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Alles was nicht direkt zu den obigen Foren passt, findet hier Platz. Also Fragen zu den Verbänden, Vereinen, oder einfach allem was generell tauchspezifisch ist oder sonst einen Bezug zum Taucher.Net hat.

Gewitter

Hallo,
ich weiss, dass man nicht bei Gewitter taucht.
Uns hat es aber erwischt- nix passiert- und nun interessiert uns, was passieren kann, wenn beim Tauchen der Blitz einschlägt.
Sicher viele Parameter (Tiefe, Entfernung, Orientierung zum Blitz...)
Gibt es eine Faustregel?
Gruss, Eps
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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
08.08.2008 21:17
Der Strom ist nicht so das Problem, sondern die Wasserdampfexplosion wenn der Blitz ins Wasser einschlägt.
Das kann schon eine ziemliche Druckwelle verursachen, was deine Lunge und Trommelfelle arg übelnehmen.

http://www.htsv.de/folien/download.php?file=Tauchen_bei_Gewitter-Folien_120100.pdf

http://www.tauchclub-ebingen.de/Aktuelles/Wer_Wie_Was___/Tauchen_und_Gewitter_FB.pdf
x344CMAS***
08.08.2008 21:24
Hi Eps!
oder auch Süß- oder Salzwasser, sauberes oder dreckiges Wasser (Leitfähigkeit) usw. Nein im Ernst: Theoretisch sollte eigentlich nix passieren solange Du frei schwebend im Wasser bist und der Blitz Dich nicht direkt trifft (was unter Wasser eher schwierig sein sollte). Denn dann bist du sozusagen auf fliegendem Potential, hast also keine direkte Erdverbindung. Dazu kommt das ein Mensch mit Tauchanzug sehr wahrscheinlich einen deutlich höheren Widerstand als das ihn umgebende Wasser hat und damit der Strom eher durchs Wasser als durch den/die Taucher marschiert. Unterm Strich bedeutet das das Du schwebend unter Wasser so sicher wie ein Vogel auf der Hochspannungsleitung sein solltest. Wie gesagt theoretisch - ausprobieren würde ich das nicht. Zumal das nicht mehr gilt wenn Du an der Wasseroberfläche dümpelst. Denn dann ist (wahrscheinlich) Dein Kopf der höchste Punkt und fängt den Blitz dann wahrscheinlich ein.

Also besser aus dem Wasser raus und dann am bestens ins Auto und auch nicht unter Bäume stellen

Alex
x344CMAS***
08.08.2008 21:41
@Stephan
Das mit der Druckwelle ist natürlich ein Problem. Allerdings hängt die Stärke der Druckwelle auch von der Art des Blitzes (pos. oder neg.) der Leitfähigkeit des Wassers und auch davon ab ob sich die Entladung nicht als Oberflächenentladung an der Wasseroberfläche in Richtung Ufer weiterausbreitet. Man kann`s im Zweifel also beliebig kompliziert machen! Allerdings gilt in jedem Falle - kein Risiko raus aus dem Wasser.

Wir haben bei uns am Institut ein recht großen Blitzstoßgenerator (2MV/8kJ) und einen Eimer Wasser finde ich sicherlich aus, dann mache ich am Montag mal `nen Test ... und dann gibt`s genaueres!

Alex
08.08.2008 21:44
@x344,

Deine Antwort ist nur insoweit richtig, als die Gefährdung durch Stromschlag betrachtet wird. Diese ist unter Wasser relativ gering. Wie Du bereits erläutert hast. Allerdings beim Auftauchen wird es wieder zur ernsten Gefahr.

Die eigentliche Gefahr unter Wasser beim Tauchen, ist die Opfer einer Druckwelle zu werden. Eine solche Druckwelle kann zu erheblichen (auch tödlichen) Verletzungen führen. Siehe hierzu auch die von Stephan eingestellten Links.

Gut Luft,
Klaus
08.08.2008 21:46
Hallo Alex,

die Ergebnisse eines solchen Experimentes wären sicherlich hoch interressant.

