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hketTL CMAS

Kampftaucher gesucht

In dem Thread mit dem Riffhaken aber auch beim Unfall im Aarekraftwerk ist die Frage aufgetaucht, gegen welche Strömung ein Taucher anschwimmen kann.
Es wurde dabei behauptet, 3 Knoten wären machbar, 5 Knoten unmöglich.
Wenn ich mich recht erinnere, wird beim Triathlon die 3,6km lange Schwimmdistanz in etwa 1 Stunde zurückgelegt, das entspricht 1m/sek oder auch 2 Knoten (1 Kn = 1,852 km/h)
Bei meinen Tauchgängen im See lege ich in 1 Stunde etwa 500m - 800m zurück, wenn ichs darauf anlegen würde, vielleicht das doppelte.
Kann es also sein, daß ein Taucher bereits bei einer Strömung von 1 Kn alles daran setzen müsste, um überhaupt die Stelle zu halten, vom vorwärts kommen ganz zu schweigen ?

Helmut
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27.02.2006 09:41
Hallo Helmut,

ohne die Geschwindigkeit eines Triathleten zu kennen weiß ich doch, dass diese ohne Flossen unterwegs sind und an der Oberfläche schwimmen.
Der Taucher ist komplett im Wasser und hat weniger Widerstand, außerdem ist er mit Flossen deutlich schneller oder besser motorisiert unterwegs, als der Schwimmer.
27.02.2006 10:08
Was Doris schreibt ist richtig.

Der Wasserwiderstand verringert sich, wenn Du ganz unter Wasser bist. Ihr könnt Euch vielleicht an die Zeit erinnern, zu der Rückenschwimmer fast ganze Bahnen getaucht sind und extrem schnell waren.
Allerdings kommt bei Tauchen natürlich wieder der Widerstand Deines Gerödels (Flache, Jacket, ...) hinzu. Das bremst ungemein.
Ichbin bei gleicher Konstellation mit meinem Trocki um Einiges langsamer als im glatt anliegenden Neopren.
Wenn ich mit dem Trocki jemanden hinterher will, der richtig anschiebt, habe ich fast keine Chance.

Und was Deine Annahme von "nicht mal einem Knoten" betrifft, so würde ich Dir da zustimmen.

Als normalbisgut trainierter Schwimmer kommst Du ca 1 km in 20 bis 25 Minuten (Kraulschwimmen ohne Gerät). Nehmen wir mal an, Du schwimmst das ne Stunde, dann bist Du maximal 3 km weit (Da biste aber schon sehr zügig unterwegs und darfst nicht zu der übergewichtige Tauchergemeinde gezählt werden). 3 km entsprechen 1,6 Seemeilen bzw. erfordern eine Geschw. von 1,6 Kn (1 kn = 1,852 km/h)
Jetzt hast Du den Vorteil der Flossen, aber auch gleichzeitig den Nachteil des erhöhten Widerstandes.
Weiterhin erzeugst Du beim Kraulschwimmen den Vortreib zum allergrößten Teil mit den Armen, beim Tauchen hast Du nur die Beine.
Wenn ich jetzt meine Erfahrung und meine pers. Einschätzung zu Grunde lege, dann würe ich sagen, dass ein sehr sehr gut trainierter Taucher so um die 1,5 Knoten machen kann, ein schlechter ist deutlich unter einem Knoten. Allerdings werden beide keine Stunde in dem Speed tauchen können, da ist nämlich die Pulle ganz schnell leer.

Das Einfachste wäre: Du probierst es aus!!!!!!! Und gibst uns dann Bescheide!!

Gruss

Deep
27.02.2006 10:10
Hallo Doris,

das ein Taucher mit seinen Flossen besser "motorisiert" ist als ein Schwimmer laß ich mal gelten. Das ein Taucher weniger Wasserwiderstand haben soll als ein (Kraul-)Schwimmer halte ich für ein Gerücht.
Ein Schnorchler mag ja schneller als ein Schwimmer sein. Ein Taucher mit kompletter Ausrüstung ist dies sicherlich nicht.

Viele Grüße
Jens
27.02.2006 10:19
@ Jens

Stimmt nicht unbedingt, der Taucher hat nicht die Hilfe der Arme, er ist also nicht besser motorisiert.

Zitat von hier:
http://www.richtigfit.de/pages/de/ratgeber/763.html

"Kraulen ist der schnellste Schwimmstil und fordert vor allem die Armmuskulatur. Die Arme leisten beim Kraulen bis zu 80 Prozent des Antriebs."

