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Frenzelmethode - ich weiß nicht mehr weiter

Hallo miteinander,

ich hoffe dass meine Frage in diesem Bereich hier richtig aufgehoben ist. Druckausgleichsmethoden kann man sicherlich zum medizinischen Bereich zählen.

Ich habe mir diverse Anleitungen (deutsche sowie englische, u.a. den ausführlichen Frenzel-Workshop als PDF-Dokument) ausgedruckt und die Schritte alle befolgt. Einzeln klappen die verschiedenen Schritte, doch wenn ich sie kombiniere passiert einfach nichts, ich kann keinen Druck aufbauen.

Wenn ich die Zunge an den oberen Zähnen zur Abdichtung habe, kann ich die hintere Zunge sowieso kaum bewegen.

Nach mehreren Tagen (!!) des Ausprobierens bin ich nun so verzweifelt, dass ich gar keine Idee mehr habe wie es weitergehen könnte. Ist es denn wirklich so schwer zu erlernen?


Grüße,
Dennis
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Stephan K.PADI DM, CMAS***, SSI XR, Apnoe 1, Eistauchen
30.07.2013 13:54
Willst du diese Fenzelmethode erlernen, oder geht es allgemein um den Druckausgleich?

http://www.200bar.de/forum/read.php?7,2562
30.07.2013 14:06
Es geht mir um das Erlernen dieser Methode. Ich habe sämtliche Seiten, auch die von dir verlinkte, ausgedruckt und gelesen. Es will einfach nicht klappen bei mir.

Der "K"-Laut verursacht nicht viel bei mir. Ach man, ich weiß nicht mehr weiter.
30.07.2013 14:46
Nase zuhalten --> Luft anhalten ohne Druck Bruskorb aufzubauen -- > schlucken (das Schlucken so zu lernen erfordert oft etwas Konzentration). So klappts bei mir. Unterhalb von 6m brauche ich dabei auch die Nase nicht mehr zuzuhalten.
30.07.2013 14:57
Das klappt, aber es ist nicht die Frenzeltechnik oder? Generell kann man ja einfach durch das Zuhalten der Nase und dem Schlucken einen Druckausgleich erreichen, aber das ist doch nicht Frenzel? Es heißt ja dass man durch die Frenzelmethode sehr starken Druck ausgleichen kann, so stark dass manbeim Üben vorsichtig sein soll. Das Schlucken jedoch kann ich oft wiederholen ohne einen sehr starken Druckausgleich zu spüren.
Michael-NRescue u. AIDA Instr
30.07.2013 19:18
Was kwolf beschreibt geht in Richtung BTV.

Beim Frenzel (abgewandelt)brauchst Du nicht zu schlucken und auch keinen Laut zu generieren. Die Platzierung der Zunge hinter den Zähnen dient als Widerlager um anfangs die Kraft besser aufzubringen, da es sich um eine ungewohnte Bewegung handelt.
Die Nase möglichst weit oben am Septum zudrücken, damit sich die Nasenflügel nicht blähen können, somit ist mehr Luft für den Druckaufbau in den Nasennebenhöhlen vorhanden. Der Druck baut sich dann auch schneller auf. Der Schluckvorgang wird nur partiell durchgeführt. Mit Zeigefinger vom Kinn nach unten fahren, bist Du den Knorpel fühlst. Jetzt komplett schlucken um mit dem leicht aufgelegten Finger den kompletten Weg des Knorpels zu fühlen. Der Knorpel "springt über den Finger und dann wieder zurück. Der größte Druck wird am Umschaltpunkt des Schluckvorgangs aufgebaut, bevor der Knorpel wieder "zurückspringt". Dieser Punkt dient der Zunge jetzt als Widerlager und nun drückst Du die Zunge gegen den weichen Gaumen. Wenn Du komplett schluckst verlierst Du den Druck. Deshalb den Knorpel in der höchsten Stellung halten, während die Zunge nach oben drückt. Die meisten erhöhen den Druck durch "abstützen" der Zunge am Übergang harter Gaumen- weicher Gaumen.
Damit Du dich nicht selbst bescheisst mit offenem Mund üben, dann bist Du dir auch sicher nur mit der Luft in den Nasennebenhöhlen zu arbeiten.