Gut Luft,
Klaus
08.08.2008 22:27
Gewittertauchen ist doch geil.Da ist immer so ein gewisser Kick dabei und naß wird man unter Wasser auch nicht. Mal im Ernst: Habt ihr schon mal gehört, daß ein Taucher vom Blitz getroffen wurde? Ich nicht. Trotzdem muß man es ja nicht forcieren. Ich hab auch keine Lust, mich bei so einem Sch.....wetter umzuziehen. "ggg"
C.hristianRettungstaucher (WW)
08.08.2008 23:36
Ich denke Mir da ganz einfach folgendes:

Es wird dir zu 99,9 % nichts passieren. Wie ich darauf komme? Hast du schon jemals nach einem Gewitter auf einem See tote Fische schwimmen sehen? Also ich nicht (und die sind bei jedem Gewitter im Wasser und überleben das), deshalb gehe ich einfach davon aus, das aus verschiedenen Gründen, die oben schon genannt wurden dir nichts passieren wird.

Dramatisch ändern wird sich das ganze, wie oben schon beschrieben, wenn du auftauchst und auf einem Fußballgroßen (oder größeren Fläche) Blitzableiter spielst. Dann bekommen vielleicht die oben genannten Fische auch mal was gegrilltes.

mfg Christian
09.08.2008 11:15
@C.hristian,

so simpel ist es halt nicht. Die Dampfdruckwell spielt für kleine Fische kaum eine Rolle. Die großen Fische sind wegen der größeren Schwimmblase deutlich gefärdeter. Die Fische werden sich Instinktiv in tieferes Wasser zurückziehen, oder sich auf den Grund legen. In beiden Fällen, ist die Schwimmblase leer.

Klaus
09.08.2008 15:33
Ich glaube nicht an den tiefen Trichter, der sich da in bilden soll, und das plötzlich verdampfende Wasser im Trichter, und die dadurch entstehende Druckwelle. Ich vermute eher, dass der Strom sich allseitig verteilt, und nur oberflächlich ein kleiner Trichter entsteht, und die Druckwelle eher nach oben weggeht, ins Wasser jedoch kaum.
In flacheren Seen vermute ich mehr Gefährdung, da der Strom mehr horizontal verteilt wird, also die Stromdichte beim horizontal etwas entfernten Taucher noch höher ist. Große Fische und Menschen sind etwas gefährdeter, weil die Potentialdifferenz zwischen Kopf und Fuß bei 2m Abstand größer ist, als beim 10cm-Fischlein. Nämlich rund 20x größer. Warum lt. kwm die "größere Schwimmblase" gefährlich sein soll, bei der hypothetischen "Dampfdruckwelle", ist ja übrigens nicht erklärt worden. Trockentaucher sind etwas weniger gefährdet, aber nicht sicher.
Ich würde bei Gewitter nicht reingehen, aber wenn man drin ist, kann man eben nichts machen. Selbst Tauchgangsabbruch ist ja wohl Unsinn, man weiß UW ja nicht, ob tiefergehen nicht sogar besser ist (weil das Gewitter in 30min weg ist), als rausgehen (vielleicht ist das Gewitter gerade jetzt genau über einem). Nicht zu sehr beim rausgehn trödeln.

Nicht gefundene tote Fische sind natürlich kein Argument, denn die könnten ja auch absinken, gefressen werden, sich über das gesamte Ufer und den See verteilen, die Auffindwahrscheinlichkeit ist einfach zu klein. Ich finde auch selten natürlich gestorbene Fische, was nicht heißen muss, dass Fische ewig leben.

Übrigens fürchte ich eher Blitze am Straßenrand...
x344CMAS***
11.08.2008 10:23
So ich habe jetzt mal den Test gemacht. Aufbau: Stoßspannungsgenerator mit Umax=500kV und einer Normkurvenform mit 1,2/50µs. Die Kurvenform entspricht der Blitzstoßspannnung die bei Prüfungen elektrischer Geräte verwendet wird und so auch in den einschlägigen Normen definiert ist. Der "See" war ein Schwimmbecken mit einem Durchmesser von ca. 1,5m und eingelegter Erdelektrode (also über den Rand hinein und dann auf dem Boden entlang).
Füllhöhe ca. 20cm mit Leitungswasser.

Ergebnis:
1. Der Blitz schlägt ins Wasser ein und fließt als Oberflächen bzw. Gleitentladung auf der Oberfläche entlang zur Erdelektrode. Abstand der Elektrode 50-100cm vom Einschlagsort. Durchschläge durchs Wasser waren nicht zu beobachten trotzdem der Abstand der UW-Elektrode deutlich kleiner war (ca. 20cm).
2. Es war keine Explosion zu beobachten.

