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Fischphobie - noch eine Psychologenfrage

Hallo an Kundige,

es mag vielleicht kurios klingen, aber bekanntlich gibts nicht, was es nicht gibt.

Sachverhalt: Eine junge Frau nimmt im Mai an einer von mir geleiteten Meeresbio-Studienreise ans Rote Meer teil, stimmte mit größten Bedenken erstmal der Teilnahme zu, denn:
Sie hat nach eigener Aussage eine Fischphobie, die so weit geht, dass sie auf dem Wochenmarkt nicht mal bei Fischhändler in die Auslage gucken kann, ohne Pulsbeschleunigung und Gänsehaut zu empfinden.

Krankenkasse zahlt keine Therapie, da sie ansonsten mittlerweile psychisch recht stabil ist. Selbst bezahlte Therapie kann sie sich nicht leisten (Studentin). Vorgeschichte: Moslemisches Elternhaus, Zwangsverheiratung mit 18 Jahren, nach einem Jahr und körperlichen Gewalttätigkeiten des Mannes ins Frauenhaus geflüchtet, ist heute 25 Jahre alt.

Sie hofft selbst darauf, im Seminarrahmen quasi durch Schocktherapie (weil eben überall Fische sind und sie dort den Ernst des Themas in den Vordergrund stellen möchte) so nebenbei davon geheilt zu werden und evtl. sogar tauchen zu lernen.

Mein Plan ist es, sie erstmal aufs Riffdach zu stellen und dort eine Weile gucken zu lassen, was da schwimmt, sie notfalls 20 mal die 5 m zum Ufer zurückrennen zu lassen, und dann irgendwann, wenn sie das mitmacht, die Anforderungen minimal zu steigern in Richtung hüfttiefes Wasser, Maske/Schnorchel und Riffblock neben ihr.

Hat jemand Fachkundiges da noch ein paar Ratschläge?

Bitte aus diesem Thema keinen Alber-Thread machen - und nein, sie ist nicht die Tochter von Verleihnix und als Kind mit zu alten Fischen gehauen worden! Solche Witzeleien haben wir schon im Kollegenkreis durch.

Jo
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14.03.2005 08:30
Eine andere Überlegung kommt mir da in den Sinn: hat sie sich klargemacht, dass Ägypten ein moslemisches Land ist? Auch wenn sich die Hotels und Touristenorte sehr westlich geben, so ist doch das Land ganz klar arabisch/moslemisch geprägt. Ich bin kein Psychologe, kann mir aber vorstellen, dass tiefsitzende Phobien (die Fische sind wohl "nur" eine Projektion von tiefliegenden Dingen) unter Umständen dadurch beeinflusst (man beachte die bewusst vorsichtige Formulierung) werden können.

Ich denke, sie sollte sich darüber Gedanken machen - beantworten kann sie das nur selbst (Ich kann ja auch komplett falschliegen).

Angst vor Fischen habe ich in sehr milder Form von Nichttauchern gehört - typische Aussagen liegen so in der Art "ich gehe nicht ins Meer, ich weiss ja nicht, was da schwimmt" bis "nur am Rand und bloss nicht nach unten gucken" oder "Tauchen wäre nix für mich, da kann mich ja ein Fisch beissen" ("Fisch", nicht "Hai"). Normalerweise erkläre ich den Leuten dann (sehr vereinfachend, ich weiss), dass das typische Verhalten von Meerestieren in der Gegend von "was grösser ist als ich, kann mich fressen, also Abstand halten" - kuriert hat das noch keinen, gibt ihnen aber zu denken...

Riffdach ist vielleicht nicht so glücklich (ernsthaft): wenn sie die Flucht antreten muss (nach ihrer eigenen Empfindung) sollte es auch gut funktionieren und wir alle wissen, wie schnell man auf dem Riffdach stolpert.

