hab dir mal meine geschichte hier rein kopiert, ist zwar etwas lang aber kann´s net kürzer fassen.
ne, hatte nie angst, dass es nochmal passieren könnte und wenn, dann bräuchte ich nicht mehr hier sein....
an welcher stelle war bei dir das aneurysma?
meine geschichte: unglaublich aber wahr…
es war der 22.03.01, ein ganz normaler tag. Ich hatte leichte kopfschmerzen und war im keller mit den neuen weinen beschäftigt. Um 17.00 uhr ist meine frau mit einer freundin (zu der zeit ärztin im stadtkrankenhaus worms) in die sauna gefahren. Ich habe noch bis etwa 18.00 uhr gearbeitet und mich dann in der küche aufs sofa gelegt zum ausruhen (das licht war aus und ganz dunkel). Meine älteste tochter war nicht da, die andere hatte mit unserem sohn fern gesehen im oberen stock.
So gegen 19.00 uhr spürte ich einen starken schmerz im hinteren teil des kopfes, der immer heftiger wurde. Ich wusste, dass es etwas schlimmes ist aber ich konnte nicht sagen was es war. Mir war klar, wenn ich jetzt bei unserem hausarzt anrufe und die arzthelferinnen wollen wissen was es ist, kann ich nur sagen starke kopfschmerzen und sie werden sagen: dann nimm halt ein schmerzmittel dagegen(hab ich nur gedacht). Ich hab dann bei der frau unseres hausarztes angerufen und es so formuliert: ich hab den eindruck, mein schädel langt nicht für das was drinn ist. Sie antwortete: fahr in die praxis und laß dich untersuchen. Ich kann nicht mehr fahren sagte ich, dein mann muß zu mir kommen. Es dauerte noch eine zeit, dann kam er. Ich lies ihn herein und legte mich wieder aufs sofa und sah wie er eine spritze aufzog (mit einem cocktail aus schmerz-, beruhigungs- und schlafmittel). Noch bevor er sie mir gab, war ich aus körper draussen und im paradies (körper und seele waren getrennt).
Jetzt kann ich nur das schreiben, was mir berichtet worden ist.
Ein freund hat angerufen und wollte mich sprechen (zahnarzt). Unser hausarzt ging ans telefon und sagte: der kann im moment nicht telefonieren. die frau des zahnarztes sagte zu ihm: du kannst auch morgen früh anrufen, wir haben jetzt einen termin und müssen weg. Er antwortete: ich muß jetzt anrufen und hat es wieder probiert. Unser hausarzt war wieder am telefon und sagte das gleiche. Dann führte er mich in unser schlafzimmer und legte mich aufs bett. Er musste dann weg, noch einen anderen notfall versorgen. Er sagte zu meiner tochter, wenn sich der zustand verschlechtert, soll sie bei ihm anrufen. Mein freund rief wieder an und meine tochter war am telefon. Sie hat ihm dann meine symptome beschrieben (erbrechen, augen verdrehen usw). daraufhin sagte er ganz spontan, das ist eine hirnblutung, du musst sofort im krankenhaus anrufen,dass sie einen krankenwagen vorbeischicken. (er konnte es deswegen so genau formulieren, weil er in der woche einen patient behandelt hat, dessen frau auch eine hirnblutung erlitten hatte und er ihm die symptome beschrieben hat. Dann machte er übers internet die sauna ausfindig, in der sich mein frau mit ihrer freundin befand. Als sie zu hause ankamen war der krankenwgen schon da und ich war schon eingeladen(mein körper). Meine frau ist dann mit der freundin ins krankenhaus gefahren. Dort hat man meinen kopf geröngt, die freundin war mit in dem röntgenraum und man hat das ergebniss festgestellt, was schon mein freund am telefon zu meiner tochter sagte.
Die ärzte telefonierten verschiedene kliniken an (uni mainz, mannheim und kaiserslautern). Schliesslich war nur kaiserslautern bereit mich aufzunehmen.
Die freundin kam zu meiner frau und sagte ihr, eigentlich ist es aufgrund der blutmenge hoffnungslos.
Für einen flug mit dem hubschrauber war das wetter zu schlecht und zu dunkel, ein krankenwagen war im moment auch nicht da. Meine frau hat dann gebetet und hinter ihr kam dann einer angefahren. Um 1.00 uhr kam ich dann im krankenhaus kaiserslautern an.