Habe auf die Schnelle nix anderes gefunden, das dürfte aber hinkommen.
Die Füße (Beine) machen beim Sprint (50 m 100 m) schon Einiges aus, bei Langstreckenschwimmen pendeln sie aber mehr stabilisierend hin und her als dass sie wirklich für den Vortreibe die Entscheidende Rolle spielen. Also würde ich mal sagen, dass die oben erwähnten 20 % schon richtig sind.
Gruss

Deep
DorisMittelschule (damals)
27.02.2006 10:21
Auf langen Strecken sinkt die Geschwindigkeit, aber wenn es um die Strömung an einem Auslass eines Staubeckens geht kommt das Schwimmverhalten doch eher einem kurzen Sprint gleich. Hier muss die Kraft nicht eingeteilt werden, die Devise lautet: So schnell wie möglich weg.

Ich denke unter der Panik des angesaugt werdens sind bis zu drei Knoten möglich, ausprobieren will ich das aber nicht

DorisMittelschule (damals)
27.02.2006 10:28
@ WVDeepdiver

Die große Fläche der Flossen macht im Vergleich zum Kraulen mit Armen und Beinen meiner Meinung nach mehr Vortrieb, ich kann mich aber auch täuschen.
27.02.2006 10:37
OK, nehmen wir mal an, ich bin ein guter Schwimmer:

100 Meter in 1 Minute 20 Sekunden (das ist schon recht sportlich) Unter ner Minute bist DU schon ein (guter) Wettkampfschwimmer.

Also 80 Sekunden für 100 Meter = 4.500 Meter pro Stunde = 4,5 km/h = 2,43 Knoten.

Ich sage jetzt einfach mal, dass wir oben "gelernt" haben, dass ein Schwimmer doch irgendwie schneller ist als das Taucherlein. V. a. macht bei hoher Geschwindiglkeit der Widerstand viel aus. >Ich halte also Deine 3 Knoten für absolut unrealistisch wenn Du irgendwo über eine Distanz von vvielleicht 20 bis 30 Meter mit vollem Gerödel wegsprinten willst.

Allerdings muss ich immer dazu sagen, dass ich mir das jetzt im "Trockenen" aus meienr Erfahrung hergeleitet habe. Lasse mich gerne eines Besseren belehren! Vielleicht gibt es ja den Ein oder Anderen, der heute Abend zum Hallentraining geht. 20 Meter Strecke abmessen, rein in die Taucherklamotten inkl. Flasche und allem was dazu gehört und die Zeit stoppen lassen. Wäre interessant.
Und wenn man schon dabi ist vielleicht noch mal das Ganze unter Wasser nur mit Flossen, dann an der Oberfläche nur mit Flossen und dann einmal beim Kraulen (ohen Flossen) . Bitte immer ohen "Abstoßen" von der Wand. Dann hätten wir schöne Werte.


Gruss

Deep
27.02.2006 10:55
Was ich vergessen habe. In einer Notsituation kannst Du natürlich sog. autonom geschützte Reserven (welch ein Wort) mobilisieren.

D. h. der Körper blockiert im "Normal- und Alltagszustand" gewisse Leistungsreserven. Das ist auch gut so, sonst könntest Du Dich immer bis zum Maximum auslasten und die Grenze wäre dann sehr schnell überschritten. Im Notfall oder mit bestimmten Dopingmitteln kommt man an die autonom geschützten Reserven ran. D. h. Du hast dann ca. 20 % (da streitet die Wissenschaft) mehr Power. Es muss dabei aber wirklich um Leben und Tod gehen. Selbst Spitzensportler kommen ohne dies lebensbedrohliche Situation nicht an die geschützten Reserven ran. Du darfst also zu meinen obigen (recht theoretischen) Berechnungen gerne noch mal 20 % draufpacken.
(Beim Doping, mittels dessen man die geschützten Reserven rankommt, ist das sehr gefährlich. Wenn DU nämlich über die 100% geht ist das wie beim Auto. Der Motor geht kaputt)


Auch wieder blanke Theorie: Ich würde sagen, dass ich die 20 Meter schneller kraule als dass ich sie nur mit Flossen schwimme. Mit Gerödel drauf + Flossen bin ich mir zu fast 100% sicher, dass ich mit Kraulen schneller bin.

Gruss

Theorie- Deep
27.02.2006 19:21
@Helmut,
du hast völlig Recht in deinen Überlegungen. Nach meiner Einschätzung kann man sich bei 1 kn noch halten und ein kurzes Stück gegenanschwimmen, bei 2 kn kann man sich noch eine Weile halten und darüber hinaus wird es kritsch. Man kann nur noch mit der Strömung schwimmen. Dies gilt für den Durchschnittsurlaubstaucher, der dementsprechend gering tainiert ist. Ein gut trainierter Sportler schafft sicherlich mehr, keine Frage. Aber ich denke, ab 3-4 kn wird auch der kapitulieren. Das Gemeine an Strömung ist, dass sie immer da ist, während die Kräfte des Tauchers nach mehr oder weniger langer Zeit einfach erlahmen.
Gruß
Jens
27.02.2006 19:46
Entscheidend dürfte wohl die Angriffsfläche sein, die der vollausgerüstete Taucher der Strömung bietet. Aus Erfahrung würde ich sagen, daß ein Gegenan-Tauchen ab 2 Knoten Strömungsgeschwindigkeit für die meisten nicht mehr möglich sein dürfte. Bei 3 Knoten halte ich das aus o.g. Grund für unmöglich.
GL Claus
27.02.2006 22:31
@ Jens und Claus

habt ihr das probiert oder sind das auch Schätzungen.
2 Knoten sind fast 4 km p. h. Wenn ich mich da halten kann, dann aber Respekt. Glaueb es nicht, bei mir ist das aber mehr aus dem Gefühl und aus obigen Rechnungen heraus.

