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Gedanken zur Dehydrierung

Bei der Durchsicht der verschiedenen Artikel aus dem Bereich Medizin ist mir aufgefallen, dass dort einige wirklich gute und ausführliche Abhandlungen vorzufinden sind. Enttäuscht hat mich jedoch der Artikel zum Thema Dehydrierung. Auch wenn die Auswirkung und Vorsorgemaßnahmen abgehandelt wurden, wurde jedoch dem Mechanismus der Dehydrierung ein verschwindend kleiner Teil gewidmet und der ist auch noch Falsch. Gerade der Dehydrierung muß ein nicht zu unterschätzender Anteil am Risiko einen DCS Unfall zu erleiden, zugesprochen werden.
Ich weiß nicht, wann die Mär der Dehydrierung durch die ach so trockene Atemluft endlich aufhört. Auch wenn ich zugeben muß, dass ich das vor zwanzig Jahren auch so gelernt habe. Aber wie hat schon Adenauer gesagt? „Auch die Opposition kann mich nicht daran hindern, klüger zu werden“ (Nachdem er innerhalb von 24 Stunden genau das Gegenteil vom Vortag vor dem deutschen Bundestag gesagt hatte).
Tatsache ist, das die Dehydrierung durch die trockene Atemluft gerade mal 10% des Flüssigkeitsverlustes ausmacht (etwa die Menge eines Bierglases). Der weit größere Anteil wird durch andere Mechanismen entsorgt- und zwar über die Blase. Auch der Flüssigkeitsverlust, wie im Artikel angesprochen durch ein osmotisches Druckgefälle ist als sehr gering einzustufen. Die Hauptmechanismen sind andere.
Ferner sind einige Ungereimtheiten, die ich hier noch einmal ansprechen möchte.
Etwa 2/3 des Flüssigkeitshaushaltes befindet sich in den Körperzellen und sorgt dafür, dass die lebensnotwendigen biochemischen Prozesse optimal ablaufen. Das restliche drittel befindet sich außerhalb der Zellen und hat im Körper Transport und Schutzfunktionen. Kommt es nun zu größeren Wasserverlusten, die vom Körper weder aufgefangen noch ausgeglichen werden können, so verlieren auch die Körperzellen Wasser, sie „welken“ sozusagen und schrumpfen dabei. Dadurch kommt es zu Fehlfunktionen, bei Nervenzellen sogar zu „Kurzschlüssen“...Vergleichbar ist dies etwa mit einer Autobatterie, die ebenfalls nicht funktioniert, wenn Batteriewasser fehlt. Schon 3% Gewichtsverlust können zu einem deutlichen Einbruch der körperlichen Leistungsfähigkeit führen (Ausbildungsschrift "Ausgewaehlte Inhalte yur Tauchmediyin" von Dr.med. C.M. Muth . OK, aber nun zu den eigentlichen Problemen

Es fängt schon vor dem Tauchen an. Viele Leute sträuben sich davor, vor dem Tauchen ordentlich zu trinken, weil sie Angst haben, sie könnten während des Tauchganges ihren Anzug Vollpinkeln... oder sogar den Trockentauchanzug. Also legen diese Leute schon mit einem Flüssigkeitsdefizit los- mal abgesehen davon das in wärmeren Regionen ein nicht zu unterschätzender Anteil durch Schwitzen und Verdunstung durch die Haut und Schleimhäute (Perspiratio insensibilis) verloren geht.
Weiterhin entsteht ein deutliches Defizit durch den Drang, die Erlebnisse vom Vortag bei entsprechenden Alkoholmengen zu untersuchen bzw. zu diskutieren. Dem nicht genug, damit man anständig wach wird, wird am nächsten Morgen der Kater mit entsprechenden Mengen Kaffee bekämpft. Schließlich will man sich ja keine Blöße geben... Es dürfte allgemein bekannt sein, dass Kaffee (Koffein) und Alkohol harntreibende Getränke sind und damit der Dehydrierung schon vor dem Tauchen Vorschub leisten.

So richtig los geht’s, wenn der Taucher in seine Kluft steigt. Wie es sich für einen guten Neopren Anzug gehört, liegt er sehr eng und fest an. Dieser „Stützstrumpf- oder auch Thrombosestrumpf Effekt“ bewirkt, dass Blut aus den Beinen in Richtung Oberkörper gepresst wird. Dies führt zu einem größeren Blutandrang oder auch Druckanstieg am linken Vorhof des Herzen. Dies wird vom Körper erkannt und entsprechend gegengeregelt und zwar durch die Ausscheidung von Flüssigkeit durch die Nieren zur Blase.

Mal abgesehen davon, dass die Anstrengung den engen Anzug anzuziehen dies noch unterstützt- durch vermehrte Schweißproduktion. Nun geht’s jedoch weiter ins Wasser. Der Taucher geht schon mal ins hüfttiefe Wasser um sich seine restlichen Ausrüstungsgegenstände anzuziehen. Dabei steht er, wie gesagt, bis zur Hüfte im Wasser. Es entseht ein hydrostatischer Gegendruck der in Richtung des Oberkörpers wirkt. Der Körper reagiert wie vorher. Der Blutandrang bzw. Druckanstieg am linken Herzvorhof lässt die körpereigenen Regelmechanismen wieder anlaufen um noch mehr Flüssigkeit aus dem Körper zu entfernen.

Der nächste Punkt. Viele ungeübte Taucher- aber speziell Nasstaucher und Semitrockentaucher, tauchen Kopfwärts ab. Hier greift Herr Newton ein. Auch Unterwasser unterliegt der Mensch den physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Blut wird auch dort bevorzugt nach unten fließen. Wieder entsteht ein vermehrter Butanstrom am linken Vorhof des Herzens. Der Körper reagiert wie schon beschrieben mit Dehydrierung.

Den aber wichtigsten Anteil an der Dehydrierung hat das hydrostatische Gleichgewicht indem wir uns unter Wasser befinden. Für Leute, denen der Begriff Hydrostatik unbekannt ist, sei gesagt das es sich schlichtweg um die Schwerelosigkeit handelt in der wir uns bewegen. Dies hydrostatische Gleichgewicht sorgt während

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22.03.2001
Hey Thomas, du sprichst mir aus dem Herzen. Ich muss meine Tauchbuddys auch immer wieder bitten an die von dir genannten Faktoren zu denken. Dehydrierung ist wirklich nicht zu unterschätzen. Danke für dein ausführliches Kommentar.
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