Jetzt kannst Du noch mit der Kopfhaltung experimentieren, um rauszufinden wann es am besten klappt. Ein Gerätetaucher hat eine andere Kopfhaltung im Wasser, als an Land.

Apnoetaucher müssen den Kehlkopf verschlossen halten damit der Mouthfill nicht verloren geht (jenseits der RV-Tauchtiefe) und logischerweise auch nicht schlucken, da dann auch der Mouthfill weg ist und man unterhalb der RV-Tiefe keinen DA mehr durchführen kann. Deshalb kannst Du dir den Käse mit schlucken und G oder K laut sparen.

Gruß Michael
01.08.2013 19:44
Ich bin am verzweifeln, trotz all der tollen Erklärungen, die so super einfach klingen. Es klappt alles wunderbar, bis ich an diese Stelle hier komme und keine Ahnung habe wie das zu bewerkstelligen sein soll:

"Dieser Punkt dient der Zunge jetzt als Widerlager und nun drückst Du die Zunge gegen den weichen Gaumen. Wenn Du komplett schluckst verlierst Du den Druck. Deshalb den Knorpel in der höchsten Stellung halten, während die Zunge nach oben drückt. Die meisten erhöhen den Druck durch "abstützen" der Zunge am Übergang harter Gaumen- weicher Gaumen."

Wenn meine Zunge hinter den Zähnen platziert ist kann ich kaum Bewegung im Rachenbereich hervorrufen. Den Knorpel kann ich auch gar nicht in der höchsten Stellung halten...
Michael-NRescue u. AIDA Instr
01.08.2013 23:01
Ja, das ist wie mit dem Ohrenwackeln. Manche können es halt schnell, bei anderen dauerts länger.
Das Hochstellen des Kehlkopfes ist für den Druckaufbau wichtig. Mach es nicht als kompletten Ablauf. Zuerst den Kehlkopf "hochstellen" und 4-5 Sekunden halten. dann wieder entlasten. Das einige Male hintereinander durchführen (Atmen ist während der Hochstellung nicht drin). Wenn das klappt, bei offenem Mund die Zunge rausstrecken und langsam zurückziehen. Nicht nach oben drücken. Jetzt merkst Du an einem bestimmten Punkt, wenn die Zunge zu weit nach hinten kommt, das der Knorpel nach unten springt. Das scheint dir zu passieren. Die Zunge muss für den Frenzel nach oben. Wenn Du nicht hinter den Zähnen platzieren kannst, dann suche weiter hinten einen Punkt wo Du die Zungenspitze am oberen Gaumen lagern kannst. Die Zunge muss vom unteren Gaumen weg, sonst springt der Knorpel nach unten. Hier kannst Du auch eine Zungenübung machen, damit sie beweglicher wird. Mit der Zungenspitze langsam am oberen Gaumen in Richtung Gaumensegel (Zäpfchen)entlangfahren und etwas Druck gegen den Gaumen ausüben. in der Endposition etwas halten und dann wieder nach vorne. Eine andere Übung wäre z. Bsp mit einem Gummibären auf der Zunge ihn zurückschieben und dabei Druck nach oben ausüben. Muss kein ganzer GB sein, ist unangenehm wenn man das Teil im ganzen aus Versehen verschluckt. Dadurch bekommst Du die Zunge vom unteren Gaumen weg und ein besseres Gefühl für die wirkende Kraft am Gaumen. Die Zunge ist es nicht gewohnt Druck in diese Richtung auszuüben. Bei den Zungenübungen ist die Stellung des Kehlkopfes unerheblich. Später dann die einzelnen Bewegungsabläufe zusammenführen.

