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Frage zu Taucherohrentropfen

Hi,

kann mir hier vielleicht jemand auf die Sprünge helfen, warum in den Rezepten von Taucherohrentropfen immer Isopropanol verwendet wird und nicht Ethanol? Rein von der desinfizierenden Wirkung her müsste das doch ziemlich egal sein (dann könnte man ja auch Methanol verwenden, ist halt dann vielleicht nicht so gut wenns jemand trinkt... )
Vielen Dank schonmal!

J.
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25.07.2009 17:36
Billiger!? Weil ansonsten dürfte es ziemlich Wurst sein.
25.07.2009 21:16
Isoprop ist ein sekundärer Alkohol, EtOH ein primärer - daher dürfte Isoprop eine bessere desinfizierede Wirkung haben...
andrej v.Rescue, etc.
25.07.2009 22:51
Die Tauchertropfen aus der Apotheke sind ok, die verwende ich schon lange und da bin ich nicht alleine mit. Falles man aber mal nichts besseres zur Hand hat und die nächste Apotheke fern, dann gibt`s auch noch ein altes Rezept aus der Haus- besser gesagt Küchenapotheke, welches genauso gut wirkt und auch ebenso verträglich ist für meine Horcher: 1 Teil gewöhnliches Speise-Essig und vier Teile sauberes Wasser in ein Schnapsglas. Ins Ohr tröpfeln und kurz einwirken lassen und das zwei mal hintereinander. Wirkt super. - Bevor jedoch jemand die Anteile verwechselt und sich die Trommelfelle wegbrennt, empfehle ich stattdessen doch besser dem Arzt oder Apotheker ein Fläschchen abzukaufen.
26.07.2009 01:19
@nebrius: Kannst du das etwas genauer erläutern!? Alkohole bewirken ja das Ausfällen von Proteinen in der Bakterienzelle. Aber warum ist da Isopropanol besser nur weil es ein sekundärer Alkohol ist?
26.07.2009 08:34
Hier sind zwei sehr interessante und informative Artikel von DAN America zu dem Thema:

http://www.diversalertnetwork.org/medical/articles/article.asp?articleid=48

http://www.diversalertnetwork.org/medical/articles/article.asp?articleid=49

Leider nur auf Englisch, deshalb eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:

Präventive Ohrentropfen gegen Otitis Externa sollten für mindestens fünf Minuten in jedem Ohr verbleiben, um wirklich effektiv zu sein.

Der wichtigste Bestandteil zur Desinfektion ist nicht Alkohol, sondern Säure (Essig). Ein pH-Wert von 3, was einem Säuregehalt von 2% entspricht bringt den pH-Wert im Ohr auf 4 - 5, was bakterizid auf die im Ohr befindlichen Bakterien wirkt. Alkohol soll dafür sorgen, dass verbleibendes Wasser aus dem Ohr gezogen wird. Allerdings hat Alkohol die unangenehme Nebenwirkung die Haut des Gehörgang bei regelmäßiger Anwendung auszutrocknen und spröde werden zu lassen, was das Ohr wiederum reizen und damit um so anfälliger für Infektionen machen kann. Die von der US Navy seit den Siebzigern erfolgreich verwendeten Tropfen haben einen Säuregehalt von 2% und enthalten keinen Alkohol, sondern stattdessen Aluminiumdiacetat.

Für selbst bzw. vom Apotheker gedrehte Ohrentropfen wird eine 50:50 Mischung von Haushaltsessig und Alkohol empfohlen, um auf einen Säuregehalt von mindestens 2% zu kommen. Falls dies das Ohr durch den Alkohol zu sehr austrocknet, den Alkoholgehalt einfach herunterfahren. Feuchtigkeitspendende bzw. fettende Mittel als Bestandteil der Ohrentropfen haben wohl soweit noch keine positiven Effekte gezeigt, 10% Propylenglycol haben sogar in einer Studie in 1961 zum Ablösen von Zellen im Gehörgang geführt.