PARADIES:
Immer wenn ich von mir schreibe, meine ich meinen körper; ich war im paradies, wo alles perfekt war: keine sorgen, keine schmerzen, kein energieverlust, keine nahrungsaufnahme, absolute freiheit (weil man nicht durch den körper eingeengt ist), die art der bewältigung grosser strecken, war atemberaubend schnell und ohne hilfsmittel (auto). auch hat sich die ganze zeit jemand mit mir befasst, daß es mir nicht langweilig wurde und ich mich auch nicht einsam gefühlt hab (habe diese Person nie gesehen, nur gehört, es war eine männliche Stimme, wenn ich in mich hinein höre, kann ich diese stimme als meine innere stimme wahrnehmen). Es ging nur ums sein, und nicht wie in unserer welt: was bist du, was hast du. immer wieder muß ich feststellen, das zu beschreiben ist nicht leicht, weil man es mit worten nicht richtig ausdrücken kann. mein nahtod erlebniss dauerte 4,5 wochen.
Fazit:
Nach dem tod, geht es erst richtig los und zwar ewig, für jeden. Es gibt eine schöne seite (himmel u. paradies) u. eine weniger schöne seite, mal ganz platt die hölle. Hab leute kennen gelernt, die dort schon einen blick reingeworfen haben und froh sind wieder hier zusein.
Ich wurde im krankenhaus in kaiserslautern nachts um 1.00 uhr aufgenommen. Man hat mit mir dann verschiedene tests gemacht und ein ct vom schädel, man hat dann gesehen, dass es ein aneurysma war am hirnstamm (eine aussackung einer aterie, die dann geplatzt ist, wenn man das überlebt dann eigentlich querschnitt gelähmt. Je höher das blut im kopf steigt, um so weiter oben ist die lähmung, mund, nase, augen. Ich rede also hier von einer querschnittl. Die bis zum kopf hoch geht), das drama ist: man kann ganz normal denken und steckt in einem körper der überhaupt nicht funktioniert.
zuerst hat man meinen hirndruck normalisiert und stabilisiert, in dem man einen außenliegenden shunt (sprich: schant) in der mitte, oben am kopf implantiert hat. Man bildet am tag etwa 1,5 liter hirnwasser, das über die knochen an der wirbelsäule in den bauchraum abläuft. Bei mir war dieser abfluß verstopft durch das blut (ist es bis heute noch) und wurde mit einem außenliegenden shunt reguliert, wobei das hirnwasser in einem gefäß aufgefangen wurde. Einmal pro woche musste er aus hygienischen gründen erneuert werden, wobei jedes mal eine vollnarkose nötig war.
Zu meiner frau hat man immer gesagt, wir müssen abwarten, ob ich überhaupt aufwache und wenn in was für einem zustand (wachkoma, funktioniert die atmung, das herz, läuft der kreislauf, kann ich schlucken).
Die eigentliche op (das clippen des aneurysmas), fand am 9ten april statt.
Ich war der erste patient, bei dem das aneurysma nicht sofort operiert wurde. Viele ope`s in das frische blut sind schief gegangen. Deshalb hat man es riskiert zu warten. Die aneurysma op, wurde von dem professor der neurologischen abteilung durchgeführt, assistiert von der ärztin die mich in der nacht aufgenommen hatte und mittlerweile eine gute freundin von uns ist.
Somit konnten wir auch von der großen op viel erfahren. Die op findet im sitzen statt, der kopf ist nach vorne gebeugt und fixiert. Operiert wird mit einem skallpell an dem ein mikroskop befestigt ist (oder umgekehrt). Insgesamt dauerte es fünf stunden. Man lässt klassiche musik laufen bis zum höhepunkt der op, ist das aneurysma gefunden wird die musik abgestellt und das aneurysma mit einem titanclip verschlossen und das ausgelaufene blut im schädel entfernt (das ist so usus bei dem professor, der mich operiert hat).
Damit nicht zu viele nerven beschädigt wurden, ist der professor nicht mit dem skallpell an der aterie entlang gefahren, sondern hat von der seite einen versuch gewagt aber das aneurysma nicht gefunden. Die assitenzärztin hat daraufhin gebetet und als sie amen sagte, hat er es gefunden und verschlossen. Man muß sich eine büroklammer vorstellen mit der die aussackung der aterie verschlossen wird, indem sie seitlich über die geplatzte stelle geschoben wird. Während dieser hochdramatischen zeit haben sehr viele leute gebetet und gott hat es sich zu herzen genommen.
