließen die Tauchtauglichkeit auch nicht aus. Unter welchem Link ist die Theorie nachzulesen...?
18.11.2004 20:35
@Ottonormaltaucher
Entschuldigung,da ist mit dem Link was schief gelaufen. Sollte zu DAN Europe führen.

Van Laak ist ein Hyberbarmediziner der DAN Deutschland Organisation. Er kann dir mir Sicherheit deine Frage kompetent beantworten.

Servus
Kaiserfisch
18.11.2004 22:38
@Kaiserfisch
Bringe ich da was durcheinander oder Du? Ich finde nur den Flotten und Taucherarzt van Laak, der auch bei DAN und GTÜM mitmischt. Dass der auch die Zusatzqualifikation "Hyperbarmediziner" hat steht nirgends. Wozu braucht die Marine denn Hyperbarmediziner, Leute mit Tinitus, Hörsturz usw. nehmen sie doch nicht? Oder verwechsels Du das mit der Zusatzqualifikation "Tauch und Überdruckmediziner"?

Finde es schon komisch dass "ihr" was von der erhöhten DCS-Gefahr schreibt, aber keiner es begründen kann oder Quellen nennt
19.11.2004 01:46
ONT:
Du kannst doch selbst eine Kristallguuuhgel...

Nimm Dir z.B. die Guidelines der GTUEM vor, die akzeptierst Du als Fachleute, oder? Und weil ich mal nicht so sein will, hab ich sogar den Link parat: http://www.gtuem.org/info/guidelines.htm
Fuer weitere Links bitte selbst Googlen.

Und warum die Marine einen Hyperbarmediziner braucht? Das ist ein Scherz, oder? Du weisst schon, dass in Eckernfoerde die Kampfschwimmer/Minentaucher stationiert sind und ausgebildet werden?
Du darfst mir uebrigens gern den Unterschied zwischen Ueberdruckmediziner und Hyperbarmediziner erklaeren (van Laak ist ein solcher). Er (also der Unterschied) verschliesst sich mir bisher.
19.11.2004 14:59
@jessica
Die "Fachleute" von der GTÜM schreiben nirgends was von der erhöhten DCS- Gefahr bei kleinen Brüchen und empfehlen deshalb Tauchpausen. Nach GTÜM liegt es lediglich im Ermessen!! des Taucharztes die durch Brüche gegebenen Einschränkungen des Bewegungsapperates zu berücksichtigen. "Rigid´s" Taucharzt sieht da offensichtlich auch kein grosses Hindernis, sonst hätte er ja abgeraten....

Und der Arzt, zumindest in Deutschland, mit der Zusatzqualifikation "Hyperbarmadiziner" ist immer, wenn er kein Blender ist, in der hyperbaren Sauerstoffbehandlung ausgebildet die, beispielsweise bei GÜTM, auch immer die Taucherbehandlung enthält. Ein Arzt mit "nur" der Zusatzausbildung "Überdruckmediziner" muss nicht unbedingt mit zusätzlichem Sauerstoff behandeln und dahingehend ausgebildet sein. Bedient er einfache Druckkammer ohne Sauerstoffgabe reicht es wenn er, beispielsweise vom Hersteller, daran ausgebildet ist. Er muss nicht wissen wie Wundheilstörungen oder Tinitus mit hypeerbarem Sauerstoff behandelt werden wenn er "nur" Taucher behandelt.

"Tauch- und Überdruckmediziner" gab es schon in den letzten Weltkriegen, während der Titel "Hyperbarmediziner" eine Erfindung der Neuzeit ist. Die Begriffe sind, ähnlich wie "Schönheischirurg", nicht geschützt, so dass jeder Privatmann (wie die von GTÜM) solche "Titel" vergeben kann, aber es hat sich eine allgemein übliche Handhabe etabliert.

In Marine, Offshore- und Gewerbetauchen sind noch reichlich Druckkammern in Betrieb (die von der Marine werden gelegentlich über die VEBEG versteigert) die nur mit Luft arbeiten und Ärzte die nur an druckluftbezogen Kammern augebildet sind.....eben "nur" Überdruckmediziner obwohl sie sich auch plötzlich Hyperbarmediziner nennen könnten weil sich das besser anhört
Antwort