26.07.2009 09:58
@tiefunten
ist nur eine Vermutung - Chemie liegt schon zu lange zurück. Folgendes könnte event. eine Rolle spielen: I-Effekt auf die Hydroxylgruppe, Flüchtigkeit (Verdampfung) - weiß es aber nicht genau...
vielleicht haben wir ja einen Chemiker hier im Forum
26.07.2009 13:12
@nebrius: Da ich Chemie fürs Lehramt studiere, resultierte eigentlich meine Frage. Konnte nämlich weder im Internet noch in meinen Organische Chemie-Büchern eine befriedigende Antwort bekommen. Methanol wird nicht verwendet, weil es durch die Haut aufgenommen wird, aber Ethanol und Isopropanol und wie sie genau wirken - darüber wird nix gesagt. In Mikrobio werden in den Kursen die Versuche zur Desinfektion auf jeden Fall mit unterschiedlichen Konzentrationen von EtOH gemacht, weshalb das wohl auch gehen müsste... Typisch - Anwendungsbezug und interessante Sachverhalte sind im Studium einfach Mangelware...

Aber vielleicht wird der Alkohol ja wirklich nur wegen dem austrocknenden Effekt verwendet, aber auch dann müsste es ziemlich egal sein, welchen Alkohol man da verwendet... Fragen über Fragen!
26.07.2009 15:17
Von den drei Rezepten aus dem Link, den Neptun vor kurzen hier mal angebracht hat http://www.tsc-bietigheim.de/download/sa_medizin/ohrentropfen_fuer_taucher.pdf sind zwei mit Isopropanol und eines, wenn ich mich nicht komplett täusche, mit Ethanol. Das würde aber schon mal gegen die Beobachtung sprechen, dass in allen Rezepte ausschließlich Isopropanol zur Verwendung kommt. Allerdings kommt genau bei diesem Rezept auch kein Essig, bzw. Säure zum Einsatz, was die Schlussfolgerung zulässt, dass der Alkohol bei diesem Rezept wirklich hauptsächlich desinfizieren, soll wobei bei den anderen Rezepten dieser wohl vor allen dafür sorgen soll, dass das Ohr trocken ist.

Ich denke übrigens nach wie vor, dass der Kostenfaktor, wenn auch relativ gering, der Hauptgrund für die Verwendung von Isopropanol in vielen Rezepten ist.
26.07.2009 21:07
@tiefunten
ob es ein Kostenfaktor ist, sollte sich leicht klären lassen, einfach mal im Netz nach entsprechenden Anbietern googeln
Der von mir vorgebrachte I-Effekt spielt (so glaube ich) doch keine Rolle, weil: Der desinfizierende Aspekt von EtOH und Isoprop auf denaturierender Wirkung beruhen dürfte und somit keine chemische Rxn im eigentlichen Sinne auftritt...
Bleibt noch die Flüchtigkeit, die kannst Du als Studie aber sicherlich schneller nachschlagen als ich.
Im Labor hatten wir allerdings immer 70%EtOH (v/v) zum Desinfizieren rumstehen
Aber vielleicht kann Dir ein Prof für Pharmazie weiterhelfen - die Apotheker sollten es ja eigentlich wissen...
Wenn Du was rausfindest, würde ich mich freuen, wenn Du es hier postest...

ps: für die sog. "Ehm`schen Tropfen" gibt`s hunderttausend Rezepturen - nur nicht zu tief in die Materie eindringen - what works, works ist wie bei Kuchenrezepten: ein Ei mehr oder weniger is egal...