Nachdem es sich um eine Biologie-Reise handelt, wirst Du Dir sicher Gedanken gemacht haben, wo und ob man sich auf das Riffdach überhaupt draufstellen kann.

Postest Du Erfahrungen nach der Reise?
14.03.2005 09:14
Hallo tomzwo,

danke!

1. Sie ist sehr westlich orientiert.

2. Sie hat eindeutig ein Problem mit dem Objekt "Fisch".

3. Das vorgesehene Riffdach ist bis auf ein paar Algen korallentot und potteneben. Vorgesehener Standplatz liegt auf der Strecke des Hausriffeinstieges.

Jo
14.03.2005 09:43
Hallo Jo,

mir ist noch was eingefallen:

1. erinnere ich mich im Ehm einen längeren Beitrag zum Thema "Tauchen und Psychologie" gelesen zu haben, der sich auch mit Ängsten auseinandersetzt

2. habe ich mal ein Buch gesehen, das "Tauchen ohne Angst" hiess - allerdings nur von aussen und ich weiss auch nicht mehr, wie der Autor hiess.

Diese beiden Quellen beziehen sich zwar auf das Tauchen, sind aber evtl. mal einen Blick wert (der Ehm dürfte sich ja in jedem gutsortierten Taucherhaushalt finden...)
14.03.2005 12:43
Hallo Fördetaucher,

ich glaube nicht, daß sie am Riffdach stehend ihre Angst vor Fischen verliert. Hat sie schon mal versucht Fische in Aquarien bzw. Zoos zu beobachten ? Hat oftmals eine nettere Atmosphäre als auf einen Riffdach.

Wahrscheinlich ihr kann ein Psychologe die Angst vor den Fischen nehmen.

lg,

Martin
14.03.2005 12:57
Moin Martin,

die Idee ist gut, aber sie sollte mal mit zu einer Exkursion "Technik im Auqarium Kiel", kam nicht aus Angst.

Psychologe: Siehe oben, hat kein Geld dafür udn Fische nicht gucken können ist kein AOK-Pflichtkriterium im Leistungskatalog.

Jo
14.03.2005 21:27
Bizarrer Fall
Bezieht sich das nur auf Fische oder auch auf anderes Wssergetier?

Isst sie denn eigentlich Fisch?

Vielleicht ein Ansatz:
Schönen Unterwasser Bildband ausleihen
(z.B. über Stadtbücherei)
Vielleicht so Zugang zur ihr über Ästhetik und schöne Farben möglich?

Juergen
14.03.2005 21:45
Sers Fördetaucher,

ich hab mir das so ne Ralley ausgedacht die sie heilen könnte, die Ralley fängt ganz lansam an.

Die Rally ist an einem Tag durchzuführen.
Hier sind die Stationen die durchlebt werden sollten.

1. Fish Mc bei Mc Donald essen
2. Einen Tauchfilm angucken mit vielen Fischen dann weiss sie was sie erwarten wird.
3. In ein Zoofachgeschäft gehen und dort die Nasenspitze an ein Aquariam drücken und die Fische mit der Hand füttern.
4. Am Fischmarkt einen Fisch kaufen und anfassen (streicheln, dran richten und mit allen Sinnen war nehmen)
5. 40 Goldfische kaufen in ein großes Becken mit wasser setzen und den Kopf mit angezogener Tauchermaske stecken und Fischschwarm angucken.

Die Rally so lange wiederholen bis alle Angst verschwunden ist.
15.03.2005 09:05
der Beitrag von IchBinNemoUndHabNeMenschenfobie ist zwar ein bisschen seeeeeehr witzig; die Idee ist aber nicht schlecht, hier bereits mit einigen Schritten anzufangen - ob das aber an einem Tag zu schaffen ist, wage ich zu bezweifeln.

(das mit dem Anfassen würde ich nochmal überdenken und was machst Du anschliessend mit 40 Goldfischen?)