Daraus mache ich mir jetzt mal eine Theorie:
Leitungswasser hat einen recht hohen Widerstand. Daher ist es für den Strom leichter als Gleitentladung auf der Oberfläche entlang in Richtung Ufer abzufliessen. Wasser in einem See hat natürlich aufgrund Verschmutzungen etc. eine deutlich kleineren Widerstand (ca. 30 Ohm*m - wie auch ein Mensch in etwa) und wird daher auch einen Stromfluss im Wasser ermöglichen. Der Strom wird sich von der Einschlagsstelle kugelförmig ausbreiten und aufgrund des vergleichsweise großen Widerstandes recht schnell abnehmen. Spätestens in 100m Entfernung dürfte nichts mehr zu spüren/messen sein. Der große Widerstand ist dann auch für die fehlende Explosion verantwortlich. Denn nur ein Stromfluss kann das Wasser so erwärmen das es verdampft, und nur "viel" Strom dann halt explosiv. Der große Widerstand verhindert aber einen großen Strom - keine Explosion.
Anders sieht das ganze dann im Salzwasser aus. Hier wird der Spannunsgtrichter (die Halbkugelzone) deutlich größer ausfallen und auch eine Explosion ist vorstellbar.
Einem Taucher wird eine solche Explosion allerdings wahrscheinlich auch nicht gefährlich werden, da beim Tauchen ja meistens ein Schiff in der Nähe ist. Die Blitze werden diese schöne Einladung dann auch dankbar annehmen und ins Schiff einschlagen. Der Stromfluss aus dem Schiff ins Wasser verteilt sich dann aber über eine größere Fläche (mit einhergehender Kühlung etc.) und wird dadurch wieder keine Explosion zustande bringen.

Was die Gefahr eines elektrischen Schlages bei Tauchen angeht - am besten senkrecht zum Ausbreitungstrichter tauchen Ist dann das Äquivalent zu geschlossen Beinen an Land.
Nein im Ernst: Gefahr ist da, allein schon deshalb weil schon geringe Ströme im Körper zu Muskelkrämpfen führen können. Unter Wasser mit Atemreglerverlust usw. kein schöner Gedanke. Daher wie gehabt: Bei Gewitter nicht tauchen!

Alex
Divelady97CMAS **
11.08.2008 10:27
Vielleicht hilft diese Info auch :

http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2008/0708/000_blitz.jsp
Divelady97CMAS **
11.08.2008 10:31
Und hier noch etwas zum Thama :

http://www.cmas.ch/de/news/News-Archiv/Alte News 2004-2001/Gewitter.pdf
11.08.2008 11:25
"Anders sieht das ganze dann im Salzwasser aus. Hier wird der Spannunsgtrichter (die Halbkugelzone) deutlich größer ausfallen und auch eine Explosion ist vorstellbar."
Bei gegebener Ladungsmenge ist der Strom nicht vom Wasserwiderstand (sofern ungleich unendlich) abhängig. Die Stromverteilung und Stromdichte ebenfalls nicht. Lediglich die Potentialdifferenz je Meter ("Schrittspannung") ist vom Wasserwiderstand abhängig, bei hohem Widerstand ist sie größer. Im klaren See ist es nah an der Einschlagsstelle gefährlicher, im Toten Meer ist die Gefahrenzone hingegen größer.
Ach ja: Wegen P=I²R tritt, bei gleicher Stromverteilung, nicht im Salzwasser mehr Energie je cm³ in Einschlagsnähe auf, sondern im Gegenteil im klaren Süßwasser.
Tariernixi.d.R. ausreichend
12.08.2008 00:55
Es gab einen Fall, bei dem der Blitz direkt in die Flasche eines auftauchenden Tauchers eingeschlagen hat. Im Krankenhaus wurde nach ca. 40 min sein Tod festgestellt. Das Ganze in Florida, es müsste sich mittels Suchfunktion im int. Tauchunfallforum finden lassen.

Die allgemeine Wahrnehmung bei und nach Gewittern an unseren Seen zeigt, dass bei unseren kleineren Baggerseen aufgrund des umliegenden Baumbestands gar keine Blitze einschlagen. Und wenn doch, es schwimmen niemals auffällig viele toten Fische nach Gewittern im Wasser, weder oben noch unten. Das hätte der Volksmund sich längst zu eigen gemacht und jedes Kind wüsste etwas dazu (Gewitter = tote Fische).

Ich habe deshalb keine Bedenken, unten zu bleiben, solange ein Gewitter drüber hinwegzieht. Vorausgesetzt, die Luft reicht. Auftauchen (s.o.) eher nicht...
12.08.2008 22:25
@x344,

interressantes Ergebnis.

Klaus
Antwort