Lieber TE, ich bin auch ein absoluter Verfechter des heimischen Tauchens, weil man das Hobby um es ernsthaft zu betreiben meiner Meinung nach ganzjährig und regelmäßig ausführen sollte. Jemand der mal nen OWD gemacht hat und dann einmal im Jahr 5 TG im Urlaub am Meer macht wird nie ein vernünftiger Taucher, wie auch ohne Routine.
Dazu aber später mehr...
Beim Thema OWD Ausbildung bin ich da aber sehr gespaltener Meinung, es gibt hier wie da sehr gute Basen die einen super Job machen.
Ganz unabhängig vom Verband. Ob Du einen PADI / SDI oder SSI OWD machst spielt daher erst mal absolut keine Rolle.
Für weiterführende Kurse kannst Du sogar die Ausbildungsverbände dann switchen, alles kein Problem und manchmal sogar spannend weil sich gewisse Sichtweisen oft leicht unterscheiden und man daher ein breit aufgesteltes Wissen erlangen kann.
Meine bunte Kärtchensammlung erstreckt sich beispielsweise über PADI / SDI / S.U.B. / IANTD & TDI
Aber beleuchten wir mal die Bedingungen hier in DE die man so hat und für die eine Basis schlicht nicht viel kann:
Unsere Gewässer erreichen im flachen ohne Probleme Temparaturen die man mit Nassanzügen super aushalten und Tauchen kann, im Sommer sind da teils auch >20 Grad an der Oberfläche möglich. In der Tiefe wird es dann aber rasch kälter, die ersten Sprungschichten lieben hier oft im Bereich 9 / 12 / 15 Meter... Ab 35-40 Meter erreicht man dann einen ganzjährig gleichbleibenden kalten Bereich von 4-6 Grad, was mit Nassanzug schlicht in meinen Augen nicht verantwortungsvoll machbar ist. Sowas ist dann immer spannend bei Deep Ausbildungen...
Für die im OWD relevanten Tiefen ist es allerdings tatsächlich nicht das Thema das ich überkritisch sehen würde, vorrausgesetzt man legt den Kurs in die richtige Jahreszeit! Nicht zu fürh im Frühjahr wo das Wasser noch keine Zeit hatte sich aufzuheizen und nicht zu spät im Herbst, weil es dann draußen an Land unangenehm wird!
Einer Basis die hier einen Schüler mit einem 5mm Anzug ins Wasser schickt kehrst Du bitte sofort den Rücken!
Alle die seriös Arbeiten hier nutzen ausschließlich 7mm und haben zusätzlich Eiswesten im Lager!
Was allerdings dem Temparaturthema oben entgegen steht ist das Thema Sicht, das ist hier bei uns in DE nämlich in der Regel konträr zur Temparatur, die beste Sicht herrscht in der Regel eben im tiefsten Winter, die schlechteste im Hochsommer & Herbst.
Ein weiteres Thema ist das Sediment, unsere Seen haben in der Regel auch keinen Sandboden sondern eben sehr feines Sediment (Schlamm), das die Sicht bei einem Einschlag sofot annähernd gegen Null gehen lässt... Das kombiniert mit den oft eh schon schlechten Bedingungen in den Sommermonaten führte in nicht wenigen Kursen die ich als DM assistiert habe zu Ausbildungsbedingungen bei denen ich mich nicht nur einmal gefragt habe warum die Schüler dadrauf noch Bock haben.
Klar, es gibt für jeden TG und jede Jahreszeit einen Tauchplatz der mir einfallen würde um die Themen zu umgehen, aber dazu fährt man quer durchs Bundesland... Daher muss man in der Regel als Schüler mit dem klarkommen was einem die Basis bei der man die Ausbildung macht vorsetzt. Wie schon erwähnt, wie gut oder schlecht das wird, kannst Du leider absolut nicht einschätzen.
Ich sehe es daher so, dass die Ausbildung hier in DE schon eher für Leute ist schon richtig Bock haben tauchen zu lernen, also die schon absolut überzeugt sind und das durchziehen wollen. Leute die "nur mal schauen wollen" verliert man meiner Meinung nach hier in DE oft. Auch Menschen die eher ängstlich gegenüber dem Thema sind wird es hier nicht gerade leicht gemacht vertrauen zu fassen und über sich hinauszuwachsen.
Daher mein Rat, wenn Du das Thema entspannt angehen lassen willst, dich vorrangig auf das eigentliche Thema tauchen lernen konzentrieren willst und nicht schon einen haufen "Kappa" auf das Thema "klarkommen mit den Wiedrigkeiten" aufwenden willst, dann suchst Du Dir eine Basis am Meer wo schlicht die Bedingungen massiv besser sind um entspannt in das Thema einzusteigen.
Die hier schon genannte iDive Basis im Fort Arabesque in Makadi Bay kann ich Dir nur ans Herz legen, dort habe ich vor Jahren total entspannt meinen OWD gemacht. Da nicht so irre viel Betrieb war im 1:1 Traning mit einem sehr guten ägyptischen TL der auch deutsch sprach.
Immer wenn er sich nicht ganz sicher war ob sein deutsch gut genug war, hat er die Themen zusätzlich nochmal auf englisch wiederholt.
Ich bin ehrlich, selten habe ich eine so gute Ausbildung in DE erlebt.
Wobei hier vieles dem Thema Ausbildungsratio geschuldet ist, ein 1:1 Kurs ist natürlich immer intensiver, man hat den TL halt für sich allein, er muss die Skills nicht noch 3-5 anderen Schülern abnehmen sondern eben nur Dir. Dadurch ist natürlich viel mehr Zeit zum Wiederholen.
Wenn Ihr zu zweit seid würde ich versuchen einen Kurs für euch beide exklusiv zu bekommen, gerade wenn es auch nicht so wichtig ist was es schlussendlich kostet. Dann lernt Ihr im Meer erst mal im Rahmen des OWD tauchen und macht im Anschluss gleich noch ein paar TG.
Nun kommt das wichtigste, worauf ich Eingangs angesprochen habe...
Zuhause angekommen, wartet Ihr nicht bis Ihr in einem Jahr wieder mal irgedwo am Meer seid, sondern geht hier in der Heimat auch mal Tauchen, das muss nicht jedes WE sein aber immer mal wieder um im Training zu bleiben. Im Winter bieten sich hier Indoor Center für reine Warmwassertaucher an. Im Sommer könnt Ihr euch dann auch langsam mal an die heimischen Gewässer rantrauen. Das wird euch dann viel leichter fallen, da Ihr nämlich dann eure meiste Aufmerksamkeit den Gegebenheiten widmen könnt und nicht den ganzen Taskload schon vom reinen "Klarkommen" habt.
Wer auf das Feeling, die Entspannung und die Ruhe beim tauchen steht, hat auch in heimischen Gewässern eine Menge Spaßpotential.
Für mich ist "etwas Sehen" beim Tauchen ein reiner Bonus, ich gehe des Tauchen wegens ins Wasser. Viele sehen das aber nicht so, die gehen nur der Fische wegen da hin, kann ich nicht nachvollziehen... 