Eine kurze Rückmeldung aus der Praxis.
Ich bin gestern Abend aus Palau zurück gekehrt und habe die Sache mit der "Native white Balance" ausgiebig (35 TG) in allen Tiefen getestet.
Natürlich habe ich mich direkt gestern und heute an die Arbeit gemacht und die Resultate gesichtet.
Zwischenfazit bisher:
Die Verbesserung zum automatischen Weißabgleich ist dramatisch. Erstaunlicherweise funktioniert die Native-Einstellung auf so gut wie allen Tiefen auffällig gut. So gut, dass ich sagen würde, dass kaum ein nennenswerter Unterschied zum subjektiven Eindruck während des Tauchganges besteht.
Die Videos sind deutlich anspruchsloser in der Farbkorrektur, hier kann (und muss) man dann aber noch sehr viel herausholen.
Frappierend erscheint mir zudem, dass noch in Tiefen eine Verbesserung des Bildes durch den Rotfilter (Backscatter "Dive") wahrzunehmen ist, wo die mit dem Auto-Weißabgleich gefilmten Videos längst ausgestiegen sind. Wir sprechen hier von Tiefen um 20-25 Meter, was ohne künstliches Licht schon verdammt gut ist!
Wenn ich hingegen in meine Ordner schaue, in denen alte Videos mit dem Auto-Weißabgleich liegen, so sehe ich das, worüber ich mich früher geärgert habe: Das Ergebnis kam einer Lotterie gleich. Die GoPro hat einfach unter Wasser ein Problem damit, dass das Bild beim automatischen Weißabgleich schnell vollkommen ins grüne absäuft. Auch mit Rotfilter. Oft war in der Post production nur mit erheblicher Brachialgewalt bei der Farbkorrektur noch ein brauchbares Ergebnis zu erzielen.
Bei den meisten Videos mit der Native-Einstellung reicht häufig schon folgendes: Etwas Helligkeit weg, Kontrast rein, dann ein bisschen auf dem Grünkanal wegnehmen. Das passt dann meist schon ganz ordentlich. Danach kommen die feinen nuancen, insbesondere auf dem Rot-Kanal.
So zumindest meine erste Erfahrung mit dem Material. Was natürlich besonders schön ist, ist, dass der unbeabsichtigte Shift und Pumpen vollkommen ausbleibt. Wie viele geile Aufnahmen habe ich schon verloren, weil beim Schwenk über das Riff der Weißabgleich aus Blau grün gemacht hat...
Andere mögen das in der Post production korrigieren können. Ich als Amateur kann es nicht bzw. bin auch einfach zu faul, hier die Schnitzer der Kamera auszubügeln. Es ist auch schön, wenn man mit künstlichem Licht auf etwas zuschwimmt und einfach mehr Rotanteile auftauchen, anstatt, dass das ganze Bild absäuft.
Wer seinen Unterwasseraufnahmen etwas gutes tun will, ist gut beraten, kompett in ProTune (RAW) aufzunehmen und den Weißabgleich auf "Native" einzustellen. Ich habe auch vergleichend mit fixen Werten bis 6500 Kelvin gefilmt. Ich würde es eindeutig lassen. Die Farben vermatschen vollkommen. "Native" und eine ordentliche Farbkorrektur und alles wird gut. Dazu braucht man natürlich einen ordentlichen Rotfilter, ohne den geht auch hier nichts.
Ich persönlich präferiere halt den Backscatter, denke aber, dass andere Qualitätsprodukte (Magic Filter, UrPro CYD) da nicht schlechter performen - gerade, wenn man sowieso noch viel Farbkorrektur betreibt.