Gruß Michael
Michael-NRescue u. AIDA Instr
01.08.2013 23:05
Den GB nicht mit der Zungenspitze zurückschieben, sondern weiter hinten auf die Zunge legen und dann die Zunge zurückschieben.
02.08.2013 10:12
Gehen wir in kleinen Schritten vor, vielleicht sollte ich es ja doch noch erlernen.

Mein erstes Problem: Ich kann den Kehlkopf nur durch das Schlucken nach oben bewegen. Wie soll man ihn ohne den Schluckvorgang für 4-5 Sekunden "hochstellen" können?
02.08.2013 13:49
http://www.youtube.com/watch?v=SQCfk_JTxWw

Es scheint so einfach zu sein!

Stundenlanges Üben heute Vormittag bis eben hat nichts neues ergeben, ich bin kurz vor dem Aufgeben, ich habe ALLES im Internet über diese Technik gelesen, ob deutsche, englische oder französische Anleitungen. Es soll einfach nicht klappen.

Ich denke dennoch für die Hilfestellung!
ZeKikMistralopithecus Borealis
02.08.2013 15:36
Aus reiner Neugier:
Warum? "Nice to have" oder ?
Was spricht gegen Valsalva /Schlucken?
02.08.2013 16:03
Bei größeren Tiefen und dem Apnoetauchen ist Vasalva nicht mehr möglich.
02.08.2013 16:15
Beim Gerätetauchen besteht insbesondere beim Wiederholunhstauchgang die Möglichkeit, dass durch den Druckaufbau im Thorax beim Valsalva venöse Blasen durch ein offenes Foramen ovale im Herzen in den arteriellen Kreis gedrückt werden. Immerhin sind ca. 25% der Leute davon betroffen. Die Folge können DCS-Schäden sein.
02.08.2013 16:16
Die Frage ist dennoch: Muss es unbedingt Frenzel sein?
02.08.2013 16:41
Es geht mir rein um das Apnoetauchen. Alle bisher gelesenen Artike hierüber empfehlen die Frenzelmethode.
02.08.2013 17:37Geändert von kwolf1406,
03.10.2016 18:58

Nunja, wenn was anderes schnell und gut funktioniert, ohne Druck im Thorax, ist doch auch gut. Bei manchen reicht sogarnur schlucken mit Zungengrund an den weichen Gaumen drücken.

grogCMAS**
03.10.2016 17:56

Dieser thread ist zwar schon alt, aber weil er gerade in einem anderen referenziert wurde, wollte ich mal folgendes nachtragen:

Ich fand die im Netz zu lesenden Anleitungen zum Erlernen der Frenzel-Methode nicht gerade gut nachvollziehbar, benutze die Methode jetzt aber seit Jahren sehr gern, und möchte hier mal eine alternative Anleitung zur Einübung formulieren:

Auf dem trockenen, ganz einfach im Sitzen, bei geschlossenem Mund möglichst komplett durch die Nase ausatmen - also so weit, dass man wirklich kein bisschen Luft mehr ausatmen könnte. Den Mund weiter geschlossen halten, und mit einer Hand die Nase zuhalten. Jetzt versuchen, im Mund einen "Hohlraum" zu bilden - also bei weiter geschlossenem Mund den Unterkiefer etwas runterklappen. Das geht erstaunlich einfach, für so eine Mundfüllung ist nämlich auch noch nach "maximalem Ausatmen" noch genug Restluft in der Lunge. Jetzt bei weiter geschlossenem Mund und weiter zugehaltener Nase versuchen, die Luft aus dem Mund in die Nase zu drücken - also Unterkiefer wieder nach oben klappen, Backen nicht aufblähen lassen, den "Rückweg zur Lunge" verschliessen (was wie andere hier schon schrieben keinen "Laut" erfordert, sondern den ersten Teil jener Bewegung, die man zum Schlucken machen würde).