viel Erflog für`s Studium (welches Semester, welche Uni?)
26.07.2009 21:11
@Scuba Dude
Dein posting von 8:34 Uhr
Was bitte ist ein Säuregehalt von 2% ....
Steht so auch im "Ehm" - und damit kann man aber auch rein gar nichts anfangen....
27.07.2009 04:50
@nebrius: Ich denke mal das soll einfach bedeuten, dass die Tropfen am Ende 2% Essigsäure enthalten sollen, die dann die Tropfen auf einen pH-Wert von 3 bringen sollen. Haushaltsessig ist nach dem Artikel von Dr. Thalmann, auf 4 - 6% verdünnte Essigsäure. Daher die Empfehlung für "Homebrew" Haushaltsessig 1:1 mit Alkohol zu verdünnen, womit man dann auf 2 - 3 % Konzentration an Essigsäure kommen sollte.
DorisMittelschule (damals)
27.07.2009 06:08
Ich kann mir einen ganz einfachen Grund vorstellen, auf Isopropanol zu setzen. Dieser nennt sich Branntweinsteuer und liegt aktuell bei 13,03€/Liter reinem Alkohol bei 20°C (so steht es beim Zoll geschrieben). Auch in Ohrentropfen würde diese Steuer anfallen, deshalb ist Isopropanol schlicht deutlich günstiger.
28.07.2009 10:03
Moin,
@Doris: Gut, das mag ein Grund sein wenn man Weichei ist und sich seine Ehmschen Tropfen in der Apotheke zusammenpanschen lässt. Richtigen Männern (TM) macht das bischen MEK in techn. Alkohol nichts aus, und das Bitrex ersetzt im Longdrink das Chinin . Aber im Ernst: Isopropanol hat gegenüber EthOH in der medizinischen Anwendung einige Vorteile: Höherer Siedepunkt, geringerer Dampfdruck, höhere Viskosität und Oberflächenspannung ( lipophiler als EthOH ist Isoprop., glaube ich, auch noch). Kurz, Isopropanol bleibt länger dort, wo man es haben will- auf einem begrenzten Hautareal nämlich. Die Hautreizung ist auch geringer- 96vol-% EthOH brennt schon auf geringen Hautverletzungen teuflisch, bei Isoprop fällt es wesentlich leichter, ein tapferes Lächeln zu behalten . Nicht umsonst wird Isoprop. in der Kosmetikindustrie für Rasier- und Haarwässer eingesetzt- wofür ich übrigens äusserst dankbar bin.
Sich damit als rasiermäßiges Weichei enttarnt habend,
Hartmut
28.07.2009 11:01
@klarwassertaucher:
Das ist natürlich mal eine schlagkräftige Argumentation! Hatte eine bekannte Apothekerin per mail kontaktiert, leider aber noch keine Antwort erhalten...

@Doris: Ich glaube nicht, dass der Kostenfaktor ein Argument ist bei der geringen Menge, die man für die Ohrentropfen braucht.
31.07.2009 08:06
Nur noch ein paar weitere Infos:

Laut einer Apothekerin spricht aus pharmazeutischer Sicht nix gegen die Verwendung von EtOH. Sie meint lediglich, dass die Verwendung von Isopropanol unkomplizierter in Bezug auf die Steuer ist... womit wir doch wieder beim Kostenfaktor wären.
hketTL CMAS
31.07.2009 10:32
Da die Ohren Ähnlichkeit mit einem Salatblatt haben,
bin ich für Essig + Öl Dressing:

Morgens vor den Tauchen mit ein Tropfen Öl das Ohr wasserabweisend einstellen. - Pipette
Nach dem TG das Ohr mit Trinkwasser spülen.
20ml Spritze mit kurzem Schlauch
Wenns doch mal kribbelt etwas Essig (meinetwegen auch verdünnt) rein
Abends wieder 1 Tropfen Öl zur Beruhigung

Oder einfacher:
vorher Wattestäbchen in Nivea tunken
nach dem tauchen mit Wattestäbchen das Ohr trocknen.

Helmut
31.07.2009 10:56
@tiefunten: Na, das war jetzt aber eine schwere Geburt...

Selber benutze ich übrigens nur sauberes Wasser, um meine Ohren auszuspülen und hatte noch nie eine Otitis Externa. Ich schließe allerdings nicht direkt von mir auf andere, sondern nehme an, dass meine Ohren keine Probleme haben schnell zu trocknen und auch sonst wohl nicht sehr anfällig für Außenohrentzündung sind. Wenn ich mal eine Ohrenentzündung bekomme, dann ist es normalerweise eine Mittelohrenentzündung, durch ein vorheriges Barotrauma. Dagegen hilft nur eines: sich nicht die Ohren beim Tauchen zu verreißen.
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