Dann hat man den aussenliegenden shunt weggelassen, aber der hirndruck ist angestiegen und so entschloss man sich einen dauershunt aus titan und silikon zu implantieren. Man hat unter der schädeldecke ein ventil implantiert und mit einem silikonschlauch verbunden, der hinter dem rechten ohr entlang geführt ist und bis kurz über den bauchnabel geht, dort hat man dann das ganze von aussen vernäht um es zu fixieren. Ich muß sagen es stört in keinster weise. Sollte alles wieder normal funktionieren werde ich mir nicht den kopf nochmal aufmachen lassen um die fremdkkörper zu entfernen.(ich finde 5 kopf ope`s sind genug)
Ich durfte die ganze zeit über im paradies bleiben. Was für mich genauso real war, wie hier zu sein.
Bei der grossen op musste auch der sehnerv vom linken auge etwas bewegt werden, was er arg verübelt hat.
Nach viereinhalb wochen intensivstation, davon eine woche im künstlichen koma, bin ich dann für weitere 10 tage auf normalstation gekommen. Ich habe von oben gesehen, wie man mich im rollstuhl umher gefahren hat aber ich wusste nicht, dass ich es bin.
Auf normalstation bin ich wieder in meinen körper gekommen. Das war grad so, wie wenn man einen schalter umlegt. Ich wollte im paradies den ort wechseln und bin auf die strasse gegangen und schon war ich in meinem körper und habe meine frau gesehen.
Sie hat mir dann erklärt warum ich im krankenhaus bin. Ich habe dann gesagt: die zwei tage reichen jetzt, ich muß nach hause arbeiten. Sie hat dann gemeint keine zwei tage, sondern viereinhalb wochen. Heute weiß ich, dort wo ich war gibt es überhaupt keine zeit.
Das war bisher meine längste und eindrücklichste reise.
Jeden Mittag kam die logopädin zu mir ans bett und übte mit mir: mundbewegungen und sprechen. Das schlimmste für mich war zu dem zeitpunkt, aus dem bett geholt zu werden und dann wurde ich am empfang auf dieser station in einen sessel gesetzt für ca. eine halbe stunde. Es war für mich sehr anstengend aber ich konnte es nicht kommunizieren und musste es über mich ergehen lassen. Ich war anschließend wieder froh im bett zu sein und hab dann geschlafen.
Die wand mir gegenüber war hellgrün gestrichen und meine frau hatte eine fotokollage von unserer familie aufgehängt, die meine töchter gemacht hatten. Ich hab die gnze zeit zwei fotokollagen nebeneinander gesehen. Die fotos waren identisch und auf beiden kollagen gleich geklebt. Ich dachte eine von luisa und eine von isabell.
Nach zehn tagen auf normalstation, bin ich dann liegend von kaiserslautern nach bernkastel-kues in die reha gefahren worden. Dort hat man mich von der trage in einen rollstuhl gesetzt und auf ein zimmer gefahren. Die frühreha hatte ich übersprungen. Von 240 patienten war ich der schlechteste. Mit aneurysma gab es keinen. Die anderen hatten einen schlaganfall oder herzinfarkt.
Meine frau hat das zimmer dann eingerichtet und die fotokollage aufgehängt. Ich sagte zu ihr und wo ist die andere, im krankenhaus waren es doch immer zwei. Sie sagte dann: auch im krakenhaus war es immer nur eine. Mir ist das erst in der reha aufgefallen, wo ich eine andere perspektive hatte. Im spiegel habe ich dann gesehen, dass das linke auge ganz starr nach unten, innen zur nase hin stand und das rechte auge hat ganz normal funktioniert. Ich habe alles doppelt gesehen. Beim fernsehen zwei bildschirme, zwei zeitungen usw.
als ich dann am ersten tag alleine im zimmer war, hab ich so bei mir gedacht die spinnen doch alle, mich in einen rollstuhl zu setzen, ich weiß genau wie man läuft, vielleicht muß ich in dem grossen haus mit dem rolli fahren aber doch nicht im zimmer, die paar meter kann ich doch laufen. Bin aufgestanden und habe versucht einen schritt zu tun und bin umgefallen und auch nicht mehr hochgekommen, eine krankenschwester hat den lärm gehört, ist reingekommen und hat mich wieder in den rolli gesetzt. Am nächsten tag habe ich es grad noch mal probiert, mit dem gleichen ergebnis. Daraufhin hat man mich im rolli angebunden. Ich habe dann zu den krankenschwestern gesagt, wer hat das angeordnet, einstimmig sagten sie, das war der stationsarzt. Ich habe mich dann zu ihm fahren lassen und wollte ihn in den senkel stellen er sagte sofort, ihre frau hat das am telefon verlangt. Ich sagte dann zu allen anwesenden: das ist doch lächerlich, ich kann mich doch losbinden. Aber sie erwiederten: während ich mich losbinde, kann ich mir überlegen warum ich angebunden bin und bleibe sitzen. Ich musste mich dann geschlagen geben.