Ich fand diese Methode deshalb so hilfreich zum Erlernen der Frenzel-Methode, weil man durch das einleitende forcierte Ausatmen nicht "versehentlich doch Valsalva" machen kann, und weil das "Luft in den Mundraum holen nach dem Ausatmen" für sich genommen schon einen Verschluss der Luftröhre nahelegt (damit die Luft nicht direkt wieder zurück in die Lunge strömt), und damit beste Voraussetzungen bestehen, um den sonst als schwierig empfundenen Bewegungsablauf zum Druckaufbau in die Nase einzuleiten.

Wenn man es dann ein paarmal so geübt hat, und Druck in die Nase aufbauen konnte, kann man die zwei Schritte davor weglassen: Zuerst nach dem Ausatmen und Verschliessen der Nase nicht mehr bewusst einen Hohlraum im Mund bilden, denn das ist an sich gar nicht nötig. Und wenn es ohne das klappt, kann man auch das "Ausatmen davor" weglassen, da die Frenzel-Methode ja ganz unabhängig davon funktioniert, wie viel Luft in der Lunge ist.

grogCMAS**
03.10.2016 18:02

Und noch ein Kommentar zu "Warum Frenzel statt Valsalva?": Als nicht-apnoe-sondern-Gerätetaucher finde ich die Frenzel-Methode vor allem bei schnellem Abtauchen extrem nützlich. Ich tauche gerne "bleifrei" oder mit sehr wenig Blei, und da muss man natürlich sehr deutlich ausatmen, um schnell abzutauchen. Dennoch möchte man natürlich mehrfach Druckausgleich während des Abtauchens machen können, und das geht mit der Frenzel-Methode halt anders als "Valsalva" auch im ausgeatmeten Zustand.

Bert667CMAS***
07.10.2016 15:50Geändert von Bert667,
07.10.2016 15:57

Hm habe es grade mal probiert. Also ich kann die Valsalva Methode auch im komplett ausgeatmeten Zustand noch einwandfrei anwenden.

Wobei ich nach den obigen Beschreibungen gerade fast glaube dass ich intuitiv von Anfang an die "Frenzel Methode" mache, nur mir dabei eben die Nase zuhalte. Ich baue dabei keinen Druck auf dem Brustkorb auf udn benötige auch das Zwerchfell dazu nicht. Das passiert eig ausschliesslich im Kopf. Also eigentlich mache ich es genau so, wie es Grog beschreibt.

Also ich glaube ich habe mir unbewusst von Anfang an die Frenzel Methode angewöhnt. Müsste mal probieren ob das auch ohne Nase Zuhalten geht oder habe ich das falsch verstanden, und das Nase zuhalten ist bei Frenzel auch notwendig?

ramklovApnoeTL, TL**
07.10.2016 16:40

Die Nase zuhalten muss man sowohl bei Frenzel als auch bei Valsalva.

Der Unterschied ist, platt ausgedrückt, wo die Luft herkommt und der Druck aufgebaut wird. Bei Valsalva kommt die Luft aus der Lunge, indem Du die Rippenmuskeln oder das Zwerchfell wie beim gewöhnlichen Ausatmen anspannst. Bei Frenzel wird ausschließlich die oberhalb des Kehlkopfes befindliche Luft verwendet und der Druck durch "Zungenkolben" "K-Laut" und wie das in der Literatur sonst noch beschrieben ist, aufgebaut.

gruß ramklov

Bert667CMAS***
07.10.2016 17:04Geändert von Bert667,
07.10.2016 17:04

Ok dann mach ich schon immer Frenzel ohne es zu wissen. big

grogCMAS**
09.10.2016 00:28

@Bert667: Muss wohl so sein, denn "Valsalva" kann definitiv nicht nach maximalem Ausatmen funktionieren - könnte man dann noch Druck aus der Lunge / über das Zwerchfell aufbauen, dann hätte man ja auch vorher weiter ausatmen können.

Antwort