Gruss

Deep
hketTL CMAS
28.02.2006 09:51
Danke, Ihr habt mich weitestgehend bestätigt,
normale Tauchgeschwindigkeit dürfte bei 0,25 - 0,5 Kn liegen, bei konzentriertem flosseln bis zu 1 Kn (Die Oma folgt am Ufer mit dem Kinderwaagen).
Auf kurzen Strecken mit entsprechend verschwenderischem Luftverbrauch können bis 2 Kn = 3,7 km/h möglich sein. (Die Freundin folgt am Ufer mit dem Dackel)

Helmut
28.02.2006 11:06
Auf der Homepage vom Verzasca-Tal habe ich noch die folgenden Hinweise gefunden (http://www.verzasca.com/river/j_g/GUIDE.PDF):
2,5 m/s (9 km/h) = maximale Strömung, bei der man sich noch an einem Seil festhalten kann

2.08 m/s (7,5 km/h) = Weltrekord 100 m Schwimmen
2.7 m/s (9,7 km/h) = Weltrekord im Flossenschwimmen

3.5 m/s (12,6 km/h) = schwächste Strömung am Beckenausgang

Damit wollen Sie wohl Leute überzeugen, dass man auch gegen die schwächste Strömung am Beckenende nicht anschwimmen kann.
Und nachdem was ich dort so gesehen und gespürt habe, glaube ich dass sie recht damit haben.

Bei dem Flossenschwimmen war es übrigens die 100m Distanz, über die der Weltrekord geschwommen wurde. Schätze mal, bei längeren Distanzen schaut es trüber aus.
Peter
28.02.2006 11:24
@ Deep,
meine Angaben beruhren auf Schätzungen der Strömungsgeschwindigkeit, wobei diese dann aber auch auf Aussagen von Guides beruhen, welche uns begleitet haben. Beim Briefing z.B. die Angabe: "Wir tauchen bei Strömung, hier herrschen ca. 3 - 4 kn . Also schnell abtauchen, damit ihr nicht zuweit vom Riff landet". Die empfundene Strömung wurde dann mit der Angabe des Guides gleichgesetzt und festgestellt, dass hier kein Gegenanschwimmen oder in der Strömung halten mehr möglich war.
Oder Scapa Flow in den Sounds (Kanäle zwischen den Inseln): Ca. 7-9 kn angesagt, unten auf der Autobahn wiedergefunden. Da kannst du nur noch Steuern und versuchen, nicht gegen ein Hindernis zu knallen. Bist du im Strömungsschatten, z.b. an einem Wrack und kommst an ein Bullauge wo der Strom draufsteht, wirst du wie mit einem Feuerwehrschlauch weggeblasen.
Gruß
Jens
01.03.2006 08:03
Wir hatten mal einen (versehentlichen) Strömungstauchgang im Mittelmeer. Der Schiffsführer hatte sich vertan, schmiss uns raus und sagte, wo er uns abholt. Gegen die Strömung. Hinterher sagte er uns, dass die Strömung zwei Knoten betragen hat. Wir haben eine halbe Stunde lang gekämpft - zwischendrin mal mit Anhalten (ganz vorsichtig) - leider zog die Strömung auch noch nach unten - aber wir sind dort angekommen, wo wir hinsollten. Einige haben gekübelt, einer war völlig platt, den anderen gings halbwegs gut.
Seitdem weiß ich, dass ich mit über 50 fitter bin als manch einer mit 25 .


01.03.2006 17:46
@ Tümpi
Nix für ungut, aber Euer Schiffsführer war wohl etwas verwirrt. Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, daß ihr es in einer halben Stunde bei 2 Knoten Strömung dorthin geschafft habt, wo Euch der Schiffsführer bei angenommenem TG mit der Strömung aufnehmen wollte.
@ weltverbandsdeepdiver
Ich habs probiert und sagte ja "aus Erfahrung".

GL Claus
hketTL CMAS
01.03.2006 18:16
Wenn der Schiffsführer 2Kn im Freiwasser gemessen hat, sind es an den Korallen entlang deutlich weniger, da jeder Block eine Verwirbelung usw. bildet.

Helmut
Antwort