@Fördetaucher: "Förde" klingt ein bisschen nach Norddeutschland...? Bei uns hier (Augsburg) gibt es ein Freizeitbad, das ein Aquarium hat mit kleinen Haien (die Tatsache, dass da überhaupt kleine Haie drin sind, diskutieren wir hier bitte jetzt nicht) und einigen weiteren Fischen hat. Der Clou: das Aquarium grenzt ans Schwimmbecken, so dass man unter Wasser (mit Maske) ins Aquarium gucken kann wie wenn man direkt drin taucht.

Vielleicht gibt es ja bei Euch in der Gegend was ähnliches?
15.03.2005 09:27
Moin tomzwo,

richtig vermutet, ich bin aus Kiel, und die Förde sehe ich, wenn ich vom Balkon um die Ecke gucke.

Das Kieler Aquarium hat einige Katzenhaie, die kann man in einem großen Becken gut halten, sind ja Grundhaie.

Auf der Insel Fehmarn gibts ein riesiges Aquarium, da sind "richtige" Haie drin und haben auch Platz zum Schwimmen.

Meine Kandidatin trainiert schon fleißig mit der Fischgeschäft-Auslage.

Gruß

Jo
15.03.2005 12:44
Es ist ja erstmal fast lustig als "Fischkopf" eine Fischphobie zu haben...

Meinst du wirklich, du könntest die Arbeit eines Psychotherapeuten ohne weiteres übernehmen? So schlimm es ist, daß sie kein Geld hat für die Behandlung, aber meinst du nicht, daß sie die Kohle für deine Reise nicht doch bei nem ausgebilden Therapeuten besser anlegt? Und was ist mit den anderen Teilnehmnern deiner Reise? Haben die denn überhaupt noch die Gelegenheit Meeresbiologie zu studieren, wenn du dich die ganze Zeit um die Phobikerin kümmern mußt? Du schreibst, sie hätte nur mit großen Bedenken deiner Reise zugestimmt. Warum hast du zugestimmt?
Was, wenn sie sich total unwohl fühlt in Ägypten?

Ich würde sagen, fahr ohne sie und mach mit ihr ne nette Wattwanderung bzw. Besuch mit ihr die Aquarien in der Gegend. Da hat sie sicher mehr davon und deine Reise wird nicht beeinträchtigt.
15.03.2005 13:44
Hallo Paula,

es soll ja auch Leute in Alpenländern mit Höhenangst geben

Na ja, ich schau mal, wie sie sich anstellt. Und keine Bange, sie macht das erstmal im Flachestbereich ganz allein mit sich aus, die Restgruppe leidet nicht unter meinem Aufmerksamkeitsmangel. Wenns nicht klappt, dann kriegt sie nen Laptop hingestellt und bereitet die Präsentationen vor, schreibt den Fahrtbericht, sonnt sich, holt Dekobier ran ...

Kohle für die Reise: Die ca. 650 Euro zum Psychologen getragen sind schnell weg bei Einzeltherapie

Jo
16.03.2005 08:33
Also ich bin für eine Schocktherapie bei der auch ganz bestimmt nichts schief gehen kann.

Zutaten:

4000 tote Forellen
30 Arbeiter

soo wenn sie eingeschlafen ist die Forellen im ganzen Zimmer aufhängen und flächig über ihrem Bett verteilen ach am besten in der ganzen Wohnung.

Wenn sie aufwacht hat sie das schlimmste überstanden. Nach diesem Erlebnis ist das tauchen mit fischen im rotem meer lächerlich was die fischphobie angeht.

Keine Nebenwirkungen: Sie kann davon keine Schlafstörungen bekommen höchstens beim aufwachen aber da es Aufwachstörungen nicht gibt ist diese Therapie ohne Nebenwirkungen.
31.03.2005 10:53
schwierig das thema nicht zu veralbern, aber es muss doch nicht jeder mit krampf ins wasser, oder?
und meeresbiologie und fischphobie sind für mich ausschließende kriterien.
Antwort