Ich wusste dann, ohne rolli geht nix. Bin auch im bett geblieben, bis eine krankenschwester kam, mich angezogen, in den rolli gesetzt, zum essen gefahren, in die thrapien, auf toilette zum duschen usw. ich habe schnell gelernt kleine brötchen zu backen bei jedem meter auf fremde hilfe angewiesen zu sein. Zwei wochen ging das so, eine ältere krankenschwester sagte dann zu mir: jetzt können sie sich mal selbst anziehen. Es hat etwa anderthalb stunden gedauert aber ich habe mich selbst angezogen (die sachen lagen neben mir auf dem bett, wo ich drauf saß). Dann habe ich die schuhe angezogen und eine stunde später sie gebunden gehabt. Ich musste auch wieder lernen schuhe zu binden. Mein ganzer automatismus war gelöscht. Alles wieder von vorne. Für mich war es, wie wenn man bei einem computer die festplatte mit dem betriebssystem löscht und grad noch so ein notprogramm läuft um alles wieder aufzuspielen. Nur bei einem computer geht es schneller. Ich habe in der zeit viel gejammert und zu meiner frau gesagt: wäre ich nur geblieben wo ich war, für mich wäre es gut gewesen (aber für meine familie halt nicht).
das wichtigste in der reha, war für mich laufen zu lernen. Jeden tag hatte ich krankengymnastik, dort holte man mich aus dem rolli und übte mit mir laufen aber nur eine halbe stunde, die war sehr intensiv. Am anfang wurde ich von zwei personen gestüzt ca. 1ne woche lang, dann von einer person, ebenfalls 1ne woche lang. Dann ist mir jemand gefolgt und hat mich beobachtet. Einmal pro woche war visite, vom stationsarzt mit gefolge. Ich saß im rolli, in meinem zimmer und hab auf den arzt mit seinem gefolge gewartet. Als sie hereinkamen, hat sich der arzt neben mich gestellt und gefragt: herr groebe sind sie zufrieden. Ich dachte so bei mir, eigentlich schon, ich hab ein dach überm kopf, zu essen, werde gut gepflegt, brauch nicht zu arbeiten und hab keine schmerzen. Ich habe aber trotzdem gesagt: ich bin nicht zufrieden, ich sitze hier im rollstuhl und möchte wieder laufen. Als sie rausgingen hörte ich, wie der stationsarzt zu seinen anderen kollege sagte: die patienten, welche nicht zufrieden sind, sind mir die liebsten, die kommen echt weiter.
Dann hatte ich neuropsyschologiches training, mehrmals pro woche, manchmal zwei mal am tag (das waren computerspiele, die immer schneller und schwerer wurden). Oder es lief gedächtnistraining, ich bekam eine einkaufsliste die ich einmal durchlesen durfte, dann musste ich die artikel aufsagen. Auch mußte ich übungen
machen, um die geteilte aufmerksamkeit zu lernen. (zwei dinge gleichzeitig tun.)
Einmal pro woche musste ich zur psyschologin. Sie hat im computer eine liste angelegt, auf der standen dann die dinge, die ich schon konnte.
Am anfang waren es grade drei oder vier sachen.
Sie hat mich dann total entmutigt, indem sie mir sagte: 2001 komme ich nicht mehr aus dem rollstuhl, wahrscheinlich nie mehr.
Dann hatte ich noch wassergymnastik. Wenn ich mich mit der rechten hand festgehalten habe war es nicht einfach, sie wieder los zu bekommen.
Der rechte arm mit der hand, haben so ein eigenleben geführt. Ich hab sie zu der zeit "looser hand" genannt. Für mich war das nicht so schlimm, weil ich schon immer linkshänder bin (übrigens in meiner großfamilie der einzige).
Heute weiß ich warum.
Dann ergotherapie, schreiben und so ein mist basteln. Mein tag war gut gefüllt und zwischen den therapieen hab ich geschlafen.
In der krankengymnastik, war man richtig brutal zu mir: jeder hatte hinter seinem rollstuhl krücken stecken und konnte sie jederzeit benutzen. Zu mir sagte man immer: entweder ich laufe richtig oder ich muß im rollstuhl sitzen bleibe